17.08.12004, 21:30
@Adnoba:
Der Sinn liegt darin, dass der bewusste Verstand nicht unbedingt weiss, was das Beste für einen ist. Zum Beispiel, nehmen wir an du wirst fremdbestimmt indem du denkst, du musst anderen zuliebe in die Kirche gehen. Nehmen wir an, du hörst nun damit auf in die Kirche zu gehen weil du dich selbst bestimmen willst, und fängst dafür an, die Edda zu studieren und dir eine Heidenreligion zu basteln. Dann unterwirfst du dich selbsterfundenen Regeln usw. und was wirklich im Grunde deines Herzens für eine spirituelle Sehnsucht ist, weisst du immer noch nicht.
Deswegen habe ich auch ein Problem damit, wenn zb Leute die sich aus ihren Konditionierungen befreien wollen, nach einem geregelten Programm diese "Dekonditionierung" betreiben: Weil aufs Innere hört wieder mal niemand.. und da wird dekonditioniert und rekonditioniert, immer lecker von abstraken Gedanken-Idealen ausgehend, und auf der Strecke bleibt der eigentliche Mensch als ganzes Wesen.
Ich weiss nicht ob ich das hinreichend erklären konnte, darum noch eine Metapher (es geht jetzt nicht wirklich um Ernährung! Es ist bloss eine Metapher!)
Angenommen, Ich esse wahnsinnig viel Zuckerzeug und Fastfood und bin davon süchtig geworden. Ich kann die Signale meines Körpers nicht mehr deuten, weiss nicht wann ich Hunger habe und wann nicht, und auf was. Wenn ich stattdessen jetzt ein strenges Diätprogramm mit möglichst gesundem Essen durchziehe bis zum Rest meines Lebens, werde ich wahrscheinlich sterben und immer noch nicht wissen, was mir mein Körper signalisiert.. was er braucht. Weil mein ganzes Leben meinem Körper vorgeschrieben wurde was er bekommt: Zuerst von der Fastfoodindustrie und hinterher von meiner Ernährungsideologie.
Was ich sagen will ist, dass der Mensch woanders auch viel Weisheit zu sitzen hat, ausser im bewusst, logisch denkenden Hirn. Und das logische, bewusste Denken als neuen Herrscher einzusetzen um selbstbestimmt zu werden, reicht nicht, weil dann immer noch grosse Teile des Selbst nichts zu melden haben.
Sehe ich nicht so. Ich habe z.b. nie Alkohol getrunken und tue es heute noch nicht, obwohl der gesellschaftliche Druck Alk zu trinken bisweilen sehr hoch ist: Zb mal an Silvester Sekt, oder man wird von russischen Kumpels beharrlich genötigt Wodka mitzutrinken, oder jemand hat Geburtstag und bringt natürlich Alk zum Anstossen mit usw. usw. Ich habe gekifft weil ich mich dafür entschieden habe. Ich hätte auch nein sagen können - beim Alk habe ich das immer gekonnt und tue es ja noch. _nachdem_ man sich aber dafür entschieden hat ne Droge zu nehmen, passiert es durchaus dass man eben abhängig wird und danach konsumiert man weiter weil man abhängig ist, von eigener Entscheidung kann dann nicht mehr die Rede sein, jedenfalls nicht in dem Masse wie vorher.
Das mit dem schmalen Grat bestreite ich nicht und auch das mit der dummen Arroganz nicht. Ich finde es nur genauso bescheuert, sich selbst als willenlosen Spielball der Fremdbeeinflussung wahrzunehmen, irgendwo muss da ein Mittelweg gegangen werden, denk ich mal. Wer meint, immer stark zu sein ist genauso schwach wie jemand der meint, zu schwach und ständig in Gefahr zu sein..
Da finde ich das "Gratwandern" gar nicht schlecht.
Meine Erfahrung mit Haschisch sagt mir was anderes. Davon bin ich nun mal nicht abhängig geworden. Und das habe ich mir nicht nur eingeredet, dass ich ja gar nicht abhängig bin, ich habe es gemerkt indem ich einfach aufgehört habe - und es war einfach für mich.
Hm, ich schon. Wenn du mal in der Bibliothek deiner Wahl "Ausbruch aus dem Bann der Sekten" (Scheisstitel, jaja) von Stephen Hassan stehen siehst - da ist das schön beschrieben, der Unterschied zwischen Gehirnwäsche (zb an Kriegsgefangenen durch die Kommunisten in China) und Bewusstseinskontrolle durch Sekten.
Das ist ja der Trick dabei. Die Leut in Sekten zb. glauben, alle anderen wären manipuliert, nur eben sie nicht. Die "Führer" allein hätten gar nicht die Kapazität dazu, die Leute alle zu kontrollieren, daher bringen se ihnen bei, sich selber in ihrem Sinn zu kontrollieren - so funzt doch Fremdkontrolle generell, dass man selbst die Fremdkontrolle über sich ausübt, letzendlich.
@Novalis:
Ja ist mir jetzt klarer.. nunja, ich würde nicht "Logik" sagen, sondern "bewusster Verstand" und den sehe ich schon als essentiellen Bestandteil meiner Selbst.
Dem kann ich nicht ganz folgen.. versteh mal wieder nur Bahnhof. Was ist an 'Man bin ich doof' logisch/Logik? Ich könnte zustimmen wenn ich sage es ist eine sprachliche Äusserung des Verstandes der zurückwirkt auf die ganzen anderen Teile des Selbst.
@Paganlord:
In anderen Worten: Was du sagst ist richtig, und wenn jemand das anders sieht, ist er/sie halt manipuliert. Interessant!
Wie meinen? Äh, sorry, ich kann dir wirklich nicht ganz folgen. Meinst du mit "neuer Wagenlenker" dass diejenige, die aufgehört hat, zu kiffen, ein neues "ich" war? Und wer ist das Auto? Und wo ist das alte "ich", der Vorbesitzer, geblieben?
Auch wenn du später sagst, dass man aussteigt und andere im Auto herumfahren - das verstehe ich nicht. Aussteigen hiesse ja, man würde sterben - wenn das "Auto" der Körper ist und das "Selbst" aussteigt - und der Körper liefe als Zombie rum.
Das finde ich nicht gut - Ich war zu keiner Zeit ein Zombie, und bin auch momentan keiner, und was noch hinzukommt, ich lehne eine solche Sichtweise auf Andere ab, weil sie mich daran hindert, die anderen Menschen in ihrer Ganzheit erfassen zu können oder sie eingehender kennenlernen zu können. Halte ich sie lediglich für fremdgesteuerte Automaten, klappen nämlich viele Wahrnehmungen weg oder werden ausgefiltert, und ich könnte nie rauskriegen ob das nicht doch tolle Menschen sind und keine Zombies.
Äh, bitte? JEDER von denen lehrt Gedankenkontrolle. Eben die eigenen Gedanken so zu kontrollieren, dass man so denkt wie es die Gurus gerne hätten. Indem man zb sagt, "dieser Gedanke blablabla ist aber satanisch" oder Ähnliches. Schon kontrolliert das Mitglied den Gedanken, indem es sobald es sich beim denken eines "satanischen" Gedankens erwischt, irgendein Mantra runterleiert oder sowas.
Und diese Kontrolle übt man selbst über sich aus, und nicht irgendein Guru - man lernt sich die Gedanken selbst zu verbieten. Darum gehts mir in dem Punkt, dass die Instanz, die einen kontrolliert, man selbst ist, aber halt im Sinne eines Gurus, nur übt der Kontrolle nicht direkt aus, die direkte Kontrolle übt man SELBST aus.
Hm, Emotion kommt nie vom Selbst und ist darum immer fremdbestimmt?
Wieso, seh ich grade nicht ein.
Gruss
Distel
Zitat:Distel: Die grosse Frage ist, kann man sich von Fremdkontrolle befreien ohne im selben Mass selber die Kontrolle zu übernehmen?
Abnoba: Man könnte vielleicht, aber wo sollte darin der Sinn sein?
Das angestrebte Ziel ist ja eben Eigenbestimmung.
Der Sinn liegt darin, dass der bewusste Verstand nicht unbedingt weiss, was das Beste für einen ist. Zum Beispiel, nehmen wir an du wirst fremdbestimmt indem du denkst, du musst anderen zuliebe in die Kirche gehen. Nehmen wir an, du hörst nun damit auf in die Kirche zu gehen weil du dich selbst bestimmen willst, und fängst dafür an, die Edda zu studieren und dir eine Heidenreligion zu basteln. Dann unterwirfst du dich selbsterfundenen Regeln usw. und was wirklich im Grunde deines Herzens für eine spirituelle Sehnsucht ist, weisst du immer noch nicht.
Deswegen habe ich auch ein Problem damit, wenn zb Leute die sich aus ihren Konditionierungen befreien wollen, nach einem geregelten Programm diese "Dekonditionierung" betreiben: Weil aufs Innere hört wieder mal niemand.. und da wird dekonditioniert und rekonditioniert, immer lecker von abstraken Gedanken-Idealen ausgehend, und auf der Strecke bleibt der eigentliche Mensch als ganzes Wesen.
Ich weiss nicht ob ich das hinreichend erklären konnte, darum noch eine Metapher (es geht jetzt nicht wirklich um Ernährung! Es ist bloss eine Metapher!)
Angenommen, Ich esse wahnsinnig viel Zuckerzeug und Fastfood und bin davon süchtig geworden. Ich kann die Signale meines Körpers nicht mehr deuten, weiss nicht wann ich Hunger habe und wann nicht, und auf was. Wenn ich stattdessen jetzt ein strenges Diätprogramm mit möglichst gesundem Essen durchziehe bis zum Rest meines Lebens, werde ich wahrscheinlich sterben und immer noch nicht wissen, was mir mein Körper signalisiert.. was er braucht. Weil mein ganzes Leben meinem Körper vorgeschrieben wurde was er bekommt: Zuerst von der Fastfoodindustrie und hinterher von meiner Ernährungsideologie.
Was ich sagen will ist, dass der Mensch woanders auch viel Weisheit zu sitzen hat, ausser im bewusst, logisch denkenden Hirn. Und das logische, bewusste Denken als neuen Herrscher einzusetzen um selbstbestimmt zu werden, reicht nicht, weil dann immer noch grosse Teile des Selbst nichts zu melden haben.
Zitat:Wenn Du nicht von irgendetwas beeinflusst gewesen bist, warum hast Du die Kifferei dann überhaupt angefangen?
Ich würde es eher so sehen, daß Du Dich dann eben vor zehn Jahren von dieser speziellen Beeinflussung freigemacht hast.
Sehe ich nicht so. Ich habe z.b. nie Alkohol getrunken und tue es heute noch nicht, obwohl der gesellschaftliche Druck Alk zu trinken bisweilen sehr hoch ist: Zb mal an Silvester Sekt, oder man wird von russischen Kumpels beharrlich genötigt Wodka mitzutrinken, oder jemand hat Geburtstag und bringt natürlich Alk zum Anstossen mit usw. usw. Ich habe gekifft weil ich mich dafür entschieden habe. Ich hätte auch nein sagen können - beim Alk habe ich das immer gekonnt und tue es ja noch. _nachdem_ man sich aber dafür entschieden hat ne Droge zu nehmen, passiert es durchaus dass man eben abhängig wird und danach konsumiert man weiter weil man abhängig ist, von eigener Entscheidung kann dann nicht mehr die Rede sein, jedenfalls nicht in dem Masse wie vorher.
Zitat:Das sehe ich persönlich etwas anders. Sicher mag es Unterschiede in der Anfälligkeit geben. Ich denke allerdings, selbst jemand, der weniger anfällig ist, sich aber der Beeinflussung trotzdem aussetzt, wandert auf einem schmalen Grat.
Zu denken, man kann sich Fremdbeeinflussung aussetzen und dabei die volle Kontrolle behalten, zeugt in meinen Augen von dummer Arroganz (das meine ich ganz allgemein).
Das mit dem schmalen Grat bestreite ich nicht und auch das mit der dummen Arroganz nicht. Ich finde es nur genauso bescheuert, sich selbst als willenlosen Spielball der Fremdbeeinflussung wahrzunehmen, irgendwo muss da ein Mittelweg gegangen werden, denk ich mal. Wer meint, immer stark zu sein ist genauso schwach wie jemand der meint, zu schwach und ständig in Gefahr zu sein..
Da finde ich das "Gratwandern" gar nicht schlecht.
Zitat: Im Fall `weicherer` Drogen ist der Prozess eher schleichend.
Andere Form, gleicher Inhalt.
Meine Erfahrung mit Haschisch sagt mir was anderes. Davon bin ich nun mal nicht abhängig geworden. Und das habe ich mir nicht nur eingeredet, dass ich ja gar nicht abhängig bin, ich habe es gemerkt indem ich einfach aufgehört habe - und es war einfach für mich.
Zitat:Wenn man wirklich sich selbst dabei hat, ist doch alles wunderbar
Und sich selbst das Hirn zu waschen, empfinde ich nicht unbedingt als negativ.
Hm, ich schon. Wenn du mal in der Bibliothek deiner Wahl "Ausbruch aus dem Bann der Sekten" (Scheisstitel, jaja) von Stephen Hassan stehen siehst - da ist das schön beschrieben, der Unterschied zwischen Gehirnwäsche (zb an Kriegsgefangenen durch die Kommunisten in China) und Bewusstseinskontrolle durch Sekten.
Zitat:Das dürfte lediglich dann funktionieren, wenn man anderen die Illusion der Selbstkontrolle vermittelt.
Das ist ja der Trick dabei. Die Leut in Sekten zb. glauben, alle anderen wären manipuliert, nur eben sie nicht. Die "Führer" allein hätten gar nicht die Kapazität dazu, die Leute alle zu kontrollieren, daher bringen se ihnen bei, sich selber in ihrem Sinn zu kontrollieren - so funzt doch Fremdkontrolle generell, dass man selbst die Fremdkontrolle über sich ausübt, letzendlich.
@Novalis:
Zitat:Durchaus nicht :-) Ich sage ja nicht, daß man Logik abschalten sollte. Schließlich leben wir in einer logisch geprägten Welt, und ohne sie würde hier nichts funktionieren. Aber Logik als essentiellen Bestandteil des Selbst zu betrachten halte Ich für falsch.
Es ist ein Werkzeug, wie ein Hammer oder ein Auto... man benutzt es, hat die volle Kontrolle darüber und ist froh wenn man es abschalten / aus der Hand legen kann und für eine Weile nicht benutzen muss.
Ja ist mir jetzt klarer.. nunja, ich würde nicht "Logik" sagen, sondern "bewusster Verstand" und den sehe ich schon als essentiellen Bestandteil meiner Selbst.
Zitat:Dazu muss man sagen, daß logische Gedanken - kombiniert mit einer Emotion - einen starken Magnetismus bewirken, also eine Situation / Sache herbeiziehen.
Dem kann ich nicht ganz folgen.. versteh mal wieder nur Bahnhof. Was ist an 'Man bin ich doof' logisch/Logik? Ich könnte zustimmen wenn ich sage es ist eine sprachliche Äusserung des Verstandes der zurückwirkt auf die ganzen anderen Teile des Selbst.
@Paganlord:
Zitat:Distel: Es kann ja auch sein, dass Dinge, die andere Leute kontrollieren, mich persönlich nicht kontrollieren.
Paganlord: Das denken immer alle. Die Selbstüberschätzung ist der größte Verbündete der Manipulationsstrategie.
In anderen Worten: Was du sagst ist richtig, und wenn jemand das anders sieht, ist er/sie halt manipuliert. Interessant!
Zitat:Der neue Wagenlenker hatte darauf keine Lust. Und dieser war tatsächlich nicht psychisch abhängig. Der hat nur ein neues Auto gesucht. Wenn Du ein neues Auto kaufst, mußt Du ja auch nicht die Angewohnheiten des Vorbesitzers übernehmen, obwohl die Gefahr besteht, wenn man sehr sehr labil ist.
Wie meinen? Äh, sorry, ich kann dir wirklich nicht ganz folgen. Meinst du mit "neuer Wagenlenker" dass diejenige, die aufgehört hat, zu kiffen, ein neues "ich" war? Und wer ist das Auto? Und wo ist das alte "ich", der Vorbesitzer, geblieben?
Auch wenn du später sagst, dass man aussteigt und andere im Auto herumfahren - das verstehe ich nicht. Aussteigen hiesse ja, man würde sterben - wenn das "Auto" der Körper ist und das "Selbst" aussteigt - und der Körper liefe als Zombie rum.
Das finde ich nicht gut - Ich war zu keiner Zeit ein Zombie, und bin auch momentan keiner, und was noch hinzukommt, ich lehne eine solche Sichtweise auf Andere ab, weil sie mich daran hindert, die anderen Menschen in ihrer Ganzheit erfassen zu können oder sie eingehender kennenlernen zu können. Halte ich sie lediglich für fremdgesteuerte Automaten, klappen nämlich viele Wahrnehmungen weg oder werden ausgefiltert, und ich könnte nie rauskriegen ob das nicht doch tolle Menschen sind und keine Zombies.
Zitat: Keiner von denen lehrt außerdem Emotions- und Gedankenkontrolle, also kann man nicht davon reden, dass sie Selbstkontrolle vermitteln.
Äh, bitte? JEDER von denen lehrt Gedankenkontrolle. Eben die eigenen Gedanken so zu kontrollieren, dass man so denkt wie es die Gurus gerne hätten. Indem man zb sagt, "dieser Gedanke blablabla ist aber satanisch" oder Ähnliches. Schon kontrolliert das Mitglied den Gedanken, indem es sobald es sich beim denken eines "satanischen" Gedankens erwischt, irgendein Mantra runterleiert oder sowas.
Und diese Kontrolle übt man selbst über sich aus, und nicht irgendein Guru - man lernt sich die Gedanken selbst zu verbieten. Darum gehts mir in dem Punkt, dass die Instanz, die einen kontrolliert, man selbst ist, aber halt im Sinne eines Gurus, nur übt der Kontrolle nicht direkt aus, die direkte Kontrolle übt man SELBST aus.
Hm, Emotion kommt nie vom Selbst und ist darum immer fremdbestimmt?
Wieso, seh ich grade nicht ein.
Gruss
Distel