Man betritt eine Messe, wie man sie aus der Lebensmittel-Branche kennt. Stände so weit das Auge reicht. Mehrere Hallen für unterschiedliche Themen. Von Süßwaren über Kosmetik bis Backwaren. Alles, was in der Bio-Branche einen Namen hat, zeigt sich hier. Man festigt alte oder knüpft neue Kontakte. Seminare für die unterschiedlichsten Themen werden angeboten. Produktinformationen oder Vorträge über Wirtschaftlichkeit und Siegel der Bio-Branche... Ein Tag ist viel zu kurz, um alles zu erfassen.
Doch etwas hat sich verändert. Das Rad der Zeit dreht sich. Und wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Vom alten "Urgestein" der Bio-Branche gab es einige Firmen, die nicht auf der Bio-Fach vertreten waren. Ist es der Idealismus, die Ideologie oder einfach nur die steigenden Preise für die Stände...? Nichts genaues weiß man nicht, die Leute reden verschieden...
Es ist jedoch offensichtlich: Das Bild hat sich gewandelt. Wo man noch vor zwei Jahren überwiegend Idealismus, Überzeugung, Offenheit und Ideologie gegenübertrat, ist doch der Trend zum Kommerz sichtbar. Die "alten Hasen" begrüßen mit Herzlichkeit, man macht Scherze und man bekommt jede Frage beantwortet. An anderen Ständen zählen nur Verträge und nicht ein persönliches Interesse.
Es ist auch offensichtlich, daß der ausländische Markt steigendes Interesse an Bio-Produkten zeigt. So wurden neue ausländische Firmen mit ihren Produkten vorgestellt, aber auch deutsche Produkte durch ausländische Gesellschafter in Augenschein genommen. Und das mit großem Interesse!
Das war sicher interessant. Doch es zeigt leider auch, daß sich diese Scene immer mehr dem "Konventionellen" annähert. So gibt es immer mehr Fertigprodukte, und die Neuheiten nähern sich dem "Massengeschmack".
Alle diese verarbeiteten Produkte für den bequemen Verbraucher sind nicht viel besser als der Chemiecocktail aus dem Supermarkt, und doppelt so teuer.
Früher kaufte man "Biogemüse" beim Bauern nebenan, und heute bekommt dies extra ein Siegel, welch ein Irrsinn. :evil:
da du den Anstieg ausländischer Firmen ansprichst….
Weiß man wie sicher die Kontrollen sind, bei den Bioprodukten aus dem Ausland?
Außerdem heißt es doch das je länger der Transportweg, umso geringer der Nährstoffgehalt. Schon bei einer Lagerung von nur zwei Tagen kann bis zu 50 Prozent des Vitamin-C-Gehalts verloren gehen.
Außerdem kommen so gut wie alle ausländischen Bioprodukte mit dem Flugzeug nach Deutschland. Woraus aufgrund des hohen Kerosinverbrauchs und dem damit verbundenen CO2-Ausstoß eine erhebliche Umweltbelastung resultiert.
Du weißt da sicherlich mehr darüber
Zitat:Außerdem kommen so gut wie alle ausländischen Bioprodukte mit dem Flugzeug nach Deutschland. Woraus aufgrund des hohen Kerosinverbrauchs und dem damit verbundenen CO2-Ausstoß eine erhebliche Umweltbelastung resultiert.
Also diese Energiebilanz finde ich persönlich überhaupt nicht wichtig. Das ist mir schlichtweg egal. Gutes Essen ist mir umso bedeutsamer, und wenn es mit dem Flugzeug kommt, na und? Was im Ausland produziert wird: Das sind meines Wissens zumeist deutsche Biofirmen, die in Mittelamerika, Chile und überall auf der Welt ihre Plantagen besitzen und nach deutschen Bio-Normen produzieren. Man muß genau hinsehen, was man kauft, denn die Aufweichung der Bio-Kriterien hat mit dem EU-Bio-Siegel ja erst seinen Anfang genommen.
Zitat:Früher kaufte man "Biogemüse" beim Bauern nebenan und heute bekommt dies extra ein Siegel, welch ein Irrsinn.
Und wenn ich mir die Bauern aus der Nachbarschaft ansehe, was die heute alles auf ihre Felder spritzen, da halte ich Abstand. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Denn früher, liebe Aromarin, war eben alles Bio. Der ganze Chemie-Unsinn kam ja erst in den 90ern auf und die Gentechnik dann in den 2000ern. Wer in den 50er, 60er, 70er, 80ern groß geworden ist, dem stand die deutlich bessere Nahrung zur Verfügung. Diesen Qualitäts-Unterschied sieht man ja deutlich, wenn man sich die verschiedenen Generationen mal genauer ansieht. Die Generation X ist auf dem Vormarsch ...
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
Mit den Produkten, die aus dem Ausland kommen, werden genau die gleichen Untersuchungen gemacht wie hier in Deutschland. Das ist mal der Vorteil der Bürokratie in Deutschland. Das EU-Bio-Siegel hat Richtlinien, welche überall gelten. Teilweise gibt es noch zusätzliche Kontrollen der Bio-Verbände. Die meisten Produkte sind nach EU-Richtlinien zertifiziert. Gleiche Standards haben IFOAM (Italien), CRAE (Spanien), kbA (universell) und Biotop (Israel). Naturland, Demeter und Bioland sind deutsche Siegel mit höheren Ansprüchen. Also wenn Du diese Siegel auf ausländischen Produkten findest, stecken deutsche Firmen dahinter. Zum Beispiel Martina Gebhard ist bald komplett Demeter-zertifiziert. Der Sheabutterbaum wächst jedoch nicht in Deutschland. Die Projekte im Ausland werden dann sehr genau bewacht. Vor allem bei dieser Zertifizierung.
Im Bio-Bereich gibt es natürlich auch schwarze Schafe. Das kann man leider nicht ausschließen... Das ist wie mit Hygienerichtlinien für die Lebensmittelbranche. Es wird trotzdem immer wieder Skandale geben...
Zu deiner Frage Nährstoffverlust:
Ja. Ein Nährstoffverlust findet immer statt. Jeden Tag verliert eine Frucht Wasser und Nährstoffe. Viele der ausländische Früchte werden unreif geerntet. Man wird hier also nie zum Beispiel eine Banane so essen können wie sie original schmeckt, wenn sie am Baum reifen kann. Aber bei den Produkten, die in deinem Markt des Vertrauens im O/G-Regal dargeboten werden, weiß man leider auch nicht wie lange die Tomate schon im Regal verharrt. Also drei Tage mit dem Schiff oder 3 Tage im Regal. Die Temperatur nimmt natürlich auch noch Einfluß. Aber nur um mal eine Relation zu bekommen...
Das mit dem Flugzeug ist auch so eine Sache. Man hat nachgerechnet, daß es viel schädlicher ist jeden Tag mit dem Auto die kurze Strecke zum Supermarkt zu fahren, als ein vollbeladenes Flugzeug, das uns Ware aus anderen Ländern bringt. Nehmen wir mal das Beispiel den Apfel "Braeburn" aus dem Bio-Bereich. Ich weiß nicht, ob mal jemand die Möglichkeit des Vergleichs zwischen einem Neuseeländischen und einem deutschen Braeburn hatte. Ich hatte die Möglichkeit und auch das Glück, mich mit einem sehr guten Apfel-Anbauer zu unterhalten. Dieser Apfel ist nicht für unsere Gefilde gemacht. Und ehrlich: Der deutsche Braeburn hat furchtbar geschmeckt. Die besten Bedingungen hat er nun mal in Neuseeland. Diese Sorte Braeburn hat sich komischerweise sehr etabliert. Und da muß dann eben das Flugzeug bzw. das Schiff den Bedarf der Bürger stillen...
Die Nachfrage bestimmt das Angebot; leider macht es auch nicht mehr vor der Bio-Branche halt. Jeder versucht auf den Bio-Zug aufzuspringen, und das ist das Resultat. Der Bürger ist ein Mode-Tier, und er erwartet sein Futter wie es sonst im Regal steht. Der Gedanke "Frische", "Naturbelassenheit" und "Kochen aus Rohstoffen" ist am Aussterben...
Also ich pfeiff auch auf die Energiebilanz durch Transportwege.
Allein dadurch dass ich kein Fleisch esse, wird für meine Ernährung wesentlich weniger Boden benötigt, als für einen Fleischfresser.
Das macht meine Bio Bananen, Orangen und andere Südfrüchte zigfach wett.
Auf den täglichen frisch gepressten O-Saft will ich net verzichten
Dass sich die Bio Produkte dem "Normal"verbraucher annähern ist kein Wunder, schliesslich will fast niemand GenFood essen, und auch das Bewusstsein gegenüber Spritzgiften und ähnlichem Ballast steigt an.
Ich vermute auch da kann man mehr Gewinnspanne einheimsen, die Bio Produkte sind oft so teuer, dass ich nicht glauben kann, dass das nur Produktions- und Transportkosten sind ohne großartige Gewinnspannen.
die ganze CO2-Hysterie ist genau das: Eine fabrizierte Hysterie ohne echten wissenschaftlichen Hintergrund. Das wird als Ausrede für alles mögliche genommen - für krankmachende Energiesparlampen bis hin zu Überschwemmungen.
Trotzdem achte ich schon darauf, daß Früchte, welche hier in der Heimat sehr gut wachsen auch entsprechend gekauft werden - vor allem dann wenn Saison ist. Die Exoten und auch allg. Südfrüchte sind da eine Ausnahme, da diese ja ganz anderen saisonalen Rhythmen unterliegen bzw. hier auch schlecht oder gar nicht wachsen.
Es gillt auch tendenziell: Längere Transportwege haben auch eine stärkere Behandlung zur Folge. Und in manchen fernen Ländern wie Südafrika ist die Biokontrolle auch noch lückenhafter als in der EU.
Zudem ist bei Obst die Lage und die Saison entscheidender was den Energiegehalt (und damit die Nährstoffe) angeht. Bio oder konventionell ist da zweitrangig. Bei bodenverbundenem Gemüse ist es oft umgekehrt.
Zum Prinzip einer harmonischen und vollbewußten Ernährung und Lebensweise gehört meiner Meinung eben auf subventionierten Irrsinnigkeiten (auch EU-Produkte wie spanische Tomaten) gezielt zu verzichten - egal ob nun Bio draufsteht oder nicht. Viele einheimische Apfelsorten sind wegen gedankenlosem Konsumverhalten (Granny Smith etc.) auch schon komplett verschwunden. Ausnahme wäre der oben genannte Neuseelandapfel, weil er zu einem Zeitpunkt geerntet wird, zu dem bei uns alles auch nur aus dem Kühlhaus kommt. Ich nehme an, daß da die Energiebilanz sogar fast gleich wäre, denn Kühlung verschlingt auch eine Menge Energie (zumindest mit den technisch rüchständigen Methoden unserer Zivilisationsgesellschaft).
Grüße
Erst wissen, dann denken. Erst denken, dann reden.
Zitat:Ich vermute auch da kann man mehr Gewinnspanne einheimsen, die Bio Produkte sind oft so teuer, dass ich nicht glauben kann, dass das nur Produktions- und Transportkosten sind ohne großartige Gewinnspannen.
Ich kann Dir aus zuverlässiger Quelle sagen, daß es bei der Spanne im LEH kaum Unterschiede gibt. Die höheren Preise sind jedoch aus anderen Gründen nachvollziehbar:
1. Bio-Rohstoffe verbringen viel mehr Zeit auf den Feldern als konventionelle, da hier keine Wachstumsförderer eingesetzt bzw. krankhaft hochgezüchtete Sorten angebaut werden. Und Zeit ist Geld...
2. Der Ertrag ist meistens geringer. Gründe sind Punkt 1 und Punkt 4
3. Die Arbeiter auf den Bio-Plantagen erhalten einen höheren Lohn als bei konventionellen Abnehmern.
4. Die Ausfallrate kann höher sein, da keine chemischen Pestizide bzw. Fungizide eingesetzt werden. Ergo ist auch der Schwund beim Transport, Lagerung und Verkauf höher.
5. Qualität
6. Preise werden durch Abnahme-Mengen bestimmt. Wie groß sind Bio-Händler, und wie groß z.B. Kaufland...?
7. Angebot und Nachfrage bestimmt den Preis. Da die Nachfrage von steigender Tendenz ist, wird sich das natürlich auch auf die Preise auswirken.
Ich möchte gern ein Extrem-Beispiel anbringen:
Im Discounter gibt es Teigwaren 500 g für 0,29 € oder 0,39 €. Da stellen sich bei mir die Fragen, was soll da noch qualitativer Inhalt sein bzw. was soll ein Arbeiter verdienen, der die Rohstoffe dafür anbaut/herstellt bzw. die Rohstoffe transportiert?
Nicht das Preis-Leistungverhältnis in der Bio-Branche sollte kritisch begutachtet werden, sondern der Preiskampf im konventionellen Handel. Nicht der Imker bestimmt hier den Preis für seinen Honig, sondern die Firma, die ihn vertreibt! Und wer verdient daran...? Bestimmt nicht der Imker, wenn der Honig 2,49 € im VK kostet. Das sollte man sich vor Augen halten!
Die Folgen des Preiskampfes sind Insolvenzen kleiner Betriebe mit folgender Monopolisierung, Qualitätspfusch bis hin zu Skandalen. Und dann noch die Vergiftung des Körpers...
Man sollte vielleicht auch objektiv die Preise vergleichen. Eben nicht die Discounter-Nudel mit einer Bio-Teigware. Das steht überhaupt nicht in Relation zum Inhalt in Bezug auf die Qualtität. Das ist nämlich genau das, was der Masse erzählt wird bzw. was sie sehen will. Ich vergleiche doch keinen angefaulten Apfel mit einem knackigen Apfel...
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