Die Macht von Gebäuden und deren Symbolkraft
#1
Wenn wir über Symbole und deren Bedeutung reden, dann dürfen wir in diesem Zusammenhang nicht nur an Zeichen und Symbole denken, sondern müssen uns auch darüber bewußt werden, daß auch Gebäude Symbole sind und eine erhebliche Symbolkraft besitzen. So war es schon zu allen Zeiten, daß man mit der Zerstörung von berühmten Gebäuden stets das Ziel verfolgte, ein Zeichen zu setzen. So plünderte man Kunstgegenstände, zerstörte Schlösser (vgl. Abriß Berliner Stadtschloß etc.), klaute die Fahne eines Landes, um damit ein Symbol, daß für das jeweilige Land und vor allem dessen Kultur steht, zu zerstören. In diesem Akt der Zerstörung liegt eine erhebliche Macht, die dem Unterlegenen seinen eigenen Untergang eiskalt vor Augen führt.
Schon in dem Film V wie Vendetta sagt V selbst, daß er die Welt verändern will, indem er ein Gebäude sprengt, er will ein Symbol setzten. "Menschen verleihen Symbolen Macht."
Besser könnte man die Kraft von Gebäuden und deren Symbolgehalt nicht beschreiben.
So muß man sich zur Ermittlung des Symbolgehalts eines Gebäudes stets zwei Fragen
stellen:

1. Für welche Kultur, Glauben, Religion etc. steht dieses Gebäude?
2. Wer hat dieses Gebäude zu welchem Zweck erbaut?

Interessant ist es, daß gerade in Filmen gezielt die Zerstörung von Gebäuden eingesetzt wird, da man sich auch hier über die Bedeutung von Gebäuden bewußt ist. So versucht man dem Zuschauer mit der Zerstörung von berühmten Gebäuden eine Botschaft und oftmals eigene Suggestionen gezielt zu vermitteln. So werden mit der Zerstörung von kulturellen Zentren Ängste geschürt oder eben unterschwellige Botschaften verpackt.
Interessant ist es unter diesem Aspekt, den neuen Film von Roland Emmerich „2012“ zu betrachten, da dieser Film von solchen Zerstörungsszenen lebt. Sicherlich kann man jetzt sagen, daß es sich hierbei ja auch um einen Apokalypsefilm handelt und daß es dort natürlich auch zu Zerstörungen kommen muß. Betrachtet man diesen Film jedoch genau, so sieht man daß hierbei immer wieder ähnliche Gebäude mit gleichem Symbolgehalt zerstört werden.
Auffällig ist die Zerstörung von Chr*stlichen Symbolen (Zerstörung Vatikan, 38 Meter hohe Chr*stusfigur in Rio de Janeiro etc.).
Was will uns Roland Emmerich mit diesen Szenen wohl vermitteln?
Vor allem den Untergang der Chr*stlichen Religion und deren endgültige Zerstörung.
Nach dem Maya-Kalender endet zur Wintersonnenwende 2012 der den Mayas bekannte längste Zeitabschnitt und beginnt wieder neu. Das wäre in diesem Fall das Fischezeitalter, das für die Chr*stliche Religion steht. Emmerich bezieht sich also auf die Maya-Prophezeiung. Jedoch ist nicht außer Acht zu lassen, daß Emmerich selbst Buddhist ist. So werden die Buddhisten in seinem neuem Film als friedliebende und ausgleichende Menschen beschrieben. Emmerich polarisiert also mit seinen Bildern. Auf der einen Seite läßt er die Zentren der Chr*stliche Religion mit seinen gigantisch erzeugten Filmszenen zerstören, und auf der anderen Seite zeigt er die heile Welt des Buddhismus. Der Buddhismus beruhigt in einer solchen Stunde durch Ausgeglichenheit und Weisheit. Dann auf der anderen Seite sieht man wieder Bilder, in denen Chr*stliche Menschen voller Angst in dieser Stunde sich selbst überlassen sind. Dem Zuschauer werden hier Ängste einsuggeriert unter dem Motto: „Der Buddhismus beschützt Dich in jeder Stunde und führt Dich zur geistigen Vollendung.“
Unterbewußt soll dem Zuschauer hier also suggeriert werden, daß der Buddhismus das Chr*tum als Hauptreligion ablöst. Hierbei integriert Emmerich also seine eigenen Weltordnungsvorstellungen.
Immer wieder tauchen chr** Szenen auf. So auch die sogenannten Archen, die gebaut wurden, um eine neue Menschheit und Zivilisation zu erschaffen. Hierbei wird auch eine Gesellschaftskritik deutlich, indem nur die Menschen überleben sollen, die das passende Kleingeld haben (Kritik an Kapitalismus). Dann wieder die Szene, wo ein Buddhist einer Familie hilft auf die Arche zu gelangen, ohne etwas dafür zu nehmen und sogar das Risiko in Kauf nimmt, selbst keinen Platz mehr darauf zu erhalten. Das ist die Nächstenliebe der Buddhisten, jedenfalls die, die uns in diesem Film suggeriert werden soll.
Wie bereits erwähnt, scheint Emmerich als Buddhist die bestehenden Staatsform des Kapitalismus in seinen Auswüchsen zu verachten, denn immer wieder werden Zentren Amerikas (Weißes Haus, Pentagon etc.) zerstört. Das Privileg zu herrschen sollte also den Buddhisten vorbehalten sein, so jedenfalls die unterschwellige Suggestion Emmerichs.
Die gesamte Weltuntergangsgeschichte zielt also darauf ab, die jetzigen bestehenden Machtzentren (Vatikan = Katholiken = religiöse Macht / Weltmacht = USA) zu zerstören und eine neue buddhistische Welt zu erschaffen. Jedenfalls in Emmerichs Vision.
Generell wird hierbei also ersichtlich, welche Suggestionen man durch die gezielte Einsetzung von Symbolen erreichen kann und vor allem, welche Kraft in Gebäuden steckt.

Inara
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Die Macht von Gebäuden und deren Symbolkraft - von Inara - 29.11.12009, 23:46
Re: Die Macht von Gebäuden und deren Symbolkraft - von Kelda - 30.11.12009, 21:37

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