Wirtschaft
#1
PLEITEWELLE

[b:b063bb]Die Mitschuld der Banken[/b:b063bb]

In diesem Jahr werden hierzulande voraussichtlich 40.000 Unternehmen Insolvenz anmelden. Politiker haben jetzt das Verhalten der Banken scharf kritisiert.



Frankfurt/Main - Die Banken müssten sich eine Mitverantwortung für die steigende Zahl von Insolvenzen anheften lassen, erklärte FDP-Vizechef Rainer Brüderle am Samstag. Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) meldet rechnerisch alle 15 Minuten ein kleines oder mittelständisches Unternehmen in Deutschland Pleite an; pro Tag gingen dadurch im Schnitt 1500 Arbeitsplätze verloren. Dies wolle in der Politik jedoch anscheinend niemand wahrhaben, kritisierte DIHK-Chefvolkswirt Axel Nitschke in der "Berliner Zeitung". Bereits im vergangenen Jahr habe der Mittelstand mit 32.000 Unternehmensinsolvenzen einen Pleiterekord verzeichnet, sagte Nitschke. Für wachsenden Druck sorge das Verhalten der Banken. Diese handhabten ihre Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen immer restriktiver.
"Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen erschwert sich dadurch die Unternehmensfinanzierung", betonte der Chefvolkswirt. Die Konjunkturflaute des vergangenen Jahres lege die strukturellen Schwächen der Unternehmen gnadenlos offen. Viele Betriebe erzielten eine unzureichende Eigenkapital- und Umsatzrendite. Die Politik habe versäumt, mit Sozialreformen für Kostenentlastung zu sorgen.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, Matthias Wissmann forderte in der "Bild am Sonntag": "Die Banken müssen ihrer Verantwortung nachkommen und die Existenz von zahlreichen Arbeitsplätzen nicht durch voreiliges Einfrieren von Krediten gefährden." In der gleichen Zeitung verurteilte Brüderle besonders scharf die Kreditvergabe der Banken gegenüber dem Mittelstand. Kleinen und mittleren Unternehmen werde unsolides Wirtschaften vorgeworfen und eine Verschärfung der Kreditanforderungen angedroht. Bevor die Vorstände großer Banken solche Töne anschlagen, sollten sie erst einmal den teilweise selbst angerichteten Scherbenhaufen bei den Großpleiten aufkehren". In ihrer Mehrfachrolle als Geschäftspartner, Kreditgeber und Kontrolleur hätten sie kläglich versagt.

Brüderle forderte in diesem Zusammenhang, die Dauerbeteiligungen an Banken an branchenfremden Unternehmen auf zehn Prozent des Kapitals der Firmen zu begrenzen oder punktuelle Stimmverbote von Bankenvertretern in Aufsichtsräten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf über 32.000 gestiegen. Davon waren etwa 50 Pleiten von Großunternehmen. Für das laufende Jahr wird erneut ein starker Anstieg um etwa 25 Prozent auf 40.000 Insolvenzen erwartet.

<a href="http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,190635,00.html]Spiegel online</a>

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#2

[b:7d9ee5]WALL STREET[/b:7d9ee5]

Das Vertrauen ist zerstört

[i:7d9ee5]Von Carsten Matthäus [/i:7d9ee5]



Mit Geldgier und Betrug haben amerikanische Banker und Firmenchefs für die größte Vertrauenskrise seit 1929 gesorgt. Der Fall Worldcom hat einen gefährlichen Teufelskreislauf beschleunigt - fallende Börsenkurse und die Dollarschwäche bedrohen die Weltwirtschaft.



Erschreckender könnte eine Zeitungsseite kaum sein: Worldcom gibt einen Bilanzbetrug in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar zu, Europas Aktienmärkte brechen ein, der Dollar ist auf Crash-Kurs. Jedes dieser drei Top-Themen des "Wall Street Journal" (Online-Ausgabe) vom Mittwoch wäre schon allein in der Lage, Anleger in Angst und Schrecken zu versetzen.
Gemeinsam belegen sie die größte Vertrauenskrise, die die US-Wirtschaft seit der großen Depression in den dreißiger Jahren erlebt hat. Die Wall Street ist wieder drauf und dran, Amerikas Staatsfeind Nummer eins zu werden. Wie 1929 ist in amerikanischen Medien eine beispiellose Hetzjagd auf diejenigen losgebrochen, die sich in den fetten Jahren die Taschen vollgestopft haben: Firmenchefs, Analysten, Investmentbanker und Wirtschaftsprüfer werden derzeit schon bei kleinen Vergehen brutalstmöglich vorgeführt.



Jüngstes Beispiel ist Lifestyle-Königin Martha Stewart. Die Frau, die in den USA rund eine halbe Milliarde Dollar mit Tipps rund um Geranien und Kaffeesatz verdient hat, wird derzeit durch die Gazetten gejagt, als wäre sie ein Monster der Gier. Der Verdacht: Sie könnte vor dem Verkauf von 4000 Imclone-Aktien einen Insidertipp bekommen haben und damit einem Spekulationsverlust von rund 60.000 Dollar entgangen sein. Neben der Empörung der ganzen Nation bekommt die Star-Hausfrau jetzt auch noch zu spüren, wie der sonst krisenfeste Börsenkurs ihrer Firma Martha Stewart Living Omnimedia in sich zusammenfiel. Allein seit Anfang des Monats brach der Kurs um rund 40 Prozent ein und vernichtete rund 100 Millionen Dollar des Börsenwertes.

Diese harsche Reaktion der Anleger zeigt, wie schlecht es um ihr Vertrauen momentan bestellt ist. Hank Paulson, Chef der Investmentbank Goldman Sachs, findet für die derzeitige Situation keine aufmunternden Worte mehr: "In meinem Leben wurde die amerikanische Wirschaft noch nie so hart auf die Probe gestellt wie zur Zeit. Und - um ehrlich zu sein - sie verdient es nicht besser".



Längst wird von allen Seiten nach radikalen Reformen gerufen, um das bitter nötige Vertrauen in amerikanische Unternehmen und ihre Aktien wiederherzustellen. Stanley O Neal, Co-Chef von Merill Lynch: "Dieser Zynismus geht über berechtigte Skepsis hinaus und könnte leicht zerstörerisch werden". Dummerweise verschließt sich aber noch eine Person dieser Sicht der Dinge: Präsident George W. Bush. Er kommentierte das Börsengeschehen bisher folgendermaßen: "Ich glaube, es gibt einen Überhang an Misstrauen in Hinblick auf den Markt. 95 Prozent der Geschäftswelt ist ehrlich, aber es gibt ein paar faule Äpfel."

Dies ist eine grobe Verniedlichung der Tatsachen. Um im Bild zu bleiben: Die Wall Street ist derzeit mit faulen Äpfeln geradezu gepflastert.

Firmen und ihre Chefs haben keine Möglichkeit ausgelassen, ihren Anlegern Märchen zu erzählen



Neben den spektakulären Fällen wie Enron, Global Crossing, Tyco und Worldcom haben US-Unternehmen aller Branchen ihre Anleger lange über die wahren Geschäfstverhältnisse im Unklaren gelassen. Von Amazon.com bis Yahoo! haben die Gurus der New Economy nur von ihren Pro-Forma-Gewinnen gesprochen und damit die tatsächliche Finanzsituation gekonnt überspielt. Auch andere Firmen haben alle Möglichkeiten der Bilanzierungskunst genutzt, um ihre Milliardengräber unter der Decke zu halten. Als dann AOL Time Warner mit einem Verlust von 54,2 Milliarden Dollar an die Presse ging, wurde auch dem letzten Anleger klar, dass viele Unternehmenszahlen eher von Wunschdenken denn von harten Fakten bestimmt werden. Außerdem sind viele Geschäftsberichte schlicht das Hochglanzpapier nicht wert, auf denen sie Anlegern und Journalisten präsentiert werden. Seit 1997 mussten laut "Economist" fast 1000 US-Firmen ihre Gewinnmeldungen korrigieren, weil diese zuvor falsch oder irreführend waren.

Wirtschaftsprüfer haben nicht geprüft, sondern vertuscht. Und sie tun es weiterhin.

Eigentlich werden Wirtschaftsprüfer dafür bezahlt, die Bilanzen von Unternehmen nachzuprüfen und auf mögliche Unsauberkeiten hinzuweisen. Da aber nicht wenige Prüfungsfirmen gleichzeitig als Berater für die Unternehmen tätig sind, verkehrte sich diese eigentlich sinnvolle Einrichtung teilweise in ihr Gegenteil: Die Buchhalter in den Firmen bekamen von den eingekauften Bilanzexperten die Tricks und Kniffe beigebracht, mit denen es auch für die besten Zahlenleser unmöglich ist, die Leichen im Keller noch zu finden. Eine traurige Berühmtheit erlangte Arthur Andersen als Schredder-Gehilfe des Milliardenpleitiers Enron. Doch die sonst so diskrete Prüfergilde ist nicht etwa bereit, Wirtschaftsprüfung und Beratung voneinander zu trennen. Mit rund vier Millionen Dollar an Wahlkampfhilfen haben sie laut "Business Week" dafür gesorgt, dass ein entsprechender Gesetzesentwurf abgewürgt wurde. Die Wirtschaftszeitung fragt deshalb in der Überschrift: "What Cleanup?" (Welche Säuberungsaktion?)



Nicht allein Henry Blodget von Merrill Lynch oder Jack Grubman von Salomon Smith Barney waren mehr Werbefiguren als Analysten. Die Irreführung der Anleger hatte System, um damit lukrative Aufträge für Börsengänge oder Firmenkäufe an Land zu ziehen. Dazu verkauften die meisten Banken die Geschichte der unüberwindlichen chinesischen Mauer zwischen Investment Bankern und Analysten. Diese Mauer bestand, das weiß man spätestens seit der Anklageschrift des New Yorker Staatsanwalts Eliot Spitzer, nicht einmal aus Reispapier. Um wieder Vertrauen zurückzugewinnen, müssten die Banken ihre Investmentabteilungen komplett vom restlichen Bankgeschäft abspalten. Davon ist bisher noch nichts zu sehen. Im Gegenteil - selbst der "schlechteste Analyst aller Zeiten" ("Money Magazine" über Jack Grubman) wird von seiner Bank noch als wertvoller Mitarbeiter bezeichnet und bekommt weiter sein Millionengehalt bezahlt.


Es klingt zunächst Vertrauen erweckend, dass die US-Börsenaufsicht fast täglich neue Ermittlungen gegen Bilanzsünder ankündigt. Viel Erfolg darf man sich von der chronisch unterbesetzten unterbezahlten und überforderten Behörde allerdings nicht erwarten. Gerade einmal 100 Anwälte sind bei der SEC beschäftigt, um die finanziellen Machenschaften der rund 17.000 börsennotierten Unternehmen zu durchleuchten. Einer der Chefprüfer der Behörde gab kürzlich zu, dass nur eines von 15 eingehenden Zahlenwerken überhaupt angeschaut wird.

Es sind also nicht nur ein paar faule Äpfel. Wegen des Fäulnisgestanks läuft die Wall Street und damit die gesamte US-Wirtschaft Gefahr, in einen Teufelskreis zu geraten. Fließt nämlich immer weniger Kapital in die USA, wird das den Dollar als internationale Leitwährung weiter schwächen. Eine Abwertung des Dollar wirkt vernichtend auf den Wert der Aktien für ausländische Anleger. Die Folge: Sie ziehen weiter Kapital aus den USA ab und die Kurse an der Wall Street brechen ein. Das wiederum trifft ins Herz der amerikanischen Wirtschaft, denn Amerikaner halten eine großen Teil ihres Vermögens in Wertpapieren. Sinkt der Wert ihres Depots, werden sie weniger konsumieren. Da rund 70 Prozent der US-Wirtschaft vom inländischen Konsum getragen werden, ergibt das ein ernstes Problem für die US-Wirtschaft.

Stephen Roach, Chefökonom von Morgan Stanley befürchtet, dass dieser Teufelskreis einen neuen Abschwung der US-Wirtschaft einläuten könnte. "Der Dollar profitierte von den Stärken der US-Wirtschaft, jetzt könnte er das Opfer ihrer Schwächen werden." Sollte sich die Dollarschwäche fortsetzen, so ist laut Roach erneut eine "harte Landung" der US-Konjunktur in Sicht.


[i:7d9ee5]Anmerkung: das sind doch wirklich mehr als deutliche Zeichen![/i:7d9ee5]

Quelle: <a href="http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,202728,00.html]spiegel online</a>





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#3
und noch mehr, das einen Blick mehr als würdig ist, zeichnet es doch einen ganz bestimmten Weg ab!



US-BÖRSENAUFSICHT SEC

Der Buddha von der Fifth Street

Von Thomas Hillenbrand



Die Welle von Finanzskandalen in den USA macht deutlich, dass die amerikanische Wertpapieraufsicht SEC mit ihren Aufgaben überfordert ist. Den Börsensheriffs fehlt Geld, qualifiziertes Personal - und ein entschlossen handelnder Chef.



Hamburg - Als das "Wall Street Journal" Ende vergangener Woche berichtete, der US-Pharmakonzern Merck & Co.  habe seine Umsätze künstlich aufgebläht, hatte Unternehmenssprecher Greg Reaves kein stichhaltiges Gegenargument zur Hand. Stattdessen bemühte er die US-Börsenaufsicht: "Die Securities and Exchange Commission (SEC) hat nie Zweifel an dieser Bilanzierungspraxis geäußert".
Vermutlich, weil die Behörde die fraglichen Bilanzen nie überprüft hat. Der Fall des Pharmakonzerns ist symptomatisch für die Probleme der US-Börsenaufsicht: Mercks Umsatzkapriolen hätten der SEC durchaus auffallen können. Denn die vom "Journal" zitierten Zahlen stammen keineswegs von geheimen Informanten, sondern aus einem Formular mit Informationen zum geplanten Börsengang der Merck-Tochter Medco. Das Papier liegt seit April 2002 für jedermann zugänglich auf dem Server der SEC. Nur gelesen hat es niemand.

Während in den USA wöchentlich neue Bilanzskandale und Durchstechereien der Wall Street bekannt werden, wirkt die wichtigste Börsenaufsicht der Welt überfordert. Jahrelang hat die SEC ihre Aufsichtspflichten in vielen Bereichen schleifen lassen - die Folgen treten jetzt zu Tage. Eine Überprüfung der SEC, die von den Rechnungsprüfern des amerikanischen Kongresses (GAO) durchgeführt wurde, kommt zu einem vernichtenden Ergebnis: Die SEC, so die Prüfer handele kaum noch proaktiv, "meist reagiert sie nur". "Wichtige Regulierungsaktivitäten" würden "wegen der gestiegenen Arbeitsbelastung verzögert".



Ursache der Misere sind die veränderten Bedingungen an den Aktienmärkten. Im vergangenen Jahrzehnt hat das Handelsvolumen stark zugenommen. Die Zahl der Börsengänge ist ebenso sprunghaft angestiegen wie das von großen Investmentfonds verwaltete Vermögen. Finanzinstrumente wie Derivate und neue Bilanzkonstruktionen haben den Markt immer undurchsichtiger gemacht.

Die Beamten aus der Washingtoner Fifth Street sollen alle wichtigen Marktteilnehmer - Banken, Broker, Unternehmen - beobachten und dafür sorgen, dass sie sich an die Börsenregeln halten und ihren Informationspflichten nachkommen, kurz "die Integrität des Wertpapiermarktes aufrecht erhalten", wie es in der Selbstbeschreibung der Behörde heißt. Dazu ist sie jedoch kaum noch in der Lage. Laut der GAO-Studie hat die Arbeitsbelastung der Washingtoner Behörde in den vergangenen zehn Jahren um 80 Prozent zugenommen; die Zahl der verfügbaren Arbeitsleistung stieg im gleichen Zeitraum nur um 20 Prozent.

In einigen Bereichen ist das Missverhältnis noch weitaus krasser. Die Zahl der Formulare, die Unternehmen im Rahmen der Quartalsberichterstattung oder im Zuge von Börsengängen einreichen, stieg in den vergangenen zehn Jahren um 108 Prozent an. Die für diesen Bereich budgetierte Arbeitsleistung wuchs parallel um nicht einmal zehn Prozent. Da ist es kein Wunder, dass der Behörde Merck und andere Sünder durch die Lappen gehen: Die SEC kann bei den 17.000 Unternehmen, die jährlich Millionen von Seiten einreichen, nur Stichproben machen. Wenn überhaupt: Laut Joel Seligman von der Washington University School of Law hat die SEC seit 1997 keinen einzigen Bericht des bankrotten Skandalunternehmens Enron mehr geprüft.

 

Dabei müsste die Behörde eigentlich im Geld schwimmen. Für Pflichtformulare wie den Quartalsbericht (10-Q) oder den Jahresabschluss (10-K) müssen börsennotierte Unternehmen Gebühren entrichten. Jahrlich brächte das der SEC etwa zwei Milliarden Dollar ein - wenn der US-Kongress das Geld nicht abgriffe und anderen Zwecken zuführte. Die Bush-Administration weigert sich bisher, das SEC-Budgets deutlich zu erhöhen. Wegen der im Vergleich zu Privatwirtschaft lausigen Gehälter leidet die SEC seit Jahren unter einem "Brain Drain". In den Boomjahren 1998 bis 2000 zog es besonders viele Beamte der Wertpapieraufsicht an die Wall Street - die Fluktuationsrate lag bei knapp einem Drittel. Derzeit besitzt die SEC gerade mal an die hundert Anwälte, die auf Banken- oder Wertpapierrecht spezialisiert sind. Noch kleiner ist die Zahl der Bilanz-Forensiker, die in der Lage sind, in einem hundertseitigen Zahlenwust eine Schweinerei zu finden.


Als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, hat die SEC auch noch Probleme mir ihrem neuen Vorsitzenden, Harvey Pitt. Der ehemalige Wall-Street-Anwalt wirkte auf Grund seiner Vita zunächst wie der perfekte Kandidat für den Job (siehe Kasten). Pitt bemüht sich zwar, seine berufliche Erfahrung herauszustreichen ("Ich weiß, wo die Leichen der Branche begraben sind"), dennoch bekommt er bisher kaum ein Bein auf den Boden. Zuerst musste sich der massige Republikaner mit einer Vorliebe für goldene Accessoires seine Nähe zur Wall Street im allgemeinen und zu den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften im Speziellen vorhalten lassen. Seit bekannt wurde, dass Pitt sich mit dem designierten Chef des Wirtschaftsprüfers KPMG traf, während gegen dessen Unternehmen ein SEC-Verfahren lief, ist die Glaubwürdigkeit des Vorsitzenden angeschlagen.

 
Harvey L. Pitt galt lange Zeit als Idealbesetzung für den Posten des SEC-Chefs, denn der bullige Wall-Street-Profi ist mit der Behörde gut vertraut. Nachdem er an der St. John s Universität (New York) Rechtswissenschaften studiert hatte, ging er 1968 zur SEC. Schnell stieg er zum Assistenten des damaligen Vorsitzenden Ray Garret Jr. auf. 1975 wurde Pitt im Alter von 30 Jahren der jüngste Chefsyndikus der SEC.

Mitte der siebziger Jahre beschäftigte sich Pitt mit zahlreichen Bilanzskandalen, bei denen Bücher frisiert wurden und interne Kontrollen von Unternehmen versagten - unter anderem untersuchte er Unregelmäßigkeiten bei United Brands und Lockheed.

1978 verließ Pitt die Behörde, um Partner bei der Anwaltskanzlei Fried Frank Harris Shriver & Jacobson zu werden. Dort wurde er zur ersten Adresse für alle jene, die mit finanzrechtlichen Problemen zu kämpfen hatten - die New Yorker Börse, Merrill Lynch, America Online sowie über 100 weitere Unternehmen, die Ärger mit der SEC hatten, zählten zu seinen Kunden.

Im August 2001 wurde Pitt zum sechsundzwanzigsten Vorsitzenden in der Geschichte der SEC ernannt.



Bei genauerer Betrachtung erscheint es allerdings unwahrscheinlich, dass Pitt seinen alten Bekannten unter der Hand Zugeständnisse macht. Vertraute sagen, dass der Ex-Anwalt eben den Dialog bevorzuge - anders als sein Vorgänger Arthur Levitt, der für einen rüden Stil und medial in Szene gesetzte Drohungen bekannt war. Derzeit wird Pitt sein sotto voce als Schwäche ausgelegt. Die US-Medien brandmarken ihn als Zauderer und als phlegmatischen Buddha. Gleichzeitig mit Lob überhäuft wird der New Yorker Staatsanwalt Eliot Spitzer, der Merrill Lynch wegen deren unkritischer Aktienanalysen zu einer hohen Vergleichzahlung zwang. Dennoch ist es gut möglich, dass Pitt langfristig mehr Erfolg hat als Spitzer, der jedes Zwischenergebnis umgehend an die Medien weiterreicht.



Viel beunruhigender ist, dass der SEC-Vorsitzende keine erkennbare Strategie hat, wie das Vertrauen der Investoren wiederhergestellt werden soll. Ein Beispiel: Erklärtes Anliegen Pitts ist es, die Qualität der von Unternehmen veröffentlichten Zahlenwerke zu verbessern. Die SEC will, dass Geschäftsberichte in Zukunft mehr Daten enthalten, etwa über außerhalb der Bilanz bestehende Kreditrisiken. Gleichzeitig hat Pitts Behörde unlängst vorgeschlagen, den Zeitraum zu verkürzen, der Unternehmen für die Bilanzierung zur Verfügung steht: Quartalszahlen sollen 30 Tage nach Ablauf der Berichtsperiode (bisher 45 Tage) eingereicht, Geschäftsabschlüsse innerhalb von 60 Tagen (bisher 90 Tage) veröffentlich werden.

Wie die Unternehmen bei höherem Zeitdruck und gestiegenen Anforderungen dennoch qualitativ bessere und transparentere Abschlüsse liefern sollen, weiß wohl nur Pitt selbst. Inzwischen formiert sich auf breiter Front Widerstand gegen die Pläne. Zu den Kritikern gehören über fünfzig große US-Unternehmen, darunter Coca-Cola  , Kodak  und McDonald s  . Auch Verbände wie The Business Roundtable sind gegen Pitts Plan. Der Vorschlag geht nach Meinung vieler am eigentlichen Problem vorbei. "Wir können uns nicht an einen einzigen Fall erinnern, in dem die Pünktlichkeit von Enrons finanziellen Veröffentlichungen kritisiert wurde", ätzt Howard McLure, Finanzchef des Pharmadienstleisters Caremark Rx.

In einem für die Transparenz weitaus wichtigeren Punkt sieht Pitt bisher keinen Handlungsbedarf: Die so genannten Pro-Forma-Mitteilungen will er nicht antasten. Inzwischen ist es an der Wall Street Usus, lange vor den nach gesetzlichen Standards bilanzierten Quartalszahlen erst einmal schön gerechnete operative Gewinne zu veröffentlichen - mit Transaparenz hat das nichts zu tun, eher mit Verschleierung und PR.



Auch für seinen Vorschlag zur Einrichtung eines Kontrollgremiums, das der ins Gerede gekommenen Wirtschaftsprüferzunft auf die Finger schauen soll, erntet Pitt viel Kritik. Die einzigen, denen sein Plan wirklich gefällt, sind die Prüfungsfirmen selbst - sie bezeichnen den SEC-Vorschlag als "konstruktiv" und "sinnvoll". Das sollte einen misstrauisch machen. Tatsächlich ist Pitts Vorschlag wenig überzeugend: Das neue, so genannte Public Accountability Board soll sicherstellen, dass US-Wirtschaftsprüfer bei ihrer Arbeit bestehende Vorschriften einhalten und berufsethische Grundsätze nicht außer Acht lassen. Allerdings ist Pitts Blaupause für die Reform bei genauerem Hinsehen ein Schritt zurück: Anders als beim Vorgängergremium POB (Public Oversight Board) werden die Buchhalter diesmal selbst bei der Kontrolle ihrer eigenen Branche mitwirken. Drei der neun Gremiumssitze sollen mit zertifizierten Wirtschaftsprüfern besetzt werden.

Zwar werden die Buchhalter bei der Verhängung von Disziplinarstrafen kein Stimmrecht haben und sind in der Minderheit. Dennoch werden sie nach Meinung des ehemaligen US-Rechnungshofpräsidenten und derzeitigen POB-Vorsitzenden Charles Bowsher "so viele Ressourcen und so viel juristisches Talent mitbringen, dass diese Berufsgruppe das System bald beherrschen wird." Bowsher selbst war in der Vergangenheit vorgeworfen worden, die "Big Five" Wirtschaftsprüfer nicht scharf genug kontrolliert zu haben - dass sogar er Pitts Vorschläge für zu lasch hält, ist kein gutes Zeichen. Das POB hat kürzlich seine eigene Auflösung beschlossen - aus Protest gegen Pitts Entscheidung, demnächst auch Wirtschaftsprüfer als Kontrolleure zu berufen.

   
 

Auch wird das Gremium kein gesetzlich verankertes Recht erhalten, Unternehmen zur Herausgabe von Dokumenten zu zwingen - obwohl gerade dies nach Meinung von Experten die entscheidende Neuerung gewesen wäre. Überhaupt schreckt Pitt bei seinen Reformplänen vor verbindlichen gesetzlichen Regelungen zurück. Lieber setzt er auf freiwillige Selbstverpflichtungen und darauf, dass der freie Markt die meisten Probleme früher oder später von alleine richtet. Sein Glaube an letzteren ist für den Republikaner Pitt eine "beinahe religiöse Überzeugung" ("Business Week"). "Nicht jedes Problem verlangt nach einem neuen Statut oder einer neuen Regel", meint Pitt - als ob die größte Welle von Wirtschaftsskandalen seit dem Großen Crash von 1929 nur ein x-beliebiges Problem wäre.


Quelle: <a href="http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,201772,00.html]spiegel online</a>
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#4
[b:c1e5f2]Rote Zahlen im Vatikan[/b:c1e5f2]

Das Beben an den Weltbörsen hat sogar den Heiligen Stuhl erfasst. Wegen sinkender Einnahmen aus Finanzgeschäften ist die Bilanz des Vatikans ins Minus gerutscht.



Rom - Das Jahr 2001 sei mit einem Verlust von 3,474 Millionen Euro abgeschlossen worden, sagte der für die Finanzen des Kirchenstaates zuständige Kardinal Sergio Sebastiani am Freitag in Rom. "Dies ist dem ungünstigen Verlauf der Weltwirtschaft zuzuschreiben, die von den Attentaten vom 11. September besonders belastet worden ist, sagte Sebastiani auf einer Pressekonferenz. Seinen Angaben zufolge sind die Gewinne an den Finanzmärkten 2001 um 50 Prozent auf 32,9 Millionen Euro zurückgegangen.
Insgesamt standen Ausgaben von 200,371 Millionen Euro Einnahmen von 196,897 Millionen Euro gegenüber. In den vorangegangenen acht Jahren hatte der Vatikan noch einen Überschuss erwirtschaftet, der 2000 knapp neun Millionen Euro betragen hatte.

Die Spendenbereitschaft hat angesichts der schlechten Konjunktur laut Sebastiani jedoch nicht abgenommen. Der Vatikan verzeichnete sogar eine geringfügige Zunahme der Spendeneinnahmen auf rund 70 Millionen Euro. Zusätzlich bekam die Katholische Kirche über den so genannten Peterspfennig, der für Missions- und Hilfsprojekte verwendet wird, rund 50 Millionen Euro gespendet. Diese Einnahmen fließen nicht in die Bilanz des Kirchenstaates.

[i:c1e5f2]Anmerkung: wieso fließt das nicht in die Bilanz? da soll nochmal einer sagen, die Kirche hat an Macht verloren.... [/i:c1e5f2]



Nach Angaben des höchsten Finanzbeamten, Ivan Ruggiero, ist das Vermögen des Vatikan durch diesen Verlust nicht in Gefahr. Dies betrage zwar auf dem Papier nur 670 Millionen Euro, die meisten Gebäude seien aber in den Büchern nur mit symbolischen Beträgen aufgeführt. Das Vermögen des Vatikan dürfte also um ein Vielfaches höher liegen.

[i:c1e5f2]Anmerkung: nur 670 Millioen Euro?? der Rest der folgt ist so unverfroren unverschämt, das mir glatt die Spucke wegbleibt...[/i:c1e5f2]

Quelle <a href="http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,203952,00.html]spiegel online</a>

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#5
Hallo Sothis!

Mich überrascht beim Vatikan schon lange nichts mehr. Lächeln

Ich sprech mal wieder eine Buchempfehlung aus: Peter de Rosa, Gottes erste Diener (hat zwar noch einige andere dazu geschrieben, aber das ist das einzige, das ich bisher gelesen hab.) Lächeln

Grüße

Knight
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#6
Rechnen können die im Vatikan auch nicht!
2000 = 9 Mill. EUR Überschuss
2002 = 3,474 Mill.EUR Miese

Macht immer noch 5,626 Mill. EUR Überschuß.
Gut das der Vatikan keinen Rechenschaftsbericht abgeben muss. Vor wem auch? Vor denen die GLAUBEN? hahahaha.... witzig!

Der Peterspfennig geht aufgrund, ähhhmm wusste das mal, auf jedenfall wurde er ursprünglich erhoben als Kirchensteuer die von jedem Hausstand zu bezahlen war. Erfunden in England im Jahre 850 so in etwa!
Davor war der Peterspfennig ein freiwilliger (anfang 8 Jahrhundert) Solidaritätsbeitrag von König Mercia (<--Engländer) an den damaligen Papst.

Später diente er bzw. heute wohl auch noch, als Unterstützung damit der Papst seine "universelle" Aufgaben in vollem Umfang ausüben kann. Und somit spendet jede Gemeinde für jeden Bruder und für jede Schwester.
Sorry, aber mir fällt der Grund nicht mehr ein warum der nicht in der Bilanz erscheint, es gab da einen wenn auch einen, der nicht die Sache vernünftig Begründet. Aber was ist schon vernünftig an der Kirche als Institution!Blinzeln

(Diese Nachricht wurde am 08.07.02 um 20:02 von Samael geändert.)
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#7

Zitat:Hallo Sothis!

Mich überrascht beim Vatikan schon lange nichts mehr. Lächeln


Hallo Knight!

Überraschen tut mich da auch nichts, was mir die Spucke bei sowas viel mehr gefrieren läßt ist die Tatsache, das sowas ganz selbstverständlich und öffentlich passiert... und niemand will davon gewußt haben wenn man es anspricht.

Das alles ist so perfekt inszeniert, da frag ich mich schon, ob ich es nicht doch bis zu einem gewissen Grad bewundern sollte....
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#8

Rechnen können die im Vatikan auch nicht!
2000 = 9 Mill. EUR Überschuss
2002 = 3,474 Mill.EUR Miese

Macht immer noch 5,626 Mill. EUR Überschuß.
Gut das der Vatikan keinen Rechenschaftsbericht abgeben muss. Vor wem auch? Vor denen die GLAUBEN? hahahaha.... witzig!


Guten Morgen Samael!

Die können schon rechnen, da im Vatikan, wieso aber sollten sie den Leuten gleich alles ins Gesicht schlagen? Klingt doch immer besser wenn man jammern kann das man Verluste hat... da gibt es dann eine Mitleidswelle und die Gläubigen greifen noch tiefer in die Tasche.



Der Peterspfennig geht aufgrund, ähhhmm wusste das mal, auf jedenfall wurde er ursprünglich erhoben als Kirchensteuer die von jedem Hausstand zu bezahlen war. Erfunden in England im Jahre 850 so in etwa!
Davor war der Peterspfennig ein freiwilliger (anfang 8 Jahrhundert) Solidaritätsbeitrag von König Mercia (<--Engländer) an den damaligen Papst.

Später diente er bzw. heute wohl auch noch, als Unterstützung damit der Papst seine "universelle" Aufgaben in vollem Umfang ausüben kann. Und somit spendet jede Gemeinde für jeden Bruder und für jede Schwester.


na, ich werde mich da mal schlau machen, auch wenn es im Grunde keine wirkliche Rolle spielt, da es nur um eines geht: den Schafen schön die Energie abzapfen, sie melken, um in Ruhe den eigentlichen Anliegen nachgehen zu können.
Da man die Schafe jedoch bei Laune halten muß, kriegen sie immer mal wieder ein paar Brocken hingeworfen. (und das gilt nicht nur für die Kirche! *malanmerk*)





Sorry, aber mir fällt der Grund nicht mehr ein warum der nicht in der Bilanz erscheint, es gab da einen wenn auch einen, der nicht die Sache vernünftig Begründet. Aber was ist schon vernünftig an der Kirche als Institution!Blinzeln


es gibt keinen Grund der mir wirklich verständlich machen würde, weshalb die Kirche da eine Extra-Wurst bekommen sollte. Aber so ist es halt: da hat die Kirche prima vorgesorgt, da laufen die Räder ein bißel anders. (und auch das gilt wieder auch für anderes als Kirche)

in diesem Sinne einen morgendlichen und amüsierten
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#9
Zitat:na, ich werde mich da mal schlau machen, auch wenn es im Grunde keine wirkliche Rolle spielt, da es nur um eines geht: den Schafen schön die Energie abzapfen, sie melken, um in Ruhe den eigentlichen Anliegen nachgehen zu können.
Gewiss spielt es keine Rolle, ich finde es nur immer wieder interessant wie die Dinge zu stande kommen. Aus einer freiwilligen Gabe wurde eine unfreiwillige und wieder eine frewillige. Find ich schon sehr amüsant.

Zitat:es gibt keinen Grund der mir wirklich verständlich machen würde, weshalb die Kirche da eine Extra-Wurst bekommen sollte

Ein sinniger Grund war es auch nicht, aber es wird begründet, auch wenn es mehr um den Versuch geht irgendetwas zu Erzählen das diese Aktion rechtfertigt!

Aber so ist das mit der Kirche! Ich bin überzeugt das die meisten Kirchengänger (-anhänger) wissen was die Kirche macht, aber dennoch das Spiel mitspielen. Also sollen sie es tun. Nur sollen sie alle anderen in Ruhe lass.
Es ist schwerer den Glauben eines Menschen zu zerstören als sein Wissen!

So werd mal wieder etwas arbeiten!
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