12.07.12019, 20:34
Zitat:Aufgrund des Alters der Himmelscheibe finde ich den Bezug zum Schaltmonat nicht ganz nachvollziehbar, denn diese Berechnungsgrundlage ist viel jünger als die Himmelsscheibe.
Mit dieser Meinung/Frage bist Du in guter Gesellschaft, denn eine ganze Armada von Astronomen, Physikern und Archäologen haben sich dasselbe gefragt. Dies ist jedoch einfach zu beantworten: Die Menschen in der Antike und in viel älterer Zeit wollten auch Ihre Feste zur richtigen Zeit feiern, an wichtigen naturreligiösen Tagen in den Hainen oder in den Steinkreisen stehen, die Ernte zur richtigen Zeit einfahren etc. Man musste sich also nach etwas richten, das eine gewisse Beständigkeit hat und sich regelmäßig wiederholt. Die Wissenschaftler von heute denken, dass die Menschen in der Antike astronomisches Wissen noch nicht besaßen und auch zu einfachen Beobachtungen nicht in der Lage waren. Da irren sie sich jedoch. Druiden und Priester wussten sehr genau, wann die wichtigsten naturreligösen Daten sind, eben mithilfe von astronomischen Beobachtungen und dem Wissen über Sternengruppen, Mondphasen und Sonnenläufen. Das Problem dabei ist nur, das die Mondphasen nicht ganz regelmäßig sind und dass man einen Mechanismus oder eine Hilfe einführen musste, damit diese Unregelmäßigkeit ausgeglichen wird. Hier kommen die Plejaden ins Spiel, die auffälligste Sternengruppe, die es am Himmel gibt. Das Zusammenspiel von Mond und Plejaden ist hier von besonderer Bedeutung, und das haben auch die Menschen früher schon beobachtet und auf verschiedene Arten aufgezeichnet.
Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über die Einführung von Schaltmonaten (nicht Schalttagen, das geschieht nur in der jüngeren Zeit, wie bei unserem aktuellen Kalender) gehen 2.700 Jahre zurück. Im MUL.APIN, das ist eine Zusammenstellung von astronomischen Keilschrifttexten, steht dies beschrieben (wie weiter oben schon erwähnt):
"In einem babylonischen Keilschrifttext aus dem 7. bis 3. Jahrhundert v. d. Z sind astronomische Beobachtungen und Analysen aus Mesopotamien zusammengetragen, die einen Hinweis auf diese Frage liefern: Im ersten Monat des Jahres, im Frühlingsmonat, der dort den Namen „Nisannu“ trägt, soll man auf die Mondsichel und die Plejaden achten. Konkret steht dort: „Wenn sich am 1. Nisannu Mond und Plejaden in Konjunktion (die scheinbare Begegnung zweier Planeten oder eines Planeten mit Sonne oder Mond) befinden, also nahe beieinanderstanden, dann war mit diesem Jahr alles in Ordnung. Zeigte sich der Mond aber erst am 3. Nisannu bei den Plejaden, war dieses Jahr ein Schaltjahr. Dann musste ein Schaltmonat eingefügt werden."
Auf der Himmelsscheibe von Nebra ist dies ebenfalls dargestellt, nur eben in komprimierter, Piktogrammartiger verschlüsselter Form und nicht schriftlich niedergeschrieben. Die Variante der Himmelsscheibe ist aber sehr viel eleganter.
Die Dicke der Mondsichel auf der Himmelsscheibe weist auf ein Alter von etwa 4,5 Tagen hin und steht sehr nahe zu den Plejaden. Wenn dies am Himmel zu beobachten war, dann musste auch hier ein Schaltmonat eingefügt werden, damit der Frühlingsmonat nicht irgendwann in den Herbst wanderte.
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