Abnoba
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Zitat:(alexis @ 26.04.2005 - 13:43) also das ist wirklich nicht zur selbstmedikstion geeignet.
Jaja, spotte nur.
Abnoba
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Echtes Lungenkraut
(Blaue Schlüsselblume, Fuchslungenkraut, Arzneilungenkraut, Hirschmangold, Ungleiche Schwestern, Unser-lieben-Frauen-Milchkraut)
Pulmonaria officinalis
Der Gattungsname Pulmonaria leitet sich vom lateinischen pulmo, -onis (Lunge) ab, bezogen auf die weißen Flecken auf den Blättern, die ein wenig das Aussehen einer gefleckten Lunge besitzen und bei Erkrankungen der Lunge genutzt werden.
Anwendung als Heilkraut:
In allen oberirdischen Teilen der Pflanze sind Schleim- und Gerbstoffe sowie Saponine enthalten, die für die reizlindernde und auswurffördernde Wirkung bei Erkrankungen der Atemorgane verantwortlich sind. Bei Erkältungskrankheiten, Halsentzündungen, chronischem Husten und Bronchitis nimmt man einen Aufguß.
Die weiße Asche der Pflanze gibt eine scharfe Lauge, und diente daher auch zum Auswaschen und Ausbeizen von äußerlichen Wunden.
Teeaufguß: 2-3 Teelöffel zerkleinertes Kraut/Blätter pro Tasse, 10 min. ziehen lassen. Mit Honig süßen. Bei Bedarf bis zu 3 mal täglich.
Die jungen Rosettenblätter kann man auch als Wildgemüse zubereiten.
Inhaltsstoffe:
Harze, Fette, Phytosterine, Invertzucker, Schleimstoffe, Fructane, Flavonoide, Gerbstoffe, Mineralstoffe,, u.a. etwa 2,5% lösliche Kieselsäure, Allantoin, Ascorbinsäure, geringe Mengen Saponin, Chlorogensäure und Rosmarinsäure.
Merkmale:
Ausdauernde, rauhaarige Pflanze (Borretschgewächs/Boraginaceae), mit einem waagerecht kriechenden, ziemlich dünnen Wurzelstock. Die Blütensprosse erscheinen im März fast gleichzeitig mit der Grundrosette. Sie sind bis 30 cm hoch, frischgrün, locker borstig behaart, unverzweigt und wechselständig beblättert. Die sich während der Blüte- und Fruchtzeit entwickelnden Rosetten- oder Sommerblätter sind weiß gefleckt (aber auch ungefleckt), bis 10 cm lang, eiförmig, zugespitzt, am Grund schwach herzförmig, in den bis zu 15 cm langen Stiel verschmälert; oft überwinternd. Die Spreite ist fiedernervig, oberseits sehr dicht rauh behaart, unterseits blaugrünlich und schwächer behaart. Die Stengelblätter sind eiförmig bis lanzettlich, die unteren mit geflügelten kurzen Stielen, die oberen sitzend. Die rosa, später violetten Blüten (Lackmus-Effekt) stehen in endständigen, reichblütigen Doppelwickeln, diese dicht und lang drüsig behaart. Blütenstiele kurz, an der Frucht bis 6 mm lang. Kelch röhrig-glockig, bis zu etwa ein Drittel in 5 Zähne gespalten, stark behaart, später bergrößert und etwas aufgeblasen, die Zähne dreieckig, gerade, manchmal blau überlaufen. Die Blütenkrone ist trichterförmig, kahl, mit einem Haarring in der Röhre. Die 5 Staubblätter in der Mitte der Röhre angewachsen, nicht herausragend. Fruchtknoten oberständig, 2blättrig, Griffel ungleich lang.
Blütezeit: März bis Mai/Juni.
Verbreitung:
In Europa von Südschweden und den Niederlanden bis Norditalien und Bulgarien.
Standort:
In feuchten, lichten Laub- seltener Nadelwäldern, Gebüschen, schattigen Ufern.
Bis in Höhen von 1700 Metern.
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Echtes Lungenkraut - Pulmonaria officinalis
Sei!
Arnika
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Eibisch
Ein Heilkraut, das nicht mehr jeder kennt, ist der Eibisch.
Und damit ist nicht der Roseneibisch gemeint, der uns auch als Hibiskus bekannt ist und uns mit seinen zauberhaften Blüten begeistert.
Althaea officinalis, wie die Heilpflanze botanisch heißt, wird für die Herstellung von Husten- und Erkältungspräperaten verwendet.
Dafür wird die Wurzel der Pflanze getrocknet, denn diese enthält reizlindernde Schleimstoffe in großer Menge. Am besten erntet man die Wurzel im Herbst, indem man sie ausgräbt, säubert und an einem sehr luftigen Platz trocknet. Das ist deshalb so wichtig, weil eine Wurzel, an der sich Schimmel gebildet hat, wertlos ist und nur noch für den Kompost verwendbar ist.
Den Tee aus der gesunden Wurzel gießt man kalt auf - den Kochen würde wichtige Inhaltsstoffe zerstören - und läßt 2 Stunden stehen. In der Zeit wird immer wieder umgerührt.
Danach wird der Tee durch ein Sieb abgegossen und auf Trinktemperatur erwärmt, natürlich ohne Aufkochen.
Auch die Blüten des Eibisch werden geerntet. Dazu schneidet man die Zweige ab Juni, wenn die Blüten gerade Aufbrechen, und trocknet sie. So läßt sich aus den Eibischblüten ebenfalls ein leckerer Tee bereiten, der bei Bronchitis hilft. Gurgeln mit dem Tee lindert Zahnfleischentzündungen, Halsweh und Heiserkeit. Weiterhin kann man im warmen Tee schlecht heilende Wunden, Furunkel oder Verbrennungen baden bzw. Kompressen auflegen.
Es ist nicht schwer eine Eibischstaude im Garten anzusiedeln. Sie ist eine Verwandte der Stockrose und der Malve und ist mit ihren großen, weißen, rosa überhauchten Blüten eine attraktive Ergänzung im Kräutergarten.
Abnoba
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Weiße Taubnessel
(Bienensaug, Blumennessel, Kuckucksnessel, Tote Nessel, Dangel, Danettel, Unser Frauen Schühlein, Sugere, Sugelke, Taunessel, Katzenauge etc.)
Lamium album (Lamium capitatum, Lamium vulgatum)
Der Gattungsname Lamium leitet sich vom griechischen lámos (Schlund, Rachen) ab und bezieht sich auf die Gestalt der Blüte; album (lat. weiß).
Anwendung als Heilkraut:
1. Taubnesselblüten (Lamii albi flos), die getrockneten Blumenkronen mit den ansitzenden Staubblättern. Diese finden Verwendung bei Katarrhen der Atemwege, äußerlich als Spülung bei leichten Entzündungen im Mund-Rachenbereich, sowie in Form von Umschlägen bei leichten Oberflächenverletzungen der Haut. Die Blüten, aber auch 2. das Kraut (Lamii albi herba) werden weiterhin verwendet bei Beschwerden im Magen-Darmtrakt, z.B. Magenreizungen, Völlegefühl und Blähungen. Volksheilkundlich wird der Tee auch bei Menstruationsbeschwerden, der Aufguß als Sitzbad bei Ausfluß empfohlen.
Für den Teeaufguß als Einzeldosis 2 Teelöffel (1g), die Tagesdosis liegt bei 3g.
Die jungen Blätter und Triebe, bis etwa Mitte Mai gesammelt, lassen sich gut in Wildkrautsalat oder -gemüse zubereiten. In manchen Gegenden verzehrt man auch die Wurzel zusammen mit Karotten oder Schwarzwurzel.
Inhaltsstoffe:
Flavonoide, Schleim- und Gerbstoffe, äth. Öle, Saponine, Iridoidglycoside, besonders Lamalbid, Phenylpropanderivate, z.T. glykosidiert, u.a. Lamalbosid.
Merkmale:
Lippenblütlergewächs. 20-60 cm hohe, mehrjährige Pflanze. Blüten weiß, 20-25 mm groß, 2lippig, die Oberlippe dabei helmartig; die aufwärts gebogene Kronröhre länger als der Kelch, gekrümmt, innen mit schrägem Haarring, scheinquirlig in den Blattwinkeln sitzend. Blätter gestielt, bis zu 7 cm lang, zugespitzt und scharf gesägt, stehen kreuzgegenständig am 4kantigen Stengel.
Blütezeit: April bis Oktober.
Verbreitung:
Europa und Asien.
Standort:
Schuttplätze, Wegränder, Bahndämme, in Hecken, an Zäunen, Mauern, gut gedüngte Wiesenränder, stickstoffreicher Boden, bis 1800 m.
Kelda
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Es ist zwar kein Heilkraut, aber auch u.a. eine Heilpflanze.
Wenn es lieber in einen andren Ordner soll - verschiebe den Artikel bitte lieber Moderator. :-)
Schwarzer Holunder
Blütezeit: Mai bis Juli (also genau jetzt :-))
Zu Beginn der BLütenzeit werden die Blüten gesammelt, getrocknet und in gut abschließende Gläser gefüllt.
Der Holunderblütentee, möglichst heiß und in großen Mengen getrunken, wirkt schweißtreibend und hilft sehr gut bei Erkältungen und Fieber.
In der kalten Jahreszeit schmeckt und wärmt der Saft aus den Beeren oder der Sirup der Blüten als Grog hervorragend (einfach ein wenig Saft/Sirup mit heißem, nach Bedarf gesüßtem, Wasser verrühren).
In der warmen Jahreszeit ist der Sirup der Blüten mit Sprudelwasser angenehm erfrischend.
Rezept für Holunderblüten:
12 große Holunderblüten
2 kg Zucker
2 unbehandelte Zitronen
Den Zucker mit 2l Wasser kochen, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat.
Die Zitronen waschen und in dünne Scheiben schneiden.
Die Holunderblüten mit den Zitronenscheiben in ein großes Glasgefäß schichten und mit dem Zuckersirup übergießen.
Vollständig auskühlen lassen, dass Gefäß mit Folie (keinem fest verschließendem Deckel wegen evtl. Gärung) verschließen und an einem warmen Ort 5 Tage ziehen lassen.
Anschließend durch ein feines Sieb gießen, den Sirup in Flaschen abfüllen und diese verschließen.
Fertig!
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Schafgarbe
Die bis zu 60 cm hohe, behaarte Schafgarbe zählt zur Familie der Korbblütengewächse. Der rundliche Wurzelstock treibt im Frühling Blattsprosse und aufrechte, erst im Blütenstand verzweigte Stengel. Die 4 bis 8 mm breiten Blütenköpfchen stehen sehr zahlreich in einer flachen Rispe.
Die Blütenköpfchen besitzen röhrige, schmutzigweiße Scheibenblüten mit einer fünfzipfeligen Krone, Staubblättern und einem Fruchtknoten. Zwischen den Blüten sitzen auf dem Köpfchenboden häutige Schuppen. Die Fruchtknoten reifen zu länglichen, seitlich kurz geflügelten, bis 2 mm langen, silbergrauen bis gelblichen Früchten.
Blütezeit: Juni bis Oktober
Sammelgut: Blütenstände und Kraut
Sammelzeit:
Blütenstände im Juli bis August; Kraut im Mai bis Juni
Vorkommen:
nördliche gemäßigte Zonen;
Standort: trockene Wiesen, Wege, Feldraine, Wiesen, WeidenWirkung: Die Arznei wirkt choleretisch (die Gallenabsonderung in den Leberzellen anregend), antibakteriell, adstringierend (zusammenziehend) und spasmolytisch (krampflösend).
Nebenwirkung:
keine
Anwendungsgebiete:
Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden wie leichte, krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich; für Sitzbäder bei schmerzhaften Krampfzuständen im kleinen Becken der Frau).
Dosierung: Tagesdosis 4,5 g Schafgarbenkraut, 3 Teelöffel Frischpflanzenpreßsaft, 3 g Schafgarbenblüten ; Zubereitungen entsprechend für Sitzbäder: Tagesdosis 100 g Schafgarbenkraut auf 20 l Wasser.
Besondere Hinweise:
Während des Gebrauchs von Schafgarbe soll Wein und Kaffee gemieden werden, da sonst starke Kopfschmerzen entstehen.
Grüße Inara
Froher Sinn bringt Gewinn!
Arnika
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Ich habe noch einen kleinen Nachtrag für eine äußerliche Anwendung vom Schafgarbentee:
man nutzt ihn für Waschungen und Umschläge bei Hautausschlägen, Frostbeulen oder schlecht heilenden Wunden.
Hier noch ein altes Sprichwort:
" Schafgarb im Leib, tut gut jedem Weib."
Außendem ist es besser, den Tee schwach zu dosieren, dafür aber öfter zu trinken.
Grüße Arnika
Abnoba
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Weitere Ausführung zu Johanniskraut - weil ich finde, dem Kräutlein, das `Licht in die Seele bringt`, gebührt etwas intensivere Aufmerksamkeit.
Tüpfel-Johanniskraut/ Echtes Johanniskraut
(Hartheu, Johannisblut, Blutkraut, Hexenkraut, Liebes-, Stund- oder Konradskraut, Kreuzkrottch, etc.)
Hypericum perforatum
Nicht nur die Blütenblätter, sondern auch die kleinen Laubblätter der Pflanze sind mit Öldrüsen ausgestattet, die man, gegen das Licht gehalten, leicht als kleine Punkte erkennt. Daher die Bezeichnung perforata - durchlöchert. Die Bezeichnung Hypericum kommt aus dem Griechischen und bedeutet >über< (Hyper) >dem Bild< (Eikon) Hypericum hebt also den menschlichen Geist über die bedrohlichen inneren Bilder, über die krankhaften Einbildungen hinaus.
Historie:
Geheimnisvoll schienen sich die Kräfte des würzigen Krautes zu zeigen, erweckte es doch den Eindruck, als ob der rote Farbstoff, der in den Blüten und Knospen enthalten ist, wie Blutstropfen verborgen lebte. Die Heiden deuteten den roten Saft als Blut des Sonneng*ttes, des gütigen Baldurs, der zur Sonnenwende geopfert wurde bzw. sich selbst der Erde opferte. Diese Symbolik wurde später auf den Bußprediger Johannes übertragen.
Im Zauber des Mittsommers erstrahle es am Johannistage in seiner herrlichsten Blütenpracht. Die Mädchen flochten Kränze daraus, und wer um das Johannisfeuer tanzte, mußte einen Kranz von Hartheu, die Johanniskrone tragen. In dieser Nacht wurden auch Zweige ins Wasser gestreut, und die Mädchen erkannten am Aufblühen oder Verwelken, wie es im nächsten Jahr mit dem Freier bestellt sein würde. Anderorts taten die Mädchen eine Handvoll der Blütenknospen in einen Leinsack, drückten fest und dachten dabei an ihren Liebsten und sprachen: "Ist mein Schatz gut, kommt rotes Blut. Ist er mir gram, gibt`s nur Scham (Schaum)!"
Das Kraut wurde ins erste Bad des Kindes getan, auf die erste Getreidegarbe gesteckt, dem Vieh ins Futter gestreut oder gegen Blitzschlag kreuzweise ins Fenster oder unter die Dachsparren gesteckt. Die alten Muhmen betrieben damit Wetterzauber. In Mitteldeutschland hieß es "Hartenau und Dill, machts Gewitter still".
Die Bauern in Oberösterreich legten das Kraut zwischen zwei Brotscheiben und gaben sie dem Vieh zu fressen, damit allerlei Krankheiten ihren Stall verschonten. Es mußte aber vor Sonnenaufgang oder in der Mittagsstunde gesammelt sein.
Das Johanniskraut war nicht nur der Sonne, sondern auch der Venus geweiht. Als Frauenkraut wurde es unter die duftenden Kräuter gemischt, auf die sich die Wöchnerinnen betteten.
Das Olympische Johanniskraut wurde mit dem Götterberg assoziiert. Es ist häufig mit Panakos Cheironion, dem "Allheilmittel des Kentauren Cheiron", einem wirksamen Antidot bei Schlangenbissen, identifiziert worden.
In Nepal ist ebenfalls ein Johanniskraut der Großen Göttin Kali geweiht.
Das Johanniskraut gehört zu den Heilpflanzen mit der ältesten nachweisbaren Wirkungs- und Kulturgeschichte, die sich auf mehr als 2000 Jahre erstreckt. Der erste konkrete Hinweis auf eine medizinische Heilanzeige findet sich bei Plinius dem Älteren (23 - 79 n. Chr. in seiner "Historia Naturalis", z. B. für Verbrennungen). Vereinzelte Befunde, vor allem aus den Beständen römischer Militärärzte in ihren Legionslagern lassen auf reichhaltige Johanniskraut-Zubereitungen bei den Römern schließen.
In Mitteleuropa haben sich neben Paracelsus im 16. und 17. Jahrhundert viele "Kräuterärzte" damit beschäftigt, wobei es aber nicht nur medizinische, sondern auch mystische Indikationen gab (z. B. gegen Blitzschlag, Lanzenstiche und bösen Zauber - s. u.).
Ansonsten war Johanniskraut vor allem bekannt und geschätzt bei Verdauungsbeschwerden, Leber- und Gallenleiden, Entzündungen der Harnwege und gynäkologischen Krankheiten sowie zur Wundheilung. Eingesetzt wurde es aber auch bei Schädigungen des Nervensystems, "Rückenmarkserschütterungen", bei reißenden Kopfschmerzen, Schwindel und Konzentrationsschwäche (weitere Heilanzeigen s. später).
Dass auch bereits seelische Heilanzeigen Bedeutung erlangten, geht aus den verschiedenen Synoyma des Johanniskrauts hervor: So nannte man es nicht nur Blutkraut, Waldkraut, Feldhopfenkraut, Hartheu aufgrund äußerer Aspekte, sondern auch Hexenkraut, Walpurgiskraut oder Fuga daemonum, was man heute - bei positiver Interpretation - als Wirksamkeitsnachweis in der Vertreibung des Dämons Schwermut oder Melancholie, also als wirksam gegen "fürchterliche melancholische Gedanken" deutet, "die die Menschen in Verzweiflung bringen". Oder: "Nützlich zu gebrauchen zu den zerknirschten und zerstoßenen Nerven" bzw. noch konkreter: "tauget es der schweren Noth melancholia hypochondrica" usw.
Es gibt aber auch Hinweise, dass das Johanniskraut als Abwehrzauber gegen Dämonen und Hexen bzw. sogar in den Hexenprozessen zur "Wahrheitsfindung" missbraucht wurde, wie immer man sich diese Wirkung und seine Folgen vorzustellen hat. In diesem Zusammenhang verlor das Johanniskraut im übrigen schon damals seine ursprünglich positive Stellung. Denn - ohnehin benannt nach dem Johannistag, dem 24. Juni, einem der längsten Tage jedes Jahres - galt es lange als ein Symbol für Licht, Erkenntnis und Geist, was nicht zuletzt auf seinen strahlenden Blütenkranz zurückging. Doch ab dem 16. Jahrhundert wandelte es sich zur Negativ-Pflanze, vor allem im Rahmen des Exorzismus der katholischen Kirche, also der Austreibung der Dämonen aus dem menschlichen Körper. In mehreren exorzistischen Vorschriftensammlungen finden sich hierbei Johanniskraut-Zubereitungen, z. B. als Johanniskrautöl oder zum Räuchern.
Wenn auch seine stimmungsaufhellende Wirkung schon lange bekannt gewesen sein muss, so finden sich eindeutig nachweisbare Kenntnisse erst im frühen 19. Jahrhundert. So beschreibt der schwäbische Dichterarzt Justinus Kerner (1786 - 1862), der in Weinsberg als Oberamtsarzt tätig war, in seinem Buch "Die Seherin von Prevorst" die Heilung einer psychisch Kranken mit Johanniskrauttee.
Mit den Erfolgen der naturwissenschaftlich orientierten Medizin geriet es als "Seelenheilmittel" aber wieder in Vergessenheit. Erst im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts begann man sich erneut seiner Möglichkeiten zu erinnern, um es angesichts des Siegeszuges der Antidepressiva um die Mitte des 20. Jahrhunderts wiederum aus dem therapeutischen Blickfeld zu verlieren. Doch dieses Mal war es nicht nur ein Vergessen, es war ein regelrechtes "Entwerten". Die Euphorie über die chemischen Möglichkeiten unserer Zeit und den ungebrochenen Fortschritt, der nie ein Ende haben würde, ließ es - wie die "anderen pflanzlichen Zeitgenossen" - ein fast klassisches Schicksal nehmen.
Anwendung als Heilkraut:
Der Wirkstoff Hyperforin tötet Bakterien und Pilze. Hitzewallungen und leichtere Depressionen (Klimakterium), Amöbenruhr, Angst, Bettnässen, Herzklopfen und -rasen, Kopf- und Muskelschmerzen, Hysterie, Nachtwandel, krampfhafter Somnambulismus, krampfhafte Anfälle während der Regel, Nieren- und Leberleiden, Gelbsucht. Bei Entzündungen von Augen, Darm, Leber, Milz, Niere. Kreislaufstärkend. Einwirkung auf das gesamte Verdauungssystem. Burn-out-Syndrom. Bei kleinen Kindern wird es angewendet bei Bettnässen, Blähungen, Gelbsucht und Leberleiden. Gutes Fieber- und Schmerzmittel. Vorbeugend gegen Krebs, weil es die Umwandlung des Benzpyrens in die aktive, gefährliche Form verhindert. Der Bestandteil, der krebshemmend wirkt, ist noch nicht bekannt.
Äußerliche Anwendung als Öl (Rotöl) gegen Gicht, Hexenschuss, Ischias und rheumatische Krankheiten, schmerzlindernd bei Gelegenheitsursachen wie Verstauchungen, Verrenkungen, Muskelschmerzen, Verletzungen, auch Verbrennungen, Blutergüssen. Bei Verbrennungen und Verbrühungen beendet es sofort den Schmerz. Bei Gliederzittern Johanniskrautgeist morgens und abends einreiben. Homöopathisch angewendet bei Nervenverletzungen. - Als Kräuteröl kann es innerlich verwendet werden bei Entzündungen von Darm, Leber, Magen, Milz, Niere, bei Koliken (mehrmals am Tag einen Teelöffel). Auch das vorzeitige Altern soll hinausgeschoben, die Gedächtnisleistung verbessert werden. Unterstützend bei der Aidstherapie. - Früher wurde das frische Kraut, klein geschnitten, auf Brandwunden gelegt.
Johanniskraut ist nunmehr fast überall als Heilmittel anerkannt. Erforderlich sind 500 - 800 mg des Kräuterextraktes je Tag. Viele auf dem Markt befindlichen Präparate sind unterdosiert. Zusammen mit Passionsblumenextrakt soll sich die antidepressive Wirkung um das zehnfache erhöhen. - Die Wirkung tritt erstmalig nach etwa drei Wochen ein.
Der Einsatz gegen starke Depressionen ist vorerst gestoppt wegen Nebenwirkungen. Dagegen ist der Einsatz bei Befindlichkeitsstörungen weiterhin erlaubt. Die Wirkung besteht darin, dass im Gehirn Monoaminooxidase gehemmt wird. Dadurch können Überträgerstoffe wieder zur Wirkung kommen, deren Mangel die Depressionen verursacht hat.
05 Studie Charité mit 250 Patienten. Ergebnis: Hohe Dosierungen von 900 mg täglich lindern sogar schwere Depressionen. Die Wirkungsweise ist offenbar ähnlich wie bei pharmazeutischen Präparaten. Wahrscheinlich beruhen die Depressionen auf einem Ungleichgewicht der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Depressionen äußern sich in Appetitlosigkeit, gedrückter Stimmung, mangelnde Lebensfreude und Konzentrationsfähigkeit, Minderwertigkeitsgefühle, Schlafstörungen, Todesgedanken.
Das Johanniskraut 'Elixier' hat erhöhten Gehalt an Hypericin. Hypericin hat antivirale Wirkung und wird deshalb bei HIV eingesetzt.
°Bettnässen bei Kindern: Mischung aus Bärentraube, Eichenlaub, Johanniskraut, Wegerich. 1 Teelöffel/Tasse. 3 Minuten kochen lassen, 10 Minuten ziehen lassen.
Tee: 1-2 Teelöffel Kraut pro Tasse, ca. 10 min. ziehen lassen.
Umschläge: ca. eine handvoll Kraut mit 0,5 l kochendem Wasser übergießen, abkühlen lassen und absieben.
Johanniskrautöl: ca. 300g der Blütenblätter und Knospen in eine Flasche qualitativ hochwertigen und in jedem Fall kaltgepressten Öls (Olivenöl oder Sonnenblumenöl) geben und die Flasche zum Destilieren an einen sonnigen Platz stellen. Wichtig dabei ist, daß die Blüten vollkommen trocken hinzugegeben werden, da es sonst zu einer Trübung des Öls kommt. Nach ca. drei Wochen ist das Öl rötlich gefärbt und gebrauchsfertig. Will man es besonders stark haben, gießt man es durch und stellt es nochmals mit neuen Blüten auf. Nach weiteren drei Wochen ist es fast dunkelrot.
Nebenwirkung von Johanniskraut:
Fehlgeburt. Johanniskraut nimmt leicht Cadmium auf. Es steigert andererseits die Produktion von Serotonin. Magen- und Darmbeschwerden. Hautrötung. Juckreiz. Müdigkeit. Johanniskraut ist nicht ungefährlich im Zusammenhang mit Pille (ab einer bestimmten Dosis wird die Wirksamkeit der Pille aufgehoben), Saroten, Fluctin, Digoxin (Novodigal, Lanitop, Digacin, senkt Wirksamkeit), Cyclosporin (senkt Konzentration), Phenprocoumon (senkt Wirksamkeit), Indinavir (senkt Wirksamkeit), Zyklostonin A (senkt Wirksamkeit), Amitriptylin (senkt Wirksamkeit), AZT (senkt Wirksamkeit), Warfarin (Coumadin) und Nortryptilin (senkt Wirksamkeit). Es besteht die Gefahr der Abstoßung transplantierter Organe. Präparate mit wenig Hyperforin haben ein geringeres Risiko dieser Art. Es können starke Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten entstehen: Synth. Antidepressiva wie Paroxetin und Sertralin werden verstärkt; Wechselwirkungen bestehen mit Aidsmedikamenten, Gerinnungsmitteln, Mitteln, die die Virusvermehrung eindämmen, Cholesterinhemmer Simvastin. Andere Medikamente werden dadurch in ihrer Wirkung herabgesetzt, dass deren Abbau in der Leber beschleunigt wird. - Johanniskraut macht sensibel gegenüber Lichtreizen, deshalb volle Sonne, Sonnenbänke usw. nach Kontakt mit dem Kraut und dem Öl vermeiden.
Inhaltsstoffe:
Naphthodianthrone
· Hypericin
· Pseudohypericin
· Protohypericin, Protopseudohypericin, Cyclopseudohypericin
Phloroglucinderivate
· Hyperforin, Adhyperforin
Flavon- und Flavonolderivate
· Quercetin
· Quercetinglycoside (Hyperosid)
· Kämpferol
· Luteolin
· Myricetin
· Biflavonoide
Xanthone
Gerbstoffe, ätherische Öle, Wachse, Pflanzensäure u. a.
Merkmale:
Hartheugewächs (Hypericaceae). Mehrjährige, kahle Pflanze mit aufrechtem, ästigen, markigem Stengel, zur Spitze hin drüsig. Kennzeichnend für ihn sind zwei erhabene Längskanten; er wird 30-70 cm hoch. Blätter breit-eiförmig oder oval-länglich bis schmal linealisch, durchscheinend punktiert mit schwarzen Drüsen am Blattrand. Blüten mit goldgelben, 1-1,5 cm langen, asymetrischen und schwarz punktierten Kronblättern und lanzettlich spitzen Kelchblättern, diese zur Blütezeit doppelt so lang wie der Fruchknoten; in reichblütigen Trugdolden.
Blütezeit: Juni bis August.
Verbreitung:
Fast ganz Europa, im Norden bis Mittelskandinavien.
Standort:
Wegränder, Böschungen, lichte Wälder und Waldränder, Mager- und Halbtrockenrasen, Heiden, Trockenhänge.
Arnika
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Ringelblume
Die Ringelblume gehört zu den bekanntesten Blütenpflanzen, die bei uns heimisch sind. Seit Jahrhunderten findet man sie in Bauerngärten, und schon dort dienten die attraktiven Blumen nicht allein dazu, den Garten zu schmücken.
Ihr botanischer Name, CALENDULA OFFICINALIS, verrät uns, daß sie eine Heilpflanze ist.
Schon im 11. Jahrhundert hat Hildegard von Bingen, die sich in der Medizin und Naturwissenschaften einen Namen gemacht hatte, die Ringelblume zur Entgiftung empfohlen.
Heute weiß man noch viel mehr über diese Pflanze und kennt auch ihre Inhaltsstoffe sehr genau. Die Calendula biete vielfache Verwendungsmöglichkeiten, ganz besonders aber ist ihre entzündungshemmende, blutreinigende und antiseptische Wirkung zu erwähnen.
Die Ringelblumensalbe (Rezept bei Kräuterkosmetik) ist aber auch eine hervorragende Hautpflege, die rauhe Haut schön weich cremt und sogar schlecht heilende Wunden versorgen kann. Es ist nicht nachvollziehbar , warum diese Pflanze viele Jahre in Vergessenheit geraten ist.
Als Gartenpflanze ist sie anspruchslos. Sie nimmt mit fast jedem Boden vorlieb, wobei sie lehmige Erde besonders mag. Sie samt sich meist selbst aus, wenn man sie nicht daran hindert, Samen zu bilden. Früher kannte man nur ganz schlichte gelbe bis zart orangefarbene Sorten, heute gibt viel verschiedene Exemplare: groß-und kleinblumig, gefüllt und ungefüllt, zart bis kräftig farbig.
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