Nur ein Fußballspiel
#1
Kriegszustand in Berlin-Köpenick - Gesetzesbruch und Gewalt gehen immer häufiger von der Polizei selbst aus

Wie das Gouvernement den Bürgerkrieg vorbereitet und probt

Am Sonntagnachmittag (21.08.05) erreichten immer wieder Beschwerdeanrufe von verärgterten Zuschauern der 4.-Liga-Partie zwischen dem BFC Dynamo und dem 1. FC Union die Behörden, die Medien und die zuständigen Stellen. Vor Spielbeginn, während der Begegnung und auch noch danach. Es waren keine der sogenannten gewaltbereiten Anhänger, die sich dort beschwerten, sondern genervte, erboste und erschütterte Besucher des Fußballspiels. Die Besucher des sonntäglichen Fußballspiels wurden von der örtlichen Berliner Polizei nämlich wie eine Horde Kriminelle auf einem Hofrundgang in einer Haftanstalt behandelt.

Alles das begann schon am Vorabend des Spiels, als die Berliner-Polizei eine Discothek-Veranstaltung als sogenannte "BFC-Anhängerfeier" auflöste. Dazu folgende Pressemeldung aus der "Berliner Morgenpost":

******************************************

Polizei stürmt Hooligan-Party

Gezielte Aktion des Terroreinsatzkommandos gegen Fans des BFC Dynamo - 180 Personen festgenommen


1.10 Uhr: Zwei extra angemietete Busse der BVG halten vor dem Lokal, in dem sich zu diesem Zeitpunkt etwa 370 Fans des BFC Dynamo und andere Discothek-Besucher aufhalten. Schwerbewaffnete und vermummte SEK-Beamte stürmen die Disko. Ihnen folgen Bereitschaftspolizisten, die den Eingang sofort mit Flatterleinen absperren. In dem mehrgeschossigen Lokal kommt es zu handfesten Auseinandersetzungen. Trotz der Übermacht der Staatsgewalt suchen viele Hooligans die Schlägerei. Ihre Freundinnen feuern sie dabei noch an.

Biergläser fliegen durch die Luft, Tische und Barhocker stürzen um. Der Discjockey wird überwältigt, die Musik verstummt. Nur Minuten später bringen Rettungssanitäter der Feuerwehr erste Verletzte ins Freie, die meisten von ihnen haben Kopfplatzwunden. Eine junge Frau erleidet einen Kreislauf-Zusammenbruch, dann erst kehrt Ruhe ein. Zu diesem Zeitpunkt liegt ein Großteil der Hooligans mit Plastik-Bändern gefesselt auf dem Boden. Nach und nach werden sie fotografiert und anschließend zur Gefangenensammelstelle transportiert. Dem Betreiber der Discothek wird von den Beamten der Gerichtsbeschluß ausgehändigt.

Nach einer Stunde können die Frauen das Lokal verlassen. Viele von ihnen harren im Regen aus, um auf ihre Freunde zu warten. Immer wieder werden die Einsatzkräfte beschimpft. Es werden zahlreiche Anzeigen wegen Beleidigung und auch wegen der Widerstandshandlungen geschrieben. Die genaue Zahl stand gestern noch nicht fest, die Einsatzberichte müssen noch ausgewertet werden.

Der Betreiber der Diskothek sprach von einem zu harten Durchgreifen. "Wir hatten hier einen Junggesellenabschied. Die Polizei hat bei ihrem Einsatz große Teile der Einrichtung zerstört. Hier wurde doch nur friedlich gefeiert." Der Verein BFC Dynamo kritisierte die Polizei ebenfalls, und entschied daher erst eine Stunde vor dem Anpfiff, ob das Team gegen Union antritt oder nicht. Man ließ die Fußballspieler selbst abstimmen. Diese entschieden sich eine halbe Stunde vor Spielbeginn und mit knapper Mehrheit, daß sie antreten werden.

Der Polizei- und Behördenterror ging dann auch am Spieltag weiter. Während die Zuschauer mit Bussen und Bahnen zum Fußballspiel in Berlin-Köpenick fuhren, mußten dieselben zwei S-Bahn-Stationen vor dem Spielort plötzlich die Bahn verlassen. Auf Befragen des Bahnpersonals gab es die Antwort: "Daß die Polizei den Strom in Köpenick abgeschaltet habe und der Zug nicht mehr weiterfahren könne". Ein ganzer Stadtteil unter Belagerung und im Kriegzustand - alles wegen eines (eher unbedeutenden) Fußballspiels der vierten Liga.

Da beide Mannschaften hiergegen Protest einlegten, wurde vom Fußballverband entschieden, daß das Spiel erst dann angepfiffen würde, wenn alle Zuschauer das Stadion an der Wuhlheide erreicht hätten. - Und auch die Spieler des BFC mußten noch beraten, ob sie wegen der Umstände überhaupt antreten würden.

**************************
Erlebnisbericht:

Die Polizei und ihre Märchenstunde

Nach den ersten Berichten von Betroffenen steht für mich jetzt ganz klar fest, daß die Großzahl der Medien wenig Interesse hat, die Wahrheit über den brutalen Einsatz von Seiten des SEK gegenüber feiernden Fußballfans in der Diskothek "Jeton" zu berichten. Es ist jedenfalls skandalös, daß im Fernsehen verletzte Anhänger oder auf Bildern überall Blutlachen zu sehen sind und die Medien wirklich der Märchenstunde des Pressesprechers der Polizei glauben.
Warum sind keine Beamten verletzt, wenn sie sich doch großer Brutalität ausgesetzt waren?
Warum verletzten sich am bodenliegende Fans noch?
Woher kam die Blendgranate, wenn das SEK keine eingesetzt hat?
Nur drei Fragen, die die Berliner Presse nicht beantwortet habe möchte. Schade eigentlich, denn dies wäre ihre Aufgabe, um ein reelle Berichterstattung abgeben zu können.

*************************

Tatsächlich glich der Berliner Stadtbezirk Köpenick einer belagerten Festung. Über dem Ort des Geschehens kreisten mehrere Hubschrauber, unzählige Einsatzfahrzeuge und Wasserwerfer, sowie bis an die Zähne bewaffnete Anti-Terror-Einheiten der Berliner Polizei und aus dem gesamten Bundesgebiet. Zur Erinnerung, es ging um ein Fußballspiel der 4. Liga.

Daß das alles nicht gerade zu einer friedlichen Stimmung beiträgt, muß nicht extra betont werden - darauf kann sich die Polizei bzw. die Regierung verlassen. Man provoziert und erhält natürlich entsprechende Reaktionen - damit man eben seine "Übung für den Ernstfall unter Realbedingungen" auch bekommt.

Die Polizei jagte die Massen (15.000 Zuschauer) mit Lautsprecherwagen, welche die Besucher auf ihrem An- und Abweg vom Stadion immer wieder aufforderten: "Laufen Sie schneller!" Um dem Nachdruck zu verleihen und die Bürger weiter des schnellen Schrittes anzuspornen, folgten Polizisten mit Gummiknüppeln. Wer stehenblieb wurde sofort von mehreren Polizisten mit gezückten Knüppeln umringt und nachdrücklichst zum schnellen Weitergehen aufgefordert. Wer dem nicht nachkam, wurde verhaftet und war dabei zumeist etlichen weiteren Schikanen ausgesetzt. Die Polizei filmte, fotografierte und nahm Personalien auf, wo immer es ihr beliebte. Wer sich weigerte oder irgendwie "ungehorsam" erschien - wurde verhaftet.

Es besteht kein Zweifel, daß die Polizei auf diese Weise bürgerkriegsähnliche Zustände probt, daß Verhalten von Bürgern und sowohl Polizisten unter die Lupe nimmt, um eventuelle Nachbesserungen überlegen zu können. Die Presse berichtet einseitig den Standpunkt der Polizei, wer an reellen Informationen interessiert ist, muß selbst mit Betroffenen reden ...

Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
Zitieren
Es bedanken sich:
#2
Hier noch ein paar bildliche Impressionen (von einer BFC-Anhänger-Seite geklaut) aus dem "wilden Osten":


[Bild: unionIII.jpg]

[Bild: unionIV.jpg]

[Bild: unionVI.jpg]




Schlagstöcke in der Disko
Andreas Kopietz, Matthias Wolf und Marcel Gäding

Das seit Tagen mit Spannung erwartete Lokalderby zwischen dem BFC Dynamo und dem 1. FC Union Berlin begann nicht erst am Sonntagnachmittag, sondern schon in der Nacht zuvor: Gegen 1.30 Uhr stürmte ein Großaufgebot der Berliner Polizei die Diskothek Jeton in der Frankfurter Allee, in der sich 570 Personen befanden. Im Einsatz waren 300 Beamte, darunter Mitglieder des Spezialeinsatzkommandos (SEK), weil ihre Kollegen von der Einsatzhundertschaft mit bewaffneter Gegenwehr rechneten. Sie vermuteten in der Disko, die als Treffpunkt von BFC-Anhängern gilt, einschlägig bekannte Hooligans. Es wurde unter anderem nach Waffen gesucht.

Die Polizisten legten zur Überraschung der Fans und des Diskothekenbetreibers einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss vor, bei dem es darum ging, potenzielle Funktionsträger unter den Hooligans zu identifizieren. Ein Behördensprecher sagte am Sonntag, dass der Verdacht bestand, gewaltbereite Anhänger des BFC würden Straftaten verabreden. Ungewöhnlich ist dieses Vorgehen nicht: Seit Jahren schon besuchen Beamte im Vorfeld der meist in Krawalle ausartenden 1.-Mai-Demos in Kreuzberg potenzielle Gewalttäter.

Nach Angaben eines Polizeisprechers kam es bei der Razzia zu "massiven Widerstandshandlungen". Polizisten seien von Fans, die als Gewalttäter der Kategorie C eingestuft werden, angegriffen worden. Ein SEK-Beamter sagte, dass die Frauen der hartgesottenen Fans ihre Männer regelrecht dazu angestichelt hätten, gegen die Polizisten vorzugehen. Beamte seien mit Flaschen und Gläsern attackiert worden - und hätten mit dem Einsatz von Schlagstöcken geantwortet. Rainer Lüdtke, der Fanbeauftragte des BFC, gab zu Protokoll: "So etwas habe ich noch nie erlebt. Plötzlich hat es geknallt, Möbel sind umgekippt." Die Polizei sei "völlig grundlos" eingedrungen und habe Blendgranaten geworfen. BFC-Pressesprecher Yannis Kaufmann behauptete: "Die Art und Weise des polizeilichen Einsatzes war völlig unangemessen."

Dagegen erklärte Polizeisprecher Steffen Dopichay: "Das SEK ist schnell und zügig rein, denn wir hatten Hinweise darauf, dass dort bewaffnete Hooligans, auch Rädelsführer, anwesend sind und Aktionen für den nächsten Tag planen." Blendgranaten seien nicht eingesetzt worden. Dopichay räumte jedoch ein: "Beamte wurden so hart angegangen, dass wir auch konsequent tätig werden mussten." Die Polizei nahm 188 Besucher der Diskothek vorübergehend fest. Fünf Menschen wurden bei der Aktion verletzt, einige sollen im Krankenhaus liegen. Augenzeugenberichte, wonach es vor der Disko bereits lange vor der Razzia zu Schlägereien gekommen sei, konnte die Polizei nicht bestätigen. Unstrittig ist allerdings, dass die Frankfurter Allee bis in die Morgenstunden gesperrt war.

Einige der Festgenommenen sollten am Sonntag einem Haftrichter vorgeführt werden. Andere BFC-Fans, die die Polizei als gewaltbereit einstuft, wurden in Unterbindungsgewahrsam genommen. Am Mittag befanden sich noch 145 Hooligans in Polizeigewahrsam. Weil in der Gefangenensammelstelle die Technik versagte, zog sich die Bearbeitung der Fälle länger hin. Die Polizei hatte bereits zwei Wochen vor dem Spiel Aufenthaltsverbote an bekannte Hooligans verschickt. Demnach durften sich gewaltbereite Fans am Sonntag zwischen 9 und 21 Uhr nicht in der Nähe der Alten Försterei aufhalten. In den vergangenen Tagen hatte die Polizei Telefone abgehört, SMS-Handynachrichten abgefangen und das Internet überwacht - und sich dann für die Razzia entschieden.

Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
Zitieren
Es bedanken sich:
#3
In einem anderen Land (USA) zur selben Zeit:

In Utah (Salt Lake City) hat ein (Anti-)Terrorkommando (SWAT) eine friedliche und legale Disco terrorisiert und die Jugendlichen wie Schwerverbrecher behandelt.


Zitat:Next thing I know, A can of fucking TEAR GAS is launched into the crowd. People are running and screaming at this point. Girls are crying, guys are cussing... bad scene.

Now, this is all I saw with my own eyes, but I heard plenty of other accounts of the night. Now this isnt gossip I heard from some candy raver, these are instances cited straight out of the promoters mouth..


One of the promoters friends (a very small female) was attacked by one of the police dogs. As she struggled to get away from it, the police tackled her. 3 grown men proceeded to KICK HER IN THE STOMACH.

Also schwere Mißhandlungen (Tränengas auf ALLE anwesenden, Mädchen von Hund angefallen und getreten etc.) ohne Grund durch die Einsatzkräfte.


Zitat:This was one of the scariest things I have ever witnessed in person. I can't even begin to describe how surreal it was. Helicopters, assault rifles, tear gas, camoflauge-wearing soldiers.... why? Was that really necessary?

This needs to be big news across the USofA. At least in our music scene (edm as a whole)... this could happen to any of us at any time. When we're losing the right to gather peacefully, we're also letting the police set a standard of what we can get away with.

Zeugen total schockiert über den Einsatz und das Verhalten der Polizei. Grundlegende Bürgerrechte verletzt (Versammlungsrecht etc.).


Zitat:there are more stories of police brutality that i'll post up later. G*tta hit the airport soon. can't wait to get the fuck out of this shit hole state.


Ja hau ab, solange Du noch kannst!

Zitieren
Es bedanken sich:
#4
Aufgrund der Vollständigkeit und weil uns irgendwelche Leute gerade auf diversen Fußball-Seiten verlinkt haben noch ein diesbezüglicher Nachtrag zum Union - BFC Spiel des vorigen Jahres.



polizeieinsatz bfc / betroffenenbericht


hallo leute

nachdem ich mich in den letzten stunden halbwegs gesammelt habe (soweit das möglich ist), hier meine anmerkungen zum Thema "polizeieinsatz am 21.08.04":

vorausgeschickt einige angaben zu meiner person:
ich bin 40 jahre alt und in dieser zeit nie straffällig geworden oder sonstwie auffällig gewesen. meine "akte" vermerkt ein 4-wöchiges fahrverbot und einen punkt in flensburg. ich arbeite seit jahren als freier journalist/dolmetscher/übersetzer. Ich habe keine glatzte, bin nicht tätowiert und stehe politisch links (falls das hier überhaupt von bedeutung ist). am wochenende bestand meine aufgabe darin, unsere gäste aus schweden und schottland zu betreuen und für sie zu dolmetschen. das vor allem war auch der grund meines aufenthaltes im jeton.

bereits am freitag nachmittag, als wir die schotten vom flughafen tegel abholten, erschienen dort zivile kräfte der egh. die aberdeener wurden befragt, mussten ihre pässe vorlegen, die mit listen abgeglichen wurden. auch meine personalien wurde (erstmalig) erfasst. mir wurde gesagt, dass der einsatz mit dem derby am sonntag zusammenhängen würde und ich wurde darauf hingewiesen, dass wir beobachtet würden und dass jeder verstoß gegen gesetzliche bestimmungen geahndet werden würde. mal abgesehen davon, dass es dieser belehrung in meinem fall nicht bedurft hätte, habe ich unsere gäste über die lage informiert. für alle, sowohl für unsere "hools", unsere gäste, und für "normale fans", hieß die parole: keinen stress, unter keinen umständen!!! und wenn am sonntag doch wider erwarten etwas passieren sollte, raushalten, versuchen, so schnell wie möglich von evtl. gefahrenherden wegzukommen!

der samstag verging, das wetter war toll, das turnier ein voller erfolg, unsere gäste hatten, trotz bescheidener sportlicher ergebnisse und einiger "ausfälle", einen heidenspaß. es gab keinerlei zwischenfälle.

gegen 00.00 erreichte ich mit einem in berlin wohnenden englischen freund das jeton. wir verbrachten noch ca. eine halbe stunde vor besagtem etablissement, um auf die schotten/ schweden zu warten. ca. gegen 00.30 zahlten wir dann unseren eintritt, erhielten dafür die gelben armbänder, die zum zutritt der 3. etage und zum kostenlosen verzehr von getränken berechtigten.

wir machten uns also auf den weg zur bar, begrüßten bekannte, sagten hier und da hallo, und bestellten uns an der bar die ersten drinks. irgendwann kamen unsere ausländischen gäste, ich dolmetschte, beantwortete fragen, stellte leute einander vor etc..

gegen 01.30 dann der einsatz, der aus meiner sicht folgendermaßen ablief (bemerkung, ich hielt mich zu diesem zeitpunkt in der 2. etage im bereich vor de toiletten auf): mit dem ruf: "alles auf den boden, ihr votzen!" stürmten vermummte einsatzkräfte die 2. etage. keiner wusste was los war, blankes entsetzen. wer die lage nicht erkannte und sich sofort hinschmiss, wurde sofort mit dem knüppel bearbeitet. es wurden keinerlei unterschiede gemacht zwischen männern und frauen, schmächtigen jugendlichen und kräftiger gebauten älteren semestern, kurz- und langhaarigen, tätowierten oder "unbefleckten" bürgern, es war egal. alles lag auf dem boden - der teilweise übersät war mit scherben - in den lachen der verschütteten getränke. es gab auch nicht den geringsten versuch des widerstandes, nach maximal 30 sekunden lag alles und die ersten bekamen auch schon kabelbinder verpasst.

so lag man dann ca. eine stunde. auf anfragen, was das alles zu bedeuten hätte, bekam man entweder keine auskunft oder antworten wie: "fresse halten, sonst kriegste richtig", "werdet ihr schon früh genug erfahren", "stell dich doch nicht dümmer, als du bist" etc. anfragen zu dienstnummern oder verantwortlichen wurden, unter höhnischem grinsen, mit "110" oder "polizeipräsident berlin" beantwortet. leuten, die auf dem bauch lagen, die hände auf dem rücken gefesselt, wurden als "antwort" auf ihre fragen mit dem gesicht auf den boden geschlagen. nach ca. einer stunde durften dann einige leute, darunter auch ich aufstehen, man konnte sich umsetzen. mein hinweis an die beamten, dass wir ausländische gäste hätten, die keinerlei deutsch sprechen bzw. verstehen würden, das ich deren dolmetscher wäre und sie gerne informieren bzw. für sie übersetzen würde, wurden erst ignoriert, dann abgelehnt. ebenfalls ignoriert wurde mein hinweis, dass ich journalist sei und und mich auch als solcher ausweisen könne. nachdem ich irgendwann die ansage "halt jetzt endlich das maul, sonst legen wir dich zusammen!", gab ich auf. hin und wieder wurden leute von beamten zur toilette geführt, darunter auch eine, mir persönlich als union-fan (!) bekannte person, dessen eine gesichtshälfte eine einzige blutige masse war. überhaupt sah ich mehrere personen, die deutlich gezeichnet waren.

nach ca. 3 stunden (alle zeiten sind geschätzt) durften dann die frauen gehen. etwa zur gleichen zeit erschien die presse und begann, fotos zu machen (soviel mal zur in der "bz" aufgestellten behauptung von " 5 ½ stunden schlacht mit der polizei", schon zeitlich völlig absurd). gegen 6 uhr wurden alle leute, die noch gelbe armbänder hatten, einzeln nach unten geführt. mir wurden im eingangsbereich des jeton alle persönlichen gegenstände (brieftasche, papiere, handy, wohnungs- und kfz-schlüssel etc.) abgenommen, ich wurde fotografiert, irgendwann in eine gefangenentransporter gesteckt. dann ging es zur keibelstraße, dort musste man in einen anderen transporter umsteigen, der dann nach tempelhof fuhr. insgesamt dauerte die prozedur ca. 2 stunden. nochmalige anfragen zum grund der verhaftung wurden lapidar mit "gefahrenabwehr" und "befehl des polizeipräsidenten" beantwortet, nachfragen zur art der "gefahr" und was ich damit zu tun hätte, wurden ignoriert.

ca. gegen 08.00 (d.h. nach 2 stunden im gefangenentransporter, immer noch gefesselt!) waren wir dann in tempelhof. die leute wurden einzeln aus den knastwagen geholt, es gab die üblichen fragen zur person, man wurde (zum wiederholten mal) durchsucht, musste schnürsenkel und gürtel abgeben, kam dann, nach einem aufenthalt in einer einzelzelle, in eine große zelle, bei uns belegt mit ca. 15 leuten. in unserer zelle saß u.a. ein junger mann, offensichtlich nicht aus berlin, der im jeton mit freunden einen polterabend gefeiert hatte. da auch diese leute gelbe armbänder hatten, wurden sie wie wir bfcer kurzerhand einkassiert. die betreffenden person wusste nichts von einem ostberliner derby und hatte noch nie etwas von "bfc" oder "union" gehört!!!

die einsatzkräfte in tempelhof verhielten sich korrekt. wir durften rauchen, austreten gehen, es gab getränke und irgendwann auch essen. allerdings erhitzte sich die zelle im laufe des tages auf geschätzte 40 grad, die luft war wie in einer sauna, heiß, feucht, stickig. nach einigen stunden verlangte ich dann einen verantwortlichen zu sprechen, der mir auskunft über den grund meiner verhaftung geben könnte. erst hieß es: "das erfahren sie von unserem vorgesetzten", später dann. "das erklärt ihnen der haftrichter". weder den einen noch den anderen bekam ich je zu gesicht. nachfragen, wie lange wir in gewahrsam bleiben würden, wurden mit "wissen wir nicht" beantwortet, bzw. es gab ansagen, die von "2 stunden nach derbyende" bis "ca. 21.00" reichten. der tenor der beamten vor ort war unisono: "so was wie euch haben wir hier noch nie gesehen, kommt ihr aus dem krieg?!" mehrere beamte meinten mir gegenüber: "lasst euch das auf keinen fall gefallen, erstattet anzeige!" ca. gegen 20.00 wurde wir dann entlassen, ohne je einem richter oder beamten vorgeführt worden zu sein. man bekam keine namen, kein schriftstück, dass den knapp 19-stündigen aufenthalt im polizeigewahrsam bestätigt oder begründet hätte. man bekam auch seine persönlichen gegenstände ausgehändigt, in meinem fall war allerdings der kfz-schlüssel verschwunden (das war zudem der zweitschlüssel, was bedeutet, dass der heutige tag für mich arbeitstechnisch fast ad acta gelegt werden kann, außerdem werde ich neue schlüssel anfertigen lassen müssen, und es besteht die gefahr, dass mein kfz umgesetzt wird/ wurde).

mein fazit: was ich gestern erlebt habe, hätte ich nie auch nur im entferntesten für möglich gehalten. dabei sind die schilderungen anderer betroffener noch deutlich dramatischer. so war zu hören, dass sich leute in die glasscherben legen mussten, und man ihnen die ärztliche behandlung verweigerte. einem bekannten mit tourette-syndrom (!) soll der gang zur toilette verwehrt worden sein, so dass er sich in die hosen machte. weiter wurde berichtet, dass eine schwangere frau (!!!) die treppe runtergeprügelt wurde, sie soll sich dabei den arm gebrochen haben, es gibt zig weitere augenzeugenberichte von leuten, die, obwohl schon gefesselt am boden liegend, massivst misshandelt wurden.

der einsatz war unglaublich brutal. das, was die beamten da ablieferten, stelle ich mir unter "faschistischer soldateska" vor. mich erinnerte das an szenen, wie ich sie aus fernsehberichten über den putsch in chile in erinnerung habe, oder aus den schilderungen in walter jankas autobiographie (seine erlebnisse mit der stasi in den frühen 50ern) bzw. berichten aus der nazizeit kenne. mein englischer freund war früher als soldat in nordirland (!) stationiert - sein kommentar: "so etwas habe ich noch nie gesehen, nicht mal annähernd!"

innerhalb eines tages habe ich jegliches vertrauen in unseren "rechtstaat" und seine organe verloren. und wenn ich heute die presse lese (bz, tagesspiegel, berliner zeitung) wird mir kotzübel und ich schäme mich bis aufs blut für diese "kollegen". da wird gelogen, dass sich die balken biegen, werden leute, die völlig unschuldig opfer von extremster polizeiwillkür wurden, aufs übelste diffamiert und (bz) verhöhnt.

mein aufruf an alle betroffenen: lasst euch das nicht gefallen! wehrt euch, nehmt euch anwälte, klagt!!! diese nummer dürfen wir knape und seinen "beamten" auf keinen fall durchgehen lassen.

ich selbst werde alle rechtsmittel nutzen, die ich habe, um die betreffenden personen zur verantwortung zu ziehen. hier geht es nicht um gewaltbereite fußballfans, sondern um grundlegende bürger- und menschenrechte, die vom staat mit füßen getreten wurden, und das kann und darf einfach nicht sein!

mit dynamischen grüßen

steve winkler
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
Zitieren
Es bedanken sich:
#5
Siehe auch:

http://www.pagan-forum.de/index.php?showtopic=25623&st=15&#entry134211
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
Zitieren
Es bedanken sich:


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Termine

Nächster Vollmond ist in 20 Tagen und 12 Stunden am 15.12.12024, 11:02
Letzter Vollmond war vor 8 Tagen und 22 Stunden
Nächster Neumond ist in 6 Tagen und 10 Stunden am 01.12.12024, 08:22
Letzter Neumond war vor 23 Tagen und 7 Stunden