30.01.12013, 15:29
http://www.sueddeutsche.de/bildung/geplante-schule-in-potsdam-gericht-genehmigt-opus-dei-nahes-gymnasium-1.1586846
Die erzkonservative katholische Gruppierung selbst bezeichnet sich als "Seelsorgeeinrichtung". Kritiker werfen Opus Dei vor, sektenähnlich zu agieren. Nun hat ein Leipziger Gericht den Weg frei gemacht für ein Jungengymnasium, an dem Opus-Dei-Priester unterrichten sollen.
Ein okkulter Bund, der seinen Mitgliedern Selbstkasteiung abverlangt, höchste Kreise des Vatikan beeinflusst und auch vor Mord nicht zurückschreckt, um seine Macht zu mehren: So wird die katholische Gruppierung Opus Dei im Bestseller "Sakrileg" von Dan Brown dargestellt. Auch in der Realität ist die Organisation umstritten, Kritiker werfen ihr zumindest sektenähnliche Strukturen vor.
In Potsdam ist Opus Dei an Plänen für ein reines Jungengymnasium beteiligt. Seit Jahren tobt der juristische Kampf um das Vorhaben. Jetzt hat das Leipziger Bundesverwaltungsgericht, die dritte und letzte Instanz, entschieden: Das Schulprojekt ist zulässig. (Az.: BVerwG 6 C 6.12 - Urteil vom 30. Januar)
Solange sichergestellt sei, dass in solchen Schulen die Gleichberechtigung von Mann und Frau als Wert vermittelt wird, sei die Gründung durch die Privatschulfreiheit gedeckt, urteilten die Richter. Sie wiesen damit die Revision des Brandenburger Bildungsministeriums zurück. Auch in vorherigen gerichtlichen Auseinandersetzungen war das Land unterlegen. So hatten es bereits zwei Instanzen für zulässig gehalten, dass ein freier Schulträger nach Geschlechtern getrennte Schulen gründen darf. Das Land hatte argumentiert, das geltende Schulgesetz schreibe für öffentliche - und freie - Schulen eine Koedukation von Jungen und Mädchen vor.
Betreuung durch Opus-Dei-Priester
Offizieller Antragsteller des Gymnasiums ist die in Köln ansässige "Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft e. V.". Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erziehung und Bildung nach dem Chr*stlich-katholischen Glauben zu fördern. Auf der Webseite heißt es: "Das Chr*stliche Menschenbild (...) und die katholische Glaubens- und Sittenlehre sind Grundlage aller Erziehungs- und Bildungsangebote." Besonderen Wert wird darüber hinaus auf eine "geschlechtsspezifische Erziehung" gelegt.
Dass die Fördergemeinschaft dabei eine erzkonservative Haltung einnimmt, wird nicht zuletzt durch die ebenfalls auf der Seite dokumentierte Verbindung zu Opus Dei deutlich. "Soweit möglich, möchte die Fördergemeinschaft ihre Bildungsangebote geistlich durch Priester des Opus Dei, (...) einer Personalprälatur der katholischen Kirche, betreuen lassen."
Opus Dei heißt übersetzt Werk Gottes. Die Organisation bezeichnet sich selbst als "internationale Seelsorgeeinrichtung der katholischen Kirche". Das klingt denkbar unverfänglich - und auch sonst versucht die Gruppierung das durch den Dan-Brown-Roman beförderte Image eines gefährlichen Geheimbundes loszuwerden. "Das einzige, was in dem Buch stimmt, sind die Adressen. Alles andere ist erfunden, es hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun", sagte ein Opus-Dei-Priester 2006 in einem Interview mit dem Stern.
Doch so harmlos, wie sich Opus Dei gerne geben möchte, ist die Gemeinschaft nicht, die nach eigenen Angaben weltweit 900.000 und in Deutschland 600 Mitglieder hat. Das wird auch in der Position des Landes Brandenburg und der Stadt Potsdam im Streit um das geplante Jungengymnasium deutlich. Die Bedenken gegen einen geschlechtergetrennten Unterricht sind nicht der einzige Grund, weshalb man sich dort gegen die Schule verwahrt. Thomas Jürgens, Anwalt des Landes Brandenburg, sagte in früheren Verfahren, ein Jungengymnasium mit dem konfessionellen Hintergrund von Opus Dei sei "hochgefährlich".
Und tatsächlich ist nicht alles in "Sakrileg" Fiktion. So berichtete ein ehemaliger Geistlicher im Spiegel, dass Selbstgeißelung zumindest für Nicht-Laien zur Pflicht gehöre. Daneben wird der Gruppierung vorgeworfen, ihre Mitglieder einer Gehirnwäsche zu unterziehen und sozial zu isolieren - ähnlich einer Sekte. So berichtete die Mutter eines Opus-Dei-Mitglieds in einem Beitrag im Rahmen der ZDF-Sendung Frontal 21: "Die gehen ihren strikten Weg und vereinnahmen die Jugendlichen so in ihrem Denken und Handeln, dass man die einfach nicht mehr erreichen kann."
Solche Aussagen sind sicher nicht geeignet, die Bedenken gegen die neue Potsdamer Privatschule zu mindern. Doch das geplante Jungengymnasium ist nicht die erste Opus-Dei-nahe Schule hierzulande: Im nordrhein-westfälischen Jülich betreibt der Förderverein bereits seit mehr als 40 Jahren eine Mädchenschule.
Die erzkonservative katholische Gruppierung selbst bezeichnet sich als "Seelsorgeeinrichtung". Kritiker werfen Opus Dei vor, sektenähnlich zu agieren. Nun hat ein Leipziger Gericht den Weg frei gemacht für ein Jungengymnasium, an dem Opus-Dei-Priester unterrichten sollen.
Ein okkulter Bund, der seinen Mitgliedern Selbstkasteiung abverlangt, höchste Kreise des Vatikan beeinflusst und auch vor Mord nicht zurückschreckt, um seine Macht zu mehren: So wird die katholische Gruppierung Opus Dei im Bestseller "Sakrileg" von Dan Brown dargestellt. Auch in der Realität ist die Organisation umstritten, Kritiker werfen ihr zumindest sektenähnliche Strukturen vor.
In Potsdam ist Opus Dei an Plänen für ein reines Jungengymnasium beteiligt. Seit Jahren tobt der juristische Kampf um das Vorhaben. Jetzt hat das Leipziger Bundesverwaltungsgericht, die dritte und letzte Instanz, entschieden: Das Schulprojekt ist zulässig. (Az.: BVerwG 6 C 6.12 - Urteil vom 30. Januar)
Solange sichergestellt sei, dass in solchen Schulen die Gleichberechtigung von Mann und Frau als Wert vermittelt wird, sei die Gründung durch die Privatschulfreiheit gedeckt, urteilten die Richter. Sie wiesen damit die Revision des Brandenburger Bildungsministeriums zurück. Auch in vorherigen gerichtlichen Auseinandersetzungen war das Land unterlegen. So hatten es bereits zwei Instanzen für zulässig gehalten, dass ein freier Schulträger nach Geschlechtern getrennte Schulen gründen darf. Das Land hatte argumentiert, das geltende Schulgesetz schreibe für öffentliche - und freie - Schulen eine Koedukation von Jungen und Mädchen vor.
Betreuung durch Opus-Dei-Priester
Offizieller Antragsteller des Gymnasiums ist die in Köln ansässige "Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft e. V.". Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erziehung und Bildung nach dem Chr*stlich-katholischen Glauben zu fördern. Auf der Webseite heißt es: "Das Chr*stliche Menschenbild (...) und die katholische Glaubens- und Sittenlehre sind Grundlage aller Erziehungs- und Bildungsangebote." Besonderen Wert wird darüber hinaus auf eine "geschlechtsspezifische Erziehung" gelegt.
Dass die Fördergemeinschaft dabei eine erzkonservative Haltung einnimmt, wird nicht zuletzt durch die ebenfalls auf der Seite dokumentierte Verbindung zu Opus Dei deutlich. "Soweit möglich, möchte die Fördergemeinschaft ihre Bildungsangebote geistlich durch Priester des Opus Dei, (...) einer Personalprälatur der katholischen Kirche, betreuen lassen."
Opus Dei heißt übersetzt Werk Gottes. Die Organisation bezeichnet sich selbst als "internationale Seelsorgeeinrichtung der katholischen Kirche". Das klingt denkbar unverfänglich - und auch sonst versucht die Gruppierung das durch den Dan-Brown-Roman beförderte Image eines gefährlichen Geheimbundes loszuwerden. "Das einzige, was in dem Buch stimmt, sind die Adressen. Alles andere ist erfunden, es hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun", sagte ein Opus-Dei-Priester 2006 in einem Interview mit dem Stern.
Doch so harmlos, wie sich Opus Dei gerne geben möchte, ist die Gemeinschaft nicht, die nach eigenen Angaben weltweit 900.000 und in Deutschland 600 Mitglieder hat. Das wird auch in der Position des Landes Brandenburg und der Stadt Potsdam im Streit um das geplante Jungengymnasium deutlich. Die Bedenken gegen einen geschlechtergetrennten Unterricht sind nicht der einzige Grund, weshalb man sich dort gegen die Schule verwahrt. Thomas Jürgens, Anwalt des Landes Brandenburg, sagte in früheren Verfahren, ein Jungengymnasium mit dem konfessionellen Hintergrund von Opus Dei sei "hochgefährlich".
Und tatsächlich ist nicht alles in "Sakrileg" Fiktion. So berichtete ein ehemaliger Geistlicher im Spiegel, dass Selbstgeißelung zumindest für Nicht-Laien zur Pflicht gehöre. Daneben wird der Gruppierung vorgeworfen, ihre Mitglieder einer Gehirnwäsche zu unterziehen und sozial zu isolieren - ähnlich einer Sekte. So berichtete die Mutter eines Opus-Dei-Mitglieds in einem Beitrag im Rahmen der ZDF-Sendung Frontal 21: "Die gehen ihren strikten Weg und vereinnahmen die Jugendlichen so in ihrem Denken und Handeln, dass man die einfach nicht mehr erreichen kann."
Solche Aussagen sind sicher nicht geeignet, die Bedenken gegen die neue Potsdamer Privatschule zu mindern. Doch das geplante Jungengymnasium ist nicht die erste Opus-Dei-nahe Schule hierzulande: Im nordrhein-westfälischen Jülich betreibt der Förderverein bereits seit mehr als 40 Jahren eine Mädchenschule.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!