Pegasus
#1
Pegasus im Joche


Auf einen Pferdemarkt - vielleicht zu Haymarket,
Wo andre Dinge noch in Ware sich verwandeln,
Bracht einst ein hungriger Poet
Der Musen Roß, es zu verhandeln.

Hell wieherte der Hippogryph,
Und bäumte sich in prächtiger Parade,
Erstaunt blieb jeder stehn, und rief:
Das edle, königliche Tier! Nur schade,
Daß seinen schlanken Wuchs ein häßlich Flügelpaar
Entstellt! Den schönsten Postzug würd es zieren.
Die Rasse, sagen sie, sei rar,
Doch wer wird durch die Luft kutschieren?
Und keiner will sein Geld verlieren.
Ein Pachter endlich faßte Mut.
Die Flügel zwar, spricht er, die schaffen keinen Nutzen,
Doch die kann man ja binden oder stutzen,
Dann ist das Pferd zum Ziehen immer gut.
Ein zwanzig Pfund, die will ich wohl dran wagen;
Der Täuscher, hochvergnügt die Ware loszuschlagen,
Schlägt hurtig ein: "Ein Mann, ein Wort",
Und Hans trabt frisch mit seiner Beute fort.

Das edle Tier wird eingespannt.
Doch fühlt es kaum die ungewohnte Bürde,
So rennt es fort mit wilder Flugbegierde,
Und wirft, von edelm Grimm entbrannt,
Den Karren um an eines Abgrunds Rand.
Schon gut, denkt Hans. Allein darf ich dem tollen Tiere
Kein Fuhrwerk mehr vertraun. Erfahrung macht schon klug.
Doch morgen fahr ich Passagiere,
Da stell ich es als Vorspann in den Zug.
Die muntre Krabbe soll zwei Pferde mir ersparen,
Der Koller gibt sich mit den Jahren.

Der Anfang ging ganz gut. Das leichtbeschwingte Pferd
Belebt der Klepper Schritt, und pfeilschnell fliegt der Wagen.
Doch was geschieht? Den Blick den Wolken zugekehrt,
Und ungewohnt, den Grund mit festem Huf zu schlagen,
Verläßt es bald der Räder sichre Spur,
Und treu der stärkeren Natur
Durchrennt es Sumpf und Moor, geackert Feld und Hecken,
Der gleiche Taumel faßt das ganze Postgespann,
Kein Rufen hilft, kein Zügel hält es an,
Bis endlich, zu der Wandrer Schrecken,
Der Wagen wohlgerüttelt und zerschellt,
Auf eines Berges steilem Gipfel hält.

Das geht nicht zu mit rechten Dingen,
Spricht Hans mit sehr bedenklichem Gesicht.
So wird es nimmermehr gelingen;
Laß sehn, ob wir den Tollwurm nicht
Durch magre Kost und Arbeit zwingen.
Die Probe wird gemacht. Bald ist das schöne Tier,
Eh noch drei Tage hingeschwunden,
Zum Schatten abgezehrt. Ich habs, ich habs gefunden,
Ruft Hans. Jetzt frisch, und spannt es mir
Gleich vor den Pflug mit meinem stärksten Stier.

Gesagt, getan. In lächerlichem Zuge
Erblickt man Ochs und Flügelpferd am Pfluge.
Unwillig steigt der Greif, und strengt die letzte Macht
Der Sehnen an, den alten Flug zu nehmen.
Umsonst, der Nachbar schreitet mit Bedacht,
Und Phöbus' stolzes Roß muß sich dem Stier bequemen,
Bis nun, vom langen Widerstand verzehrt,
Die Kraft aus allen Gliedern schwindet,
Von Gram gebeugt das edle Götterpferd
Zu Boden stürzt, und sich im Staube windet.

Verwünschtes Tier! bricht endlich Hansens Grimm
Laut scheltend aus, indem die Hiebe flogen.
So bist du denn zum Ackern selbst zu schlimm,
Mich hat ein Schelm mit dir betrogen.

Indem er noch in seines Zornes Wut
Die Peitsche schwingt, kommt flink und wohlgemut
Ein lustiger Gesell die Straße hergezogen.
Die Zither klingt in seiner leichten Hand,
Und durch den blonden Schmuck der Haare
Schlingt zierlich sich ein goldnes Band.
Wohin, Freund, mit dem wunderlichen Paare?
Ruft er den Baur von weitem an.
Der Vogel und der Ochs an einem Seile,
Ich bitte dich, welch ein Gespann!
Willst du auf eine kleine Weile
Dein Pferd zur Probe mir vertraun,
Gib acht, du sollst dein Wunder schaun!

Der Hippogryph wird ausgespannt,
Und lächelnd schwingt sich ihm der Jüngling auf den Rücken.
Kaum fühlt das Tier des Meisters sichre Hand,
So knirscht es in des Zügels Band,
Und steigt, und Blitze sprühn aus den beseelten Blicken.
Nicht mehr das vorge Wesen, königlich,
Ein Geist, ein G*tt, erhebt es sich,
Entrollt mit einemmal in Sturmes Wehen
Der Schwingen Pracht, schießt brausend himmelan,
Und eh der Blick ihm folgen kann,
Entschwebt es zu den blauen Höhen.

Friedrich Schiller



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#2
Die Führer des Lebens

Zweierlei Genien sinds, die dich durchs Leben geleiten,
Wohl dir, wenn sie vereint helfend zur Seite dir stehn!
Mit erheiterndem Spiel verkürzt dir der eine die Reise,
Leichter an seinem Arm werden dir Schicksal und Pflicht.
Unter Scherz und Gespräch begleitet er bis an die Kluft,
Wo an der Ewigkeit Meer schaudernd der Sterbliche steht.
Hier empfängt dich entschlossen und ernst und schweigend der andre,
Trägt mit gigantischem Arm über die Tiefe dich hin.
Nimmer widme dich einem allein. Vertraue dem erstern
Deine Würde nicht an, nimmer dem andern dein Glück.

Schiller


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#3
Zitat:Die Führer des Lebens

Zweierlei Genien sinds, die dich durchs Leben geleiten,
Wohl dir, wenn sie vereint helfend zur Seite dir stehn!
Mit erheiterndem Spiel verkürzt dir der eine die Reise,
Leichter an seinem Arm werden dir Schicksal und Pflicht.
Unter Scherz und Gespräch begleitet er bis an die Kluft,
Wo an der Ewigkeit Meer schaudernd der Sterbliche steht.
Hier empfängt dich entschlossen und ernst und schweigend der andre,
Trägt mit gigantischem Arm über die Tiefe dich hin.
Nimmer widme dich einem allein. Vertraue dem erstern
Deine Würde nicht an, nimmer dem andern dein Glück.

Schiller

sehr schoen und geheimnisvoll. welche beiden meint er wohl?

alexis
EigenSinnige Frauen
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#4
alexis schrieb:welche beiden meint er wohl?
Gute Frage. Als ich das gelesen habe, hatte ich das Gefühl irgendwie genau nachempfinden zu können, was er meinte - ohne den Kindern einen Namen geben zu können, zumindest keinen, bei dem ich mir auch nur annähernd sicher gewesen wäre. Klingt vermutlich etwas sonderlich.
Hast Du vielleicht eine Idee, liebe Griechin?
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#5
Ich bin zwar nicht angesprochen, aber ich denke es handelt sich um die Freude, und die Trauer.
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#6
He, das ist auch ein interessanter Gedankengang.
Lustig, wie unterschiedlich da die Empfindungen sind. Ich dachte an Liebe und Wahrheit.
Aber ich bin geneigt zu denken, daß Du es bist, der da richtig liegt.
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#7
Ich finde das Gedicht überhaupt nicht schön. Es liegt einfach voll daneben!
“Seine Pflicht erkennen und tun, das ist die Hauptsache.” Friedrich der Große
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#8
Desperado schrieb:Ich finde das Gedicht überhaupt nicht schön.

Heul doch...

Zitat:Es liegt einfach voll daneben!

Führst Du das näher aus, oder hüllst Du Dich wie gewohnt in nichtssagendes Schweigen? Fettes Grinsen
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#9
Ich bin hier nicht dein Depp verstanden! Mir sagt das Gedicht eben nichts, ich finde es langweilig so wie die meisten blöden Gedichte.
“Seine Pflicht erkennen und tun, das ist die Hauptsache.” Friedrich der Große
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#10
Desperado schrieb:Ich bin hier nicht dein Depp verstanden!
Ich habe noch nicht einmal richtig angefangen, Dich wie einen Deppen zu behandeln. Keine Sorge, Du wirst den Unterschied sofort bemerken.
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