24.07.12009, 14:46
Jetzt ist fast ein Jahr seit diesen Beiträgen vergangen. Gestern kam die Meldung, daß Daniel Barenboim im August in Bayreuth sein Orchester dirigieren wird und daß er außerdem den mit 10.000 Euro dotierten Wilhelmine-Preis bekommen hat.
Die Presse-Meldung ist natürlich nicht korrekt, denn jeder Bayreuth-Freund weiß, daß Daniel Barenboim bereits viele Jahre in Bayreuth dirigierte – wofür er sehr viel Ärger in seinem Heimatland Israel in Kauf nehmen mußte. Bekannterweise ist Wagner in Israel wenig gemocht, und die Familie Barenboim hat in Israel mehr als nur eine Lanze für den Meister gebrochen. So wagte man auch in Israel diverse Wagner-Aufführungen, oftmals unter erheblicher (Lebens-)gefahr für den Dirigenten und das Orchester.
Wenn also jemand den Wilhelmine-Preis von Bayreuth verdient hat, dann sicherlich an erster Stelle Daniel Barenboim + Beifall für diesen mutigen Mann!
Zitat:Die israelischen und arabischen Musiker des West-Eastern Divan Orchestra werden unter ihrem Dirigenten Daniel Barenboim während der Richard-Wagner-Festspiele erstmals in Bayreuth auftreten. Das Konzert sei für den 19. August geplant, teilte die "Gesellschaft der Freunde von Bayreuth" mit. Die Anregung dazu habe Festspielleiterin Eva Wagner-Pasquier gegeben. Der Auftritt der Musiker sei eines der ersten wichtigen Projekte, seit die Gesellschaft zu dem Mäzenen des Orchesters gehöre. Der israelisch-argentinische Dirigent Barenboim hatte das Sinfonieorchester 1999 mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said gegründet. Es soll ein Ort des Austausches von Israelis und Arabern sein und die Vision vom friedlichen Zusammenleben der Völker im Nahen Osten verkörpern.
Die Presse-Meldung ist natürlich nicht korrekt, denn jeder Bayreuth-Freund weiß, daß Daniel Barenboim bereits viele Jahre in Bayreuth dirigierte – wofür er sehr viel Ärger in seinem Heimatland Israel in Kauf nehmen mußte. Bekannterweise ist Wagner in Israel wenig gemocht, und die Familie Barenboim hat in Israel mehr als nur eine Lanze für den Meister gebrochen. So wagte man auch in Israel diverse Wagner-Aufführungen, oftmals unter erheblicher (Lebens-)gefahr für den Dirigenten und das Orchester.
Wenn also jemand den Wilhelmine-Preis von Bayreuth verdient hat, dann sicherlich an erster Stelle Daniel Barenboim + Beifall für diesen mutigen Mann!
Zitat: Daniel Barenboim dirigiert Wagner in Israel
Ein Konzert, das am 7. Juli 2001 in Jerusalem stattfand, sorgte in Israel für Tumulte und auf der ganzen Welt für Schlagzeilen. Es handelte sich um den Gastauftritt der Staatskapelle Berlin unter Leitung von Daniel Barenboim.
Barenboim, der seine Jugendjahre in Israel verbracht hat, dirigierte Richard Wagners Ouvertüre zu Tristan und Isolde als Zugabe zum regulären Programm. Dies provozierte wütende Reaktionen und Beschimpfungen aus einem Teil des Publikums sowie harsche Kritik aus dem gesamten politischen Spektrum Israels in den darauffolgenden Tagen.
Seit der Gründung des Staates Israel herrschte die stillschweigende Übereinkunft, dass in der Öffentlichkeit keine Wagnermusik gespielt wird. Der Musikrevolutionär aus dem 19. Jahrhundert war auch ein notorischer Antisemit. Da er Hitlers Lieblingskomponist war, wurden sein Ruf und Name von den Nazis fünfzig Jahre nach seinem Tod für ihre Zwecke benutzt.
Wagnermusik ist in den Ohren vieler Holocaust-Überlebender bis heute unweigerlich mit dem Naziregime verbunden, weil dieses bei zeremoniellen Anlässen ständig Wagner spielen ließ. Gleichzeitig dient das Wagnertabu in Israel nationalistischen Zielen. Das zionistische Establishment nutzte das für seine eigenen politischen Zwecke aus.
Barenboim, der 58-jährige weltbekannte Pianist und Dirigent, ist heute sowohl Leiter des Chicago Symphony Orchestra als auch der Staatsoper Berlin. Zuvor hatte er das Orchestre de Paris und die Pariser Oper geleitet. Als langjähriger Gegner des Wagnerverbots hat er in der Vergangenheit mit musikalischen und politischen Kapazitäten über diese Frage gestritten. Erst vor kurzem gab das Israel-Festival in Jerusalem Pläne bekannt, im diesjährigen Veranstaltungsprogramm eine Aufführung des ersten Akts der Wagneroper "Die Walküre" unter der Leitung von Barenboim aufzunehmen. Als Proteste dagegen laut wurden, willigte Barenboim zögernd ein, das Programm zu ändern und anstelle von Wagner Schumanns Vierte Symphonie und Strawinskis "Sacre du printemps" zu spielen.
Doch als Barenboim am 7. Juli für eine zweite Zugabe auf die Bühne trat, fragte er das Publikum, ob es gerne Wagner hören würde. "Trotz allem, was die Leitung des Israel-Festivals glaubt, gibt es Leute im Publikum, für die Wagner nicht unmittelbar Assoziationen zu den Nazis hervorruft," sagte Barenboim. "Ich respektiere all diejenigen, für welche diese Assoziationen bedrückend sind. Es ist wohl demokratisch, wenn ich Wagner als Zugabe für diejenigen spiele, die es gerne hören würden. Ich wende mich also an Sie mit der Frage, ob ich Wagner spielen kann."
Es folgte eine dreißigminütige Debatte, in der einige Zuhörer Barenboim anschrieen und einen "Faschisten" nannten. Dutzende verließen den Saal und schlugen die Türen hinter sich zu, aber die große Mehrheit blieb sitzen und bedachte die Darbietung mit einer begeisterten Ovation. Barenboim übernahm die volle Verantwortung für diese Aktion und erklärte: "Wenn Sie wütend sind, seien Sie es über mich, aber bitte schimpfen Sie nicht über das Orchester oder die Festival-Direktion."
Barenboim wurde sofort von Israels Ministerpräsident Ariel Sharon, dem Bürgermeister von Jerusalem Ehud Olmert, dem Präsidenten Moshe Katsav und anderen angegriffen. Olbert, ein führendes Mitglied der rechten Likud-Partei, nannte Baremboims Vorgehen "schamlos, arrogant, unsensibel und kulturlos" und drohte damit, ihn von allen zukünftigen kulturellen Ereignissen in der Stadt auszuschließen.
Mit Hinweis auf diesen Ursprung des Wagner-"Verbots" schlug Barenboim vor, Wagner auf Nicht-Abonnementskonzerten der Israelischen Philharmonie zu spielen, so dass jeder, der seine Musik hören will, eine Karte für ein bestimmtes Konzert kaufen könne. "Die Tatsache, dass das nicht zugelassen wurde, drückt eine Art politischen Missbrauch und alle möglichen Vorstellungen aus, die nichts mit Wagners Musik zu tun haben," erklärt Barenboim.
Was man will – nicht was man wünscht – empfängt man.
Cosima Wagner
Cosima Wagner