Die Geschichte des Glaukos
#1
Beim Forschen in den alten griechischen Geschichten fällt mir die Geschichte des Glaukos auf.
Er ist der Sohn des Königs von Minos, Kreta.

Zitat:Glaukos fiel beim Ballspiel, oder als er eine Maus im Vorratskeller fangen wollte, in ein großes Gefäß voll Honig und erstickte darin. Als sein Vater Minos ihn vermisste, ließ er nach ihm suchen, doch niemand fand ihn. Deshalb befragte er das Orakel und erhielt – entweder von Apollon oder von den Kureten – zur Antwort, ein Wunderwesen sei in den Herden des Minos geboren.  Ein Kalb sei zur Welt gekommen, das seine Farbe im Tagesverlauf von weiß über rot nach schwarz änderte. Wer derjenige, dieses am besten mit etwas vergleichen könne,der finde auch das Kind und könnes es ihm lebendig wiedergeben.
Der Seher Polyidos, der nach Kreta kam – verglich die Kuh mit den Früchten des Brombeerstrauches oder denen des Maulbeerbaumes. Deshalb erhielt er den Auftrag, Glaukos zu suchen. Er beobachtete eine Eule, die am Eingang eines Weinkellers die Bienen vertrieb; er ging hinein, fand so das Kind und brachte es zu Minos. Der König jedoch forderte nun, dass er den Leichnam wiederbelebe, und sperrte den Seher zusammen mit dem toten Sohn in eine Grabkammer.
Polyidos wusste keinen Rat. Da beobachtete er eine Schlange, die sich dem Leichnam näherte, und erschlug das Tier mit seinem Stab. Nun kam eine zweite Schlange, sah das tote Tier und verschwand sofort wieder. Als sie zurückkehrte, hatte sie ein Kraut im Maul; sie legte es auf die tote Schlange, und diese erwachte zum Leben. Nun legte der Seher dasselbe Kraut auf den Leichnam des Glaukos, der so auch wieder zum Leben erweckt wurde. Nach einer anderen Überlieferung handelte es sich bei den Tieren nicht um zwei Schlangen, sondern um zwei Drachen.
Minos wollte den Seher jedoch erst dann in seine Heimat Argos zurückkehren lassen, wenn er Glaukos seine Kunst gelehrt hatte. Polyidos gehorchte, bat aber beim Abschied den Knaben, ihm in den Mund zu spucken. Dieser tat es und gab so, ohne es zu ahnen, seine Weisheit wieder an den Seher zurück.

   
Glaukos und Polyeides in der Grabkammer


Auch die Gebrüder Grimm erzählen ein ähnliches Märchen:

Die drei Schlangenblätter

Zitat:Weil sein Vater ihn nicht mehr ernähren kann, geht ein Jüngling in Kriegsdienst und gewinnt durch seine Tapferkeit die Gunst des Königs. Er heiratet die schöne, aber seltsame Königstochter, die zur Bedingung macht, dass beim Tod des Einen der Andere sich lebend mitbegraben lässt. Als sie krank wird und stirbt, sitzt er neben ihr in der Grabkammer an einem Tisch mit vier Lichtern, vier Laib Brot und vier Flaschen Wein, die ihm zum Leben bleiben. Als sich der Leiche eine Schlange nähert, schlägt er sie in drei Stücke. Eine zweite Schlange kommt und heilt die erste mit drei Blättern. Er legt seiner Frau die Blätter auf Mund und Augen, sie erwacht und beide geben laut, dass der König sie befreit.
Ein Diener erhält die drei Schlangenblätter zur Verwahrung. Seit ihrer Erweckung scheint die Frau ihren Mann nicht mehr zu lieben. Bei einer Schifffahrt zu seinem Vater werfen sie und der Schiffer den Mann über Bord. Der treue Diener fährt ihm in einem kleinen Schiff nach und erweckt ihn mit den Blättern. Sie kommen vor den anderen beim König an, der sie versteckt, um zu hören wie seine Tochter ihn über den Verbleib ihres Mannes belügt. Zur Strafe muss sie mit dem Schiffer in einem durchlöcherten Schiff ins Meer treiben.

Wir finden als Symbol der Göttin die Schlangen/Drachen, die entweder in drei Teile geschlagen wird und sich auch im Symbol des Farbwechsels des Kalbes (weiß, rot und schwarz) wiederfindet. Auch die Kuh selbst ist ein Göttinnensymbol, welche ein Kalb gebiert, welches die Farben wechselt. Es erinnert mich an die Geschichte von Gullveig, aus der die drei Nornen hervorgehen.

   


Was sagen unsere Mytho-Experten dazu?
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#2
Wie so oft der Fall, so auch hier: Die Glaukos-Sage ist nicht korrekt wiedergegeben. Die Details stimmen vorne und hinten nicht, und im Laufe der Jahre und durch Übersetzungsfehler (alleine die deutsche und englische Fassung stimmen nicht mehr überein) ist der Sinngehalt entstellt. Ich habe aber eine alte Version dieser Sage (von 1805) und stelle sie hier zur Verfügung. Danach ist es möglich, über eine Interpretation zu sprechen, aber nicht mit der entstellten Wikipedia-Version. Die Sage ist recht umfangreich, daher stelle ich nur den wichtigsten Teil zur Verfügung. Polyidios heißt die Sage und ist übrigens eine Tragödie (wie ungewöhnlich für eine Griechische Sage Lächeln )

Minos (Zweite Strofe):

Entzücken und Schaam
theilt mir im Innern das Herz.

Ich sehe von neuem belebt
die liebliche Blüthe des Kindes,

aber mich schrecket der Ernst
auf des Sehers ehrwürdigem Angesicht.

Polyidos:

Ernst ist, wer in der Zeiten ewges Antlitz schaut,
das, wie der ruhnden Todten stilles Angesicht,
nicht frohes Lächeln und nicht herber Schmerz umschwebt.

Minos:

So zürnst du nicht, und gibst mir den geliebten Sohn?

Polyidos:


Nicht ich, die Götter geben dir den Sohn zurück.
Im tiefen Grabe saß ich stumm auf einem Stein;

da wälzt' ein schwarzer schuppger Drache rasselnd sich
hin nach dem frischen Leichnam des geliebten Kinds. –
Fóbos Apollon sandt' ihn, wie ich sicher weiß! –

Zu schützen vor dem giftgen Biß den theuren Leib,
faßt ich die harten Scherben eines Aschenkrugs,
und sicher treffend tödtet' ich den giftgen Wurm,
daß zuckend er, in wilden Schmerz sich ringelnd, starb.

Ein zweiter Drache kroch nun langsam auch hervor,
umkreiste zorngeschwollen den Erschlagenen,
oft mit gespaltner Zunge prüfend, ob er todt.

Bald wälzt er sich in weiten Ringeln zischend fort,
und von dem Moose, das die lichtberaubte Gruft
aus Steinen, feucht, von der Verwesung Duft erzeugt,
brach er, und trug es sorgsam zu dem Todten hin.

Und plötzlich, wie des Drachen Haupt das Moos berührt,
zuckt neues Leben ihm durch den erstarrten Leib;
er sträubt die Schuppen, schüttelt rasselnd sich und wälzt
sich fort zu seiner finstern Höhle giftger Kluft.

Föbos Apollons und der ewgen Götter Gunst
erkannt' ich dankend, und des Mooses trug ich schnell
die weißen Blätter auf des theuren Sohnes Haupt,
beschwörend aller unterirdschen Götter Macht.

Da stieg des alten Minos göttliche Gestalt
herauf in erderschütterndem Gewittersturm,
und Glaukos Leib erhob sich in dem Sarkofag,
den Geist zurückempfangend aus des Ahnherrn Hand.

Auf seines Herrscherrufes schallenden Befehl
sprang rasselnd aus den Riegeln das eherne Thor,
und frey durch deiner Hüter graunerfüllte Schaar
führe ich den Sohn durch des Palastes Thor zu dir.

Du aber fürchte weiter nicht die Weissagung;
sie ist erfüllt, ich war in deiner Marmorgruft,
und Königsehre gab mir deines Sohnes Tod.


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Im A & O das Geheimnis liegt - Omega siegt!
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#3
Das ist ein generelles Problem, welches Du hier ansprichst, Hernes Son. Es paßt vorne und hinten nicht, weil es aus Wikipedia stammt. Und es sind auch keine eigenen Erlebnisse, sondern abgeschriebenes Zeug. So kann man sich auch den Tag vertreiben: Wenn man im Internet auf Reisen geht, statt in der Realität. Viel schöner ist es doch, eigene Gedankengänge zu hören und selbst Erlebtes zu schildern.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#4
Ich hatte mich schon gefreut und dachte zuerst an den Glaukos aus dem Trojanischem Krieg ... doch die oben genannte Geschichte paßt dazu nicht ...
Demnach mußte ich erstmal recherchieren, um welchen Glaukos es sich handelt, wer er war, woher er stammt usw.
Denn der Name Glaukos erscheint sowohl historisch als auch mythologisch mehrfach in den Erzählungen Griechenlands und anderer Länder.

• So gibt es den hier in der Geschichte erwähnten Glaukos.

• Dann gibt es den, der ein lykischer Fürst (Lykien liegt im Süd-Westen der heutigen Türkei) war und zu Priamos’ Verbündeten im Trojanischen Krieg gehörte. Siehe auch hier: https://www.pagan-forum.de/Thema-Diomedes-vs-Glaukos

• Glaukos als mythologische Figur in Gestalt einer weissagenden Meeresgottheit.

• Priamos selbst hatte einen Sohn namens Glaukos usw.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#5
... und die Lieblingsschlange von Alexander hieß ebenfalls Glaukos, als Anspielung auf eben jenen von Dir aufgezählten trojanischen Helden. Lol

Zum Ende der Sage werde ich später noch schreiben ...
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#6
Was zuvor tatsächlich geschah, nachdem Minos den Seher in die Gruft zu seinem toten Sohne warf:

Bote:
Grauenerfüllt nah' ich mich dir, schreckengelähmt
ist mir die Zung in meinem Munde von dem Graun,
das mir erschien. Weh mir, weh Allen, weh auch dir,
o König! Solche Schrecken sah die Welt noch nicht.

Chor:
Sind die Säulen gestürzt des stürmentrotzenden Bau's?
Forderte brausend die zornige Erde
zurück von den Mauern die Steine,
die den Frevel umschlieſsen der lebentödtenden Gruft?

Zersprang das eherne Thor von Hefästos Hand,
vor dem Anblick des Frevels, wie reiner Krystall
zerreißt vor des Giftes mordendem Duft?

Bote:
Es steht das steinerne Gebäu von Menschenhand
doch aufgethan zum Schrecken der Lebendigen
ist die demantne Pforte von Aidomeus Haus,
und zu den Menschen, durch die zitternde Erd' empor,
steigen die Schatten aus dem offnen Ades auf.

Chor:
Eile, König, o schnell büße den Frevel ab!

Minos:
Sprich klare Worte, sinnlos dünkt mich, was du sagst.

Bote:
Ich stand am Grabe, dem du mich zum Wächter gabst;
und horchte traurig auf des Lebendtodten Ruf,
um mich im Kreise sammelten die Menschen sich,
und forschten nach der schreckenvollen Strafe Schuld,

viel Jammerworte rufend in die Gruft hinab.
Auf einmal tönte wunderbarer Stimmen Schall
tief in dem Grab, und um uns her erhob sich Sturm,
und dicht in schwarze Wolken hüllte sich das Licht
der Sonne. Schrecken faßte rings umher das Volk;

es ahndete der Rachegötter schweren Zorn,
und sprengen wollt' es deines Grabmals festes Thor,
mit Aufruhr drohend, weil du solches Leid erregst
dem Volke durch die frevelvolle Missethat.

Denn in dem Grab vernahmen sie der Schatten Wort;
des ernsten Minos schauervollen Richterton
erkannten Greise, die den König einst gesehn.

Auch Glaukos Stimme drang hervor aus tiefer Gruft,
und freundlich tröstend sprach sie mit Polyidos.
Ergriffen von der finstern Grabbewohner Macht
floh mit emporgetriebnem Haar das Volk hinweg,

ich eilte über das erzitternde Land zu dir,
daß du uns rettest; denn bey dir nur ist die Macht.

Chor:
O Jammer! erfüllt ist des Sehers Wort,
und schrecken senden die Rächenden dir
auf das schuldbelastete Haupt!
Denn du stießest das Leben hinab in die Gruft,
und zum gräßlichen Lohne
gibt seine Todten zurück das Grab!

Minos:
Hab' ich gefrevelt, daß ich rächte meinen Sohn?

Chor:
So, König, zeugen Schatten aus der schwarzen Gruft!

Minos:
Zum Opfer meinem Sohne bracht' ich seinen Feind.

Chor:
Doch sprach nicht feindlich Glaukós in der Gruft zu ihm.

Minos:
Weh mir, mich faßt der schwarzen Eumeniden Macht!
Weg Diadem, du zierst kein schuldbelastet Haupt.
Wahr sprach der Seher, wer den Göttern will entfliehn,
gewinnt nichts, als zum Unglück, das ihn trifft, die Schuld!

Freywillig stell' ich mich vor deinen Richterstuhl,
ehrwürdger Ahnherr! laß mein eignes Opfer dich -
versöhnen mit dem fluchbeladnen Opferer,
daß nicht die unerbittlichen Erinnyen
mich grimmig noch verfolgen in das Schattenreich.

Mit eignem Opferblute will ich sühnend selbst
mich reinigen durch meine königliche Hand
von dieser Schuld, die selbst den Ades hat empört,
daß er heraufsteigt mit der Eumeniden Chor.

Schwing' nun, Erinnys, deiner schwarzen Fackel Brand,
doch lösch' ihn bald besänftiget in meinem Blut!

Chor:
Halt ein, König, halt ein, schaue die Lichtgestalt!
Aus dem Thor des Palasts tritt sie segnend hervor.



Und so endet die Sage:

Minos:
(Erste Gegenstrofe)
Ferne sey, was du redest von uns,
daß erfüllt sey durch die nächtliche Gruft,
was dir verhießen die Göttersprüche.

Denn du selbst bist warlich den Himmlischen gleich;
Freude bringest du mir, Segen dem Land!

Chor:
(Zweite Gegenstrofe)
Gewendet hat sich,
Seher, des Königes Sinn.
Nun höre das Flehen des Volks,
verweile bei uns in dem Lande;
denn wo du wandelst, da sind
nicht die Götter fern, Segen erfüllt das Land!

Polyidos:
Des Sehers Fuß darf nimmer rasten in dem Land;
der Welt gehörend ist er jeder Heimath fremd,
und wie sein Geist in jeder Zeiten Ferne lebt,
so muß sein Leib sich keinem Land der Erd' entziehn.

Der Götter Leitung folg' ich; sicher zeigt ihr Ruf
mir an, wohin ich meine Schritte lenken soll.

Minos:
Der Götter Wort zu ehren, hast du mich gelehrt;
so dräng ich denn die Bitte tief ins Herz zurück.
Doch dies gestatte, daß die königliche Pracht,
die dich als meinen ersten Gastfreund im Palast
umfangen sollte, dich begleit’ auf deinen Weg.

Eilt jetzt, ihr Diener, zu vollziehen mein Gebot.
Aus meines Hauses tief verborgenstem Gemach
bringt mir herbei den auserwählten Königsschmuck.

Der breite Saum des weiten Purpurmantels prangt
mit goldnen Zweigen, die, vom edelsten Gestein
in tausend Farben glänzend, nie verwelkend blühn,
und lieblich schimmern von der Perlen reinstem Thau.

Den Gürtel nehmt, der von der Diamanten Pracht
hell leuchtend wie Orions Sternengürtel glänzt.
Die goldnes Licht verbreitenden Sandalen bringt,
und dann des Königshauptes hohen Herrscherschmuck.

Das königliche Prachtgewand legt dann ihm an,
und seine Knie ihm beugend ehr' ihn alles Volk.
Von goldnen Bechern suchet dann die prächtigsten
an edlem Stoff und an der Arbeit hoher Kunst.

Vergeßt auch nicht die golddurchwirkten Teppiche,
und seidenschwerer, purpurner Tapeten Wand,
der Ringe und der Ketten kostbar schwer Gewicht,
und goldener Dreyfüße schön geschmückte Pracht;

daß eines Meerschiffs volle Ladung meinen Gast
in jedes Reich begleite, das sein Fuß betritt,
und Königswürde ihn umgebe, wo er weilt.

Polyidos:
Der Gaben königliche Fülle weis' ich nicht
zurück, doch mir nicht, sondern dem allsehenden
Retter Apollon, ihm allein gebührt der Preis!

In seinen Tempel leg' ich nieder dein Geschenk,
für meine Rettung dankend, flehend für dein Heil.
Leb wohl, o König, Glaukos, Kreter, lebet wohl!
(Polyidos geht ab.)

Chor:
Weise lebt und glücklich, welcher zu den Göttern
hingewandt, still vertrauend ihres hohen Willens
Schlüssen sich ergibt;

denn es lenkt kein Erdgeborner mit vorsichtger
Klugheit ab, was von Ewigkeit der Götter heilges
Auge hat geschaut.

Darum strebe nie des Menschen Sinn, von eitlem
Wahn bethört, -
daß er um sich schauend, des Geschickes Mächten
mög' entfliehn;
denn der Götter Wort ist ewig, und das Schicksal
eilt heran –
Nichts erringt der Mensch, als zu dem Unglück, das
ihn trifft, die Schuld.
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