Zitat:die Frage sei mir gestattet, wer hat dich denn gewählt? Ich nicht!
Hallo Haelvard, diese Thematik haben wir nun seit 2003 in zahllosen Foren durch. Letztendlich stehst Du auf der Seite, die keine Argumente hat:
1. Meine Wahl im Godenrat (ein Gremium der Goden, Lag-Goden und Ewarte unter Hinzuziehung der Vorstände der beiden Vereine GGG und HG) war 1991. 1991 gab es in Deutschland nur und ausschließlich unsere beiden Gemeinschaften, die das Heidentum unserer Vorfahren
unverändert und
unverfälscht praktizierten. Es gab keine andere derartige Gruppe, es gab keinen Eldaring, Rabenclan, Odinic Rite oder andere. Selbst die Mittelalter-Welle war erst an ihrem Anfang. Somit waren alle traditionellen germanischen Heiden, die es gab, ausreichend direkt oder indirekt beteiligt. Andere hätten wir nicht fragen können, auch Dich nicht. Wie alt warst Du 1991 überhaupt? Willst Du behaupten, daß Du damals schon Heide der traditionellen Richtung warst, bevor diese Richtung hier überhaupt in irgendeiner Weise voll rekonstruiert und etabliert war? Dann wärst Du genial. Warum haben wir Dich dann nie bei den zahllosen Blóts irgendwo getroffen? Wie hätten wir Dich finden sollen, falls Du schon aktiv gewesen wärst?
2. Irgendwelche Neoheiden behaupten immer, meine Wahl sei nicht "demokratisch" gewesen, weil eben in einem Gremium wie dem Rat der Goden gewählt wurde, nicht von alle Heiden direkt. Ja und? Ist die Wahl des Bundespräsidenten denn nicht "demokratisch" nur weil er nicht vom Volk, sondern von Wahlmännern gewählt wird? Und: Muß ein Priester demokratisch gewählt sein, um Anerkennung zu finden? Er ist ja kein Politiker. Wenn Du meinst, ein oberster Priester müsse vom Volk gewählt werden, dann beschwere Dich bitte bei den isländischen Heiden, denn ihr Sveinbjörn Beinteinsson wurde bekanntlich nicht von den Heiden Islands gewählt, sondern wurde einfach ernannt (2 Personen machten das, eine war er). Wir Altheiden meinen, daß ein Priester nicht vom Volk aller Heiden gewählt werden darf, denn dessen Qualifikation können die Leute nicht beurteilen. Und "Wahlkämpfe" von verschiedenen Kandidaten (vielleicht noch mit der in der Politik so beliebsten "Schlammschlacht") wollen wir auch nicht. Auch wollen wir nicht den populärsten, sondern den qualifiziertesten. Was auch immer der Einzelne gerne hätte zählt für uns gar nicht, da wir an die Überlieferungen gebunden sind, die hier durchaus eindeutig sind: Es haben nur Priester den Oberpriester zu wählen. Genau das taten wir (die Vorstände hatten nur beratendes Stimmrecht). Wären wir moderne Neuheiden gewesen, dann hätten wir eine Wahl durch alle Heiden oder eine Ernennung machen können. Das wollten wir nicht, da das zugleich bedeutet hätte, daß wir in diesem Punkt unsere überlieferte Religion aufgeben würden. Und das dürfen wir nach unserm Verständnis gar nicht. So, wie eben der Bundestag auch nicht einfach entscheiden kann, die Monarchie einzuführen, weil das die Aufgabe seines Status als Gremium in einer Demokratie bedeuten würde. Nachdem bekannt war, wie unsere Vorfahren das geregelt hatten, hatten wir also sowieso keinerlei Entscheidungsfreiheit mehr, keinen Spielraum, da wir allein der Überlieferung verpflichtet sind.
Übrigens konnte uns bis heute keiner aufzeigen, wie man so eine Wahl durch alle Heiden hätte organisieren können. Auch heute ist es schlichtweg nicht möglich, denn keine Vereinigung gibt ihre Mitgliederzahlen und Adressen freiwillig bekannt. Und jede Gruppe hat ein Interesse, ihren Kandidaten durchzubekommen, so daß am Ende die Gruppe mit den meisten Mitgliedern ihren Kandidaten durchbekäme. Die Gruppe mit den meisten Mitliedern ist aber auch oft die Gruppe, mit den wenigsten geistigen Ansprüchen (deswegen kommt ja jeder da hinein) oder mit den geringsten Mitgliedsbeiträgen. Wer hohe Mitgliedsbeiträge hat, der hat weniger Mitglieder und also keine Chance, seinen Kandidaten durchzubekommen. Dazu kommt, daß die meisten Vereine gar kein Interesse an einem obersten Priester aller Heiden haben - sie haben ja nicht einmal überhaupt Priester. Warum also sollten sie sich an der Wahl beteiligen? Und da der rechtslastige Armanen-Orden um die 300 Mitglieder hat, würde deren Kandidat sowieso die meisten Stimmen bekommen. Ein Armane als Sprecher der Heiden? Willst Du das wirklich? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
Übrigens: Es handelt sich um einen Beruf. In einen Beruf kann man nicht per Wahl eintreten, sondern durch Ausbildung. Eine Wahl hätte also keinen Sinn, wenn die Qualifikation fehlt.
Aber wie gesagt, die Thematik wurde ab 2003 bereits in zahllosen Foren durchdiskutiert und ich weiß nicht, was es für einen Sinn macht, sie hier erneut aufzugreifen. Ich habe nur auf die Polemik in einem Beitrag reagiert und es richtiggestellt. Ich will Euer Forum nicht mit diesem Thema belasten, da ich davon ausgehe, daß die Mehrheit das nicht will. Ich weiche einer Diskussion aber auch nicht aus, wenn das gewünscht ist. Das zu mir und meiner Wahl.
Nun zum Thema Priestertum. Unsere Vorfahren kannten ein differenziertes Priestertum. Sie waren naturverbundene, spirituelle Menschen und hielten es für nötig, obwohl sie sicher weniger Unterrichtung und Hilfestellung gebraucht haben, als heutige, unspirituelle und nicht-naturverbundene Menschen. Wenn es also damals nötig war, umso mehr muß es doch heute nötig sein, oder liege ich da falsch? Wie gesagt, es geht um das "Altheidentum", also genau die Religion, die unsere Vorfahren hatten, ohne wenn und aber, ohne Abstriche, Veränderungen, Verfälschungen, esoterische Aufweichungen oder Zugeständnisse an die "moderne" Zeit und ihren "Zeit(un)geist". Das gibt es bei uns nicht.
Man kann von einem normalen Menschen nicht verlangen, daß er:
1. Die Mythen der Götter kennt,
2. Die Götter und Ihre Zuständigkeiten kennt,
3. Alle Bräuche und Riten kennt,
4. Alle Gebete und Lieder kennt,
5. Die Gesetze, die beim Thing wichtig sind, kennt,
6. Die Runen kennt,
7. Mit spirituellen Wesen kommunizieren kann,
8. Nach den Regeln der Reinheit lebt,
9. Die Religion erklärt und lehrt,
10. Die Astrologie in heidnischer Form beherrscht,
11. Ein Musikinstrument spielt, um Mythen usw. vortragen zu können,
12. Die hier herrschenden Fremdreligionen kennt,
13. Die Herkunft und Geschichte unseres Volkes (der Stämme) kennt,
14. Die Heldensagen unser Vorfahren kennt,
15. Sagen der anderen indogerm. Völker kennt, um vergleichen zu können,
16. Altnordisch kann, um die Mythen überhaupt lesen und verstehen zu können,
17. Vogelstimmen- und Vogelflugdeutung kennt,
17. usw. usf.
Das alles kann man nicht von jedem einzelnen Heiden erwarten. Somit braucht man Spezilisten, wenn man sich nicht mit Halbwissen zufriedengeben will. Und das können wir uns schon wegen der geringen Zahl nicht leisten.
Lichtgruß,
Geza