Neutralität im Alltag
#1
Hallo ihr lieben,

Ich habe mich kürzlich mit Paganlord über dieses Thema unterhalten und Er meinte ich solle meine Frage doch öffentlich stellen, da sie sicher nicht nur für mich intressant ist, und vermutlich eine intressante Disskusion liefern könnte.
Was ich hiermit machen möchte:

Ich las letztens in einem Buch....
Zitat:Speziell das Thema Neutralität, das darin zum Schluss nochmal zusammengefasst wird, bereitet mir Kopfzerbrechen.
Zitat:Respektiere alles was IST! Doch denke daran, respektieren heisst nicht, daß Du es akzeptieren musst!
Heißt es da....
Beinhaltet das nicht immer sofort eine persönliche Wertevorstellung?
Aber diese Wertevorstellung sollte doch im Sinne der Neutralität eben vermieden werden, oder nicht?
Ich hab das Heute mal an mir selbst versucht zu beobachten, als ich in der Arbeit war, und ein Passagier nach dem Andren bei mir zur Kontrolle kam.
Ich versuchte Jeden neutral zu betrachten, und merkte bald wie schwer es ist nicht schon beim ersten Blick für eine Person intuitiv entweder Abneigung oder Sympathie zu empfinden.
Andererseits ist doch gerade die Intuition im Leben sehr wichtig, was wiederum sofort eine Wertevorstellung nach sich zieht......
Wie also soll man da Neutral werden/sein/bleiben?

Bezieht sich denn die Neutralität nur auf die Tat? oder eben doch auch auf die Gedanken? Was dann etwas wie Liebe und Freundschaft auch wieder ausschließen müsste.

Ich könnte an dieser Stelle ewig so weitermachen und Beispiele bringen warum ich Intuition und Neutralität für nicht vereinbar halte, aber ich würde mich damit einfach nur im Kreis drehen.
Vieleicht sehe ich das aber auch aus einer falschen Perspektive....
Hab ich hier irgendwo einen Denkfehler, oder ist das einfach so?
Irgendwie würde mir der Gedanke auf ein Leben ohne Gefühle nicht gefallen....

Ich muss dazusagen, das ich von Paganlord bereits eine Antwort dazu erhalten habe, doch ich würde an dieser Stelle gerne eure Meinung dazu hören.

@ Paganlord: Wenn Du willst kann ich ja im späteren Verlauf dieses Threads auch Deine Antwort dazukopieren, bzw Du machst es selber wo/wann Du meinst.
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#2
Deine Intuition sagt dir, ob dein Gegenüber dir wohlgesonnen ist. Nur deine Logik versucht ein Werturteil, wie böser oder guter Mensch hineinzuinterpretieren. Dabei kennst du deinen Gegenüber gar nicht. Hast ihn noch nie gesehen und doch ist da ein Gefühl (Intuition), das dir Sympathie oder Antipathie mitteilt. Neutralität bedeutet dieses sehr wohl wahrzunehmen, dennoch nichts hineinzudenken, sondern denjenigen so sein zu lassen, wie er ist. Ob es dir gefällt oder nicht?
Gedankenneutralität.

Ajax
-
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#3
man kann trotz einer intuition, die eine angenehme schwingung oder eine unangenehme auspulsung erkennt, seinen emotionalen (und damit neutralen) abstand wahren. unangenehmen menschen geht man einfach aus dem weg. das tun tiere auch, und die sind beides: neutral und intuitiv.

umgedreht dann bei angenehmer ausstrahlung. da fuehlt man sich hingezogen und in der naehe desjenigen wohl. also bleibt man dort, so wie man vielleicht gerne an der sonne liegt, weil einem die ausstrahlung derselben gut tut.

alexis
EigenSinnige Frauen
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#4
Zitat:
Zitat:Respektiere alles was IST! Doch denke daran, respektieren heisst nicht, daß Du es akzeptieren musst!
Heißt es da....
Beinhaltet das nicht immer sofort eine persönliche Wertevorstellung?
Aber diese Wertevorstellung sollte doch im Sinne der Neutralität eben vermieden werden, oder nicht?

Wenn ich sehe, daß Herr XY Alkoholiker ist, wodurch er sich selbst und sein Umfeld schädigt, kann ich diesen Umstand sehr wohl wahrnehmen, ohne ihn annehmen zu müssen. Und im Grunde bedeutet genau das Neutralität für mich; zu sehen, wie die Dinge sind, aber sie deswegen nicht zwangsläufig zu ändern oder zu übernehmen. Sicher hat das mit einer `persönlichen` Wertevorstellung zu tun. Wenn diese sich jedoch im Einklang mit der Neutralität befindet, ist sie schon wieder nicht wirklich persönlich und das eine widerspricht dem anderen nicht.

Zitat:Ich hab das Heute mal an mir selbst versucht zu beobachten, als ich in der Arbeit war, und ein Passagier nach dem Andren bei mir zur Kontrolle kam.
Ich versuchte Jeden neutral zu betrachten, und merkte bald wie schwer es ist nicht schon beim ersten Blick für eine Person intuitiv entweder Abneigung oder Sympathie zu empfinden.

Da schließe ich mich den Vorrednern an. Der Insinkt teilt mit, ob der Gegenüber Freund oder Feind ist. Punkt. Alles, was da dazugebracht wird (wie z.B.,`Ist mir unsymphatisch, weil Nase mitten im Gesicht`), ist bereits lediglich ein Werturteil der Logik, die versucht, das instinktive Empfinden zu erklären.

Zitat:Andererseits ist doch gerade die Intuition im Leben sehr wichtig, was wiederum sofort eine Wertevorstellung nach sich zieht......

Nicht zwangsläufig, nein.
Die Intuition an sich hat mit Wertevorstellung nichts zu tun.
Das ist die Logik. Wenn man sich dessen bewußt ist und sich selbst aufmerksam beobachtet, kann man das sehr wohl trennen.

Zitat:Wie also soll man da Neutral werden/sein/bleiben?

Es einfach bleiben, sprich, keinen unnötigen Ballast reindenken.
Im Grunde ist das Meiste von dem, was gedacht wird unnötiger Ballast - und noch nicht einmal auf dem eigenen Mist gewachsen.
Insofern ist das recht einfach - am Besten gar nicht viel denken.

Zitat:Bezieht sich denn die Neutralität nur auf die Tat? oder eben doch auch auf die Gedanken?

Sowohl als auch. Sie ist der Kontex, in dem beides gehalten wird und geschieht.

Zitat:Was dann etwas wie Liebe und Freundschaft auch wieder ausschließen müsste.

Wenn man Liebe und Freundschaft an Emotionalität festmacht, ja.

Zitat:Ich könnte an dieser Stelle ewig so weitermachen und Beispiele bringen warum ich Intuition und Neutralität für nicht vereinbar halte, aber ich würde mich damit einfach nur im Kreis drehen.
Vieleicht sehe ich das aber auch aus einer falschen Perspektive....
Hab ich hier irgendwo einen Denkfehler, oder ist das einfach so?

Der Denkfehler besteht darin, daß nur der Instinkt/die Intuition und die Neutralität vereinbar sind.

Zitat:Irgendwie würde mir der Gedanke auf ein Leben ohne Gefühle nicht gefallen....

Tanzt ihr Puppen... *trällert*


Grüße.
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#5
Zitat:Irgendwie würde mir der Gedanke auf ein Leben ohne Gefühle nicht gefallen....

so ist es doch garnicht! es geht um das, was dich durch deine sogenannten gefuehle kontrolliert. wer bestimmt denn ob du traurig, wuetend oder verliebt bist? doch nicht du selbst! und nur darum geht es uns hier. um unser recht auf selbstbestimmung und tatsaechliche freiheit.

alexis
EigenSinnige Frauen
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#6
Hm, also angenommen das Gegenüber ist auf Anhieb unsympathisch (Instinkt), dann schaltet sich normalerweise die Logik ein und sucht eine Begründung für diese spontane Antipathie. Das wäre dann das "Werturteil".

Die Logik hier in den Griff zu bekommen und Werturteile abzuschalten hat weder was mit "gefühlslos" noch mit "kalt" zu tun - es ist "neutral".

Das Gegenüber IST so wie es ist und das liegt entweder auf derselben Schwingung oder eben nicht.
Daran etwas ändern zu wollen wäre Aufgabe der Logik ergo nicht intuitiv. Die Logik sucht nach positiven (Werturteil) und negativen (Werturteil) Seiten des Gegenübers und unterm Strich kommt eine "Bewertung" raus.
Diese "Bewertung" verleitet dann zu einer Handlung ... somit wäre diese Handlung nicht "instinktiv" sonder "emotional", "logisch", "fremdgesteuert".

Also zumindest verstehe ich das so. Bitte korrigiert mich, sollte noch was fehlen oder nicht richtig sein.

Liebe Grüsse
Spiritys
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#7
Zitat:Diese "Bewertung" verleitet dann zu einer Handlung ... somit wäre diese Handlung nicht "instinktiv" sonder "emotional", "logisch", "fremdgesteuert".

Die Bewertung verleitet zu einem Gedanken und einer Meinung.
Eine Handlung wäre erst die Wirkung, also die Umsetzung des Gedankens. Das würde ich ebenfalls der Logik zuordnen.

Concordia domi, foris pax.

Ajax
-
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#8
Terve!
Wie ist es denn mit der Neutralität in einer Familie?? Häh?
Mein Gedanke speziell ist jetzt folgender: In einer Eltern-Kind-Beziehung ist es nun mal denke ich nicht einfach sich dem Kind gegenüber neutral zu verhalten! Besonders bei Kleinkindern ist es ja so, das sie noch nicht wirklich "entscheiden" können. Müsste man das Kind jetzt sich selbst überlassen um neutral zu sein? Geht das überhaupt? Ich hoffe ihr versteht was ich meine... Häh?
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#9
Zitat:Wie ist es denn mit der Neutralität in einer Familie?? 
Mein Gedanke speziell ist jetzt folgender: In einer Eltern-Kind-Beziehung ist es nun mal denke ich nicht einfach sich dem Kind gegenüber neutral zu verhalten! Besonders bei Kleinkindern ist es ja so, das sie noch nicht wirklich "entscheiden" können. Müsste man das Kind jetzt sich selbst überlassen um neutral zu sein? Geht das überhaupt? Ich hoffe ihr versteht was ich meine...

Hallo Llynya,
schau in die Natur. Kinder lernen durch Nachahmung. Lebe ihnen das vor, was du selbst als den richtigen Weg empfindest. Wildtierkinder haben fast Narrenfreiheit. Gemaßregelt wird von den anderen Sippen-/Rudel-/Herdenmitgliedern nur wenn Gefahr im Verzuge ist oder wenn es Zeit ist kleinen Emporlingen soziale Strukturen zu verdeutlichen.
Kinder haben gar nicht das Bedürfnis sich selbst überlassen zu bleiben. Je kleiner sie sind desto mehr müssen wir uns als "Säugetiere" um ihre körperlichen Bedürfnisse kümmern. Schwierig wird es in unserer Zivilisation erst, wenn das Kind mehr braucht als satt, sauber, Körperkontakt.
Die vielen Verbote und Gebote, mit denen Kinder in der Regel konfrontiert werden, verbiegen und manipulieren im Höchstmaße die Persönlichkeit.
Kinder sollten so früh wie möglich und so oft wie möglich eigene Entscheidungen treffen können.
Betrachtet man Kinder als intelligente Gäste und nicht als Eigentum, so erklärt man ihnen die Welt und die einfachen Zusammenhänge und läßt sie entscheiden. (schon 3-Jährige sind fähig Entscheidungen zu treffen - in ihrem Rahmen).
Nur so lernt der Mensch frühzeitig, dass eigenes Handeln Konsequenzen und Wirkungen hervorruft. (z.B. ist es besser ein Dreijähriger fährt mit seinem Bobby-Car abschüssig gegen den Baum aus Selbstüberschätzung, als ein 18 Järiger mit seinem 1. Auto).
Je mehr man fähig ist (seine) Kinder als eigenständige Persönlichkeiten wahrzunehmen, desto neutraler kann die eigene Haltung sein.

Da wir Kinder vor der Umwelt nicht bewahren können müssen wir den Mut haben Kinder aus unserem eigenen Käfig von Sorge und Angst (und daraus resultierender Kontroll- und Manipuliersucht) zu entlassen.

Vollkommene Neutralität ist nicht möglich, da wir als Vorbilder und logisch Erklärende immer auch ein Wertesystem vertreten. Aber unsere Emotionen sollten dabei zurücktreten, damit "unser Gast" auch wirklich eine Wahl hat.

Das Thema ist ein weites Feld
Lieben Gruß SIMETRA
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#10
Hallo Llynya, Simetra und alle Mitlesenden!

Zitat:Terve!
Wie ist es denn mit der Neutralität in einer Familie??
Mein Gedanke speziell ist jetzt folgender: In einer Eltern-Kind-Beziehung ist es nun mal denke ich nicht einfach sich dem Kind gegenüber neutral zu verhalten! Besonders bei Kleinkindern ist es ja so, das sie noch nicht wirklich "entscheiden" können. Müsste man das Kind jetzt sich selbst überlassen um neutral zu sein? Geht das überhaupt? Ich hoffe ihr versteht was ich meine...

Einfache Frage = einfache Antwort. Die Neutralität verpflichtet Dich, Dich solange um Dein Kind zu kümmern, bis es selbst für sich sorgen kann. Simetra sagte schon, sieh in die Natur und kopiere es. Dein Kind wird Dein Verhalten zu fast 100% kopieren. Damit ruht eine große Verantwortung auf Deinen Schultern. Vorbild zu sein, das ist nämlich nicht immer leicht. Wenn Du aber willst, daß die Brut gut gerät, dann sei Dir über jedes Deiner Worte, jede Deiner Stimmungen, jede Tat und alles was Du tust ganz genau bewußt. Dein Kind beobachtet Dich haargenau und wird Dich in allem kopieren – im Guten wie im Schlechten.

Neutralität bzw. neutral zu sein bedeutet nicht, daß man sich um Nichts zu scheren hat oder um nichts zu kümmern hat. Neutralität und neutral sein heißt: Daß man sich nur um seinen eigenen Kram kümmert und alle Dinge, die uns nichts angehen, um die kümmert man sich eben nicht. Das ist der kleine, aber feine Unterschied, der die Neutralität ausmacht. Dein Kind geht Dich eindeutig etwas an, also sorge dafür, daß es so frei und so unmanipuliert aufwächst, wie möglich und das es nur die Mutter (also Dich) kopiert und sonst niemand Einfluß auf das Kind gewinnen kann. Soweit das möglich ist. Besonders schädlich sind PC-Spiele, Fernsehen, Musik und alle diese Dinge. Auch kulturelle Einflüsse, mit denen Du Dein Kind in Berührung bringst, sollten gut durchdacht sein. Multikultur hat noch niemanden genutzt, also erziehe Dein Kind im Sinne des Kulturkreises, dem Du auch angehörst. Das ist natürlich und das ist auch neutral.



Zitat:Vollkommene Neutralität ist nicht möglich,

Doch Simetra, das ist möglich und die Natur führt es uns tagtäglich vor Augen. Vielleicht hast Du aber auch den Begriff Neutralität bisher falsch oder unzureichend definiert?


Grüße



Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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