04.01.12009, 20:57
Effizient, aber umstritten
Enzyme helfen, die Wäsche sauber zu machen. Doch sie sind umstritten. Diskussionspunkte sind der Einsatz von Gentechnik und das Thema Allergie. // Leo Frühschütz
Enzyme im Waschmittel
Enzyme sind für unseren Körper lebenswichtig. Sie zerlegen Fette, Stärke, Eiweiße und andere Verbindungen in kleinere Bausteine, die unser Stoffwechsel verarbeiten kann. Enzyme tragen alle den gleichen Nachnamen, „ase“, während der Vorname angibt, was sie abbauen: Die Proteasen zerlegen Eiweiße, die Lipasen spalten Fette, die Amylasen Stärke. Das sind auch die Bestandteile vieler hartnäckiger Flecken. Deshalb setzen viele Hersteller von Waschmitteln Enzyme ein - seit 40 Jahren. Produziert werden Enzyme von Mikroorganismen. Sie sind Teil deren Stoffwechsels. Enzymhersteller züchten die Organismen - meist Bakterien - in Fermentern, trennen das gewünschte Enzym ab, reinigen und konzentrieren es.
In den letzten 20 Jahren hat die sogenannte weiße Gentechnik die Enzymherstellung erobert. Dabei werden besonders leistungsfähige Bakterienstämme gentechnisch so verändert, dass sie das gewünschte Enzym in größeren Mengen und hoher Reinheit produzieren.
Inzwischen werden fast alle Waschmittelenzyme von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) hergestellt. Die Mikroorganismen leben in geschlossenen Systemen und gelangen nicht lebend in die Umwelt. Deshalb hat es gegen diese Art der gentechnischen Anwendung nie großen Widerstand gegeben. Bei den GVO-Enzymen muss man unterscheiden: Es gibt Enzyme, die natur-identisch sind, also genau baugleich auch in der Natur vorkommen. Und es gibt welche, deren Aufbau und Eigenschaften mithilfe von Gentechnik verändert wurden.
Solche Enzyme lassen sich zum Beispiel besser lagern, auf bestimmte Temperaturbereiche einstellen oder kommen mit der stark alkalischen Waschlauge besser zurecht. Der Großteil der in konventionellen Waschmitteln eingesetzten Enzyme ist derart verändert.
Der Begriff „Öko-Waschmittel“ ist gesetzlich nicht geschützt. Es gibt also keine über die für konventionelle Waschmittel hinausgehenden gesetzlichen Vorgaben. So darf auch jede Art von Enzymen eingesetzt werden. Die Firmen handhaben das unterschiedlich. Ecover setzt zum Beispiel in einigen Produkten naturidentische Proteasen und Amylasen ein, die mithilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt werden . Andere Hersteller legen an ihre Produkte den gleichen Maßstab an, der auch für Ökolebensmittel gilt.
Nach der EU-Öko-Verordnung dürfen Enzyme in der Lebensmittelherstellung nur eingesetzt werden, wenn die produzierenden Mikroorganismen und die Nährstoffe, auf denen sie wachsen, nachweislich gentechnikfrei sind. Eine solche gentechnikfreie Protease kommt bei der Firma Almawin (siehe unten) zum Einsatz. Die Firmen Sonett, Sodasan, W. Ulrich und andere Hersteller von Öko-Waschmitteln verzichten ganz auf Enzyme. Auch, weil sie hinsichtlich des Allergierisikos auf Nummer sicher gehen wollen. Enzyme haben wie alle Eiweißverbindungen ein gewisses allergisches Potenzial. Für die Arbeiter in der Herstellung wird dieses mittlerweile durch Einkapselung der Enzyme verringert.
Kontrovers diskutiert wurde lange Zeit, ob auch bei den Anwendern allergische Reaktionen auftreten können, etwa wenn sie mit enzymhaltigen Handwaschmitteln arbeiten oder Kleidung tragen, an der noch aktive Enzyme aus der Wäschetrommel haften. Inzwischen haben mehrere Studien - meist von Waschmittelherstellern - gezeigt, dass dieses Risiko äußerst gering ist. Die Enzyme machen weniger als ein Prozent des Waschmittels aus. Diese Konzentration verdünnt sich durch das Waschwasser noch weiter. Die Reinigungskraft der Enzyme kann man auch ohne enzymhaltige Waschmittel nutzen. Viele Hersteller haben Gallseife im Angebot. Deren wichtigster Bestandteil ist Rindergalle, ein Verdauungssaft mit natürlichen Enzymen.
Enzyme haben das Wäschewaschen umweltverträglicher gemacht. Sie ermöglichen niedrigere Waschtemperaturen und verringern den Einsatz problematischer Chemikalien. Mithilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen lassen sich Enzyme nicht nur günstiger, sondern auch umweltschonender herstellen. Die Produktion verbraucht weniger Energie und Rohstoffe, die Menge an Abgasen und Abwasser ist geringer.
Quelle: Schrot&Korn
Enzyme helfen, die Wäsche sauber zu machen. Doch sie sind umstritten. Diskussionspunkte sind der Einsatz von Gentechnik und das Thema Allergie. // Leo Frühschütz
Enzyme im Waschmittel
Enzyme sind für unseren Körper lebenswichtig. Sie zerlegen Fette, Stärke, Eiweiße und andere Verbindungen in kleinere Bausteine, die unser Stoffwechsel verarbeiten kann. Enzyme tragen alle den gleichen Nachnamen, „ase“, während der Vorname angibt, was sie abbauen: Die Proteasen zerlegen Eiweiße, die Lipasen spalten Fette, die Amylasen Stärke. Das sind auch die Bestandteile vieler hartnäckiger Flecken. Deshalb setzen viele Hersteller von Waschmitteln Enzyme ein - seit 40 Jahren. Produziert werden Enzyme von Mikroorganismen. Sie sind Teil deren Stoffwechsels. Enzymhersteller züchten die Organismen - meist Bakterien - in Fermentern, trennen das gewünschte Enzym ab, reinigen und konzentrieren es.
In den letzten 20 Jahren hat die sogenannte weiße Gentechnik die Enzymherstellung erobert. Dabei werden besonders leistungsfähige Bakterienstämme gentechnisch so verändert, dass sie das gewünschte Enzym in größeren Mengen und hoher Reinheit produzieren.
Inzwischen werden fast alle Waschmittelenzyme von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) hergestellt. Die Mikroorganismen leben in geschlossenen Systemen und gelangen nicht lebend in die Umwelt. Deshalb hat es gegen diese Art der gentechnischen Anwendung nie großen Widerstand gegeben. Bei den GVO-Enzymen muss man unterscheiden: Es gibt Enzyme, die natur-identisch sind, also genau baugleich auch in der Natur vorkommen. Und es gibt welche, deren Aufbau und Eigenschaften mithilfe von Gentechnik verändert wurden.
Solche Enzyme lassen sich zum Beispiel besser lagern, auf bestimmte Temperaturbereiche einstellen oder kommen mit der stark alkalischen Waschlauge besser zurecht. Der Großteil der in konventionellen Waschmitteln eingesetzten Enzyme ist derart verändert.
Der Begriff „Öko-Waschmittel“ ist gesetzlich nicht geschützt. Es gibt also keine über die für konventionelle Waschmittel hinausgehenden gesetzlichen Vorgaben. So darf auch jede Art von Enzymen eingesetzt werden. Die Firmen handhaben das unterschiedlich. Ecover setzt zum Beispiel in einigen Produkten naturidentische Proteasen und Amylasen ein, die mithilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt werden . Andere Hersteller legen an ihre Produkte den gleichen Maßstab an, der auch für Ökolebensmittel gilt.
Nach der EU-Öko-Verordnung dürfen Enzyme in der Lebensmittelherstellung nur eingesetzt werden, wenn die produzierenden Mikroorganismen und die Nährstoffe, auf denen sie wachsen, nachweislich gentechnikfrei sind. Eine solche gentechnikfreie Protease kommt bei der Firma Almawin (siehe unten) zum Einsatz. Die Firmen Sonett, Sodasan, W. Ulrich und andere Hersteller von Öko-Waschmitteln verzichten ganz auf Enzyme. Auch, weil sie hinsichtlich des Allergierisikos auf Nummer sicher gehen wollen. Enzyme haben wie alle Eiweißverbindungen ein gewisses allergisches Potenzial. Für die Arbeiter in der Herstellung wird dieses mittlerweile durch Einkapselung der Enzyme verringert.
Kontrovers diskutiert wurde lange Zeit, ob auch bei den Anwendern allergische Reaktionen auftreten können, etwa wenn sie mit enzymhaltigen Handwaschmitteln arbeiten oder Kleidung tragen, an der noch aktive Enzyme aus der Wäschetrommel haften. Inzwischen haben mehrere Studien - meist von Waschmittelherstellern - gezeigt, dass dieses Risiko äußerst gering ist. Die Enzyme machen weniger als ein Prozent des Waschmittels aus. Diese Konzentration verdünnt sich durch das Waschwasser noch weiter. Die Reinigungskraft der Enzyme kann man auch ohne enzymhaltige Waschmittel nutzen. Viele Hersteller haben Gallseife im Angebot. Deren wichtigster Bestandteil ist Rindergalle, ein Verdauungssaft mit natürlichen Enzymen.
Enzyme haben das Wäschewaschen umweltverträglicher gemacht. Sie ermöglichen niedrigere Waschtemperaturen und verringern den Einsatz problematischer Chemikalien. Mithilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen lassen sich Enzyme nicht nur günstiger, sondern auch umweltschonender herstellen. Die Produktion verbraucht weniger Energie und Rohstoffe, die Menge an Abgasen und Abwasser ist geringer.
Quelle: Schrot&Korn
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