Verbohrt
#1
Falls das mit dem Zitieren wieder nicht klappt - es geht mir um das verbohrt wirken.

Als ich mir damals den "Zarathustra" im Goethe-Institut ausgeliehen habe, ist mir eine zweisprachige Ausgabe in die Hände gefallen.
Ganz so leicht ist diese sehr eigene Ausdrucksweise ja auch für einen Deutschen nicht und so habe ich manchmal einen Blick auf die Uebersetzung geworfen.
Der Uebersetzer, oder die ganzen Uebersetzer, die sich schon damit beschäftigt hatten, haben da einerseits ganze Arbeit geleistet, andererseits trifft ein Ausdruck in einer anderen Sprache manchmal besser.

So ist mir das eben auch mit dem "verbohrt" gegangen. Ich weiß nicht richtig, wie ich mir das erklären soll.
Die Uebersetzung ergibt obstiner oder auch obstinate und rückübersetzt kommt man dabei auf halsstarrig werden, sich verhärten, auf etwas bestehen oder in den Kopf setzen. Damit kann ich schon mehr anfangen.

Aufschlußreich ist aber das "ob" bei obstiner/obstinate so wie auch bei obstruct/obstruire.
Anders als bei construct/construire geht es bei obstruct/obstruire um etwas, das davor gesetzt, davorgebaut wird.

Und das ist etwas, was bei allen Ideologien, Bewegungen und genau definierten Lebensweisen eintritt. Diejenigen, die das strikt befolgen, oft wahrscheinlich auch sehr streng mit sich selbst umgehen müssen, bauen innerlich etwas auf, was insgesamt mehr Halt gibt.
Damit das nicht von außen ins Wanken gebracht werden kann, muß nach einiger Zeit zur Abgrenzung noch etwas ein Stück davor gebaut werden.
Das macht aber jeder auf seine singuläre Art und wird dadurch selbst singulär oder etwas Besonderes und dem hängt er ganz besonders verbohrt, vernagelt und vernietet an.
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#2
:-)

Also E.R., Du bist schon ein schräger Vogel.
Aber geistreich und diplomatisch.

Abgrenzung ist heutzutage leider sehr wichtig geworden, bei all dem Datenmüll der so umherschwirrt. Daß dann da ein wenig "logische Vernunft" auf der Strecke bleibt ist nicht verwunderlich, aber auch nicht unbedingt sehr schlimm - außer man sieht vor lauter Selbst-Obstruktion gar nicht mehr durch bzw. heraus.
Wenn die Selbst-Obstruktion dann aber ausufert, rede ich von verbohrt sein. Weil ein vorbohrter Zustand eine unnatürliche Starre auslöst.
Selbst-obstruKtion aus dem lateinischen wäre auch mit "Selbst-verschluß" zu übersetzen. Man verschließt sich selbst, realistische Kommunikation und Reflexion mit der Umwelt wird erschwert.

Zitat:Und das ist etwas, was bei allen Ideologien, Bewegungen und genau definierten Lebensweisen eintritt.

Bei über-genau definierten Lebensweisen ja, aber sonst nicht unbedingt, finde ich.
Es kann doch auch Ideologien geben, die genau das Gegenteil bewirken: "Chaos-ideologie." (Im Sinne von "Ent-struktion") Das bringt ungeheuere Flexibilität aber auch Energiezerstreuung, Wahllosigkeit und psychische Destabilisierung. Glaub mir ich hab das ausprobiert. ;-)
Oder aber welche, die genau beides zu balancieren suchen. Das ist z.B. bei mir jetzt der Fall.

Grüße
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#3

Dem ist von mir aus nichts hinzuzufügen - außer:

Gleich nach dem "vernageln" kam mir in den Sinn, dass zeitweise Ch**stliche Mystiker, dabei speziell Mystikerinnen, doch die Wundmale Ch**sti nachvollzogen.

Der Angelpunkt ist dabei wohl gar nicht die Wunde, sondern der Nagel. Und wie ich hier im Forum mitgekriegt habe, wirkt das Metall im Körper ja wie eine Antenne.
Möglicherweise ist er für die Aufrechterhaltung des Dogmas im erwähnten Sinne bedeutender als das Kreuz selbst.



Ach ja, und verbohrt sein muß von "immer wieder bohrende Fragen stellen" kommen.
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#4
Hallo E. R.!


Zitat:Der Uebersetzer, oder die ganzen Uebersetzer, die sich schon damit beschäftigt hatten, haben da einerseits ganze Arbeit geleistet, andererseits trifft ein Ausdruck in einer anderen Sprache manchmal besser.

Ich halte Übersetzungen quer durch alle Sprachen grundsätzlich für problematisch, da jede Sprache ihren eigenen "Sprachgeist" besitzt und deshalb nicht ohne weiteres übertragen werden kann. Es kommt zudem ein (frequenz)magischer Aspekt hinzu und mir ist aufgefallen, dass es "tote Sprachen" im wahrsten Sinne des Wortes gibt. Ich merke aber auch, dass Wörter, die man sich bildhaft vorstellen kann, stets am besten verstanden werden. So etwa das Wort "halsstarrig". Es ist wohl die Kommunikation mit der weiblich-intuitiven Hirnhälfte, die - zumindest nach meiner Erfahrung - in Bildern denkt und meistens mehr aussagen kann als hundert Wörter im logikbasierenden Wissenschaftsjargon und zweihundert chemische Formeln Zunge raus.


Grüße
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