Wie alle wissen, lagern sich Umweltgifte in der Nahrungsmittelkette, vor allem in Fettanteilen tierischer Lebensmittel an. "Pflanzliche Lebensmittel enthalten weniger Dioxin und tragen lediglich zu rund einem Viertel der durchschnittlichen Belastung eines Menschen bei." So die Aussage in der aktuellen Schrot&Korn.
Information zum Verbot des Pflanzenstärkungsmittels "Vi-Care":
In dem Artikel wird über DDAC-Rückstände in einem für den ökologischen Anbau erlaubten Stärkungsmittel berichtet. DDAC ist nicht für Lebensmittel zugelassen. Es gibt keine toxikologischen Untersuchungen im Zusammenhang mit Lebensmitteln.
Info DDAC
Hinter der Abkürzung DDAC verbirgt sich das Desinfektionsmittel Didecyldmethyl-Ammoniumchlorid. Es gehört zur Gruppe der quartären Ammoniumverbindungen und wird besonders wegen seiner tensiden Wirkung geschätzt. DDAC ist eine waschaktive Substanz.
DDAC wird häufig im Zierpflanzenbau eingesetzt, da es wie ein Fungizid wirkt und zur Bekämpfung von Pilzen verwendet werden kann. Es hat die Eigenschaft, die Zellwände von Viren und Bakterien zu zerstören. Zusätzlich wird DDAC auch als Desinfektionsmittel eingesetzt, sowohl bei der Reinigung von Maschinen als auch in der Nacherntebehandlung von Obst.
Untersuchungen belegen nach Auskunft des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN), dass Beschäftige in Gärtnereien und ihre Kinder vermehrt unter Fruchtbarkeitsstörungen und Missbildungen der Geschlechtsorgane leiden. Bei Kindern von Gärtnerinnen, die hohen Pestizidbelastungen ausgesetzt waren, gebe es häufig Schädigungen der Hoden und ihrer Funktionen. Das zeigten aktuelle Vergleichsstudien aus Dänemark. Ähnliche Befunde von genitalen Missbildungen bei Jungen, deren Familien direkten Kontakt mit Pestiziden haben, lägen aus Brasilien und Spanien vor. Diese und weitere Untersuchungsergebnisse hat das Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. in der Studie „Endokrine Wirkung von Pestiziden auf Landarbeiter und auf Beschäftigte in Gewächshauskulturen und Gärtnereien“ zusammengetragen und bewertet.
„Vieles spricht dafür, dass Umwelteinflüsse wie Chemikalien und Pestizide für die beschriebenen Störungen der Geschlechtsentwicklung verantwortlich sind“, sagt Prof. Dr. Dietrich Klingmüller, leitender Endokrinologe an der Universitätsklinik Bonn, der die Studienergebnisse bewertet hat. In Dänemark seien wiederholt Fälle von Neugeborenen mit Hodenhochstand (Kryptorchismus) und Fehlbildung der Harnröhre (Hypospadie) dokumentiert worden, so PAN. „Diese Veränderungen der Geschlechtsentwicklung sind sehr gravierend. Sie sind als Verweiblichungserscheinungen anzusehen und deuten auf Störungen des Hormonsystems hin“, so Prof. Klingmüller.
Für viele Pestizide sei eine endokrine Wirkung – eine Wirkung auf das Hormonsystem – in Laborversuchen zweifelsfrei nachgewiesen worden. Diese Pestizide könnten Geschlechtsveränderungen wie Verweiblichung, Vermännlichung und Unfruchtbarkeit verursachen. PAN hat mit der neuen Studie eine Liste bekannter endokrin wirkender Pestizidwirkstoff erstellt. Viele dieser Stoffe sind in Deutschland und in Europa weiterhin legal zugelassen. ...
30.000 Tonnen Ackergifte werden jährlich in Deutschland gespritzt
Zitat:Der Umweltverband BUND und die Heinrich-Böll-Stiftung haben Zahlen und Fakten zusammengetragen, die deutlich machen, wie gefährlich synthetische Pestizide sind. Sie fordern die Bundesregierung zum Handeln auf.
Der Pestizidatlas 2022 zeigt, dass die Menge der weltweit eingesetzten Pestizide seit 1990 um 80 Prozent gestiegen ist, am stärksten in Südamerika und Afrika. Dort verkaufen die vier großen Pestizithersteller Bayer, BASF, Corteva und Synganta (Marktanteil zusammen 70 Prozent) auch Wirkstoffe, die in Europa wegen ihrer Gefährlichkeit längst verboten sind. Laut Pestizidatlas erleiden jedes Jahr rund 385 Millionen Menschen Pestizidvergiftungen. Betroffen seien vor allem Menschen im globalen Süden, die auf dem Land arbeiten.
In der EU werden dem Atlas zufolge jährlich rund 350.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe eigesetzt, davon etwa 30.000 in Deutschland. „Alleine Äpfel, das Lieblingsobst der Deutschen, werden etwa 30-mal pro Saison gespritzt, Weinreben bis zu 17 mal und Kartoffeln bis zu 11 mal“, sagte Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung.
Eine Untersuchung in Oberfranken zeigte zudem, dass auf pestizidfrei bewirtschafteten Felder ein zwanzigmal höherer Artenreichtum an Bestäubern lebt. Auf den konventionellen Feldern gab es dagegen fünfmal mehr Blattläuse – weil die Nützlinge fehlten, ohne die wiederum noch mehr Pestizide notwendig sind.
Der Pestizidsektor hat die Steuerzahler in der Europäischen Union im Jahr 2017 mehr als zwei Milliarden Euro gekostet. Zu diesem Ergebnis kommen mehrere Umweltorganisationen aus Frankreich in einer gemeinsamen Studie. So haben sie gerechnet.
Frankreich ist in der EU der größte Absatzmarkt für Pestizide, noch vor Deutschland, Spanien und Italien. Deshalb haben drei französische Umweltorganisationen versucht, die indirekten Kosten dieses Pestizideinsatzes zu ermitteln. Dabei stützten sie sich weitgehend auf Daten aus Frankreich, die sie auf die EU hochrechneten.
Einbezogen in ihre Kostenrechnung haben sie
Steuererleichterungen, etwa in Form niedriger Mehrwertsteuersätze,
die Kosten behördlicher Regulierung,
die Reinigung von kontaminierten Gewässern und Grundwasser,
die Treibhausgasemissionen der Herstellung
sowie die Behandlung von Landwirten, die durch den Einsatz von Pestiziden erkrankten.
Die Organisationen wiesen darauf hin, dass es weitere Kosten gibt, etwa Gesundheitsschäden durch Pestizidrückstände in Obst und Gemüse oder das Artensterben auf den Äckern. Doch seien die Kosten für diese Schäden nur schwer zu beziffern und deshalb nicht mit einbezogen worden.
Auch so sind die Zahlen eindrucksvoll: Der Bericht kam auf 327 Millionen Euro an externen Kosten für Frankreich und 2,3 Milliarden Euro für die gesamte EU. Über die Hälfte davon entfiel auf die Reinigung von belastetem Wasser.
Dem stellten die Autoren den Profit der Pestizidhersteller in der EU gegenüber, den sie mit 900 Millionen Euro bezifferten. Zehn Millionen Euro gäben die Hersteller jedes Jahr über ihre Lobbyverbände aus, um die euopäische Politik zu beeinflussen. Das sei mehr als die europäische Lebensmittelbehörde EFSA für die Regulierung von Pestiziden zur Verfügung habe.
Lena Luig, Referentin für globale Landwirtschaft und Welternährung beim entwicklungspolitischen Inkota-Netzwerk, erklärte: „Es kann nicht sein, dass Konzerne wie Bayer und BASF jährlich Millionen Gewinne aus dem Pestizidgeschäft erzielen, während die Allgemeinheit für die Gesundheits- und Umweltschäden durch Pestizide aufkommen muss.“
Zitat:Reportage zu Pflanzenschutzmitteln TV-Tipp: Einseitige Betrachtung in „Der Pestizid-Poker“?
Die Schweizer Dokumentation "Pestizid-Poker" auf 3sat dreht sich um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft.
Eva Eckinger, agrarheute
am Dienstag, 03.05.2022 - 05:00
Eine Schweizer Dokumentation beschäftigt sich am Mittwochabend mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie ihrer möglichen Gefahr für Mensch und Umwelt. Eine einseitige Betrachtung?
Am Mittwoch, den 04. Mai 2022 um 20.15 Uhr, zeigt der TV-Sender 3sat die Schweizer Dokumentation „Der Pestizid Poker“ in deutscher Erstausstrahlung. Der Film steht anschließend für 30 Tage in der 3sat-Mediathek.
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Grenzwerte überschritten
Bäuerliche Betriebe, Herstellerfirmen, Behörden, Handel oder Konsumenten: Wer ist verantwortlich für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln? Das Spielfeld des „Pestizid-Pokers“ tue sich gleich zu Beginn der Recherche auf, so 3sat.
Dass die Äpfel Gala und Golden Delicious rund 20-mal bis zur Ernte gespritzt werden, wisse jeder Obstbauer. Und ist ein Apfel nicht perfekt in Form und Farbe, verlieren die Erzeuger zwei Drittel des vereinbarten Preises. Die Folgen des Einsatzes für scheinbar perfekte Früchte lassen sich zum Beispiel im Thurgauer Eschelisbach messen: Die Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel seien dort seit Jahren überschritten, meinen die Macher der Doku.
Belastung für den Menschen durch Pflanzenschutzmittel
So klar die Daten für die Gewässerbelastung, so sehr tappe die Schweiz im Dunkeln, wenn es um die Belastung der Menschen gehe. Beim sogenannten "Human-Biomonitoring" hinke die Schweiz Deutschland und Österreich um über ein Jahrzehnt hinterher. 34 Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe wurden erst 2019 und 2020 vom Markt genommen. Epidemiologische Studien zum Nervengift Chlorpyrifos hätten gezeigt, dass es den IQ von Kindern verringern könne, erklärt 3sat. Für Schlagzeilen wegen der Belastung des Trinkwassers sorgte das pilztötende Mittel Chlorothalonil, das von der EU als wahrscheinlich krebserregend eingestuft und darum verboten wurde.
Bei der Recherche zum Film erklärten zwei Chemiker, dass man schon in den 1980er- und 90er-Jahren um die Gefahr dieser Stoffe gewusst habe, so der TV-Sender. Die Spur führe die Autorin in die Archive der Schweizer Zulassungsbehörde, wo über tausend Bundesordner lagern.
Unsere Politik redet über Klimaschutz und Schutz vor Wald- und Bienensterben oder Rückgang der natürlichen Vegetation und Lebewesen. An jeder Stelle wird deutlich, daß man von völliger (absichtlicher) Inkompetenz oder absichtlicher Schädigung ausgehen muß.
Jeder sollte sich fragen, wie viel ihm seine körperliche Gesundheit wert ist und wen er mit seinen Ausgaben im Supermarkt unterstützt.
Der Konsument definiert das Sortiment! Wer hätte sich vor 20 Jahren vorstellen können, daß man ganze Supermärkte gefüllt mit bio-zertifizierten Lebensmitteln findet? Es war eure Kaufentscheidung!
Zitat:Pestizide im Obst: Immer mehr Sorten mit Giftstoffen belastet
München – Pestizid und Giftstoffe haben in Nahrungsmitteln nichts verloren. Doch nicht selten sind Obst und Gemüse mit bedenklichen Mengen Spritzmitteln belastet. Aus diesem Grund sind Staaten in der Europäischen Union (EU) daher bereits seit 2011 verpflichtet, die Verwendung besonders gefährlich eingestufter Pestizide zu verringern. Viele Obstsorten in Europa enthalten allerdings deutlich mehr Giftstoffe als noch vor neun Jahren. Die Rückstände haben also keinesfalls abgenommen, sondern sind vielmehr erheblich gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Bericht der Umweltorganisation „Pesticide Action Network Europe“ (PAN).
Die Experten konnten zwischen 2011 und 2019 einen dramatischen Anstieg von Giftstoffen in Obst und Gemüse, die von der Europäischen Kommission als „besonders gefährlich“ eingestuft werden, nachweisen. Die Nahrungsmittel enthalten demnach rund 53 Prozent mehr Pestizide als noch einige Jahre zuvor. Beinahe ein Drittel der Proben wies zudem so hohe Mengen an Rückständen auf, die als für Menschen, Tiere und Umwelt als enorm giftig gelten.
Für die Analyse wertete die Organisation fast 100.000 Obstproben aus. Dabei fokussierten sich die Forscher vor allem auf die Untersuchung der gefährlichsten und am stärksten regulierten Pestizide. Diese werden bereits seit einigen Jahren mit einer Reihe von chronischen Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Beschwerden und Diabetes in Verbindung gebracht. Doch die Giftstoffe schaden nicht nur dem Menschen, auch für das Ökosystem sind sie hochgiftig.
Zitat:67 Pestizide in der Luft in Ostösterreich entdeckt
Forscherinnen und Forscher haben bei einer Studie im Auftrag der Bewegung "Enkeltaugliches Österreich" gleich 67 Pestizide in verschiedenen Konzentrationen in der Luft in Ostösterreich gemessen. "Uns hat überrascht, wie weit sich Pestizide in der Luft verbreiten", sagte einer der Studienautoren, Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur Wien (Boku), in einer Pressekonferenz am Montag.
Die Idee hinter der Studie, an der Wissenschafter der Boku, der Medizinischen Universität Wien und aus Deutschland beteiligt waren, war im Grunde einfach. "Wir haben in verschiedenen Regionen in Ostösterreich Luftfilter aufgestellt, nach mehreren Monaten eingesammelt und auf Pestizide analysiert. Die gefundenen Chemikalien haben wir dann hinsichtlich ihrer Nebenwirkungen auf die Umwelt und den Menschen bewertet", erklärte Zaller.
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Bewertet man die gefundenen Pestizide nach ihren offiziell bekannten Nebenwirkungen, dann war etwa die Hälfte der gefundenen Pestizide schädlich für die menschliche Gesundheit. Sie können demnach neben Reizungen von Schleimhaut und Haut u.a. das Hormonsystem stören mit negativen Folgen für die Fortpflanzungsfähigkeit. Nicht zuletzt hat fast ein Viertel der detektierten Substanzen ein krebserregendes Potenzial. "Zwar sind die Konzentrationen der Pestizide in der Luft oft sehr gering, aber selbst kleinste Mengen bergen ein Gesundheitsrisiko und können über lange Zeit Wohlbefinden und Gesundheit beeinträchtigen", so Hans-Peter Hutter, Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Wien und Studienautor.
Zitat:Umweltschützer finden Pestizide im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
m Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin sind Rückstände gefährlicher Ackergifte in der Luft nachgewiesen worden. Das belegen Untersuchungsergebnisse vom Umweltinstitut München e.V., die am Donnerstag veröffentlicht wurden. Festgestellt wurde direkt im Schutzgebiet auch ein Abbauprodukt des längst verbotenen Insektengifts DDT.
Insgesamt sind laut der Studie neun Wirkstoffe im Biosphärenreservat (Landkreise Uckermark und Barnim) nachgewiesen worden. Vier sind so schädlich, dass sie nach Plänen der EU ersetzt werden sollen. Zwei weitere dürfen seit 2021 nur unter bestimmten Auflagen verwendet werden.
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