Die Göttinnen der Ostgermanen
#1
Mokoscha

Mokosh (Мокошь) ist eine Göttin, die bei den heidnischen Stämmen im osteuropäischen Raum verehrt wurde. Sie steht für den Schutz der Frauenarbeit und das Schicksal der Frauen, wacht über das Spinnen und Weben, Scheren von Schafen und schützt Frauen bei der Geburt eines Kindes.

Anmerkung:
Siehe auch Frigga, die aus Flachs den Faden für die Nornen herstellt.


   
Mokosh als Spinnerin

Mokosh war die einzige weibliche Gottheit, deren Idol Wladimir der I. in seinem Kiewer Heiligtum zusammen mit Statuen anderer großer Götter (Perun, Hors, Dazbog, Stribog und Simargl) errichtete.

Anmerkung:
Fürst Vladimir gilt als der bedeutendste Fürst der Kiewer Rus, der unter anderem die Chr*stianisierung der Rus initiierte (nach: Wikipedia). Bevor er zum Chr*stentum konvertierte, ließ er überall heidnische Götterstatuen aufstellen und war ein eifriger Anhänger des Heidentums. Wladimir wird heute in der Russisch-Orthodoxen Kirche und den Ukrainisch-Orthodoxen Kirchen als apostelgleicher Heiliger verehrt.


Mokosh wird auch mit der Großen Mutter, Mat Zemyna, in Verbindung gebracht.

Anmerkung:
Zemyna, die vor allem in Lettland und Litauen verehrt wird, bringt alles Leben und alle Nahrung aus sich selbst hervor. Die Göttin der Erdkraft, die Erdmutter, gilt vor allem in Litauen als die große Muttergöttin. Ihr Name Zemyna bedeutet schlicht und einfach „Erde", Zemynele ist eine Verkleinerungsform und bedeutet soviel wie „Mütterchen Erde".

Zemyna ist auch die Göttin der Fruchtbarkeit und die Beschützerin von Vieh, Haushalten und Bauernhöfen (siehe Mokosch, siehe Frigga).

Zemyna gehört alles, was in der Erde seinen Anfang fand und sich auf ihr befindet. Alles, was durch die Erde lebt, wird auch in sie zurückkehren. Im Baltikum war sie eine mächtige Universalgöttin, die bis ins späte 15. Jahrhundert des ausgehenden Mittelalters verehrt wurde.

Die Göttin Mokosch wurde bis ins 19. Jahrhundert als Kraft der Fruchtbarkeit verehrt.


   
Mokosh
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#2
Marzena oder Marzanna

Marzanna (ostgerm. Myth), eine Göttin der Schlesier und Polen.
Sie ist mit der Morana der Böhmen, der Göttin des Herbstes und Winters und somit auch des Todes, nahe verwandt. Es scheinen ihr in früherer Zeit Menschenopfer gebracht worden zu sein, und der Brauch, an ihrem Feste eine Strohfigur in das nächste Wasser zu werfen, hat sich lange erhalten.

Quelle: Vollständiges Wörterbuch der Mythologie.pdf

Anmerkung: Die Vermutung, daß der Göttin Marzena Menschenopfer dargebracht wurden, begründet sich womöglich auf die Strohfigur, die entweder ins Wasser geworfen oder verbrannt wird.

Falls es tatsächlich Menschenopfer gegeben haben sollte, ist dies das Resultat einer Fehlinterpretation. Es gab keine Menschenopfer, denn es geht ursprünglich beim Körperablegen um den bevorstehenden magischen Übersprung in einen anderen Körper bzw. wurden auch alte oder verletzte Körper abgelegt. Also der heute gängigen Praxis entgegen, daß alles irgendwie so lange als möglich am Leben gehalten werden muß.



Marzanna – eine mysteriöse Göttin der alten Ostgermanen. Gewöhnlich wird Marzanna als Göttin des Todes, des Winters und der zerstörerischen Kraft der Natur behandelt, die sich während der Frühlingsrituale spektakulär verabschieden sollte.

Ihr ursprüngliches Gesicht war nicht immer so düster und destruktiv. Marzanna ist mit dem gesamten Vegetationszyklus einschließlich der Feldfrüchte verbunden.

Anmerkung: Siehe auch Hel, die für das Wachstum der Pflanzen (Wurzeln) zuständig ist, also für alles, was sich unter der Erde befindet.


   

Die schwarzhaarige Marzanna/Morana ist das Gesicht der ursprünglichen Mutter Erde. Marzanna kümmert sich um das Wasser der Erde, um die Kälte, die Träume und sogar den Krieg. Sie gibt Leben, aber empfängt es auch.

Anmerkung: Wir kennen diese zweigesichtige Darstellung auch von Hel. Sie wird ebenso dargestellt (zweigesichtig) bzw. mit einem schönen Oberkörper und einem verwesenden Unterleib.


Die ostgermanischen Entsprechungen des Namens Marzanna sind: Marzana, Mora, Morena, Mamurien, Mařena, Mar, Mařoska, Marinka, Moran und Marena. Die Meinungen der Etymologen zum Namen der Göttin sind geteilt. Auf der einen Seite bezeichnet der Kern von Moro die offensichtliche Assoziation mit dem Tod, vergleichend hierzu die Pest, und auch der Frost wird mit dem winterlichen Tod  assoziiert.

Anmerkung:
Eine etymologische Nachforschung, um o. g. Aussage zu unterstreichen, steht noch aus.
Es sei soviel gesagt, daß es bei Frost um Stillstand des Wachstums geht. Die Endung ST drückt den Stillstand aus. Siehe hierzu Froh (vergleiche Freyr) als Fruchtbarkeitsgott und Fro(h)st, der das Erstarren der Fruchtbarkeit darstellt.



In den ostgermanischen Glaubensvorstellungen erkennt man, wie in allen alten Mythen, einen Zusammenhang von Wasser und Tod. Das Leben nach dem Tod öffnet sich in einem neuen Fenster, in der Totenwelt, dem Nawia, das hinter dem großen Wasser liegt.

Anmerkung:
Immer, wenn es um die Unterwelt geht, finden sich Flüsse oder Seen ganz in der Nähe der Zugänge ins Erdreich. Siehe hierzu Styx in der griechischen Mythe, oder der Fluß Gjöll in der nordischen. Damit ist der Übergang von einer Existenzebene in eine andere gemeint. Demzufolge ist die heute geläufige Interpretation in der ostgermanischen Mythe in Bezug auf Marzena, daß Wasser auch für Tod steht, nicht vollständig, da Wasser im Allgemeinen als Lebenselixier angesehen wird.
Auch Hügelgräber wurden an Quellen errichtet ... wobei die Quellen für die Wiedergeburt stehen.



Wenn unter den Strahlen der Sonne der Winter davonlief und der Frühling kam, wurde Anfang Lenzing eine Strohpuppe in zerrissenen Frauenkleidern, die sogenannte Wintermarzane, unter Gesang zum Fluß getragen und ins Wasser geworfen. Wenn kein Fluß in der Nähe war, wurde die Puppe verbrannt, und dabei wurden feierliche Lieder gesungen.

     

   

In Gnesen wurde (wie Wincenty Kadłubkus, der Krakauer Bischof und erste polnische Chronist, schreibt) mit großen Kosten ein Tempel erbaut, wo sie ihr (Marzena) zu Ehren den Zehnten von jeglichem Getreide nach der Ernte opferten, wobei sie für das nächste Jahr wiederum um reiche Ernte baten.

Anmerkung: Man nimmt Material von Frau Erde und opfert dementsprechend auch wieder einen Teil und bittet damit um eine weitere gute Ernte im kommenden Jahr. Ganz im Gegensatz zu heute, wo Raubbau und Umweltverschmutzung an der Tagesordnung sind.


Wir finden die Göttin Marzena/Marzanna u. a. in den heutigen Ortsnamen Berlin/Marzahn, Marzahna bei Treuenbrietzen, Groß und Klein Marzehns (bei Rabenstein im Fläming). Marzahna und Groß bzw. Klein Marzehns liegen ca. 10 km Luftlinie auseinander.

Berlin-Marzahn: Das um 1230 gegründete Angerdorf wurde 1300 erstmals als „Morczane“ erwähnt, vom ostgerm. „marcana“, Siedlung bei einem Sumpfgebiet, was wiederum ein Hinweis auf die Erdgöttin ist.
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#3
Morena

(10.04.12018, 22:52)Hælvard schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-53368.html#pid53368Die ostgermanischen Entsprechungen des Namens Marzanna sind: Marzana, Mora, Morena, Mamurien, Mařena, Mar, Mařoska, Marinka, Moran und Marena.

Mythologie der alten Teutschen und Slaven, Anton Tkány, Znaim 1827 schrieb:Morana oder Morena (unschwer erinnert man sich hier an das Lateinische morior, mori) singt und schläfert den Menschen zum Tode ein, der in Bezug auf den Schlaf die schwarze Nacht (noc cerna) genannt wird. Die Seele befindet sich der Überlieferung nach im Blute und fliegt beim Sterben als Vogel aus dem Munde, setzt sich dann auf die nahen Bäume und verscheucht durch ihr unstetes Herumirren die anderen Vögel und Tiere, bis der Leib verbrannt ist, wonach sie endlich zur Ruhe gelangt.

   
Morena

Morana ist mit Marzena einerlei, und kann als Gegensatz der Frühlings-Göttin Wesna folgerecht auch den Herbst oder Winter bedeuten, so wie überhaupt die Ideen dieser Jahreszeiten mit jener des Todes nahe verbunden erscheinen. In dem Namen dieser Göttin liegt nicht bloß der Begriff des Todes, sondern auch des Dunkeln, Schwarzen, Schmutzigen, wie wir es an der Erde sehen. So aufgefaßt und in ihrer Identität mit Marzena ist sie Erde, Geburt und Tod zugleich, wodurch die empirische Wahrheit, daß der Mensch und was ihn ernährt von Erde kommt und zu Erde wird.

Wie Morana dem Frühling entgegensteht, so wird andrerseits ihr Fest hier und da noch bis jetzt im Frühling gefeiert, besonders in Schlesien und in der südlichen Lausitz. Es ist das Totenfest, wobei das Bild des Todes mit allerlei sinnvollen Gebräuchen hinausgetragen, und in das Wasser geworfen wird. Bei dieser fröhlichen Feier ist sie eigentlich das Wesen der Marzena, die auftauende, frei gewordene Erde, und der Tod ist der Winter, der im Wasser untergehen muß, zur Strafe, daß er es früher zu Eis erstarrt, und damit auch die Erde gefesselt hat.

   
Morenas Schwester Wesna


Anmerkung:
Der Tod wird sinnbildlich ins Wasser geworfen. Hier wird der ewige Kreislauf des Lebens, werden – sein – vergehen, aufgezeigt. Das hat also weniger etwas mit Strafe zu tun, sondern mit dem niemals endenden Lebenszyklus.

Man kann auch sagen: das Eis taut und wird wieder zu Wasser.



Mythologie der alten Teutschen und Slaven, Anton Tkány, Znaim 1827 schrieb:In Mähren fand und findet zum Teil noch jetzt diese Sitte am fünften Sonntag Quadragesimä (in andern Ländern am Sonntag Lätare) statt, der auch deshalb in der Volkssprache der Totensonntag genannt wird. Eine weibliche, an einer Stange befestigte Puppe, den Tod oder die Marzena vorstellend, wird von kleinen Mädchen unter mancherlei lächerlichen Verwünschungen und Gesängen in einen Fluß oder Sumpf geworfen oder auch an einen Baum gehängt. Darauf tragen sie einen grünenden Zweig, der mit gefärbten Eierschalen, Bändern, Flittergold usw. geziert ist, wie zum Triumph des besiegten Todes, durch das Dorf und in die nahe gelegenen Orte, bitten die Insassen um kleine Geschenke und singen dabei eine, schon vor Jahrhunderten übliche Weise, die so beginnt:

Den Tod tragen wir aus der Stadt,
Den Sommer in die Stadt.

   

Stredowsky glaubt wohl irrig, daß diese Volksfeier zum Andenken der am Sonntag Lätare im Jahre 965 vollzogenen Taufe des polnischen Herzogs Miecislaus eingeführt wurde, gleichsam als sey durch das Chr*stentum der ewige Tod oder die Verdammnis vernichtet worden; sie ist vielmehr ein Fest, dessen Ursprung in das früheste Heidentum fällt und das zu den Jahresfesten gehört.


Anmerkung:
Wie in allen Kulturen vereinnahmen die Chr*sten auch hier die alten Götter und stülpen ihre erfundenen Geschichten darüber, wie man deutlich am oben genannten Beispiel erkennen kann. Es ist unumstritten, daß das Fest der Morana weitaus älter ist als die chr. Religion.
Ebenso erkennt man leicht den symbolischen Charakter des durch die Göttin Morana dargestellten Jahreszeitenwechsels und ihre Funktion als Göttin des Winters und damit des Todes bzw. dem Ende eines Jahreskreislaufes. Alles (Materielle) kommt aus der Erde, alles geht zurück zur Erde.


Die Tradition des Todaustreibens (und damit das Fest der Göttin Morena) finden wir auch heute noch in den verschiedensten Regionen Mitteleuropas wieder. Wenn man sich umsieht findet man solche Feste sogar vor der eigenen Haustüre. So gibt es beispielsweise hier in Nürnberg alljährlich im Frühjahr ein Schauspiel des Winteraustreibens; auch hier steht eine Strohpuppe stellvertretend für den Winter/Tod und wird am Schluß verbrannt:
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#4
(10.04.12018, 22:52)Hælvard schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-53368.html#pid53368In den ostgermanischen Glaubensvorstellungen erkennt man, wie in allen alten Mythen, einen Zusammenhang von Wasser und Tod. Das Leben nach dem Tod öffnet sich in einem neuen Fenster, in der Totenwelt, dem Nawia, das hinter dem großen Wasser liegt.

Es kommt auf das Gewässer an. Ein fließender Strom bewegt sich und transportiert Dinge von der einen Seite auf die andere. Ein ruhig daliegender See spiegelt eher etwas wider. Das wäre dann die "Innenschau", "Seele" oder ähnliches. Aus einem Meer oder Ozean hingegen geht das Leben hervor. Er ist die Grundlage für alles und damit ein völlig anderes Sinnbild. Ein Brunnen wiederum hat oben und unten > und wird mythologisch deshalb als Durchgang in die Unterwelt (oder umgedreht in die Oberwelt) verklärt.
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#5
(10.04.12018, 22:52)Hælvard schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-53368.html#pid53368Eine etymologische Nachforschung, um o. g. Aussage zu unterstreichen, steht noch aus.

Morena; von germanisch: mora = das Moor. Altnordisch mœrr.

Die althochdeutsche Schreibweise: muor = zum Meer gehörend, stellt dann wieder den entsprechenden Bezug her. Der Kreis zu dem hier bereits Gesagten schließt sich.

Morast, Dreck, Schmutz: was würde besser zu den Attributen der Morena bzw. der Marzanna (zu deutsch = Moor-Anna) passen? Der Name Moor-Anna für die ostgermanische Totengöttin trifft es haargenau.

Man hat den Kindern im beginnenden chr*stlichen Zeitalter noch lange damit gedroht, daß sie "sonst von der Moor-Anna geholt würden", wenn sie nicht artig seien. Man drohte mit der alten heidnischen Göttin, damit die Kinder sich vor ihr und damit vor der alten Religion fürchten. Das hat den Effekt, daß auch der spätere erwachsene Mensch sich noch davor fürchtet. Es wurde ihm als Kind schließlich phrasenmäßig eingetrichtert! Und wenn dieser Mensch dann eines Tages stirbt und die "Große Banshee", "Frau Holle" bzw. "die Moor-Anna" erscheint, um ihn mitzunehmen > dann rennt dieser Mensch vor ihr davon. Aus lauter Angst. Dabei wäre es das größte Glück, von Göttin Hel aufgenommen zu werden.

Die weiterführende Frage ist dann: Wo rennt er hin? Die Antwort hierauf ist einfach. Er rennt genau zu den Leuten, die ihm die Angst vor der Göttin eingeredet haben. Also zu den Chr*sten in Form seiner vormaligen Familienangehörigen. Und genau das ist der Grund, warum nur so wenige auf die "Insel Avalon", die "Insel der Göttin" gelangen. Sie haben einfach nur Angst davor.
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#6
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#7
(10.04.12018, 22:52)Hælvard schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-53368.html#pid53368Wir finden die Göttin Marzena/Marzanna u. a. in den heutigen Ortsnamen Berlin/Marzahn, Marzahna bei Treuenbrietzen, Groß und Klein Marzehns (bei Rabenstein im Fläming). Marzahna und Groß bzw. Klein Marzehns liegen ca. 10 km Luftlinie auseinander.

Berlin-Marzahn: Das um 1230 gegründete Angerdorf wurde 1300 erstmals als „Morczane“ erwähnt, vom ostgerm. „marcana“, Siedlung bei einem Sumpfgebiet, was wiederum ein Hinweis auf die Erdgöttin ist.

Der Vollständigkeit halber sei noch der Ort nördlich der Stadt Brandenburg namens Marzahne hinzuzufügen. Dieser läßt sich ebenfalls auf die Göttin Marzanna zurückführen. Quelle: Märkische Forschungen, Band 3

Auffällig ist, daß die Geschichtsschreibung oft erst in der Zeit beginnt, in der die Kirchen auf den alten heidnischen Tempeln errichtet wurden. Kaum ein Wort darüber, was vorher in den Orten für Kulte oder Glaubensvorstellungen vertreten waren. Ein weiser Narr, der darin Absicht vermutet.
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