02.05.12019, 08:54
Der Heilige Hain der Semnonen ist eine Kultstätte der Semnonen, die in Tacitus' Germania um etwa 100 n. d. Z. beschrieben wird.
Zudem ist dieser "Heilige Semnonenhain" in der Lieder-Edda, im Helgakviða Hundingsbana II, die Erinnerung an den Fesselhain bewahrt. Dort wird Hegli von Odins Speer getötet. Der Historiker Otto Höfler wies die Identität zwischen Tacitus' Semnonen- und dem Fesselhain der Edda nach.
Die Rituale beschreibt Tacitus in der Germania:
Rituale
„Zu bestimmter Zeit treffen sich sämtliche Stämme desselben Geblüts, durch Abgesandte vertreten, in einem Haine, der durch die von den Vätern geschauten Vorzeichen und durch uralte Scheu geheiligt ist. Dort leiten sie mit öffentlichem Menschenopfer die schauderhafte Feier ihres rohen Brauches ein. Dem Hain wird auch sonst Verehrung gezeigt: niemand betritt ihn, er sei denn gefesselt, um seine Unterwürfigkeit und die Macht der Gottheit zu bekunden. Fällt jemand hin, so darf er sich nicht aufheben lassen oder selbst aufstehen; auf dem Erdboden wälzt er sich hinaus. Insgesamt gründet sich der Kultbrauch auf den Glauben, dass von dort der Stamm sich herleite, dort der allbeherrschende G*tt wohne, dem alles unterworfen, gehorsam sei.“
– Tacitus, Germania, 39
Religiöse Bedeutung
Der Heilige Hain enthielt kein Götterbild. Auch gab es keinen Tempel. Der ganze Hain galt als göttlich. Das Menschenopfer, das dem Hain gegeben wird, war ein verbindendes Element der suebischen Stämme. Höfler konnte zudem nachweisen, daß das Opfer kein Niedriggestellter war, sondern ein Auserwählter, der sein Geschick freiwillig auf sich nahm.
Lokalisierung
Ein konkreter Ort konnte bisher nicht ausfindig gemacht werden. Es gibt eine Reihe von Theorien. Zusammenfassend werden folgende Kriterien herangezogen, um den Hain zu lokalisieren:
Er muß im Siedlungsgebiet der Semnonen liegen, also an den Ufern von Spree und Havel. Es sollte eine möglichst dichte Besiedlung in der Nähe nachgewiesen sein.
Der Hain sollte in einer exponierten Lage liegen, zum Beispiel an einer Handelsroute, auf einem Berg oder bei einem bedeutenden Stein.
Der Brandenburghistoriker Johannes Schultze verortete den Hain in Zootzen (Friesack), wo eine alte Geschichte überliefert ist, die an den Fesselhain erinnert. Der Rathenower Stadtarchivar Dr. Rudolf Guthjahr (1904-1988) siedelte den Semnonenhain zwischen Nauen und Velten im Krämer Forst an. Zudem gab es Vorschläge, den Hain im Blumenthal bei Prötzel oder in den Rauener Bergen zu suchen. Für die Rauener Berge sprächen, neben der hügeligen Landschaft, die großen Markgrafensteine und der anliegende Scharmützelsee.
Wolfgang Ribbe verwirft diese Orte, da sie außerhalb des semnonischen Siedlungsgebietes lägen, und plädiert statt dessen für das dicht besiedelte Havelland. Neuere Forschungen weisen aber darauf hin, dass es im östlichen „Brandenburg“ eine dichtere Besiedlung gegeben hat als bisher angenommen. So konnten mit Susudata (Fürstenwalde) und Colancorum (Küstrin) zwei Handelsstädte im östlichen Brandenburg nachgewiesen werden.
Literatur
Wolfgang Ribbe: Geschichte Berlins, Band 1. Berlin(West) 1986, S. 35-38.
Rudolf Much: Die Germania des Tacitus. 3. Auflage. Wolfgang Lange (Hrsg.) unter Mitarbeit durch Herbert Jankuhn, Verlag C. Winter, Heidelberg 1967.
Cornelius Tacitus: Germania; Kapitel 39; zum Beispiel: Reclam Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-009391-0 oder Anaconda Verlag, Köln 2006, ISBN 3-938484-88-8.
Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte. 3. Auflage. Berlin 1970.
Zudem ist dieser "Heilige Semnonenhain" in der Lieder-Edda, im Helgakviða Hundingsbana II, die Erinnerung an den Fesselhain bewahrt. Dort wird Hegli von Odins Speer getötet. Der Historiker Otto Höfler wies die Identität zwischen Tacitus' Semnonen- und dem Fesselhain der Edda nach.
Die Rituale beschreibt Tacitus in der Germania:
Rituale
„Zu bestimmter Zeit treffen sich sämtliche Stämme desselben Geblüts, durch Abgesandte vertreten, in einem Haine, der durch die von den Vätern geschauten Vorzeichen und durch uralte Scheu geheiligt ist. Dort leiten sie mit öffentlichem Menschenopfer die schauderhafte Feier ihres rohen Brauches ein. Dem Hain wird auch sonst Verehrung gezeigt: niemand betritt ihn, er sei denn gefesselt, um seine Unterwürfigkeit und die Macht der Gottheit zu bekunden. Fällt jemand hin, so darf er sich nicht aufheben lassen oder selbst aufstehen; auf dem Erdboden wälzt er sich hinaus. Insgesamt gründet sich der Kultbrauch auf den Glauben, dass von dort der Stamm sich herleite, dort der allbeherrschende G*tt wohne, dem alles unterworfen, gehorsam sei.“
– Tacitus, Germania, 39
Religiöse Bedeutung
Der Heilige Hain enthielt kein Götterbild. Auch gab es keinen Tempel. Der ganze Hain galt als göttlich. Das Menschenopfer, das dem Hain gegeben wird, war ein verbindendes Element der suebischen Stämme. Höfler konnte zudem nachweisen, daß das Opfer kein Niedriggestellter war, sondern ein Auserwählter, der sein Geschick freiwillig auf sich nahm.
Lokalisierung
Ein konkreter Ort konnte bisher nicht ausfindig gemacht werden. Es gibt eine Reihe von Theorien. Zusammenfassend werden folgende Kriterien herangezogen, um den Hain zu lokalisieren:
Er muß im Siedlungsgebiet der Semnonen liegen, also an den Ufern von Spree und Havel. Es sollte eine möglichst dichte Besiedlung in der Nähe nachgewiesen sein.
Der Hain sollte in einer exponierten Lage liegen, zum Beispiel an einer Handelsroute, auf einem Berg oder bei einem bedeutenden Stein.
Der Brandenburghistoriker Johannes Schultze verortete den Hain in Zootzen (Friesack), wo eine alte Geschichte überliefert ist, die an den Fesselhain erinnert. Der Rathenower Stadtarchivar Dr. Rudolf Guthjahr (1904-1988) siedelte den Semnonenhain zwischen Nauen und Velten im Krämer Forst an. Zudem gab es Vorschläge, den Hain im Blumenthal bei Prötzel oder in den Rauener Bergen zu suchen. Für die Rauener Berge sprächen, neben der hügeligen Landschaft, die großen Markgrafensteine und der anliegende Scharmützelsee.
Wolfgang Ribbe verwirft diese Orte, da sie außerhalb des semnonischen Siedlungsgebietes lägen, und plädiert statt dessen für das dicht besiedelte Havelland. Neuere Forschungen weisen aber darauf hin, dass es im östlichen „Brandenburg“ eine dichtere Besiedlung gegeben hat als bisher angenommen. So konnten mit Susudata (Fürstenwalde) und Colancorum (Küstrin) zwei Handelsstädte im östlichen Brandenburg nachgewiesen werden.
Literatur
Wolfgang Ribbe: Geschichte Berlins, Band 1. Berlin(West) 1986, S. 35-38.
Rudolf Much: Die Germania des Tacitus. 3. Auflage. Wolfgang Lange (Hrsg.) unter Mitarbeit durch Herbert Jankuhn, Verlag C. Winter, Heidelberg 1967.
Cornelius Tacitus: Germania; Kapitel 39; zum Beispiel: Reclam Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-009391-0 oder Anaconda Verlag, Köln 2006, ISBN 3-938484-88-8.
Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte. 3. Auflage. Berlin 1970.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!