"Total Recall" für Mäuse
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Zitat:http://science.orf.at/stories/1745082

Wissenschaftler aus Japan und den USA haben die Erinnerungen von Mäusen umprogrammiert: Durch Reizung entsprechender Zellen im Gehirn ersetzten sie Angst durch Wohlbefinden in der tierischen Gefühlswelt - und umgekehrt.

Das Gedächtnis, sagt Lady Macbeth, ist der Wächter des Gehirns. Allerdings ein wankelmütiger, ließe sich hinzufügen. Denn das Bild, das wir uns im Rückblick vom Leben machen, ist nicht notwendigerweise festgeschrieben. Manchmal kann der retrospektive Wandel auch ganz schnell gehen. Wenn ein tragischer Unfall den Urlaub überschattet, wird wohl die einst sorgenfreie Stimmung einer düsteren weichen: "Emotionale Valenz" nennen Psychologen jene Gefühle, die wir mit früheren Erfahrungen verknüpfen.

Die neurologische Basis dieses Vorgangs haben nun amerikanische und japanische Forscher im Tierversuch geklärt. Dabei machten sich die Wissenschaftler eine Methode zunutze, die seit ein paar Jahren in der Verhaltensforschung in Mode ist. Mit Hilfe der sogenannten Optogenetik kann man herausfinden, welche Zellen im Gehirn aktiv sind, wenn ein Tier auf die Umwelt reagiert. Und was noch wichtiger ist: Man kann diese Zellen mit Hilfe von Lichtsignalen auch quasi ein- und ausschalten.

Zwei Zentren für Orte und Gefühle

Wie ein Team um den MIT-Forscher Susumu Tonegawa im Fachblatt "Nature" schreibt, lassen sich im Gehirn zwei Erinnerungsspuren lokalisieren. Das "Wo?" wird im sogenannten Hippocampus gespeichert, das "Was?" - die mit Erlebnissen verbundenen Gefühle - in einer Region namens Amygdala. Tonegawa und seine Mitarbeiter konfrontierten Mäusemännchen mit einer unangenehmen und einer angenehmen Erfahrung, ließen sie entweder für einige Zeit mit einem Weibchen kuscheln oder versetzten ihnen einen leichten Stromschlag.

Drei Tage später schickten sie die Mäuse in ein Gehege, wo sich diese an ihrem bevorzugten Ort niederließen. Dann begannen die Forscher die Tiere mehr oder minder fernzusteuern: Sie aktivierten mit Licht jene Zellen im Hippocampus, die während des Stromschlages aktiv gewesen waren - woraufhin die Nager den Ort sofort mieden. Auch das Umgekehrte war möglich. Wurde die Erinnerungsspur des Flirts aktiv, erklärten die Mäuse umgehend einen anderen Ort im Gehege zu ihrem Lieblingsplätzchen.

Ähnlich wie das "Wo?" ließ sich auch das "Was?" im Gedächtnis umpolen. Rattenmännchen, die einen Stromschlag erhalten hatten, verhielten sich nach Aktivierung der entsprechenden Zellen in der Amygdala so, als hätten sie zuvor eine Mäusedame getroffen. Und jene, die tatsächlich mit einer solchen zusammen gewesen waren, wurden durch künstliche Signale zu verängstigten Tieren.

Für die Forscher ein Beweis dafür, dass die beiden Hirnzentren nicht nur für die Speicherung von Ortsinformationen und Gefühlen verantwortlich sind. Sondern auch dafür, dass die beiden in regem Austausch stehen und die Erinnerungsfragmente zu einem Ganzen zusammenfügen.
Science trifft Fiction

Abseits dieser Erkenntnis lässt die vorgestellte Methode wohl auch die eine oder andere gruselige Assoziation aufkommen. Bereiten die Neurowissenschaften die totale Manipulierbarkeit des Menschen vor? Zumindest erinnern die Versuche an jene Gedächtnisfälschungen, die seit jeher im Science-Fiction-Genre für Verwicklungen sorgen. Man erinnert sich: Arnold Schwarzenegger demonstrierte in "Total Recall", dass man sich mit einem autobiografischen Implantat im Hirn Schwierigkeiten einhandeln kann.

Tonegawa denkt freilich eher an die sich eröffnenden Chancen, Stichwort Traumatherapie: "Ich halte es für denkbar, dass man in Zukunft Methoden entwickelt, mit deren Hilfe sich Patienten stärker an positive als an negative Erfahrungen erinnern." Wobei diese Methoden mit großer Wahrscheinlichkeit nichts mit Optogenetik zu tun haben dürften. Die von Tonegawa und seinem Team verwendeten Mäuse wurden eigens für die Studie gezüchtet. Ohne genetische Manipulation, die die Tiere empfänglich für die Lichtreize machte, hätten die Versuche nicht funktioniert.

Robert Czepel, science.ORF.at

Wenn man damit Trauma behandeln kann, dann kann man damit wohl auch Traumas auslösen, wäre meine Zusammenfassung.
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