Vegetarier auf dem Vormarsch
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Heute auf spiegel.de...

Schluss mit Schweinehaxen, nie wieder Wiener Schnitzel: Wir alle sollten Vegetarier werden! Das empfiehlt der bekannte US-Autor Jonathan Safran Foer, dessen viel diskutiertes Buch "Tiere essen" jetzt auf Deutsch erscheint.

Jetzt geht's um die Wurst. Erst wurde unser Essen bio, zumindest das Etikett. Selbst der billigste Discounter führt mittlerweile ökologische Produkte. Längst gilt ein irgendwie grüner und nachhaltiger Lebensstil als erstrebenswert, niemand würde ernsthaft bestreiten, dass Bio besser für Mensch und Umwelt ist. Sogar McDonald's preist seine (fettigen!) Salate und streicht seine Fastfood-Tempel grün. Nach der Bio-Welle ist der neue Ernährungstrend jetzt fleischlos.

Jahrzehntelang galt die Gier aufs Tier als Ausdruck guten Lebens. Lebenskraft durch Leberwurst, mit Wirtschaftswunder und neuem Wohlstand kam immer mehr Tier auf den Tisch. Sich große Mengen Wurst, Hack und Schnitzel reinzuschaufeln, ist längst nicht mehr sexy. Der Verzicht auf Fleisch hingegen wird nicht länger nur akzeptiert - er gilt sogar als chic und vorbildlich.

Wer wissen will, warum sich der Vegetarismus breit macht, vor allem in Großstädten und bei auf Distinktion bedachten Bildungsbürgern, findet Antworten in dem Buch "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer. Der amerikanische Bestseller-Autor hat nach zwei erfolgreichen Romanen ("Alles ist erleuchtet", "Extrem laut und unglaublich nah") ein Sachbuch über das Fleischessen geschrieben - und warum er darauf verzichtet.

Kein Szeneviertel ohne Rohkostküche

Mit dem Buch, einer Mischung aus Selbsterfahrungsbericht und Reportage aus der Fleischindustrie, könnte Foer zu einer Art Galionsfigur der aufgeklärten Besseresser werden. In Amerika, dem motherland of meaty meals, wo jeder Einwohner durchschnittlich 122 Kilogramm Tier pro Jahr isst, sorgt das Neue Testament der Vegetarier-Bewegung seit Ende vergangenen Jahres für erhitzte Diskussionen.

Nach Jahren in der Esoterik-Ecke und im Späthippie-Milieu mampfen sich die Vegetarier immer weiter in die Mitte unserer Gesellschaft vor. 1961 verdrückten die Deutschen laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen schon 65 Kilogramm jährlich pro Person, Ende der achtziger Jahre dann rund 100 Kilogramm. Doch der große Hunger ist vorbei, mittlerweile sind es 12 Kilogramm weniger, die Zahl seit Jahren etwa konstant.

Auch das könnte sich bald ändern: Kaum eine Kantine kommt mehr ohne vegetarisches Essen aus, kein Szeneviertel ohne Rohkostküche. Denn zu den Überzeugungstätern, die schon immer Tiere lieber auf der Wiese als auf dem Teller sahen, gesellt sich nun die politisch korrekte Bionade-Biedermeier-Fraktion aus Berlin und anderen Großstädten.

Grotesk überzüchtete Viecher

Foers "Tiere essen" erscheint genau zum richtigen Zeitpunkt: Die Botschaft vom drohenden Klimakollaps ist bei vielen Menschen angekommen, die Kunde vom gesunden Essen ohnehin. Nun also lässt sich trefflich über die Fleischeslust streiten, und zwar mit den allerbesten Argumenten.

Denn Fleischentsager leben nicht nur länger, sie haben auch die Moral auf ihrer Seite: Die Produktion von Tierfleisch verbraucht Unmengen an Wasser und Getreide, das besser hungernde Menschen ernähren würde. Selbst wenn es weltfremd wäre zu glauben, dass dies auch umgehend passierte, stimmt dennoch Foers Satz: "Sobald wir unsere Gabeln heben, beziehen wir Position".

Dazu kommen die schädlichen Klimaeinflüsse durch den Ressourcenverbrauch und die CO2-ausstoßenden Viehherden. Für jedes Kilogramm Rindsteak auf dem Teller muss zuvor die zehnfache Menge Getreide verfüttert werden, außerdem werden 16.000 Liter Wasser verbraucht. Allein um unsere Lust auf Fleischluxus befriedigen zu können, arbeitet eine gigantische, gefräßige Maschinerie.

Neben der Umweltbelastung und der Sorge um die eigene Gesundheit leitet viele Vegetarier ein dritter Grund: das Wohl der Tiere. Das Fleisch auf unseren Tellern stammt zu 98 Prozent aus hochtechnisierter Massenhaltung mit zynisch kalkulierter Ausschussquote. Fern der Öffentlichkeit werden grotesk überzüchtete Viecher in riesigen Industrieanlagen im Schnelltempo gemästet, getötet und zerteilt. Weil Fleischesser das gerne verdrängen, aber meist doch eine dunkle Ahnung von den Bedingungen und Folgen der Fleischproduktion haben, ist die Bewunderung für Vegetarier umso größer.

Sündige Lust vom Fleischverzehr

Die Fakten in Foers Buch mögen nicht neu sein, doch in der geballten Zusammenstellung entfalten sie eine neue Wucht. Dabei verzichtet er auf jeden Furor und beschränkt sich auf genaue Beobachtungen. Warum, fragt Foer, essen wir eigentlich Schweine und keine Hunde? Wo doch beide gleichermaßen intelligent, sozial, feinfühlig und wohlschmeckend sind?

Mit solchen Fragen forscht sich der Autor, motiviert durch seine Sorge als junger Vater, durch die Ernährungspyramide. Dabei ist "Tiere essen" weniger eine wütende Kampfschrift als ein bedächtiges Argumentarium, an dessen Ende eine gereifte Überzeugung steht; Foer erweist sich eher als pragmatischer Aufklärer denn als Ideologe, selbst wenn er nicht immer ohne Pathos auskommt, etwa wenn er das millionenfache Schlachten von Tieren mit Massenmord gleichsetzt.

Nach der Lektüre muss sich als Grobian vorkommen, wer noch sorglos ins Steak beißen kann. Auf der Website zum Buch tauschen dann auch frischbekehrte Vegetarier ihre Läuterungsgeschichten aus. Foer hat mit seinem Buch offenkundig einen Nerv freigelegt.

Electropop mit Tierrechtshintergrund


Noch sind die Vegetarier in der Minderheit: 1,3 Millionen gibt es in Deutschland, so das Ergebnis der zweiten Nationalen Verzehrstudie von 2007, doppelt so viele Frauen wie Männer. Die Vegetarier sind also, nach einer Online-Umfrage der Universität Jena aus dem gleichen Jahr, typischerweise Vegetarierinnen. Und sie sind jung, überdurchschnittlich gebildet und leben in einer Großstadt. Vor allem moralische Bedenken plagen sie, das Leid der Tiere und der Tötungsakt.

Nach gesellschaftlichen Bewegungen für die Rechte von Schwarzen, von Frauen, Schwulen und Lesben, schreibt Foer in seinem Buch, seien als nächstes die Tiere an der Reihe. Seit einigen Jahren feiern Vegetarier und Veganer auch in Deutschland einen "Veggie Street Day". Das Straßenfest mit Chili con Soja, vegetarischen Cheeseburgern und "Elektropop mit Tierrechtshintergrund" steigt als nächstes am 14. August in Dortmund.

Gut möglich, dass Foers in den USA außerordentlich erfolgreiches Buch auch hierzulande mehr Menschen an den Fleischverzicht heranführen wird - und nicht nur ohnehin überzeugte Vegetarier bestätigen. Dabei dürfte helfen, dass er ein bekannter Autor ist und selbst Kritiker ihn nicht per se als Öko-Spinner abstempeln können.

Dieser Gefahr begegnet Foer selbst geschickt, indem er sich auf die Seite vieler Menschen schlägt, die zwar Fleisch mögen - aber die doch ab und an von ihrem schlechten Gewissen geplagt werden. "Ich liebe Sushi, ich liebe Brathähnchen, ich liebe ein gutes Steak", schreibt er. Doch nach allem, was er an Grausamkeiten gesehen habe, bei all den Vergehen an der Umwelt, blieb ihm nur eine Entscheidung: "Aber meine Liebe hat Grenzen."


Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,710622,00.html


Anmerkung: Ist schon klar, daß dies keine Trendwende bedeutet. Lustig aber, die bedrückten und überraschten Gesichter der Carnivoren zu erblicken, die den Artikel gelesen haben. Lol
Im A & O das Geheimnis liegt - Omega siegt!
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#2
Dann sind wir hier (mal wieder) sogenannte Trendsetter und die Typen von Anti-Vegan z. B. "Ewig Gestrige", "Unverbesserliche", "Unbelehrbare" usw. usf. Ogrins
Tue was immer ich will!
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#3
Werte Freunde!

Ich habe mich im Laufe der letzten Monate intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Es ist sehr aktuell. Der Stern, Spiegel etc. haben nun auch die ökologische Dringlichkeit des Themas begriffen. Diesen Themenbereich möchte ich aber gar nicht aufgreifen, sondern herausstellen, dass in der Antike die vegetarische Ernährung sehr verbreitet war. Platon oder Pythagoras und seine Anhänger werden stets in diesem Zusammenhang genannt. Von Plutarch ist eine Schrift überliefert, die die vegetarische Ernährung thematisiert. In seiner Moralia heißt es:

„Du fragst mich mit welcher Begründung Pythagoras sich der Fleischnahrung enthielt? Ich aber wundere mich darüber, mit welcher Leidenschaft und welcher Seelenverfassung der erste Mensch mit seinem Mund Mordblut anrührte und mit den Lippen das Fleisch eines toten Lebewesens berührte, Mahlzeiten von toten Körpern und Leichen vorsetzte und dazu die Glieder, die kurz zuvor brüllten, kreischten, sich bewegten und sahen, als Zukost und Leckerbissen bezeichnete; wie das Auge das Schlachten, Häuten und Zerstückeln ertragen, wie der Geruch die Ausdünstung aushalten konnte; wie es den Gaumen nicht bei der Befleckung ekelte, wenn er fremde Wunden berührte und Blut und Eiter tödlicher Verletzungen einsog.“

Dem ist nichts hinzuzufügen!

Einen herzlichen Gruß an Euch!
Manchmal muss man Grenzen überschreiten, um neue Wege zu schaffen!
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#4
Zitat:„Du fragst mich mit welcher Begründung Pythagoras sich der Fleischnahrung enthielt? Ich aber wundere mich darüber, mit welcher Leidenschaft und welcher Seelenverfassung der erste Mensch mit seinem Mund Mordblut anrührte und mit den Lippen das Fleisch eines toten Lebewesens berührte, Mahlzeiten von toten Körpern und Leichen vorsetzte und dazu die Glieder, die kurz zuvor brüllten, kreischten, sich bewegten und sahen, als Zukost und Leckerbissen bezeichnete; wie das Auge das Schlachten, Häuten und Zerstückeln ertragen, wie der Geruch die Ausdünstung aushalten konnte; wie es den Gaumen nicht bei der Befleckung ekelte, wenn er fremde Wunden berührte und Blut und Eiter tödlicher Verletzungen einsog.“

Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen. So etwas steht leider nicht auf dem Ernährungslehrplan als Lektüre.

Wenn die ganze Welt vegetarisch wäre....aber was ist mit Leder?

Schuhe, Kleidung, Autositze, Möbel, es gibt so viele Produkte. Da mache ich mir gerade Gedanken dazu.
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#5
Hallo Pamina!

Pamina schrieb:Wenn die ganze Welt vegetarisch wäre....aber was ist mit Leder?

Schuhe, Kleidung, Autositze, Möbel, es gibt so viele Produkte.
Da mache ich mir gerade Gedanken dazu.

Es gibt in wohl so ziemlich allen Lebensbereichen brauchbare Produkte
die wunderbar ohne Tierausbeutung ihren Zweck erfüllen. Es müssen ja
beim nächsten Autokauf nicht unbedingt Ledersitze sein, beim nächsten
Möbelkauf kein Ledersofa usw. Vegane Schuhgeschäfte gibt es zig Stück
im Internet usw. Allerdings würde ich an Deiner Stelle, wenn Du Dir schon
solche Gedanken machst, mit der Ernährung und der Körperpflege anfangen.
(Falls nicht bereits geschehen.) Denn wer bei der Körperpflege unbedacht
irgendwas nimmt, schmiert sich u.U. schon ziemlich eklige Dinge auf die
Haut.

Schöne Grüße

Glückskind
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#6
Lederschuhe sind eine typische Frage ... Zuerst: Schuhe ißt man nicht. Auch Lederjacken werden normal nicht gegessen. Schamanen trugen auch Wolfspelze, Bärenfelle oder ähnliches. Es war ihnen erlaubt. Das Essen des toten Tieres war jedoch verboten.

Wer heutzutage Lederschuhe kauft, der sollte der Natur oder dem Tier dafür einen Ausgleich (Opfer) darbringen. Wer auf Lederschuhe, Ledergürtel usw. jedoch verzichten möchte, der findet ein reichhaltiges Angebot. Doch dazu ist zu sagen: Lieber: Fell, Leder oder Tierknochen tragen, als Plastik und Kunststoffe. Wenn man sich mit dem Tier einig ist, dann kann ein solches Lederbekleidungsstück einen hervorragenden Schutz darstellen. Kunststoffe und Synthetik sind hingegen wahre Unglücksmagneten.

Es ist nicht verboten von der Natur zu nehmen, von ihr zu leben und sie für sich zu nutzen. Das Quälen, das Ausbeuten oder Aasen ist jedoch widernatürlich und wird deshalb vom vernünftigen Menschen abgelehnt.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#7
Und hier kann man sehen, wo sonst noch "Leichenteile" zu finden sind. Oh

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,711042,00.html
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#8
Zitat:Schamanen trugen auch Wolfspelze, Bärenfelle oder ähnliches. Es war ihnen erlaubt.

Ja, allerdings war die Basis und der Denkansatz etwas anders wie heute!

Zitat:Wer heutzutage Lederschuhe kauft, der sollte der Natur oder dem Tier dafür einen Ausgleich (Opfer) darbringen.

Damit kann ich umgehen und es macht so für mich auch Sinn, denn auf einen guten Lederschuh möchte ich eigentlich nicht verzichten, gerne aber auf Tierknochen. Fettes Grinsen

Zitat:Und hier kann man sehen, wo sonst noch "Leichenteile" zu finden sind.

Das wird ja immer gruseliger. Ja, ja das Geschäft mit den Tieren. Da kann man nur den Kopf schütteln und sich schämen, zu dieser Spezies zu gehören.
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#9
Dies ist ein weites Thema. Ich füge hinzu Begriffe wie: "Massentierhaltung" ; "Nutzvieh" und andere vom Menschen geprägte Worte, welche die Kreatur in der Umwelt bezeichnen in welcher wir mit ihr leben.

moorbauer
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#10
Ein heikles Thema.

Ich fand neulich den Spruch ganz gut "Wir würden uns anders verhalten, wenn jeder das Tier, das er essen möchte, auch selbst schlachten und vorbereiten müsste".

Das ist wahr. Ich bewundere vegetarisch lebende Menschen, könnte das aber selbst nicht; dazu weiß ich ein gutes Steak viel zu sehr zu schätzen; traurig aber wahr. Bei Fleischverzicht werde ich unausgeglichen, schlecht gelaunt und reizbar. Und auch das - traurig, aber wahr.
So versuche ich also, Fleisch dort zu essen, wo ich weiß dass wenigstens die Qualität stimmt (Herkunft kann man ja in Restaurants leider noch nicht 100%ig erfahren) und nicht bei irgendwelchen Ketten.

Moorbauer, du sprichst da Aspekte an die jeweils einen eigenen Thread verlangten und zu denen ich mich an anderer Stelle äußern möchte Blinzeln

PS. Aus der Diskussion mit Benu heraus möchte ich, als Tierquäler, noch hinzufügen, dass ich mir Mühe gebe, einen Energieausgleich zu schaffen; ich spende also jeden Monat meinen Siebten an den WWF, habe diverse Patentiere, bin Mitglied bei Greenpeace und den Grünen UND habe den obligatorischen Ökostrom. Fleisch ist meine Schwäche, aber ich gebe mir Mühe,sie auszugleichen.
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