Rohes bzw. gekeimtes Getreide
#1
Hallo,

im Normalkostwettbewerb-Ordner wurde dieses Thema gerade angesprochen:

ElbElfe:
Zitat:Ich habe jedenfalls schon einige Rohkost-Rezepte gelesen, in denen frisch gemahlenes Getreide benutzt wird, und dann gibt es auch noch die bekannten Frischkorn-Breie nach Dr. Schnitzler oder die Essener-Brotfladen (aus gekeimtem und gemahlenem Getreide, in der Sonne bzw Dörrapparat getrocknet), die von vielen Rohköstlern gegessen werden.
Ich persönlich sehe die Sache eher kritisch - schließlich braucht der Körper ziemlich lange, um Getreide zu verdauen etc. Aber wahrscheinlich ist auch dieses eine Sache, die man für sich persönlich herausfinden muß.

Ich kann das aus eigener Erfahrung unterstreichen.
Unabhängig von der Herausforderung, unbehandeltes Roh-Getreide zu beziehen und es geschmacklich angenehm aufzubereiten, gibt es einige weitere Stolpersteine (vieles oben im Text von ElbElfe bereits enthalten, hier nochmal ausführlicher):

1. Getreide hat einen im Vergleich zu z.B. Früchten oder Nüssen erhöhten Stoffwechselwiderstand. Es ist also schwieriger für den Menschen es zu verstoffwechseln. Das bedeutet: Weniger sofort verfügbare Energie. Wenn auch bei Rohgetreide kein unmittelbarer Schaden dadurch entstehen sollte, so ist der Nutzen zumindest im Vergleich geringer.

2. Starke individuelle Varianz: Anders als z.B. bei den meisten Obstsorten üblich, wird Getreide offensichtlich von den Menschen sehr unterschiedlich verarbeitet. Es ist also eine genetische Anpassung notwendig, um Getreide besonders nutzbringend zu verstoffwechseln. Je nach Abstammung reagiert also der Körper unterschiedlich auf so eine Ernährung.

3. Tendenz Blähungen zu verursachen und zu verschleimen: Bei Menschen, die viel Früchte essen kann ein gleichzeitiger Vollkornkonsum (egal ob roh oder nicht, roh dann sogar noch schlimmer) massive Blähungen und Darmvergiftungen durch die Entstehung von Fuselalkoholen bewirken. Damit werden viele förderlichen Effekte der Rohkosternährung negiert und auch das Energieniveau gesenkt. Das hängt mit der Funktion des Darmes als Energiespender zusammen. Blähungen beeinträchtigen demnach auch die geistigen Kräfte. Man kann das zwar umgehen und große Pausen zwischen den Getreide- und Fruchtmahlzeiten einlegen, aber meine Erfahrung dabei ist, daß man sich da eher überschätzt, oder das nötige Intervall im Tagesablauf nicht regelmäßig halten kann.

Unterm Strich würde ich deswegen speziell als Anfänger im Rohkostbereich auf Rohgetreide verzichten, außer mal zwischendurch, aber nicht als regelmäßig genossene Essensgrundlage.

Getreide ist für mich ein Lebensmittel, das mehr auf Massenernährung bzw. kalte Jahreszeiten ausgelegt ist.


Grüße
Erst wissen, dann denken. Erst denken, dann reden.
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#2
Nachsatz:

Pamina (hier aus dem Forum) hat mich darauf hingewiesen, daß es für manche gerade am Anfang schwierig ist, ein ausreichendes Sättigungsgefühl (vor allem über mehrere Stunden) zu erreichen.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist ein Nahrungsmittel, das langsamer "vor sich hinverdaut" wird natürlich vorteilhaft bzw. hilfreich, gerade eben für den "Anfänger". Dann vor allem als Abendmahlzeit mit Gemüse zu empfehlen, weil Obst am Abend ohnehin nicht immer ideal ist.
Erst wissen, dann denken. Erst denken, dann reden.
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