Heidnische Überbleibsel im Berliner Umland
#7
Die heilige Quelle Loboschitza (Vetschau)

   

Fast vergessen liegt in einem kleinen Dorf namens Lobendorf in der Nähe von Vetschau eine kleine aufgebaute Brunnenfassung. Kaum noch überlieferte Erzählungen setzen den Funken frei und motivieren ansässige Freizeitforscher Vetschaus, einen alten heiligen Ort wiederzuentdecken und für die Nachwelt in Erinnerung zu halten.


   

> "Der Sage nach gibt es in Lobendorf eine heilige Quelle, die Krankheiten heilen und böse Geister verjagen kann."

> Karl Graeber beschreibt in einem Zeitungsartikel des "Cottbuser Anzeigers" aus dem Jahr 1928 die heilige Quelle der Loboschitza und deren Lage. Er merkt an, dass die Quelle Loboschitza das größte Heiligtum der heidnischen Bewohner dieser Gegend war.

> Ein Artikel der "Neuen Vetschauer Zeitung" aus dem Jahr 1913 erwähnt die Quelle zur Bekämpfung von Lungenleiden und anderen Krankheiten. Das Wasser der Quelle wird als kristallklar beschrieben.

> Der Meißener Bischhof Benno, der von 1066 bis 1107 sein Amt führte, eilte missionarisch nach Lobendorf, um die heilige Quelle der Wenden mit dem heiligen Kreuz zu weihen.


   

Zitat:Archäologisch ist zwar das heutige Umfeld der Quelle als prähistorischer slawischer Begräbnisplatz (Bodendenkmal) bekannt, jedoch ist die Geschichte der "Heiligen Quelle Loboschitza" keiner historischen Urkunde zu entnehmen.
Große Verdienste um die Quelle und die Bewahrung ihrer Legende erwarb als ehemaliger Besitzer der Güter Lobendorf und Repten der preußische General und Chef des Infanterie-Regimentes Nr. 60, Paul Stanislaus Eduard von Leszczynski. Er ließ seit 1873 umfangreiche Bau- und Verschönerungsarbeiten auf seinem Rittergut vornehmen und die "Loboschitza" mit handgeformten Brunnenziegeln einfassen sowie die heute noch vorhandenen drei Linden pflanzen. General von Leszczynski war ein engagiertes Mitglied der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde und fühlte sich regionaler Geschichte sehr verpflichtet: Somit hat er in Umsetzung einer alten Legende den Brunnen und die dazugehörige Lindengruppe in seine parkähnliche Landschaftsgestaltung als gestalterischen Sichtpunkt zum Gutshaus Lobendorf einbezogen. Aus dieser Zeit stammen neben der Errichtung historischer Gedenkorte ebenso Beispiele für das Erinnern an die eigene, teils slawischstämmige Herkunft. So hat etwa zur gleichen Zeit der Magistrat der Stadt Lübben einen Gedenkstein für die slawische Göttin Liuba in eine Parkanlage (1854) einbezogen, während die stets auf ihre alte slawisch-obodritische Abstammung stolzen Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin in den Jahren 1854/55 das vom Bildhauer Chr*stian Friedrich Genschow geschaffene große Reiterstandbild ihres heidnisch-slawischen Ahnherrn Niklot in die Hauptseite des Schweriner Schlosses einfügen ließen. Der Wendenfürst Niklot war 1160 im Abwehrkampf gegen die Chr*stlichen Heere Heinrichs des Löwen gefallen.

Quelle: http://www.vetschau.de/nachrichten/heilige-quelle-lobendorf.html


   
Gutshof Lobendorf

Anmerkung:
Heilige Quellen findet man oft im Zusammenhang mit alten heidnischen Kultstätten. Auch die Nutzung als Begräbnisstätte und die drei Linden sprechen dafür, denn die Ahnen wurden grundsätzlich als noch vorhandener Teil des Volkes angesehen, und ihre Körper wurden an den Orten ihrer Zusammenkünfte/ihren Thingplätzen beigesetzt. Die Aktivität der Kir**e unterstreicht die Wichtigkeit als kulturelles Zentrum der ansässigen heidnischen Bevölkerung. In diesem Fall wurde dafür gesorgt, dass die Quelle versiegte. Im Umfeld der Quelle wurde Ton abgebaut, was dazu führte, dass die Quelle kein Wasser mehr gab. Man sieht hier den Wandel des Gedankengutes. Ton ist mehr Wert als heilendes Wasser und heilige Orte.



   
Die drei Linden umsäumen noch heute den Ort.
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RE: Heidnische Überbleibsel im Berliner Umland - von Coco die Eule - 27.10.12016, 16:24
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