eCall
#1
Automatischer Notruf bis 2009

4.02.05

112 mit selbständiger Standortangabe rettet 2000 Leben

Bei einem Treffen im Rahmen des eSafety-Programms haben sich Unternehmen, Vertretern der EU-Mitgliedstaaten und Mitgliedern des Europäischen Parlaments darauf verständigt, das europäische eCall-System bis zum Jahr 2009 durchzusetzen. Das System kann einen Notruf - entweder automatisch nach einem Zusammenstoß oder manuell ausgelöst - an eine Notrufzentrale absetzen und den genauen Unfallort durch automatische Standortübermittlung mitteilen.

Bis Ende 2005 sollen die Normen und Spezifikationen für das eCall-System festgelegt werden, für 2006 sind vollständige Feldtests geplant und ab 2009 sollen alle Neufahrzeuge mit der eCall-Technik ausgerüstet werden. Jüngsten Untersuchungen zufolge könnten durch die schnellere Übermittlung zusammen mit genauer Standortangabe jährlich bis zu 2000 Menschen zusätzlich gerettet werden.

Anmerkung: Ich könnte mir denken, daß auf diese Art und Weise auch die ständige Überwachung des KFZ möglich ist. So wäre jede Autofahrt überwacht. Über die Mobiltelefone könnte zudem auch noch die Personen im KFZ identifiziert werden. Vielleicht läßt man sich auch noch die Hintertür offen und zapft das Navigationssystem des Autos an. Es würde sich nun herausfinden lassen woher man kommt und wohin man fährt. Wieder alles aus Gründen der Sicherheit. Leider habe ich noch keine technische Erklärung zu eCall gefunden, sodaß meine Anmerkung ersteinmal eine Vermutung ist. Ich bleib dran.



Ovanalon
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#2
Am Rande ein Beitrag eines Lesers aus dem Heise-Nachrichten-Forum. Der Beitrag bestätigt zwar noch nicht meine Vermutung, dennoch ist er ganz aufschlußreich.



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8. Februar 2005 14:56
eSafety, eCall - eBlödsinn
tomduly

Ein weiteres EU-Förderprojekt mit dem Steuermillionen der EU-Bürger
versenkt werden.

Ich spreche aus Erfahrung, weil ich selber an der Entwicklung eines
"Notruf-Handys" mit integriertem GPS innerhalb eines EU-Projektes
Ende der neunziger Jahre beteiligt war und seither an mehreren
EU-Projekten mitgearbeitet habe

EU-Projekte laufen meist nach ähnlichen Mechanismen ab: ein
Projektberatungsbüro (Consultant) sucht sich ein passendes Konsortium
aus Industrieunternehmen, Uni-Instituten und industrienaher Forschung
zusammen, garniert mit der einen oder anderen Organisation aus der
Ebene der "Anwender". Gerne gehört wird in Brüssel ein schlüssiges
Konzept mit einem "Benefit for all". Dann muss das zu jeweiligen
Zeitpunkt hippe Schlagwort möglichst oft im Projektnamen und -Antrag
vorkommen. Damals wars "Telematics", gerade am Auslaufen sind alle
"e-"Akronyme, egal ob eCall, eSafety, eSignature - Hautpsache "e-".
Im kommenden Rahmenprogramm heisst das Zauberwort "Nanosciences" -
hierfür macht die EU mehrere Milliarden Euro Fördermittel locker.
"nanoSafety" wär doch ein nettes Projektakronym.

Hat man dann das Glück (und die richtigen "Einfädler" vor Ort in
Brüssel, die die richtigen Directeurs General und die Project
Officers der EU kennen) und schafft die Antragshürde, dann läuft es
nach Schema F. Ein Meilensteinplan definiert die einzelnen
Deliverables und Milestones, sprich Papierberge und möglichst
tragbare Demonstrator-Aufbauten. Denn die Project Reviewer
("Assessment Panels") reisen äußerst ungern zu den Projekten, man
lädt lieber nach Brüssel. Dort tritt das Konsortium dann jährlich zum
Annual Review an, in einem viel zu kleinen Raum, ohne
Vorbereitungszeit oder Präsentationsmöglichkeiten, die über einen
Beamer und Powerpoint hinausgehen.

Die Reviewer wollen auch gar nicht "wirkliches" sehen. Powerpoint
reicht völlig. Bei kritischen Reviewer-Fragen zum Verlauf oder Sinn
des Projekts begegnet der gewiefte Projektmanager damit, dass er
einen überzeugend auftretenden Vertriebsmann einer am Projekt
beteiligten Firma mitnimmt, die die Projektergebnisse in Form von
innovativen Produkten oder Services den EU-Bürgern zugute kommen
lässt (...benefit for all...).

Ach ja, was die EU auch sehen will, sind eifrige PR-Massnahmen, gut
sind Messen und Symposien, an denen auch die richtigen EU-Vertreter
ohnehin sind (Telecom-Messe in Genf, IST-Konferenzen in
Skandinavien).

Und natürlich Patente und neue Standards. Das finden sie in Brüssel
ganz geil. Mitarbeit in Normungsgremien, schließlich wurde ja auch
der GSM-Mobilfunkstandard so geboren.

Hat man zwei Drittel der Projektlaufzeit mit guten Review-Noten
hinter sich gebracht, dann ists eigentlich gelaufen, es sei denn, ein
"Neuer" in der Review-Kommission versucht sich auf Kosten des
Projekts zu profilieren und droht wegen irgendeiner Sache mit nem
"Red Flag". Kein Problem, dann legt man halt das Projekt für ein
Vierteljahr auf Eis, schadet der Innovation natürlich nicht und
kümmert sich um den Kotau beim Reviewer und Project Officer, um
weitermachen zu dürfen. Ists dann vorbei, sind sie wieder ganz lieb
zu einem, vor allem, wenn das Projekt eine positive Presse bekommt,
dann wird man von Brüssel ganz artig herumgereicht. Hat man das auch
durchgestanden, dann legt man die Projektergebnisse (Papier) in einen
Aktenschrank und wendet sich dem nächsten Projektantrag zu.

Die eSafety-Leute sind gerade in der "post mortem"-PR-Phase ihres
Projekts und verkünden dieses und jenes, in ihrem Fall "Notrufsystem
für Autos soll 2009" kommen. Es kamen schon verschiedene solcher
Systeme und gingen auch wieder geräuschlos. Das ganze ist ein
normaler Vorgang in der Schlussphase von EU-Projekten, nichts
besonderes.

Als die USA ihr E911-Programm anfingen, mit dem automatisch der
Standort des Anrufers bei einen Notruf (911) an die Leitstellen
übermittelt werden sollte, wurden die EU-ropäer natürlich auch aktiv
und Flugs kam ein E112-Projekt daher.
Ums E911 in den Staaten ist es seltsam still geworden, die meisten
GPS-TOA-Triangulations-Laufzeit-Handy-Lokalisierungs-Startup-Companie
s sind wieder in der Versenkung verschwunden und der
Einführungstermin für "E911 für alle" wurde Jahr für Jahr verschoben.

Der E112-Standard in der EU wurde auch schon mehrfach angekündigt, wo
isser? Mit eSafety/eCall hat man diesem Konzept eine Frischzellenkur
verpasst, schön. Wer setzt es um? Nachrüstpflicht für Altautos? Wer
zahlt den Mehrpreis bei Neuwagen für die Telematic Unit und die
Mobilfunkkosten?

Ist eine automatische Unfall-Notruf-Lokalisierung so dringend
erforderlich? Zumindest in D fällt die Zahl der Verkehrstoten Jahr
für Jahr, die Durchschnittszeit zwischen Notruf und Eintreffen des
Rettungsdienstes an einem Unfallort liegt unter 15min - so what? Sinn
machen würde so ein eSafety-System doch erst, wenn es gleich noch den
Zustand des Verunfallten beurteilen und mitsenden könnte.

Übrigens gibt es andere interessante Telematik-Ideen fürs Auto schon
länger. Beim OBD-III-Standard (On-Board-Diagnose der Motorsteuerung)
ist eine Option vorgesehen, eine Telematikmeldung abzusetzen, wenn
ein Defekt in der Motorsteuerung/Abgasreinigung auftritt, der eine
Verletzung der Abgasvorschriften vermuten lässt. Die Meldung wird von
einer staatlichen Stelle empfangen, die dynamisch die Kfz-Steuer dem
tatsächlichen Emissionsverhalten des Fahrzeugs anpasst. So zwingt man
die Leute, die jahrelang mit defektem Kat o.ä. durch die Gegend
fahren über den Geldbeutel in die Werkstatt...Die Idee ist übrigens
kein Witz, sondern wird in den US-Bundesstaaten ernsthaft diskutiert.
Stichworte für Google: SAE OBD OBD2 OBD3 etc.

Beobachtet mal die Beteiligten der o.g. EU-eProjekte - wetten, dass
wir den einen oder anderen in den kommenden nano-Projekten
wiederfinden??


Tom

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Ovanalon
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