21.07.12007, 22:00
Ich schrieb
Hælvard schrieb:
Mir kommen dazu folgende Überlegungen, die weder pro noch contra Alkohol sein sollen, sondern einfach den Alkohol und im Zusammenhang damit die Neutralität und die Emotionskontrolle betrachten sollen.
Zunächst einmal, es sind ja angenehme, nicht belastende, nicht krankmachende Gefühle (Emotionen) nicht der Kontrolle bedürftig. Kontrolliert werden sollen die „schädigenden“ Emotionen, natürlich nicht die „guten“, das Wohlbefinden im Leben sogar fördernden (wie Freude). Alkohol versetzt in einen Rausch, ich nehme das jetzt mal als eher angenehmen Zustand an, zumindest ist es ein Zustand, der vom Alkoholkosumenten erwünscht ist (nicht im Sinne von herbeigewünscht unbedingt, aber dass ihm das Eintreten dieses Zustandes i.d.R. gefällt und es auch gewollt ist). Was verloren geht ist die Kontrolle. Bei zunehmendem Alkoholkonsum wird ein Alkoholiker einerseits immer fieser, geradezu brutal (muß nicht körperliche Brutalität sein, aber in seinen Aussagen), oder aber weinerlich über das eigene Leben, selbstbemitleidend, das kommt vielleicht drauf an, welche der vergrabenen Emotionen dann hochkommen (denn daran liegt das emotionale „Umschwenken“ im alkoholisierten Zustand). Letztlich aber wird er gleichgültig, die gezielte und aktive Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen (und den damit einhergehenden Emotionen) findet nicht mehr statt. Es gibt daneben aber auch jene Alkoholkonsumenten, die unter dessen Einfluß „nur“ fröhlich sind oder fröhlicher werden. Es wird grds. die tatsächliche Grundstimmung verstärkt, durch den enthemmenden Einfluß des Alkohols. Unter Alkoholeinfluß findet auch ein Verlust der Distanz zu Mitmenschen statt. Sowohl werden die Grenzen anderer zunehmend nicht mehr wahrgenommen, als auch die eigenen nicht. Dies gilt vor allem für Alkoholiker, aber sogar für einmaligen Alkoholkonsum, denn auch hier ist eine verringerte Distanz typisch.
Es gerät unter Alkoholeinfluß der Körper außer Kontrolle (Schwanken, typisch auch das Lallen, aber auch anderes), aber auch im nüchternen Zustand noch soweit kontrollierte Emotionen wie z.B. Brutalität oder Selbstmitleid. Das dürfte meiner Meinung nach bei genau denjenigen der Fall sein, die im nüchternen Zustand ihre (wahren) Emotionen verleugnen und unterdrücken (was meiner Meinung nach etwas völlig anderes ist, als diese kontrollieren). Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit, und das ist so, eben weil wenig Selbstkontrolle besteht (oder vielleicht auch gar keine), sie sagen die Wahrheit, was ja ehrenwert ist, aber eigentlich sagt dies ja aus, dass sie sich ihren Emotionen hingeben, ihnen freien Lauf lassen. Wer im nüchternen Zustand keine unterdrückten, ungelösten Emotionen hat, (also keine Neutralität, denn Neutralität verstehe ich als die Auflösung von Emotionen), der entwickelt natürlich auch keine emotionalen Ausbrüche unter Alkoholeinfluß. Damit würde unter Alkohol ja nur eine – frohe – Grundstimmung verstärkt. Da dies auch Tiere tun, indem sie gärende Früchte essen, könnte es ja insofern doch okay sein, - wenn keine Emotionalität bestanden hat zuvor.
Das Problem bleibt allerdings, dass man unter Alkoholeinfluß weniger Kontrolle hat, und daher auch leichter in Emotionen verstrickt werden kann.
Meiner Meinung nach ging jedenfalls einer Entwicklung zu einem typischen Penner (der Alkohol konsumiert) die Emotionalität bereits voraus, ungelöste schwere Konflikte, die sie zu zunehmendem Alkoholkonsum brachten, weil sie mit diesen nicht zurechtkamen, diese Emotionen aus eigener Kraft, aus eigenem Willen nicht in den Griff bekamen. Der typische Penner, der Alkoholiker ist, ist ein Mensch mit vorausgehender hochkonfliktiver Lebensgeschichte. Dies führte ihn dann zu dem Weg, im Alkohol das Vergessen des eigenen als elend empfundenen Lebens zu suchen. Bzw., im enthemmenden Alkoholrausch die Kontrolle, zu der er sich im nüchternen Zustand zwingt, die aber "nur" unterdrücken der Emotion ist, auszuleben. Auch ganz typisch finde ich nämlich, dass Kontrolleverlust über das eigene Leben empfunden wurde, bevor regelmäßiger Alkoholkonsum bestand, und auch dann natürlich weiterhin empfunden wird.
Insofern sehe ich jedenfalls den Alkohol nicht als die Ursache, sondern er zeigt, ob und wo jemand seinen Emotionen ausgeliefert war und ist, sie also nicht unter Kontrolle hat. Nicht der Alkohol selbst ist damit eine Gefährdung, sondern der voraus- und der damit einhergehende Kontrollverlust bringt die Gefährdung. Und eben auch der damit einhergehende, falls in diesem Zustand Emotionen entstehen sollten, also auch emotionalen Einflüssen begegnet werden sollte, die man dann auch wegen der gleichfalls eintretenden Distanzlosigkeit nicht gut von sich halten könnte.
Dem Alkohol überhaupt zu entsagen halte ich für ebenso eine Kopfstrategie, wie das sich Fernhalten von allzu emotionalen Mitmenschen. Um sich nicht leichter in etwas hineinziehen zu lassen. (So wie Haelvard schrieb: Alkohol lockt ungebetene Gäste an).
Einen Unterschied zwischen den gärenden Früchten, die die Tiere zu sich nehmen, sofern sie welche finden, (und sie wissen darum, gehen gezielt dann dorthin und essen diese Früchte, vom Elefanten bis zum Affen, wird in einem bekannten Tierfilm auch gezeigt, dessen Name mir gerade nicht einfällt) und von Menschen produziertem Alkohol sehe ich nicht. Die Tiere nehmen den Kontrollverlust ebenso in Kauf, weil sie den Rausch suchen, also erstmal, so würde ich sagen, eine Steigerung ihres Wohlbefindens. Ich meine schon, dass man das genau so sagen und es so beurteilen kann. Daß sie damit gleichzeitig ein Risiko eingehen, kümmert sie nicht, da leben sie dieser Wohlbefindenssteigerung zuliebe nur den Moment.Vermutlich ist es der Film „Die lustige Welt der Tiere“ und dies hier könnte der Filmausschnitt sein:http://www.clipfish.de/player.php?videoid=MTMyNzg4fDExNTg%3D
Ich selbst trinke Alkohol, Wein oder auch mal einen Cognac, falls das jemanden interessiert, lehne aber größeren Genuß davon wegen des damit einhergehenden völligen Kontrollverlust für mich ab, das empfinde ich dann auch als unangenehm. In einer von einem selbst als unangenehm empfundenen Gesellschaft sollte man besser gar keinen Alkohol trinken, sondern nur in angenehmer Atmosphäre, aber noch wichtiger ist, dass man niemals Alkohol trinkt, wenn man sich nicht wirklich völlig im Reinen mit sich fühlt, also nicht, wenn man ein Problem wälzt, und damit ja „emotional ist“. Ich hatte mal ein paar „schwere Jahre“, wie man so sagt, in diesen Jahren habe ich ganz automatisch gar keinen Alkohol getrunken, ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen. Im Rückblick fiel mir das damals dann auf, und ich meine heute, dass Trinker, also Alkoholiker, aus dem genau anderen Grund „zur Flasche greifen“, nämlich genau dann, wenn sie Probleme haben (und, wie gesagt, meiner Meinung nach daraus die heftigen nicht mehr zu kontrollierenden Emotionen), und genau um diesen Problemen zu entfliehen, diese nicht mehr wahrzunehmen, und zwar, m.E. nach, weil sie sie im nüchternen Zustand zwar einigermaßen kontrollieren, aber in Wahrheit nur unterdrücken, und nicht eine Lösung angehen (und das wäre einer Kontrolle gleich in meinen Augen). Und eben nicht, wenn es ihnen gut geht, und um dieses gute Gefühl zu verstärken. Das heißt, Alkoholiker sind Menschen, die nicht lösungsorientiert sind, und zwar weil sie meinen, ohnehin keine Kontrolle über ihr Leben mehr zu haben, oder sogar nie gehabt zu haben.
Gruß in die Runde
Inte
Zitat:Man wird krank vor Wut, krank vor Angst, krank vor Sorge, krank vor lauter Mitleid, aber nicht krank vor Glück, sondern davon wird man höchstens trunken, also angenehm entrückt usw. (Was mich, a propos, zu der Frage führt, was eigentlich grds. schlecht am Alkohol ist, wenn man von der Natur her argumentiert. Tiere z.B. verschaffen sich auch durchaus Trunkenheit durch den Genuß von gärenden Früchten).
Hælvard schrieb:
Zitat:Alkohol lockt ungebetene Gäste an. Weniger bei gärenden, als viel mehr bei gebranntem Alkohol.Um mal eben zur Verdeutlichung ein Stück von den Tieren wegzurücken:Es reicht, wenn man genau hinsieht. Schau in eine Drogerie, wo es viele Düfte gerade für die Damenwelt zu kaufen gibt. Dort ist auch Alkohol enthalten, aber die Leute und Menschen, die sich dort aufhalten, sehen ganz anders aus, als die, die in der Kneipe am Thresen sitzen, gröhlen, saufen, odinäre Sprüche äußern. Oder die Penner, die ohne diesen Fusel keine Penner wären. (aus dem Ordner: Woran erkennt man emotionale Menschen)
Mir kommen dazu folgende Überlegungen, die weder pro noch contra Alkohol sein sollen, sondern einfach den Alkohol und im Zusammenhang damit die Neutralität und die Emotionskontrolle betrachten sollen.
Zunächst einmal, es sind ja angenehme, nicht belastende, nicht krankmachende Gefühle (Emotionen) nicht der Kontrolle bedürftig. Kontrolliert werden sollen die „schädigenden“ Emotionen, natürlich nicht die „guten“, das Wohlbefinden im Leben sogar fördernden (wie Freude). Alkohol versetzt in einen Rausch, ich nehme das jetzt mal als eher angenehmen Zustand an, zumindest ist es ein Zustand, der vom Alkoholkosumenten erwünscht ist (nicht im Sinne von herbeigewünscht unbedingt, aber dass ihm das Eintreten dieses Zustandes i.d.R. gefällt und es auch gewollt ist). Was verloren geht ist die Kontrolle. Bei zunehmendem Alkoholkonsum wird ein Alkoholiker einerseits immer fieser, geradezu brutal (muß nicht körperliche Brutalität sein, aber in seinen Aussagen), oder aber weinerlich über das eigene Leben, selbstbemitleidend, das kommt vielleicht drauf an, welche der vergrabenen Emotionen dann hochkommen (denn daran liegt das emotionale „Umschwenken“ im alkoholisierten Zustand). Letztlich aber wird er gleichgültig, die gezielte und aktive Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen (und den damit einhergehenden Emotionen) findet nicht mehr statt. Es gibt daneben aber auch jene Alkoholkonsumenten, die unter dessen Einfluß „nur“ fröhlich sind oder fröhlicher werden. Es wird grds. die tatsächliche Grundstimmung verstärkt, durch den enthemmenden Einfluß des Alkohols. Unter Alkoholeinfluß findet auch ein Verlust der Distanz zu Mitmenschen statt. Sowohl werden die Grenzen anderer zunehmend nicht mehr wahrgenommen, als auch die eigenen nicht. Dies gilt vor allem für Alkoholiker, aber sogar für einmaligen Alkoholkonsum, denn auch hier ist eine verringerte Distanz typisch.
Es gerät unter Alkoholeinfluß der Körper außer Kontrolle (Schwanken, typisch auch das Lallen, aber auch anderes), aber auch im nüchternen Zustand noch soweit kontrollierte Emotionen wie z.B. Brutalität oder Selbstmitleid. Das dürfte meiner Meinung nach bei genau denjenigen der Fall sein, die im nüchternen Zustand ihre (wahren) Emotionen verleugnen und unterdrücken (was meiner Meinung nach etwas völlig anderes ist, als diese kontrollieren). Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit, und das ist so, eben weil wenig Selbstkontrolle besteht (oder vielleicht auch gar keine), sie sagen die Wahrheit, was ja ehrenwert ist, aber eigentlich sagt dies ja aus, dass sie sich ihren Emotionen hingeben, ihnen freien Lauf lassen. Wer im nüchternen Zustand keine unterdrückten, ungelösten Emotionen hat, (also keine Neutralität, denn Neutralität verstehe ich als die Auflösung von Emotionen), der entwickelt natürlich auch keine emotionalen Ausbrüche unter Alkoholeinfluß. Damit würde unter Alkohol ja nur eine – frohe – Grundstimmung verstärkt. Da dies auch Tiere tun, indem sie gärende Früchte essen, könnte es ja insofern doch okay sein, - wenn keine Emotionalität bestanden hat zuvor.
Das Problem bleibt allerdings, dass man unter Alkoholeinfluß weniger Kontrolle hat, und daher auch leichter in Emotionen verstrickt werden kann.
Meiner Meinung nach ging jedenfalls einer Entwicklung zu einem typischen Penner (der Alkohol konsumiert) die Emotionalität bereits voraus, ungelöste schwere Konflikte, die sie zu zunehmendem Alkoholkonsum brachten, weil sie mit diesen nicht zurechtkamen, diese Emotionen aus eigener Kraft, aus eigenem Willen nicht in den Griff bekamen. Der typische Penner, der Alkoholiker ist, ist ein Mensch mit vorausgehender hochkonfliktiver Lebensgeschichte. Dies führte ihn dann zu dem Weg, im Alkohol das Vergessen des eigenen als elend empfundenen Lebens zu suchen. Bzw., im enthemmenden Alkoholrausch die Kontrolle, zu der er sich im nüchternen Zustand zwingt, die aber "nur" unterdrücken der Emotion ist, auszuleben. Auch ganz typisch finde ich nämlich, dass Kontrolleverlust über das eigene Leben empfunden wurde, bevor regelmäßiger Alkoholkonsum bestand, und auch dann natürlich weiterhin empfunden wird.
Insofern sehe ich jedenfalls den Alkohol nicht als die Ursache, sondern er zeigt, ob und wo jemand seinen Emotionen ausgeliefert war und ist, sie also nicht unter Kontrolle hat. Nicht der Alkohol selbst ist damit eine Gefährdung, sondern der voraus- und der damit einhergehende Kontrollverlust bringt die Gefährdung. Und eben auch der damit einhergehende, falls in diesem Zustand Emotionen entstehen sollten, also auch emotionalen Einflüssen begegnet werden sollte, die man dann auch wegen der gleichfalls eintretenden Distanzlosigkeit nicht gut von sich halten könnte.
Dem Alkohol überhaupt zu entsagen halte ich für ebenso eine Kopfstrategie, wie das sich Fernhalten von allzu emotionalen Mitmenschen. Um sich nicht leichter in etwas hineinziehen zu lassen. (So wie Haelvard schrieb: Alkohol lockt ungebetene Gäste an).
Einen Unterschied zwischen den gärenden Früchten, die die Tiere zu sich nehmen, sofern sie welche finden, (und sie wissen darum, gehen gezielt dann dorthin und essen diese Früchte, vom Elefanten bis zum Affen, wird in einem bekannten Tierfilm auch gezeigt, dessen Name mir gerade nicht einfällt) und von Menschen produziertem Alkohol sehe ich nicht. Die Tiere nehmen den Kontrollverlust ebenso in Kauf, weil sie den Rausch suchen, also erstmal, so würde ich sagen, eine Steigerung ihres Wohlbefindens. Ich meine schon, dass man das genau so sagen und es so beurteilen kann. Daß sie damit gleichzeitig ein Risiko eingehen, kümmert sie nicht, da leben sie dieser Wohlbefindenssteigerung zuliebe nur den Moment.Vermutlich ist es der Film „Die lustige Welt der Tiere“ und dies hier könnte der Filmausschnitt sein:http://www.clipfish.de/player.php?videoid=MTMyNzg4fDExNTg%3D
Ich selbst trinke Alkohol, Wein oder auch mal einen Cognac, falls das jemanden interessiert, lehne aber größeren Genuß davon wegen des damit einhergehenden völligen Kontrollverlust für mich ab, das empfinde ich dann auch als unangenehm. In einer von einem selbst als unangenehm empfundenen Gesellschaft sollte man besser gar keinen Alkohol trinken, sondern nur in angenehmer Atmosphäre, aber noch wichtiger ist, dass man niemals Alkohol trinkt, wenn man sich nicht wirklich völlig im Reinen mit sich fühlt, also nicht, wenn man ein Problem wälzt, und damit ja „emotional ist“. Ich hatte mal ein paar „schwere Jahre“, wie man so sagt, in diesen Jahren habe ich ganz automatisch gar keinen Alkohol getrunken, ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen. Im Rückblick fiel mir das damals dann auf, und ich meine heute, dass Trinker, also Alkoholiker, aus dem genau anderen Grund „zur Flasche greifen“, nämlich genau dann, wenn sie Probleme haben (und, wie gesagt, meiner Meinung nach daraus die heftigen nicht mehr zu kontrollierenden Emotionen), und genau um diesen Problemen zu entfliehen, diese nicht mehr wahrzunehmen, und zwar, m.E. nach, weil sie sie im nüchternen Zustand zwar einigermaßen kontrollieren, aber in Wahrheit nur unterdrücken, und nicht eine Lösung angehen (und das wäre einer Kontrolle gleich in meinen Augen). Und eben nicht, wenn es ihnen gut geht, und um dieses gute Gefühl zu verstärken. Das heißt, Alkoholiker sind Menschen, die nicht lösungsorientiert sind, und zwar weil sie meinen, ohnehin keine Kontrolle über ihr Leben mehr zu haben, oder sogar nie gehabt zu haben.
Gruß in die Runde
Inte