Abnoba
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Für Liebhaber der irisch-keltischen Sagenwelt:
Ich kruschtele ja nun ganz gerne mal in Zweite-Hand-Bücher-Kisten (was`n Wort) und bin dabei kürzlich - zumindest für meinen Geschmack - auf einen echten Schatz gestoßen.
Für manchen vielleicht leider ein Wermutstropfen - ich habe im Internet nach einer deutschen Ausgabe gesucht, bislang aber keine gefunden. Der interessierte Leser muß sich also mit der englischen Originalfassung begnügen (womit sich ganz von selbst ausselektiert, wer ein interessierter Leser ist, und wer nicht ).
Es lohnt sich in jedem Fall.
Das Buch heißt Irish Folk & Fairy Tales, der Autor ist Michael Scott.
Ursprünglich sind das wohl drei Einzelbände gewesen, ich habe allerdings den kompletten Sammelband ergattert, welcher 42 irische Sagen/Legenden umfaßt.
Ganz durch bin ich noch nicht, aber bislang finde ich es einfach ganz wundervoll.
Erschienen ist das Buch unter Warner Books, ISBN 0 7515 08861.
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Ich habe mir in Irland nach langem Aussuchen folgende zwei Bücher gekauft:
The Irish Fairy Book von Alfred Perceval Graves. Das Buch enthält verschiedene keltische Sagen u.a. auch The Coming of Finn und viele sehr schöne Bleifstift- und Federzeichnungen, die das Buch ansprechend illustrieren.
Die fairy tales fangen in etwa alle so an: *seufz* *schön* *entzückt*
AT the time Finn was born his father Cumhal, of the sons of Baiscne, Head of the Fianna of Ireland, had been killed in battle by the sons of Morna that were fighting with him for the leadership. And his mother, that was beautiful long-haired Muirne, daughter of Tadg, son of Nuada of the Tuatha de Danaan and of Ethlinn, mother of Lugh of the Long Hand, did not dare to keep him with her; and two women, Bodhmall, the woman Druid, and Liath Luachra, came and brought him away to care for him.
Das andere Buch heißt. Celtic Fairy Tales collected by Joseph Jacobsund besitzt ebenfalls einige Zeichnungen, auch wenn diese nicht an diejenigen vom zuerst vorgestellten Buch heranreichen.
Hexlein
Ein schwacher Verstand ist wie ein Mikroskop, das Kleinigkeiten vergrößert und große Dinge nicht erfaßt.
Gast_Abnoba
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He, ich sehe, wir verstehen uns.
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Oh, wenn ich englisch sehe, dann wird mir ganz .
Abnoba, Du könntest doch ab und zu mal ne Sage übersetzen, ich möchte auch seuftzen .
Manchmal muss man Grenzen überschreiten, um neue Wege zu schaffen!
Abnoba
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So, willst Du *frech grinst*?!
Das kann ich gerne machen, aber nur bei ernsthaftem Interesse - die sind eben nicht nur drei Seiten lang, und für umsonst mache ich mir die Arbeit nicht.
Abnoba
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Ich habe nun doch einige recht kurze Märchen entdeckt, und mal eines herausgepickt:
Geburt des Shannon
Sinann hockte geduckt hinter einer Hecke wilder Stechpalme, den Erzmagier beim Vollenden der Beschwörung, und dem entscheidenden Berühren der in den kristallenen Springbrunnen eingeritzten Runen beobachtend.
Die Druiden traten zurück und der Erzmagier berührte den Grund des Brunnens mit seinem langen Erlenstab. Sofort schwoll das Wasser an, und ging in einem anmutigen Bogen hernieder, sich in den ersten, schräg einfallenden Strahlen der Morgensonne in einer Millionen winziger Diamanten brechend.
Dann berührte er jeden der sieben Haselnußsträucher, die den Brunnen umgaben, verband sie zu einem Schutzkreis um ihn. Die Blätter an den Sträuchern begannen heftig zu erzittern, die Beeren pulsierten und pochten mit langsamer Beharrlichkeit, und vor ihren Augen schwollen die Haselnüsse an und erhärteten.
Der Erzmagier verneigte sich ehrerbietig. 'Seht dort, die Frucht der Weisheit.'
Die Druiden murmelten einen Refrain, als der alte Mann die Früchte inspizierend von Strauch zu Strauch ging. 'Sie alle sind perfekt; unser Werk ist vollendet.'
Er stützte sich auf seinen langen Stab, und seine harten grauen Augen wurden sanft, als sie in die Morgensonne blickten.
'Es ist der Anfang vom Ende.'
Mit der Sonne im Rücken wendete er sich ab, und ging von dem kleinen Hain, der den Kristallbrunnen umgab, fort.
'Wie lange wird es dauern?', fragte einer der jüngeren Männer.
'Bis Menschen das Wissen darum erlangen, seinen Schutz zu brechen.'
Er machte eine Geste zurück zum Hain. 'Wir haben das vollständige Wissen der Tuatha De Danann in diese sieben Sträucher und die Früchte, die sie tragen, eingeschlossen - wir können nicht gestatten, daß es in die falschen Hände fällt...'
Die Stimme verklang, als sie an der Maid vorübergingen und zwischen den Bäumen verschwanden.
Sinann wartete, bis sie sicher war, daß sie fort waren, bevor sie hinter den Büschen hervorkam.
Das schwache Sonnenlicht funkelte auf ihrem dunklen Haar und hob die grünliche Tönung ihrer blassen Haut hervor. Sie hob eine schwimmhäutige Hand, und schütze ihre seltsamen, schrägen Augen.
Denn Siann war von der Sippe des Lir, des Herren der See.
Langsam ging sie auf den Hain zu. Selbst aus der Distanz strahlte er eine Aura der Macht aus; eine Kraft, streng unter Kontrolle gehalten. Und die kristallne Quelle lag im Zentrum der Macht; sie war das schützende Kleinod, das die sieben, von Menschenhand veränderten Sträucher in einem unzerbrechlichen Bündnis verband.
Die Sträucher waren feinwüchsiger als normale Haseln, ihre Zweige länger, und die Farbe ihrer Blätter vibrierender - lediglich die Früchte schienen gleich zu sein.
Aber die Früchte dieser Sträucher enthielten die sieben Linien des Lernens - das vollständige Wissen der Menschen der Göttin.
Und es war an ihr, es an sich zu nehmen.
Sinann lächelte, die scharfen Zähne blitzten gelblich im Licht.
Mit dem Wissen, das sie erlangen würde, würde sie die Überreste der Tuatha bezwingen können, und die jüngere, stärkere Rasse beherrschen. Und sie würde unsterblich sein.
Sie stand neben dem Springbrunnen, berührte die Blöcke. Das Kristall war überraschend warm unter ihrer Berührung, und weich, eher wie Haut. Gleichwohl, das Wasser selbst war kalt, eiskalt.
Die Druiden würden den Hain nicht hier zurücklassen; sie wußte, sie beabsichtigten, ihn nach jenseits dieser Welt zu verschieben, in ein Schattenland, einen abgetrennten Ort, wo er lediglich für solche von großer Weisheit und geheimer Macht zugänglich sein würde.
Sie zog ihre Hand durch das eisige Wasser, ergötzte sich an dem prickelnden Gefühl, das Hand und Unterarm verschlang. Sie konnte spüren, wie die Macht des Ortes über ihren Körper kroch, und die kurzen Haare in ihrem Nacken aufrichtete.
Mit einem Schauder streckte sie ihre Hand aus, um eine der Haselnüsse abzupflücken... und ihre Welt explodierte.
Die Fontäne des Brunnens schien in alle Richtungen auszubrechen. Eine eisige Hand packte die Maid, und zog sie auf den Grund hinab, wieder und wieder.
Sie würgte, als fauliges Wasser sich seinen Weg in ihre Lunge zwang, sie erstickend, ertränkend.
Aber das war unfassbar, sie konnte nicht ertrinken - sie war eine Wassermaid!
Sinann versuchte, das Wasser zu atmen, und den lebensspendenden Sauerstoff herauszuziehen - und scheiterte.
Die Maid wurde panisch, ihre Arme schlugen wild um sich, und ihre Beine scharrten nach Halt.
Aber der Hain war fort; der Springbrunnen war fort; da war nichts, außer einer Welt von eiskaltem Wasser, welches paradoxerweise in ihrer Kehle und den Augen wie Feuer brannte. Sie wurde höher und höher getrieben.
Sie versuchte zu schreien, aber da war kein Ton, sie war taub.
Das Wasser fuhr fort anzuschwellen, aufzusteigen...
Es fiel aprupt.
Die ungeheuerliche Welle trug den zerschmetterten, leblosen Körper der Maid südlich und westwärts, schnitt eine tiefe, breite Schneise durch das üppige Land, bis sie den westlichen Ozean erreichte.
Es war ein prachtvoller Fluß, und, in Erinnerung an die Maid, würde ihn eine spätere Generation Shannon nennen.
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Ronan
Über Leinster herrschte einst ein berühmter König, Ronan, und seine Frau, Ethne. Sie hatten einen Sohn, Mael-Fothartig, der herrlichste Knabe, den es je bei den Lagern gegeben hat.
Als Ethne starb, lebte Ronan lange Zeit ohne Frau. Sein Sohn schlug ihm eine Wiedervermählung vor und Ronan erwählte daraufhin die Tochter des Königs Eochid, obwohl Mael-Fothartig ihm wegen ihrer Jugend davon abriet. Doch Ronan ließ sich nicht beirren und ehelichte sie, nachdem er ihr Lager geteilt hatte. Zurück in der Burg bezeugte sein Sohn der neuen Königin seine Ehrerbietung.
Soweit hätte alles gut sein können, doch bald fing die junge Königin an, ihrem Stiefsohn nachzustellen. Zu diesem Zweck sandte sie ihm zunächst ihre hübscheste Hofdame, die ihn in ihr Bett locken sollte, um ihm dann das Begehren der Königin auszurichten. Täte sie dies nicht, wolle sie sie umbringen lassen. So tat die Hofdame schließlich, wie ihr geheißen und richtete die Botschaft aus, Mael-Fothartig jedoch wies das Ansinnen seiner Stiefmutter voller Empörung weit von sich und beschloss, ihr fürderhin aus dem Weg zu gehen. Er fuhr daraufhin mit fünfzig Kriegern nach Schottland und trat in die Dienste des dortigen Königs, dem er alle Schlachten und Kriege gewann.
Unterdessen jedoch bedrohten die Gefolgsmänner Ronans diesen, weil er seinen Sohn grundlos außer Landes geschickt habe, so dass Mael-Fothartig gezwungen war, zurückzukehren. Auf seinem Rückweg kehrte er auf der Burg des Vaters seiner Stiefmutter ein, wo ihm bedeutet wurde, dass es sehr unfreundlich von ihm sei, diese zu verschmähen, da sie ursprünglich für ihn bestimmt gewesen sei.
Nach seiner Rückkehr wurde er herzlich empfangen und auch die gleiche Hofdame teilte wieder sein Bett. Und wieder benutzte die Königin sie, um an ihren Stiefsohn heranzukommen. Er bat einen Freund um Hilfe, der ihm die Königin auch erfolgreich vertrieb, doch diese verleumdete ihn daraufhin bei seinem Vater und erzählte diesem, er habe sie mit Hilfe seines Freundes zwingen wollen, bei ihm zu liegen, nur mit Mühe sei sie entronnen, worauf Ronan seinem Narren befahl, seinen Sohn und dessen Freund zu töten. So geschah es, doch der Narr wurde dabei auch getötet. Im Sterben noch beschwor Mael-Fothartig seinem Vater, unschuldig zu sein. Ronan schenkte ihm Glauben, doch das Unglück war geschehen. So wurde wenigstens noch an der Sippe der Königin ihre Schuld heimgesucht, ihre abgeschlagenen Köpfe bewogen sie zum Geständnis und dazu, sich in ihren eigenen Dolch zu stürzen. Schwer war Ronans Gram.
Ein schwacher Verstand ist wie ein Mikroskop, das Kleinigkeiten vergrößert und große Dinge nicht erfaßt.
Abnoba
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Schön, schön, schön!
(... daß ich nicht mehr allein mit der Keltenliebhaberei bin)
Ich freue mich, daß Du die Zeit gefunden hast, den Text zu übersetzen.
Danke für die Arbeit.
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