08.03.12013, 15:31
Quelle: Berliner Zeitung 06.03.13
Die Stadt Fürstenwalde benennt zum Frauentag eine Straße nach Dorothea von Reppen. Sie starb im 16. Jahrhundert auf dem Scheiterhaufen.
330 Straßen hat die Stadt Fürstenwalde (Oder-Spree). Nur zehn davon tragen den Namen von Frauen, meist sind sie nach bekannten Persönlichkeiten benannt wie der Schriftstellerin Bettina von Arnim oder der Kernphysikerin Lise Meitner. Einen Tag vor dem Weltfrauentag will die Stadt an diesem Donnerstag einem Weg den Namen Dorothea von Reppen geben. Es dürfte in Brandenburg die erste Straße sein, die nach einer Frau benannt wird, die als Hexe auf dem Scheiterhaufen endete.
„Wir wollen zum Frauentag nicht nur irgendwelche Feiern organisieren, wir wollen Frauenleben stärker in der Stadt erlebbar machen und mit dem Dorothea-von-Reppen-Weg auch etwas Nachhaltiges schaffen“, erklärte Anne-Gret Trilling, Fürstenwaldes Gleichstellungsbeauftragte.
Mit der Straßenbenennung solle zudem an alle Frauen erinnert werden, die im Mittelalter als Hexen verfolgt und hingerichtet wurden. Schon im vergangenen Jahr ließ sich die Stadt etwas Besonderes zum 8. März einfallen: Sie führte als erste Kommune in Brandenburg das Ampelmädchen an einer Straßenkreuzung ein.
Streit um Holunderbusch
Dass es eine „Hexe“ sein wird, deren Name künftig auf einem Straßenschild prangt, ist einem Mann geschuldet: Guido Strohfeldt. Strohfeldt ist Direktor des Heimatmuseums in Fürstenwalde. „Der Fokus lag auf Frauen, die regional gewirkt haben und nicht unbedingt so sehr bekannt sind“, sagt Strohfeldt. So habe er in die Diskussion den Namen Dorothea von Reppen eingebracht, die vor 447 Jahren einer Unrechtsjustiz zum Opfer gefallen sei. Das Stadtparlament stimmte dem Vorschlag zu.
Verfolgt bis ins 18. Jahrhundert
Viel ist nicht bekannt über Dorothea von Reppen. „Was wir über die Frau wissen, stammt aus den Schöppenstuhl-Akten, die im Landeshauptarchiv in Potsdam liegen“, erklärt der Museumsleiter. Die historischen Gerichtsdokumente belegen, dass die Frau schon älter war, als sie 1566 hingerichtet wurde. „Dabei war Dorothea von Reppen damals durchaus eine Berühmtheit als Hexe“, sagt Strohfeldt. Sie habe offenbar als kinderlose Witwe im Hospital der Stadt, einer Art Altenheim, gelebt und durchaus gute Sache bewirkt. Sie war geschätzt, weil sie durch ihre angeblich magischen Kräfte schlechtgebrautes Bier trinkbar machen konnte. Das ging solange gut, bis sie mit ihrem Nachbarn in Streit geriet. Der Mann, ein gewisser Stenzel Palack, sägte einen Holunderbusch ab. „Den brauchte Dorothea von Reppen aber für ihre Tinkturen“, sagt der Museumsleiter.
Aus Rache habe sie angeblich ihrem Nachbarn einen Zaubertrank vor die Tür gekippt, wovon der Mann laut Akten „lahm an Händen und Beinen“ geworden sei. Bevor Palack durch „Hexerei“ starb, beschuldigte er seine Nachbarin der Hexerei. Dorothea von Reppen wurde festgenommen und befragt, gab aber nichts zu. Erst als sie „peinlich befragt“, also gefoltert wurde, bekannte sie, eine Hexe zu sein. So geht es aus den Unterlagen hervor. Für die Gerichtsbarkeit war dieses Foltergeständnis offenbar ausreichend, Dorothea von Reppen „durch Feuer vom Leben zum Tod zu befördern“.
Weg führt zum Galgenberg
Vermutlich wurden im Mittelalter einige Frauen in Fürstenwalde beschuldigt, ein Bündnis mit dem Teufel eingegangen zu sein. „Dorothea von Reppen ist aber die Einzige, von der wir wissen, dass sie hier als Hexe hingerichtet wurde“, erklärt Museumsleiter Strohfeldt. „In der Uckermark und der Mittelmark, zu der Fürstenwalde damals gehörte, war die Hexenverfolgung wenig verbreitet.“
Der künftige Dorothea-von-Reppen-Weg ist ein öffentlicher Fuß- und Radweg. „Er ist zwar nur rund 100 Meter lang, aber eine wichtige Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem Bahnhof“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Anne-Gret Trilling. Der Weg führt in seiner Verlängerung direkt auf einen grünen Hügel – den Galgenberg. Dort wurden früher die Todesurteile vollstreckt. Auch Dorothea von Reppen soll dort gestorben sein.
Die Stadt Fürstenwalde benennt zum Frauentag eine Straße nach Dorothea von Reppen. Sie starb im 16. Jahrhundert auf dem Scheiterhaufen.
330 Straßen hat die Stadt Fürstenwalde (Oder-Spree). Nur zehn davon tragen den Namen von Frauen, meist sind sie nach bekannten Persönlichkeiten benannt wie der Schriftstellerin Bettina von Arnim oder der Kernphysikerin Lise Meitner. Einen Tag vor dem Weltfrauentag will die Stadt an diesem Donnerstag einem Weg den Namen Dorothea von Reppen geben. Es dürfte in Brandenburg die erste Straße sein, die nach einer Frau benannt wird, die als Hexe auf dem Scheiterhaufen endete.
„Wir wollen zum Frauentag nicht nur irgendwelche Feiern organisieren, wir wollen Frauenleben stärker in der Stadt erlebbar machen und mit dem Dorothea-von-Reppen-Weg auch etwas Nachhaltiges schaffen“, erklärte Anne-Gret Trilling, Fürstenwaldes Gleichstellungsbeauftragte.
Mit der Straßenbenennung solle zudem an alle Frauen erinnert werden, die im Mittelalter als Hexen verfolgt und hingerichtet wurden. Schon im vergangenen Jahr ließ sich die Stadt etwas Besonderes zum 8. März einfallen: Sie führte als erste Kommune in Brandenburg das Ampelmädchen an einer Straßenkreuzung ein.
Streit um Holunderbusch
Dass es eine „Hexe“ sein wird, deren Name künftig auf einem Straßenschild prangt, ist einem Mann geschuldet: Guido Strohfeldt. Strohfeldt ist Direktor des Heimatmuseums in Fürstenwalde. „Der Fokus lag auf Frauen, die regional gewirkt haben und nicht unbedingt so sehr bekannt sind“, sagt Strohfeldt. So habe er in die Diskussion den Namen Dorothea von Reppen eingebracht, die vor 447 Jahren einer Unrechtsjustiz zum Opfer gefallen sei. Das Stadtparlament stimmte dem Vorschlag zu.
Verfolgt bis ins 18. Jahrhundert
Viel ist nicht bekannt über Dorothea von Reppen. „Was wir über die Frau wissen, stammt aus den Schöppenstuhl-Akten, die im Landeshauptarchiv in Potsdam liegen“, erklärt der Museumsleiter. Die historischen Gerichtsdokumente belegen, dass die Frau schon älter war, als sie 1566 hingerichtet wurde. „Dabei war Dorothea von Reppen damals durchaus eine Berühmtheit als Hexe“, sagt Strohfeldt. Sie habe offenbar als kinderlose Witwe im Hospital der Stadt, einer Art Altenheim, gelebt und durchaus gute Sache bewirkt. Sie war geschätzt, weil sie durch ihre angeblich magischen Kräfte schlechtgebrautes Bier trinkbar machen konnte. Das ging solange gut, bis sie mit ihrem Nachbarn in Streit geriet. Der Mann, ein gewisser Stenzel Palack, sägte einen Holunderbusch ab. „Den brauchte Dorothea von Reppen aber für ihre Tinkturen“, sagt der Museumsleiter.
Aus Rache habe sie angeblich ihrem Nachbarn einen Zaubertrank vor die Tür gekippt, wovon der Mann laut Akten „lahm an Händen und Beinen“ geworden sei. Bevor Palack durch „Hexerei“ starb, beschuldigte er seine Nachbarin der Hexerei. Dorothea von Reppen wurde festgenommen und befragt, gab aber nichts zu. Erst als sie „peinlich befragt“, also gefoltert wurde, bekannte sie, eine Hexe zu sein. So geht es aus den Unterlagen hervor. Für die Gerichtsbarkeit war dieses Foltergeständnis offenbar ausreichend, Dorothea von Reppen „durch Feuer vom Leben zum Tod zu befördern“.
Weg führt zum Galgenberg
Vermutlich wurden im Mittelalter einige Frauen in Fürstenwalde beschuldigt, ein Bündnis mit dem Teufel eingegangen zu sein. „Dorothea von Reppen ist aber die Einzige, von der wir wissen, dass sie hier als Hexe hingerichtet wurde“, erklärt Museumsleiter Strohfeldt. „In der Uckermark und der Mittelmark, zu der Fürstenwalde damals gehörte, war die Hexenverfolgung wenig verbreitet.“
Der künftige Dorothea-von-Reppen-Weg ist ein öffentlicher Fuß- und Radweg. „Er ist zwar nur rund 100 Meter lang, aber eine wichtige Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem Bahnhof“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Anne-Gret Trilling. Der Weg führt in seiner Verlängerung direkt auf einen grünen Hügel – den Galgenberg. Dort wurden früher die Todesurteile vollstreckt. Auch Dorothea von Reppen soll dort gestorben sein.
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