Schöne Diskussion und meine Anerkennung an Novalis. Du hast ein paar Dinge gut auf den Punkt gebracht.
Jetzt mein Redebeitrag.
Die erste Verwechslung ist, dass Neutralität mit Gleichgültigkeit über einen Kamm geschoren wird. Das ist ein Grundfehler und einige scheinen dem aufgesessen zu sein. Neutralität ist niemals gleichgültig, Natur ist niemals gleichgültig.
Neutralität und Natur sind mal passiv und mal sind sie aktiv. Passiv in Bezug auf dritte Personen und aktiv in Bezug auf die eigene Person. Gleichgültig jedoch niemals.
In den Texten hier finde ich einige sehr gute Ansätze, jedoch auch viele falsche Schlussfolgerungen. Novalis hat es schon gesagt: Harmonie ist der neutrale Grundzustand. (Ich glaube das ist unstrittig oder will hier jemand etwas anderes behaupten?) Aus dieser Harmonie wächst die Freude bzw. ist Harmonie mit Freude identisch. Wie sonst wollte man in der menschlichen Sprache diesen Grundzustand besser umschreiben?
Es gibt auch natürliche Beweise dafür.
1. Es ist bewiesen, dass ein Körper, der Daseinsfreude und Schaffensfreude empfindet gesund bleibt und dadurch sogar Krankheiten (schneller) heilt, während jeder andere Zustand den Körper schwächt, zu Krankheit führt bzw. den Gesundungsprozeß verzögert. Das hängt dann wohl von der Gesamt-Summe der Lebensfreude minus Sorgen, Emotionen usw. ab. Schon alleine dadurch ist bewiesen, was der Grundzustand sein muss.
2. Jeder Mensch kann die überquellende Lebensfreude der Natur im Frühjahr spüren. Man sollte es auch Schaffensfreude nennen. Denn Lebensfreude ist Schaffensfreude und Schaffensfreude ist Lebensfreude. Diese Lebensfreude der Natur, der Grundzustand Freude des neu erwachenden Lebens, wird stets mit Fröhlichkeit, lachender Mund (Symbollexikon) in der Mythologie und Symbolkunde dargestellt.
3. Elfen musizieren, Zwerge singen Lieder alles in der Natur summt und lacht. Was sonst außer "Lebensfreude" sollte man dazu sagen? Selbst Skadi die wilde Jägerin freut sich über den Fang und die Beute freut sich, dass sie den schwachen Körper endlich los geworden ist.
Wenn nämlich ein Reh von einem natürlichen Raubtier zu Tode gehetzt wird, dann ist das ein harmonischer Vorgang. Das Reh will Futter sein bzw. der schwache Körper eines Rehs. Ein Elite-Reh würde der Wolf kaum fangen können und auch nicht wollen. Er stürtzt sich grundsätzlich auf die Schwachen, um diese von ihrem unwürdigen Dasein zu befreien.
Die Fliege oder der Käfer sind von der Natur ebenfalls als Futter vorgesehen. Also empfinden auch sie Freude dabei. Warum? Ganz einfach: Sie kennen gar keinen anderen Zustand als Freude. Deshalb stirbt es mit Freuden, so wie es mit Freuden gelebt hat.
Unseren Vorfahren war das noch geläufig und "mit Freude in den Tod" gehen, mit Vorfreude auf die nächste Existenz – dann in einem gesunden und starken Körper! Es ist lediglich die Logik, die nicht mit Freuden stirbt und den Tod als etwas Schlechtes empfindet. Denn es ist der Tod der Logik, die untrennbar an den jeweiligen Körper gebunden ist.
Zitat:Die Betrachtung der Natur stützt diese Behauptung ebenfalls nicht, denn nichts in der Natur läßt darauf schließen, daß alles Sein die reine Daseinsfreude wäre.
Siehe meine drei Punkte. Hier hast du wohl nicht richtig beobachtet.
Zitat: Das ist sehr vermenschlichte Interpretation. Das Wild, das gerade vom Raubtier gehetzt wird, empfindet sicher gerade keine übersprudelnde Daseinsfreude.
Deine Interpretation ist eine vermenschlichte, nicht die von Novalis. Wie ich gerade ausgeführt habe, ist Opfer/Fresser eine natürliche Harmonie und da die Logik hier fehlt, macht sie sich auch keine Gedanken darüber, daß sie gerade Futter sein muss. Das ist alles PAN. Er frisst und frisst sich dabei selbst, um sich selbst zu erhalten. Ein Programm eben, das nur auf Harmonie und auf Freude durch Harmonie programmiert ist.
Zitat:Theoretisch können wir aber sowas wie "Neutralität" erreichen. Dann sind wir aber sofort "weg". Das ist der direkte Weg aus dem System.
Etwas, das nicht in die reale Welt gehört, das kann so neutral sein, wie es will. Es wird niemals aus dem System gelangen. Auch dem Rest möchte ich widersprechen, es gehört hier aber nicht her.