Klone
#1
Hallo,

was haltet Ihr davon? Wahrheit oder Mache?

Herzliche Grüße

Lilith

Sind es nun Clowns oder sehen wir doch Klone? Geburt in zwölf Monaten:

Clonaid zeigt die ersten Bilder
TOKIO, 10. Juli

Ein seriöseres Umfeld hätten Raels Klonjünger für die Verkündigung ihres "revolutionären Durchbruchs" kaum finden können. Auf der ersten "Internationalen Bio Expo" in Tokio hat das Unternehmen Clonaid einen Stand bezogen, zweieinhalb mal zwei Meter, gegenüber Eiken Chemical und dem Pipettenhersteller Watson. Die Präsentation lockt wenige zum Stehenbleiben: Auf einem Tischchen liegt ein Stapel Prospekte auf englisch und japanisch, ein Poster an der Stellwand verspricht "ewiges Leben durch die Klontechnologie", und dann steht da noch ein kleiner Metallkasten, der aussieht wie ein Oszillograph aus dem Physikunterricht der sechziger Jahre. Vorne grün, rundum grau, ein paar Knöpfe und Schalter, ein kleines Display, darüber die Aufschrift: "Embryonic cell fusion system RMX 2010". Für Thomas Kaenzig, den Vizepräsidenten von Clonaid, ist dieses unscheinbare Gerät eine wahrhaft revolutionäre Erfindung, der entscheidende Entwicklungsschritt zum identischen Zwilling. Wie es funktioniert, erklärt Kaenzig allerdings nicht, er bleibt ausweichend wie bei der Frage nach den Orten der Labors, den Wissenschaftlern, dem geplanten Geburtstag des ersten Klonbabys: Aus Sicherheitsgründen, wegen der Mitbewerber im Wettstreit um den ersten menschlichen Klon, sagt er. Aber natürlich liege Clonaid vorn.

Die inszenierte "Offenbarung" kommt via Video von Brigitte Boissellier, Bischöfin der Raelianer-Sekte und Chefwissenschaftlerin des eng verbundenen Unternehmens (F.A.Z. vom 27. Juli 2001). Sie sitzt, im blumigen Sommerkleid, die Haare zum Dutt hochgesteckt, in einer Wiese. Ihren Wissenschaftlern sei trotz mehrerer Rückschläge - "Regierungen haben versucht, uns zu stoppen" - ein Durchbruch gelungen, behauptet Boissellier mit samtweicher Stimme und entrücktem Lächeln. Eine Bilderfolge wird fast sechs Minuten lang aneinandergereiht: Mikroskopaufnahmen einer Zellfusion, Schaubilder mit japanischen Schriftzeichen, amateurhafte Grafiken. Das Video wirkt simpel, wie von Laien produziert. Zu sehen sei ein geklonter menschlicher Embryo im frühen Stadium, wird behauptet. Die Chefchemikerin kommentiert die Bilder, die Fusion einer entkernten Eizelle mit einer nicht spezifizierten menschlichen Spenderzelle. Ein bis zwei Tage nach der Verschmelzung beginne sich das Ei zu teilen, dies setze sich bis zum Blastozystenstadium fort. Zum Schluß, ohne einen Kommentar zu Verlauf und Ergebnis, folgt der Satz: "An diesem Punkt haben wir die Implantation vorgenommen." Und: "Es wird uns ein Vergnügen sein, Ihnen zu dienen."

Wenig Aufschluß bringt die dünne Hochglanzbroschüre der BioFusion Tech Inc. Hinter diesem Namen verbirgt sich die südkoreanische Firma, die das Klonsystem RMX 2010 im Auftrag von Clonaid hergestellt hat. Kaenzig lobt als Vorteil des Geräts, daß es einen stabilen elektrischen Impuls für die Zellfusion produziere. Und mit 9000 Dollar sei es nur halb so teuer wie das der Konkurrenz. Daß es um Geschäft geht, zeigt der Schweizer unverhohlen. Man ist auf einer Messe, das Zaubergerät soll auf den Markt.
Der Vizepräsident von Clonaid ist ein smarter junger Mann mit modischer Beckham-Frisur und dem zuvorkommend glatten Gebaren eines PR-Beraters. Die Ufo-Sekte des Gurus Rael, die hinter Clonaid steht, erwähnt er nur, als er danach gefragt wird. Einige hundert menschliche Blastozysten seien seit Oktober 2001 entstanden, einige auch eingepflanzt worden. Trotzdem rechnet Kaenzig mit zwölf bis 24 Monaten erstaunlich lang bis zur Geburt des ersten Klons. Fünfzig junge Frauen hielten sich als Leihmütter bereit, die Liste der Klienten enthalte Tausende Namen. Bevor es, sehr bald, eine konkrete Ankündigung gebe, müßten Tests abgewartet werden. Wie ein Mantra wiederholt er: Wir wollen sicherstellen, daß es ein glückliches und gesundes Baby wird.

Und wenn auf dem Weg zum perfekten Menschen etwas schiefgeht? Anomalien gebe es auch bei der natürlichen Fortpflanzung. Aber so weit werde man es nicht kommen lassen - ein klarer Verweis auf Abtreibungen. Der Hinweis auf das Schaf Dolly und die vielen grauenvollen Fehlversuche wird bei Clonaid nicht geduldet. Menschen seien keine Schafe, außerdem wende man ein umfassendes Screening an. Klonkunden mit genetisch bedingten Krankheiten würden nicht akzeptiert.

Daß die erste Präsentation in Japan stattfindet und eine koreanische Firma die Technik liefert, ist kein Zufall. Die Beschreibung der asiatischen Biotechnik-Metropole Chiba in William Gibsons Science-fiction "Neuromancer" wird real: "Wir fühlen uns in Asien willkommen, hier ist man offen für neue Technologien, ganz anders als im konservativen Europa, diesen vom Chr*stentum geprägten Ländern, die sich wissenschaftlichem Fortschritt entgegenstellen", sagt Kaenzig.
ANNE SCHNEPPEN

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.2002, Nr. 158 / Seite 35
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