Ehre einer Hexe
#1
Quelle: Berliner Zeitung 06.03.13

Die Stadt Fürstenwalde benennt zum Frauentag eine Straße nach Dorothea von Reppen. Sie starb im 16. Jahrhundert auf dem Scheiterhaufen.

330 Straßen hat die Stadt Fürstenwalde (Oder-Spree). Nur zehn davon tragen den Namen von Frauen, meist sind sie nach bekannten Persönlichkeiten benannt wie der Schriftstellerin Bettina von Arnim oder der Kernphysikerin Lise Meitner. Einen Tag vor dem Weltfrauentag will die Stadt an diesem Donnerstag einem Weg den Namen Dorothea von Reppen geben. Es dürfte in Brandenburg die erste Straße sein, die nach einer Frau benannt wird, die als Hexe auf dem Scheiterhaufen endete.

„Wir wollen zum Frauentag nicht nur irgendwelche Feiern organisieren, wir wollen Frauenleben stärker in der Stadt erlebbar machen und mit dem Dorothea-von-Reppen-Weg auch etwas Nachhaltiges schaffen“, erklärte Anne-Gret Trilling, Fürstenwaldes Gleichstellungsbeauftragte.

Mit der Straßenbenennung solle zudem an alle Frauen erinnert werden, die im Mittelalter als Hexen verfolgt und hingerichtet wurden. Schon im vergangenen Jahr ließ sich die Stadt etwas Besonderes zum 8. März einfallen: Sie führte als erste Kommune in Brandenburg das Ampelmädchen an einer Straßenkreuzung ein.

Streit um Holunderbusch

Dass es eine „Hexe“ sein wird, deren Name künftig auf einem Straßenschild prangt, ist einem Mann geschuldet: Guido Strohfeldt. Strohfeldt ist Direktor des Heimatmuseums in Fürstenwalde. „Der Fokus lag auf Frauen, die regional gewirkt haben und nicht unbedingt so sehr bekannt sind“, sagt Strohfeldt. So habe er in die Diskussion den Namen Dorothea von Reppen eingebracht, die vor 447 Jahren einer Unrechtsjustiz zum Opfer gefallen sei. Das Stadtparlament stimmte dem Vorschlag zu.


Verfolgt bis ins 18. Jahrhundert


Viel ist nicht bekannt über Dorothea von Reppen. „Was wir über die Frau wissen, stammt aus den Schöppenstuhl-Akten, die im Landeshauptarchiv in Potsdam liegen“, erklärt der Museumsleiter. Die historischen Gerichtsdokumente belegen, dass die Frau schon älter war, als sie 1566 hingerichtet wurde. „Dabei war Dorothea von Reppen damals durchaus eine Berühmtheit als Hexe“, sagt Strohfeldt. Sie habe offenbar als kinderlose Witwe im Hospital der Stadt, einer Art Altenheim, gelebt und durchaus gute Sache bewirkt. Sie war geschätzt, weil sie durch ihre angeblich magischen Kräfte schlechtgebrautes Bier trinkbar machen konnte. Das ging solange gut, bis sie mit ihrem Nachbarn in Streit geriet. Der Mann, ein gewisser Stenzel Palack, sägte einen Holunderbusch ab. „Den brauchte Dorothea von Reppen aber für ihre Tinkturen“, sagt der Museumsleiter.

Aus Rache habe sie angeblich ihrem Nachbarn einen Zaubertrank vor die Tür gekippt, wovon der Mann laut Akten „lahm an Händen und Beinen“ geworden sei. Bevor Palack durch „Hexerei“ starb, beschuldigte er seine Nachbarin der Hexerei. Dorothea von Reppen wurde festgenommen und befragt, gab aber nichts zu. Erst als sie „peinlich befragt“, also gefoltert wurde, bekannte sie, eine Hexe zu sein. So geht es aus den Unterlagen hervor. Für die Gerichtsbarkeit war dieses Foltergeständnis offenbar ausreichend, Dorothea von Reppen „durch Feuer vom Leben zum Tod zu befördern“.

Weg führt zum Galgenberg

Vermutlich wurden im Mittelalter einige Frauen in Fürstenwalde beschuldigt, ein Bündnis mit dem Teufel eingegangen zu sein. „Dorothea von Reppen ist aber die Einzige, von der wir wissen, dass sie hier als Hexe hingerichtet wurde“, erklärt Museumsleiter Strohfeldt. „In der Uckermark und der Mittelmark, zu der Fürstenwalde damals gehörte, war die Hexenverfolgung wenig verbreitet.“

Der künftige Dorothea-von-Reppen-Weg ist ein öffentlicher Fuß- und Radweg. „Er ist zwar nur rund 100 Meter lang, aber eine wichtige Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem Bahnhof“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Anne-Gret Trilling. Der Weg führt in seiner Verlängerung direkt auf einen grünen Hügel – den Galgenberg. Dort wurden früher die Todesurteile vollstreckt. Auch Dorothea von Reppen soll dort gestorben sein.
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#2
Zitat:Vermutlich wurden im Mittelalter einige Frauen in Fürstenwalde beschuldigt, ein Bündnis mit dem Teufel eingegangen zu sein.

Die Berliner Zeitung sollte mal ein wenig Geschichtsunterricht nehmen, dann würde sie das 16. Jh. nicht für das Mittelalter halten.
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#3
(09.03.12013, 15:13)Hekaterina schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-44498.html#pid44498
Zitat:Vermutlich wurden im Mittelalter einige Frauen in Fürstenwalde beschuldigt, ein Bündnis mit dem Teufel eingegangen zu sein.

Die Berliner Zeitung sollte mal ein wenig Geschichtsunterricht nehmen, dann würde sie das 16. Jh. nicht für das Mittelalter halten.

Einspruch,
das Ende des Spätmittelalters ist relativ fließend und läßt auch den Anfang des 16ten Jahrhundertes nicht aus.
Außerdem kann man immer vom Mittelalter oder mittelalterlichen Zuständen reden, wenn intelligente Frauen wegen Ignoranz und Dummheit auf dem Scheiterhaufen landen.
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#4
In der frühen Neuzeit (15. und 16. Jh.) fand eine erneute Hinwendung zur Antike statt, was besonders in der Kunst sichtbar wurde. Die Hexenverfolgung, die in dieser Zeit besonders massiv wurde, war quasi eine kirchliche Gegenreaktion auf diese erneute Hinwendung zum Heidnischen. Im Mittelalter hingegen war die Situation eine andere.
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#5
Allen Frauen alles Liebe zum Tag der Frauen!

   
In jeder Frau steckt Aphrodite!
Tue was immer ich will!
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#6
Die Hexen von Salem: eine dunkle Seite der amerikanischen Geschichte

   
Der Hexenprozess von Salem

Das Ende des 17. Jahrhunderts in Nordamerika war geprägt von religiösen Spannungen, ethnischen Konflikten und den wachsenden Schmerzen einer jungen Kolonie, die ihren Platz in einer neuen Welt suchte. Kein Ereignis verkörpert die dunkle Seite dieser Zeitperiode besser als die Hexenprozesse von Salem im Jahr 1692.

Die Stadt Salem, heute im Bundesstaat Massachusetts gelegen, war damals eine blühende puritanische Gemeinde. Die Puritaner waren eine strenggläubige Chr*sten-Gruppe, die sich von der Church of England getrennt hatte und sich der Reinigung des Chr*stentums von allem Katholischen verschrieben hatte. Sie glaubten fest an das Vorhandensein von Gut und Böse in der Welt und sahen sich selbst ständig im Kampf gegen die dunklen Kräfte des Teufels.

Die Hexenverfolgungen von Salem begannen Anfang 1692, als eine Gruppe junger Mädchen in Salem Village – darunter Betty Parris, die Tochter des Ortsgeistlichen, und ihre Cousine Abigail Williams – seltsame und unkontrollierbare Anfälle erlitten. Sie behaupteten, von unsichtbaren Kräften gepiesackt zu werden. Als sie befragt wurden, beschuldigten sie drei Frauen des Dorfes, Hexen zu sein: Sarah Good, Sarah Osborne und Tituba, eine Sklavin karibischer Herkunft.

Zitat:Es begann im Haus des Reverend Samuel Parris, als seine neunjährige Tochter Betty und seine elfjährige Nichte Abigail Williams plötzlich von seltsamen Anfällen heimgesucht wurden. Die Mädchen schrien, warfen sich auf den Boden und klagten über Schmerzen, die sie nicht erklären konnten. Bald zeigten auch andere junge Frauen in der Gemeinde ähnliche Symptome. In einer Welt, die von strengem puritanischem Glauben und der allgegenwärtigen Furcht vor dem Teufel geprägt war, dauerte es nicht lange, bis der Verdacht auf Hexerei fiel. Die Beschuldigungen begannen, und sie trafen zunächst die Schwächsten der Gesellschaft: Tituba, eine versklavte Frau aus der Karibik, die im Haushalt der Parris' arbeitete, Sarah Good, eine obdachlose Bettlerin, und Sarah Osborne, eine ältere Frau, die sich dem puritanischen Lebensstil widersetzt hatte.

Was als Anschuldigung gegen drei Frauen begann, eskalierte schnell. Weitere Personen wurden beschuldigt, darunter auch einige prominente Mitglieder der Gemeinschaft. In einem Klima der Paranoia und Angst wurden 19 Personen – meist Frauen, aber auch einige Männer – nach einem Prozess, bei dem der sogenannte Spektralbeweis¹ verwendet wurde, bei dem Zeugen behaupteten, von Geistern oder Erscheinungen angegriffen zu werden, für schuldig befunden und gehängt. Eine weitere Person, Giles Corey, wurde zu Tode gefoltert, weil er sich weigerte, auf die Anschuldigungen zu antworten. Mindestens fünf weitere starben im Gefängnis.

Zitat:Die Prozesse, die folgten, waren eine Farce der Justiz. Die Beweise, die vor Gericht präsentiert wurden, bestanden größtenteils aus Spektralbeweisen. Das sind Zeugenaussagen über Geister oder Erscheinungen der Angeklagten, die angeblich die Kläger quälten. Diese Art von Beweisen war selbst für die damalige Zeit höchst umstritten, doch in der aufgeheizten Atmosphäre von Salem wurden sie als zulässig erachtet. Die Beschuldigten hatten kaum eine Chance, sich zu verteidigen. Leugneten sie die Anschuldigungen, wurde dies als weiterer Beweis ihrer Schuld gewertet. Gestanden sie unter Folter oder aus Verzweiflung, besiegelten sie damit ihr Schicksal.

Bis September 1692 begannen viele – auch solche, die die Hexenverfolgungen zuvor unterstützt hatten – die Rechtmäßigkeit und Rationalität der Prozesse in Frage zu stellen. Der Gouverneur der Provinz, Sir William Phips, beendete schließlich die Verhaftungen, und im Mai 1693 wurden alle noch inhaftierten Personen freigelassen.

   
Salem Witch Museum in Salem, Massachusetts, USA

Heute erinnert das Salem Witch Museum in Salem, Massachusetts, an diese Zeit und bietet Besuchern die Möglichkeit, mehr über die Hexenprozesse und ihre Auswirkungen auf die amerikanische Gesellschaft zu erfahren. Das Museum und andere Gedenkstätten in der Stadt erinnern uns daran, wie wichtig es ist, uns stets unserer Vergangenheit bewusst zu sein, damit solche Tragödien nicht erneut geschehen.

¹Dem Spektralbeweis zufolge nahm der Teufel die Gestalt der angeklagten Hexen an und brachte als Spektrum in materieller Gestalt der Bevölkerung Krankheit und Leid. So wurden die besessenen Mädchen angeblich von Spektralgeistern gepeinigt.
"Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd."
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