26.07.12007, 00:48
Paganlord schrieb:Was das betrifft, hilft es, sich nicht an irgendwelche Vorbilder, Projekte, Filmhelden usw. zu binden. Betrachte auch jeden Lehrer nur als Wegbegleiter und Ausbildungsgehilfen und nicht als "unfehlbaren Meister". Wer seine Lebensansichten an einem logischen Menschen oder an logischen Projekten festmacht, der läuft Gefahr: 1. enttäuscht zu werden und 2. aufgrund der Enttäuschung "orientierungslos" zu werden – also zum Treibgut oder Selbstzerstörer.Da fällt mir spontan folgendes von Gustav Meyrink ein:
Was mich bewegt, über Hochstapelei auf dem Gebiete der Mystik zu schreiben, ist: ich möchte verhüten helfen, dass nicht Schwindler und Narren eine große Wahrheit verseuchen, die höchster Beachtung wert ist, obgleich sie nie für die Allgemeinheit bestimmt sein kann, denn sie fällt nicht in den Bereich »Religiosität», wie der Laie, missgeleitet durch den Klang des Wortes »Mystik«, glauben könnte, sondern viel eher in den der Psychologie. (...)
(...)
Wie nun auch die Sehnsucht jener beschaffen sein mag, die sich zu dem geheimnisvollen Gebiet des Okkultismus mit Macht hingezogen fühlen: eine Erfüllung winkt ihnen niemals — nur bittere Enttäuschung —, solange sie Hilfe und Rat bei anderen suchen, als bei sich selbst und der eigenen Seele! Entwickeln kann nur jeder sich selber, denn jegliche Entwicklung ist rein individuell. Schablonen und Rezepte versagen hier und müssen versagen. Wer Fragen stellt, der weiß überhaupt nicht, worum es sich im Grunde handelt! Außer er stellt sie an sich selbst! Belehrt muss er werden durch geistige »Osmose« — durch das, was ihm einfällt: aus dem allerinnersten eigenen Ich herüberfällt in den körperlich-seelischen Menschen. Und darum möchte ich denen, die da suchen aus Sehnsucht, zurufen: hüte dich vor den sogenannten »Führern«!
Von Gustav Meyrink (1927)