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Ich habe die Parsifal-Aufführung damals gesehen und kann viele der genannten Eindrücke teilen. Positiv ist sicherlich anzumerken, dass die Inszenierung die Besucher zu einer Stellungnahme herausfordert, viele interessante Gespräche wurden in den Pausen geführt. Enttäuscht war ich, dass sich Schlingensief nicht wirklich auf eine Opernarbeit eingelassen hat, die Einheit von Musik, Sängern und Bühnenbild gelang nicht. Das Bühnenbild war überfrachtet, die sehr zahlreichen Videoeinspielungen ermüdeten, die Sänger bewegten sich zeitweise hölzern und unkoordiniert. Eine Reduktion auf das Wesentliche hätte dem Besucher einen Einblick vermitteln können, wie die Inszenierung das Stück interpretierte. Viele Elemente moderner Aufführungstechnik alleine sind noch nicht sinngebend.
Das Publikum buhte nach dem ersten Akt, war nach dem zweiten etwas besänftigt, am Ende aber gab es lauten Protest ("Kitsch", "peinlich"...), der sich erst legte, als den Sängern applaudiert wurde. Schlingensief kam übrigens nicht auf die Bühne, anwesend aber war er, denn vor der Aufführung gab er noch ein Fernsehinterview, und nach der 2. Pause sah ich ihn mit Herrn Thomas Freitag ins Festspielhaus gehen.
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Zitat:am Ende aber gab es lauten Protest ("Kitsch", "peinlich"...)
Sehr beruhigend zu wissen, daß in D. noch immer ein paar "Lichter" herumlaufen.
Aber wie Wishmaster schon sehr aufmerksam bemerkt hat:
Lieber ein Aufruhr wegen einem "Kitsch" als gar kein Aufruhr/keine Empörung (->Wut) und damit gar keine herausfordernde Diskussion.
Denn: Wut ist besser als die Ödnis der Belanglosigkeit.
Gruß
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Es existiert nur eine wirksame Möglichkeit, den entsetzlichen Schlingensief zu vergessen:
http://www.amazon.de/Wagner-Nibelungen-Gesamtaufnahme-Wolfgang-Windgassen/dp/B0000042H4/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=music&qid=1209893360&sr=8-1
Der RING ... in der Solti-Fassung auf vielen hübschen kleinen CDs für Zuhause. Da ist mehr Wagner drin, als bei Schlingensief. :verliebt:
Was man will – nicht was man wünscht – empfängt man.
Cosima Wagner
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Als Musikfreund und Wagnerinteressierter überlege ich schon seit längerem, eine Vorstellung im Festspiel zu besuchen. Mich hielten immer die Fotos und die Kritiken zu den Vorstellungen ab.
Schön, daß endlich geistige Verwandte hier eine Kritik über selbst besuchte Vorstellungen schrieben. Sie geben genau das wieder, was ich befürchtete - keine Vorstellung der letzten Jahre war besuchenswert.
Und ich freue mich der Versuchung widerstanden zu haben.
Außerdem möchte ich Alexis' deutliche Worte unterstreichen, man könnte, wenn man wollte.
Für mich habe ich beschlossen, mindestens einmal im Jahr meine Helden mit einem Besuch des Festspielhauses außerhalb der Vorführungen, mit einem Spaziergang durch den Park zu ehren. Ebenso die Villa Wahnfried, die man ruhig mehrmals besuchen kann.
Man entdeckt immer wieder ein Detail und frischt mit Anekdoten, die man aus Büchern kennt, die Erinnerung an das Außergewöhnliche auf.
Lebe für Deine Ideale!
Glückskind
Gast
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Für Wagner-Neueinsteiger (wie z.B. mich ) dürfte dieser Artikel wertvoll sein:
http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,551510,00.html
Die im Artikel beschriebene Sammlung ist z.B. bei amazon zu einem schon fast unverschämt günstigen Preis zu erwerben:
http://www.amazon.de/Wagner-Live-aus-Bayreuth-Lim/dp/B00159679S/ref=sr_1_5?ie=UTF8&s=music&qid=1210146264&sr=8-5
Schöne Grüße
Glückskind
Apollo
Gast
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Konnte dies Gesamtwerk bereist jemand von euch prüfen
und sind Bühnenmitschnitte aus Bayreuth auch erhältlich ?
Sonnengruße
Apollo
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Noch ein Nachtrag zum Thema Schlingensief, auch wenn es jetzt nicht mehr so aktuell ist.
Zitat:Der Sänger Alexander Marco-Buhrmester hat am Donnerstag in der Presse den Regisseur Tankred Dorst wegen seiner Inszenierung von Richard Wagners «Ring des Nibelungen» bei den Bayreuther Festspielen kritisiert.
Also Buhrmester wirft dem Herrn Dorst vor, daß die Sänger manchmal im Leeren stehen, weil eher Bilder als Töne inszeniert würden. Ich kann das überhaupt nicht bestätigen. Die Inszenierungen von Tankred Dorst sind überaus gelungen. Nur mit Graus erinnere ich mich an Lars von Trier, der den Ring erst gar nicht auf die Bühne bringen konnte. Was mir an Dorst beonders gefällt (nicht nur weil er für den unseligen von Trier damals eingesprungen ist) ist, daß er ein Freund der Mythologie ist. Er führte ja bereits 1981 das Drama "Merlin oder Das wüste Land" auf, welches ein achtstündiges Monumentalwerk, ist, das in der König-Artus-Welt spielt. Leider heute kaum noch bekannt und beachtet – warum wohl?
Ich denke die Kritik hat eher mit dem Ego des Sängers zu tun. Er will vielleicht besser zur Geltung kommen und besitzt daher ein Interesse mehr in Szene gesetzt zu werden – und nicht nur als Bilduntermalung zu singen.
Marco-Buhrmester, der neben dem Gunther noch den Amfortas im «Parsifal» singt, kritisierte auch Regisseur Chr*stoph Schlingensief. Er sei ein »sehr introvertierter, fast autistischer" Künstler. Schlingensiefs Ideen seien eher eruptiv als intellektuell deklariert. Sie passierten ihm einfach, er sei aber nicht in der Lage, sie zu erklären.
... und zu der Ungeheuerlichkeit der diesjährigen Parsifal-Aufführung schreibe ich gleich extra noch.
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Der frühere Opernsänger und Startenor der Richard-Wagner-Festspiele, René Kollo, hat in einem Beitrag für die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» massive Kritik an der diesjährigen Bayreuther Neuinszenierung von «Parsifal» geübt. Unter der Überschrift «Darf man das?» bemängelt Kollo, der 1986 die Wagner-Oper selbst in Darmstadt inszeniert hat, daß der norwegische Regisseur Stefan Herheim die Amfortas-Figur «kostümiert als Chr**tus mit der Dornenkrone» auftreten läßt. Kollo meint dazu: «Dramaturgisch ist das nicht zu rechtfertigen, weil Amfortas das absolute Gegenteil von Chr**tus ist.»
Noch eine weitere schwerwiegende Abweichung von der Intention Richard Wagners kritisiert Kollo, weil die weibliche Figur der Kundry die Gralskelchschale bis auf den letzten Tropfen «genüßlich» austrinkt. Kollo veranlaßt das zu der Frage: «Wer wird denn, wenn Kundry egoistisch und genüßlich alles ausgetrunken hat, in Zukunft noch erlöst werden können?» Und der Sänger, der «viele Ungereimtheiten» in der bei Publikum und Kritikern sehr gut angekommenen Neuinszenierung beklagt, kommt in seinem Diskussionsbeitrag in der Zeitung zu dem Fazit: «Die Menschheit geht also am Egoismus von Kundry und Amfortas, aber genau besehen doch wohl am Egoismus des Regisseurs zugrunde.»
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Zitat:Novalis: Das sehe ich genauso. Ich habe zwar die Wagner-Inszenierungen von Schlingensief nicht gesehen, aber das was ich von ihm gesehen habe, bezeichne ich im besten Fall als "widerlich". Der Typ gehört zu den Zombiezüchtern der modernen Gesellschaft... und hat somit nichts bei den herausragenden Werken wahrer Kunst wie Wagners Opern verloren.
Mag sein, werter Novalis. Aber offensichtlich ist Wagner ansteckend
Schlingensief sagte zum Weihnachtsfest:
Schlingensief: Kirche vermittelt keine Freude
Dienstag, 22. Dezember 2009
Weihnachtszeit, versöhnliche Zeit. Nur der Film- und Theaterregisseur C. Schlingensief gibt kurz vor dem heiligen Abend provokante Klagelaute von sich - wegen des "Wimmertons" in den chr**tlichen Kirchen.
Zwar gebe es in den Gemeinden unzählige wunderbare Mitglieder und gute Hilfsprojekte, sagte der an Krebs erkrankte Aktionskünstler dem in Berlin erscheinenden politischen Magazin "Cicero" (Januarausgabe). "Im Großen und Ganzen habe ich aber das Gefühl, dass die Kirche mir keine Freude vermittelt", kritisierte der 49-Jährige.
Sowohl die katholische als auch die protestantische Kirche hätten sich "auf eine Art Abgesang" eingelassen. Die Kirchen seien "in ihren Ritualen hängen geblieben, es sind Absitzrituale. Wenn man böse wäre, würde man sagen: Die Rituale sind nicht mehr als Sesselhockerei.
Das ist natürlich viel zu wenig", bedauerte Chr*stoph Schlingensief. Den Glauben habe er nicht wirklich als Hilfe empfunden. Die Kirchen hätten "in ihrem Märchenpark alles versteckt" und den Gläubigen "viel Freiheit und Freude" genommen sagte der Sohn eines Apothekers und einer Kinderkrankenschwester. "Glauben muss konkret sein, er benötigt Verantwortung und auch die Möglichkeit zu streiten - von all dem keine Spur."
epd
http://www.morgenpost.de/printarchiv/leute/article1227583/Schlingensief-Kirche-vermittelt-keine-Freude.html
Sei!
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Zum Tod von Ch. Schlingensief
Zitat:Ich habe zwar die Wagner-Inszenierungen von Schlingensief nicht gesehen, aber das was ich von ihm gesehen habe, bezeichne ich im besten Fall als "widerlich". Der Typ gehört zu den Zombiezüchtern der modernen Gesellschaft... und hat somit nichts bei den herausragenden Werken wahrer Kunst wie Wagners Opern verloren.
Ich habe ihn gehaßt, wenn man das so sagen darf. Er hat in meinen Augen den Grünen Hügel entweiht. Ein Zombiezüchter der modernen Gesellschaft ... wie schon ein Vorredner hier sagte. Jetzt tut es mir jedoch fast ein bißchen leid, daß er so sang- und klanglos eingegangen ist. War das jetzt Wolfgang Wagners späte Rache? Also irgendwie hat die Krankheit den Schlingensief sehr gebeutelt.
Da ist eine Menge passiert in den letzten beiden Jahren in Bayreuth. Zuerst stirbt Gudrun Wagner, dann Katharinas Freund mit Herzinfarkt im Auto und nun der Schlingensief selbst. Inszenieren die drei den Parsifal nun in Walhalla? Hört Odin ihnen persönlich dabei zu? Obwohl ich kaum glaube, daß Schlingensief jemals dort landen könnte. Er war ja menschlich sehr sympathisch, wenn man sich mal mit ihm unterhalten hat. Wie er jedoch die Meisterwerke Wagners optisch verhunzte, bleibt unverzeihlich.
Was man will – nicht was man wünscht – empfängt man.
Cosima Wagner
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