21.08.12002, 20:47
DIE UNBEUGSAMEN VON RÜTERBERG
Ein Dorf trotzt der Flut
Das Hochwasser schlägt noch immer eine Schneise der Verwüstung durch Ostdeutschland, doch ein kleines Dorf hält die Stellung. Rüterberg, ein 170-Seelen-Fleckchen bei Dömitz, sollte evakuiert werden. Alles war vorbereitet, Polizei und Bundeswehr zur Stelle. Nur die Rüterberger spielten nicht mit.
Rüterberg - Rüterberg ragt auf einem 30-Meter-Hügel aus den Fluten hervor wie eine Insel der Gelassenheit. "Eine Evakuierung wäre totaler Quatsch gewesen", sagt ein Rüterberger. Was sich "die da oben" dabei gedacht hätten, ausgerechnet Rüterberg zu evakuieren, das auf einem Hügel liegt, gehe über seinen Horizont, schimpft der Mann, dem ein großer Feldstecher vor dem beachtlichen Bauch hin- und herbaumelt.
Sich über "die da oben" zu wundern, haben die Rüterberger schon lange aufgegeben. Schon die örtlichen DDR-Behörden hatten es nicht leicht mit dem Dorf. Rüterberg lag mitten im Sperrgebiet. Auf der einen Seite die Elbe, die Grenze zur Bundesrepublik, auf der anderen Seite ein Zaun, der spätestens um zehn Uhr abends verschlossen wurde. "Wir waren eingesperrt", sagt Joachim Utke, amtierender Wehrführer Rüterbergs. "Da haben wir einen Aufstand gemacht und uns zur Dorfrepublik ausgerufen." 1967 schließlich erhielt das Dorf offiziell den Status "Dorfrepublik", der noch heute auf dem Ortsschild prangt. Die Obrigkeit war vor den Rüterbergern in die Knie gegangen.
Verglichen damit war die kurze Konfrontation mit dem Landrat, der am Mittwochmorgen die Evakuierung angeordnet hatte, ein Spaziergang. Diesmal hatten die Dorfbewohner auch die Argumente auf ihrer Seite: Nur fünf Häuser, die am Fuß des Hügels stehen, könnten der Flut anheim fallen. Doch Rüterberg wäre nicht Rüterberg, wenn nicht schon längst eine Trutzburg aus Sandsäcken stehen würde. "Der Damm hält ganz sicher", brummt Harald Grimm, Utkes vollbärtiger Schwiegersohn mit Dorfschmied-Figur. Immerhin hat er zusammen mit anderen Anwohnern die Säcke eigenhändig aufgetürmt. "Meine Hand für mein Produkt", sagt Grimm.
Sollte Rüterberg im Hochwasser zur Insel werden, stehen Notstromaggregate, immense Vorräte an Trinkwasser und Lebensmitteln, ein Arzt und Boote bereit. "Bis auf vier Leute sind alle dageblieben", sagt Utke. Zwar musste jeder Einwohner unterschreiben, dass er im Notfall nicht auf Hilfe von Außen zählen darf, aber das scheint die Dörfler nicht aus der Fassung zu bringen. "Die Evakuierung wird jetzt abgeschlossen", verkündet die Polizei über ihre Lautsprecher. Dann sind Ordnungshüter und Bundeswehr verschwunden. Ein Dorfbewohner zuckt mit den Schultern: "Endlich sind die weg."
Quelle <a href="http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,210463,00.html]spiegel online</a>
da sag ich doch: <img src="http://www.plaudersmilies.de/happy/xyxthumbs.gif" alt="" /> dieses Dorf ist mir absolut sympathisch!!
Ein Dorf trotzt der Flut
Das Hochwasser schlägt noch immer eine Schneise der Verwüstung durch Ostdeutschland, doch ein kleines Dorf hält die Stellung. Rüterberg, ein 170-Seelen-Fleckchen bei Dömitz, sollte evakuiert werden. Alles war vorbereitet, Polizei und Bundeswehr zur Stelle. Nur die Rüterberger spielten nicht mit.
Rüterberg - Rüterberg ragt auf einem 30-Meter-Hügel aus den Fluten hervor wie eine Insel der Gelassenheit. "Eine Evakuierung wäre totaler Quatsch gewesen", sagt ein Rüterberger. Was sich "die da oben" dabei gedacht hätten, ausgerechnet Rüterberg zu evakuieren, das auf einem Hügel liegt, gehe über seinen Horizont, schimpft der Mann, dem ein großer Feldstecher vor dem beachtlichen Bauch hin- und herbaumelt.
Sich über "die da oben" zu wundern, haben die Rüterberger schon lange aufgegeben. Schon die örtlichen DDR-Behörden hatten es nicht leicht mit dem Dorf. Rüterberg lag mitten im Sperrgebiet. Auf der einen Seite die Elbe, die Grenze zur Bundesrepublik, auf der anderen Seite ein Zaun, der spätestens um zehn Uhr abends verschlossen wurde. "Wir waren eingesperrt", sagt Joachim Utke, amtierender Wehrführer Rüterbergs. "Da haben wir einen Aufstand gemacht und uns zur Dorfrepublik ausgerufen." 1967 schließlich erhielt das Dorf offiziell den Status "Dorfrepublik", der noch heute auf dem Ortsschild prangt. Die Obrigkeit war vor den Rüterbergern in die Knie gegangen.
Verglichen damit war die kurze Konfrontation mit dem Landrat, der am Mittwochmorgen die Evakuierung angeordnet hatte, ein Spaziergang. Diesmal hatten die Dorfbewohner auch die Argumente auf ihrer Seite: Nur fünf Häuser, die am Fuß des Hügels stehen, könnten der Flut anheim fallen. Doch Rüterberg wäre nicht Rüterberg, wenn nicht schon längst eine Trutzburg aus Sandsäcken stehen würde. "Der Damm hält ganz sicher", brummt Harald Grimm, Utkes vollbärtiger Schwiegersohn mit Dorfschmied-Figur. Immerhin hat er zusammen mit anderen Anwohnern die Säcke eigenhändig aufgetürmt. "Meine Hand für mein Produkt", sagt Grimm.
Sollte Rüterberg im Hochwasser zur Insel werden, stehen Notstromaggregate, immense Vorräte an Trinkwasser und Lebensmitteln, ein Arzt und Boote bereit. "Bis auf vier Leute sind alle dageblieben", sagt Utke. Zwar musste jeder Einwohner unterschreiben, dass er im Notfall nicht auf Hilfe von Außen zählen darf, aber das scheint die Dörfler nicht aus der Fassung zu bringen. "Die Evakuierung wird jetzt abgeschlossen", verkündet die Polizei über ihre Lautsprecher. Dann sind Ordnungshüter und Bundeswehr verschwunden. Ein Dorfbewohner zuckt mit den Schultern: "Endlich sind die weg."
Quelle <a href="http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,210463,00.html]spiegel online</a>
da sag ich doch: <img src="http://www.plaudersmilies.de/happy/xyxthumbs.gif" alt="" /> dieses Dorf ist mir absolut sympathisch!!