Die Manipulation mit der Andersartigkeit
#1
Jeder hat es schon beobachtet: Gleich und Gleich gesellt sich gern . Dagegen ist im Grunde auch nichts zu sagen, problematisch wird es m.E. nur, wenn der Andere plötzlich als -wie auch immer gelagertes Feindbild- herhalten muß.

Dabei äußert sich dieses Feindbild meist gar nicht in Haß und Aggression, sondern in Abkapselung. Der Andere wird geschnitten, weil man ihn als primitiv, eitel, Snob, Rocker, Skinhead, Student, Maurer oder sonstwie klassifiziert und von sich selbst meint, da nicht dazuzupassen.

Diese Geisteshaltung wird von den heute Etablierten unterstützt und gefördert, denn die Auftrennung jeglichen Gemeingeistes ist eines ihrer hervoragenden Zielstellungen.

In unserer Gesellschaft artet das dann in "Cliquenbildung" und "Vereinzelung" aus, wo nicht mehr das gegenseitigen Kennenlernen, Freundschaften schließen und harmonische Erleben im Mittelpunkt steht, sondern eine entartete und übersteigerte Form von individueller Egozentrik. Ganz im Ungeist der westlichen Wertegemeinschaft.

Eine echte Persönlichkeit entwickelt sich meines Erachtens aber vor allem in Gesprächen mit Menschen, die vollkommen anders sind. Wenn der Kunststudent sich immer nur mit Kunstinteressierten oder anderen studierten Leuten unterhalten kann, weist er ein Defizit auf. Er sitzt der Grüppchenbildung und Gesellschaftsspaltung auf, die, wie schon ausgeführt, vom Establishment angeleiert ist.

Männlein gegen Weiblein, Alte gegen Junge, Dachdecker gegen Studenten, Landbevölkerung gegen Stadtbevölkerung, Schalke-Fans gegen Hertha-Fans usw.

Dabei sollte jedem doch bewußt sein, daß sich eine echte menschliche Persönlichkeit dadurch auszeichnet, daß sie weiß, wie man mit allen Gruppen und Gesellschaftsschichten umgehen und interagieren kann, gleichzeitig auch von allen anerkannt ist, ohne jedoch deren Gewohnheiten und Eigenarten übernehmen zu müssen.

Wer sich immer nur die Gleichgesinnten, Gleichgearteten, Gleichgebildeten herauspickt, ist ein Kleiderrassist, der nicht über den eigenen Tellerrand zu gucken vermag. Oftmals geht es dabei um die Studentenschaft. Von den einen als snobistisch verschrien, halten sich viele Studenten (auch unbewußt) für eine Art gesellschaftliche Elite. Dies wird mit einem angelesenen Wissen gerechtfertigt und kuríoserweise sogar mit der Art, wie das Bücherwissen in die Köpfe dressiert wurde. Denn sogar unter den Studenten selbst gibt es diese Form von (Bildungs-)Rassismus, gibt es dieses Elitedenken, je nach Uni, die man besuchte - ist man entweder mehr oder weniger Wert.

Studenten sind aber keine Elite, sondern Bildungsproleten, die Bücher wie Alkohol benutzen, um sich damit den Kopf zuzuknallen und zukünftig Kauderwelsch von sich geben, den kein "anderer" außer derselben Gruppe angehörig, mehr verstehen kann.

Man muß hier Berufs- und Privatleben voneinander trennen und sich nicht genieren, im Privaten neben jemanden zu sitzen, der für sich einen anderen Lebensweg entschieden hat. Denn wenn ein Philosophie-Student oder Jura-Student neben einem Maurer sitzt, ist er ein gleicher unter gleichen. Weder ist der Student ein Snob, noch ist der Maurer primitiv & ungehobelt. Beide verkörpern verschiedene Aspekte einer einzigen menschlichen Gemeinschaft.

Unter gleichwertigen Menschen gibt es keine Eliten, denn wer das wirklich glaubt und den anderen deswegen gering achtet, ist ein größerer Rassist, als er es sich selbst eingestehen möchte.



Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#2
How Kola!

Ich bin studiert - trotzdem hab ich mich nie geniert. <img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm17.gif" alt="" />

Aber ich weiss genau was Du meinst. Von der Sorte wimmelt es an allen Universitäten und sie gehen einem gehörig auf den Nerv. <img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm33.gif" alt="" />

Sie halten sich tatsächlich für die gesellschaftliche Elite , denn es wird ihnen ja so eingeredet.

Black Elk lächelte nur, er hatte nie ein Buch gelesen, er konnte gar nicht lesen und war doch gebildeter als alle Professoren des weissen Mannes.


(Diese Nachricht wurde am 12.02.03 um 13:37 von Daphnee geändert.)
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#3
Nuja, ich bin Student. Das ich andere gering achte, kann ich nicht von mir sagen. Dass ich mich in der Gesellschaft von Feierabendstammtischen unwohl fühle, ist eine Tatsache, ebenso die, das ich mich vorzugsweise mit meinesgleichen unterhalte. Diese Gespräche besitzen für mich einfach ein anderes Niveau, als wenn ich mich nun mal mit einem Schlosser unterhalte oder ´ner Putzfrau. Was sollte ich mit denen auszutauschen haben?


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#4
Hallo alle zusammen,


ich bin zwar nicht studiert wie Daphnee oder Mexxx, aber auch ich gehöre lt Gesellschaft zu einer Bildungselite, da ich Abitur habe. Dieses Abi habe ich zweimal abgebrochen, aus den von PL genannten Gründen. Ich fand es einfach ätzend, daß da so viele saßen die meinten etwas besseres zu sein bloß weil sie ein Gymnasium besuchen.

Ich habe immer die Hauptschüler beneidet: deren Lernen war Praxisnah und Lebensorientiert! Wie fülle ich ein Scheckheft aus, wie repariere ich etwas usw usf. Ich hatte solche Dinge an der ach-so-hoch-gelobten Schule nicht. Und dachte immer "die lernen uns doof! Wenn ich das durchziehe und dann noch studiere, bin ich irgendwann 30 ... und weiß nichts vom Leben"

Ich bin froh das ich abgebrochen habe, sag ich ganz ehrlich. Ich rede sowohl mit Studis als auch mit Putzen *zu Mexxx guck*
Weil sie alle menschen sind, und sie alle haben etwas zu sagen das für mich von Bedeutung ist, ein jeder auf seine Art...
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#5
ach ja:

mir ist ein grobschlächtiger Maurer lieber der sein Herz auf der Zunge trägt und sagt was er denkt, als ein hochstudierter jurist oder weiß nicht was, von dem keine klaren Aussagen zu erwarten sind, weil der Kopf schon zu vollgemüllt ist.
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#6
Jaja, die bösen Studenten. <img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm12.gif" alt="" />

Es gibt aber auch eine andere Seite, nämlich die Gesellschaft, die den Studenten abkanzelt, bevor er überhaupt was sagen konnte: "Zu faul zum arbeiten", "Du meinst wohl, Du bist hier der Schlauste", "...und bist Du jetzt was Besseres" usw.

Es ist zwar richtig, daß diese Studentenfeindlichkeit, die ich auch schon beobachtet habe, durchaus auf das snobistische Verhalten einiger zurückzuführen ist und dass diese "einigen" den vielen durchaus das Gehirn verwirren, aber im umgedrehten Fall ist das auch nicht anders. So mancher Lebensversager meint, sein Mütchen am Studenten kühlen zu müssen, weil er durch diesen sein eigenes Versagen vorgeführt bekommt.

Oder ist das auch schon wieder falsch? Denn ein Dachdecker hat ja eigenlich nicht versagt, weil er nun Dachdecker ist, sondern tut wahrscheinlich genau das, was er kann und wo sein bester Platz ist. Genausowenig hat eine Putzfrau versagt, denn oft sind das Hausfrauen, die in Alltag und Familie mehr leisten, als sich manch Studentenlümmel so vorstellen kann.

Es ist wohl schon so, wie Paganlord schreibt, der Ständedünkel ist das Hauptübel und das Gefangensein im eigenen Denkschemata, daß alles "andere" als abartig abtun möchte und den anderen Menschen deshalb meidet, schneidet und verleumdet.

Wenn Mexx sich nicht mit einer Putzfrau unterhalten kann oder einem Maurer, wird ihn das Leben sicherlich dazu bringen, daß er das mal üben darf. Wenn er sich auch hier verweigert, darf er das ganze vielleicht mal aus der anderen Position/Betrachtungsweise erleben und vielleicht klappt es ja dann in der übernächsten Inkarnation mit dem Plausch. <img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm32.gif" alt="" />








(Diese Nachricht wurde am 14.02.03 um 10:26 von Violetta geändert.)
Sei!
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#7
Hallo Violetta,


da hast du natürlich recht, die andere Seite gibt es genauso, dass Studenten gleich abgekanzelt werden (und nicht nur die). Ich habe selbst erfahren das ich nur auf Grund der besuchten Schule geschnitten wurde, wegen irgendwelcher Vorurteile und Klischees, an die man sich klammerte.

Da tun sich also wahrlich beide Seiten nichts, und es gilt hier also wirklich, sich sein eigenes Weltbild vor Augen zu führen und sich zu fragen "wie sinnig ist überhaupt, wonach ich handle?"

Es gibt zwar Leute die die Meinung vertreten "pflege deine Vorurteile denn sie haben ihre Berechtigung" doch davon halte ich nichts. Wenn ich danach gehe verbaue ich mir selbst sehr vieles, beraube mich unzähliger Möglichkeiten. Ich gehe da lieber nach dem Motto

"wenn jemand schon nicht als Vorbild dienen kann, dann wenigstens als schlechtes Beispiel" Blinzeln

so oder so: etwas zu lernen und zu sehen gibt es immer.
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#8

"wenn jemand schon nicht als Vorbild dienen kann, dann wenigstens als schlechtes Beispiel" Blinzeln


Das ist ein lustiger Satz den ich mir gern mal ausborge. Ich finde das Thema hier sehr wichtig, denn dieses sich selbst ausgrenzen ist tatsächlich oft zu beobachten. Wie Sothis schon richtig schreibt, jeder pflegt seine Vorurteile und tatsächlich ist auch meist was dran an den Vorurteilen. Also auch an dem Vorurteil das Studenten sich für etwas besseres halten und das andere für sie wohl ungebildet erscheinen obwohl sie vielleicht handwerklich viel begabter sind.





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#9
Hallo zusammen
Gebildet ....ungebildet...  gibt es das überhaupt?
Und ist Wissen aus ich weiß nicht wie vielter Hand, damit meine ich Wissen aus Büchern, wirklich etwas was einem das Gefühl geben kann gebildet zu sein?

Die Vorstellung einer geistigen Elite ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Aber warum ist wohl dieses streben danach vorhanden? Vielleicht weil es einfach Menschen gibt die nicht bereit sind selbst zu denken und deshalb Vordenker brauchen? Und weil viele Menschen wohl denken wer studiert hat der wüßte vieles besser - doch was wissen jene wirklich besser? Wenn ich mir die Welt anschaue und sehe was passiert frage ich mich wohin hat all das Wissen geführt - all die schönen Studien der Wissenschaft....

Weg von der Natur, weg von der Menschlichkeit, weg vom eigentlichen Leben. Weg vom Leben im Einklang mit der Natur, sich selbst, den Mitmenschen. In eine "behütete" Welt in der alles erklärbar scheint. In eine Welt aus Konstrukten die einem Kartenhaus gleichen wenn man es vermag hinter den Vorhang zu sehen...

Ich denke das einzige Wissen was wirkliches Wissen ist, ist jenes das aus einem selbst kommt.
Mit einigen Ausnahmen vielleicht...


Ok, ich bin etwas abgeschweift - aber der eine oder andere wird sicherlich wissen was ich versuche auszudrücken.

Grüße
Angelus
(Diese Nachricht wurde am 18.02.03 um 08:55 von Angelus geändert.)
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#10
Ich finde, Du polarisierst zu sehr...das erinnert mich zu sehr an Schwarz-Weiß-Malerei.

Sicherlich besteht die Tendenz, Gruppen abzugrenzen, andere Gruppen mit einem Feindbild gleichzusetzen und diese dann zu bekämpfen oder zu ignorieren.

Und sicherlich hast Du auch recht, daß alle Menschen unter m Strich gleich sind - sie atmen dieselbe Luft, benötigen dieselben Grundstoffe, erleiden dieselben Krankheiten und müssen alle Sterben. Keine Frage, darauf bezieht sich meine Kritik auch nicht.

Ich wehre mich dagegen, daß Du pauschal Studenten als Bildungsproleten in die Ecke stellst, die sich hinter fachlichem Kauderwelsch verstecken, um so eine Gruppenabgrenzung zu erreichen. Das ist mitnichten der Fall...nein, besser: das ist nicht immer der Fall.

Fachsprache dient dazu, unter Fachleuten Inhalte auszudrücken. Wer nun in dieses System eingebunden ist, der adoptiert diese Fachsprache, übernimmt sie in seinen eigenen Sprachgebrauch - und merkt es unter Umständen nicht, daß Andere ihn gar nicht mehr verstehen können, wenn er außerhalb der Gruppe von Fachleuten ist. Für ihn sind die fachlichen Ausdrücke so normal, wie das Wort Stein für den Maurer, das Wort Putzlappen für die Putzfrau, das Wort Schneidbrenner für den Schlosser, etc.

Kann man da den Vorwurf gezielter Abgrenzung machen ? Wohl nicht...eher auf die deus ex machina Problematik verweisen...

Außerdem, bei allem Verständnis für das "Wir sind alle gleich" Gefühl - wir sind das mitnichten, da sich jeder Mensch, unabhängig von Bildung, Fähigkeiten und Begabungen in einer anderen Richtung entwickelt und jeder Mensch überragende Fertigkeiten hier und Defizite dort aufweist. Und da kann es sehr wohl sein, daß trotz aller Sympathie, allem Entgegenkommen und aller Rücksichtnahme der Eine den Anderen einfach nicht verstehen kann, weil die Basis beider Personen zu weit voneinander entfernt ist, um eine gemeinsame Kommunikationsform zu erreichen.

Ich bin zwar nur Gast hier, wenn auch mit Einladung, aber diesen Vorwurf wollte ich so nicht stehen lassen.
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