05.10.12011, 07:29
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.10.12011, 07:30 von Wishmaster.)
Was das deutsche Staatsfernsehen mal wieder verschweigt (das Schweizer Fernsehen bringt es übrigens), sind die ausländerfeindlichen Unruhen, die seit Wochen in Bulgarien immer mehr um sich gegriffen haben und inzwischen das ganze Land in Atem halten.
"Zigeuner zu Seife": Anti-Roma-Proteste in Bulgarien
Ausschreitungen vor den Präsidentschaftswahlen
Eigentlich leben Türken, Roma und Juden in Bulgarien seit Jahrzehnten friedlich nebeneinander. Nun überschatten Ausschreitungen und Proteste gegen Roma den Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl.
"Zigeuner zu Seife!" und "Zigeuner raus!" sind die beliebtesten Parolen der bulgarischen Nationalisten. Doch seit einigen Tagen kursieren ihre rassistischen Sprüche nicht mehr nur im Internet. Man hört sie abends auf offener Straße, bei Demonstrationen in der Hauptstadt Sofia und auch in anderen größeren Städten. Damit lassen Nationalisten und Fußballfans ihrem Hass gegen die Minderheit von mehreren Hunderttausend Roma in diesem Balkanland freien Lauf. In einem südbulgarischen Dorf wurden sogar die Häuser eines Roma-Bosses niedergebrannt.
Wie konnte es soweit kommen? Auslöser war ein Verkehrsunfall in dem südbulgarischen Dorf Katuniza. Dort wurde vergangenen Woche ein 19-Jähriger slawischer Abstammung von einem Minibus überfahren. Dem zum Kreis des Roma-Bosses "Zar Kiro" (König Kiro) gehörenden Fahrer wird nun auch offiziell vorgeworfen, den Jugendlichen vorsätzlich getötet zu haben. Die Wut der slawischen Dorfbewohner richtete sich zunächst gegen den Clan von "Zar Kiro", den sie am Wochenende aus Katuniza vertreiben wollten.
Wer ist dieser selbsternannte Roma-König? Noch während des Kommunismus sei "Zar Kiro" nach Medienberichten durch illegalen Handel mit Devisen und Gold reich geworden. Nach der Wende 1989 verkaufte er gepanschten Alkohol. Der Mann habe nach den Worten von Staatspräsident Georgi Parwanow über mehr als zehn Jahre hinweg keine Steuern bezahlt. "Der Protest in Katuniza war gegen einen Oligarchen gerichtet, der 22 Jahre lang toleriert wurde", erläutert Bulgariens Bürgerbeauftragter Konstantin Pentschew. Zudem klagen die Dorfbewohner, dass der unantastbare "Zar Kiro" sie terrorisiert habe.
Hass gegen die Roma
Der Protest weitete sich nicht zuletzt durch die Nationalisten aus, doch inzwischen ist die Führung in Sofia um Schadensbegrenzung und Eingrenzung der Auseinandersetzung bemüht. "Dies ist ein persönlicher und kein ethnischer Konflikt", meint denn Präsident Georgi Parwanow. Zusammen mit Regierungschef Bojko Borissow besuchte er das inzwischen international bekannt gewordene Dorf im Raum Plowdiw, um mit beiden Volksgruppen zu sprechen. Trotzdem prägte der Hass gegen die Roma die weiteren Solidaritätskundgebungen für die Familie des getöteten Jugendlichen. "Die Roma kassieren nur ihre Sozialhilfen und zahlen nichts für Strom und Leitungswasser", klagen slawisch-stämmige Bulgaren.
Mit der Protest-Welle entbrannte erneut die Diskussion über die Integration der Roma in dem Balkanland. "Wo sind denn die Milliarden Hilfsgelder aus den verschiedenen Fonds?" fragte der Bürgerbeauftragte im Staatsradio. Auch knapp fünf Jahre nach dem EU-Beitritt gehören die Roma - mit wenigen Ausnahmen - zu den Ärmsten in Bulgarien. Ihre geringen Chancen, einen Job zu finden, sind Folge einer schlechten oder gar fehlenden Ausbildung. In der Krise stieg die Kriminalität auch unter den Vertretern dieser Volksgruppe.
Angst bei den Roma
"Die Roma werden für alles beschuldigt", klagt die Moderatorin der TV-Sendung "Die Welt der Roma", Kremena Budinowa. Dazu kommt nun die Angst vor den Nationalisten. "Die Roma schlafen nicht mehr und lassen ihre Kinder nicht zur Schule gehen", sagt Budinowa.
Die Anti-Roma-Proteste überschatteten nun auch den Auftakt des Wahlkampfes für die Präsidentschaftswahl am 23. Oktober. Staatspräsident Parwanow warnte vor der Versuchung, den Wahlkampf "ethnisch zu prägen". Doch für die extrem nationalistische Ataka-Partei kam der neu entflammte Konflikt mit der Roma-Minderheit sehr gelegen. Die in der Volksversammlung in Sofia und auch im EU-Parlament vertretene Ataka forderte die Wiedereinführung der Todesstrafe als Maßnahme gegen die Roma-Kriminalität.
"Zigeuner zu Seife": Anti-Roma-Proteste in Bulgarien
Ausschreitungen vor den Präsidentschaftswahlen
Eigentlich leben Türken, Roma und Juden in Bulgarien seit Jahrzehnten friedlich nebeneinander. Nun überschatten Ausschreitungen und Proteste gegen Roma den Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl.
"Zigeuner zu Seife!" und "Zigeuner raus!" sind die beliebtesten Parolen der bulgarischen Nationalisten. Doch seit einigen Tagen kursieren ihre rassistischen Sprüche nicht mehr nur im Internet. Man hört sie abends auf offener Straße, bei Demonstrationen in der Hauptstadt Sofia und auch in anderen größeren Städten. Damit lassen Nationalisten und Fußballfans ihrem Hass gegen die Minderheit von mehreren Hunderttausend Roma in diesem Balkanland freien Lauf. In einem südbulgarischen Dorf wurden sogar die Häuser eines Roma-Bosses niedergebrannt.
Wie konnte es soweit kommen? Auslöser war ein Verkehrsunfall in dem südbulgarischen Dorf Katuniza. Dort wurde vergangenen Woche ein 19-Jähriger slawischer Abstammung von einem Minibus überfahren. Dem zum Kreis des Roma-Bosses "Zar Kiro" (König Kiro) gehörenden Fahrer wird nun auch offiziell vorgeworfen, den Jugendlichen vorsätzlich getötet zu haben. Die Wut der slawischen Dorfbewohner richtete sich zunächst gegen den Clan von "Zar Kiro", den sie am Wochenende aus Katuniza vertreiben wollten.
Wer ist dieser selbsternannte Roma-König? Noch während des Kommunismus sei "Zar Kiro" nach Medienberichten durch illegalen Handel mit Devisen und Gold reich geworden. Nach der Wende 1989 verkaufte er gepanschten Alkohol. Der Mann habe nach den Worten von Staatspräsident Georgi Parwanow über mehr als zehn Jahre hinweg keine Steuern bezahlt. "Der Protest in Katuniza war gegen einen Oligarchen gerichtet, der 22 Jahre lang toleriert wurde", erläutert Bulgariens Bürgerbeauftragter Konstantin Pentschew. Zudem klagen die Dorfbewohner, dass der unantastbare "Zar Kiro" sie terrorisiert habe.
Hass gegen die Roma
Der Protest weitete sich nicht zuletzt durch die Nationalisten aus, doch inzwischen ist die Führung in Sofia um Schadensbegrenzung und Eingrenzung der Auseinandersetzung bemüht. "Dies ist ein persönlicher und kein ethnischer Konflikt", meint denn Präsident Georgi Parwanow. Zusammen mit Regierungschef Bojko Borissow besuchte er das inzwischen international bekannt gewordene Dorf im Raum Plowdiw, um mit beiden Volksgruppen zu sprechen. Trotzdem prägte der Hass gegen die Roma die weiteren Solidaritätskundgebungen für die Familie des getöteten Jugendlichen. "Die Roma kassieren nur ihre Sozialhilfen und zahlen nichts für Strom und Leitungswasser", klagen slawisch-stämmige Bulgaren.
Mit der Protest-Welle entbrannte erneut die Diskussion über die Integration der Roma in dem Balkanland. "Wo sind denn die Milliarden Hilfsgelder aus den verschiedenen Fonds?" fragte der Bürgerbeauftragte im Staatsradio. Auch knapp fünf Jahre nach dem EU-Beitritt gehören die Roma - mit wenigen Ausnahmen - zu den Ärmsten in Bulgarien. Ihre geringen Chancen, einen Job zu finden, sind Folge einer schlechten oder gar fehlenden Ausbildung. In der Krise stieg die Kriminalität auch unter den Vertretern dieser Volksgruppe.
Angst bei den Roma
"Die Roma werden für alles beschuldigt", klagt die Moderatorin der TV-Sendung "Die Welt der Roma", Kremena Budinowa. Dazu kommt nun die Angst vor den Nationalisten. "Die Roma schlafen nicht mehr und lassen ihre Kinder nicht zur Schule gehen", sagt Budinowa.
Die Anti-Roma-Proteste überschatteten nun auch den Auftakt des Wahlkampfes für die Präsidentschaftswahl am 23. Oktober. Staatspräsident Parwanow warnte vor der Versuchung, den Wahlkampf "ethnisch zu prägen". Doch für die extrem nationalistische Ataka-Partei kam der neu entflammte Konflikt mit der Roma-Minderheit sehr gelegen. Die in der Volksversammlung in Sofia und auch im EU-Parlament vertretene Ataka forderte die Wiedereinführung der Todesstrafe als Maßnahme gegen die Roma-Kriminalität.
Tue was immer ich will!