22.03.12003, 00:08
Zu Paganlord:
In den 70ern mußten auch nicht soviele Staatsausgaben bestritten werden, da war das Abgabenniveau deutlich niedriger (geringere Arbeitslosenzahl, geringere Rentnerzahl, geringere Staatsverschuldung, keine nachlaufenden Kosten der Wiedervereinigung mit Strukturinvestitionen, keine finanzielle Beteiligung an den nach den 70ern stattgefundenen Kriegen - die Liste ließe sich fortsetzen).
Ich sehe das eigentlich nicht so negativ: deutsche Arbeitnehmer sind weltweit in der Gruppe mit den meisten Urlaubstagen pro Jahr, es gibt Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld - wenn das auch aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten in letzter Zeit oftmals gestrichen wurde, was allerdings bei dieser konjunkturellen Wirtschaftslage nicht wirklich verwunderlich ist.
Und nach wie vor scheint es den deutschen Arbeitnehmern noch gut zu gehen, ich nehme da gerne zwei Indices: einmal die Tourismusbranche, es ist kaum möglich, eine Flugreise zu bekommen - alles ausgebucht, zum anderen die Autobranche: wieviele alte Autos siehst Du auf deutschen Straßen ? Scheinbar können doch sehr viele Menschen in Deutschland relativ neue Autos fahren.
Karl Marx, bzw. seine Theorien stellen sicherlich eine Gesellschaftsstruktur dar, die ein ausgewogenes, harmonisches Miteinander garantieren würde. Aber: das setzt voraus, jeder Mensch hat Zugriff auf alle Resourcen, jeder Mensch fühlt sich den anderen gleich, jeder Mensch ist kollektivistischer Einstellung und wir schaffen es dennoch, nicht in Stillstand zu verfallen. Ich glaube nicht, daß der Mensch auf absehbare Zeit in der Lage sein wird, solch gravierende Änderungen an seinem Verhalten und in seiner Einstellung vorzunehmen.
Gegenleistung für die Zahlung von Steuern ist doch vorhanden: der Staat garantiert Deine Sicherheit, in Deutschland in einer freien Demokratie vor einem rechtsstaatlichen Hintergrund zu leben, er stellt Einrichtungen zur Ausbildung kostenlos zur Verfügung, unterhält die Infrastruktur, hält ein ausgeprägtes Sozialsystem aufrecht - auch diese Liste läßt sich lang fortführen.
Von Justizindustrie zu reden, ist übertrieben - der Gang vor Gericht steht jedem Menschen offen, es ist nicht zwingend erforderlich, sich von einem Anwalt vertreten zu lassen, man kann auch selbst eine Klageschrift aufsetzen. Des weiteren gibt es Verbraucherverbände, die mit eigenen Anwälten jederzeit für geringes Geld aushelfen und zuletzt besteht noch die Möglichkeit der PKH.
Bei der Ost-West-Ungleichheit hast Du Recht, ein gleiches Lohnniveau ist mehr als überfällig.
Stimmt, Du definierst das anders: Im Mittelpunkt aller Wirtschaft steht der Gewinn !
Sinn und Zweck eines Unternehmens ist es, Gewinn zu erwirtschaften, mit möglichst wenig Einsatz einen möglichst großen Gewinn zu erzielen. Das nennt man Marktwirtschaft und Gewinnoptimierung.
Deine Definition ist zwar die menschlichere, aber, wie oben zum Thema Karl Marx bereits erwähnt, die Menschheit scheint größtenteils derzeit nicht in der Lage, ihre Einstellung soweit zu ändern, daß ein alternatives System in Frage kommen kann.
Im Scherz gesprochen: Überproduktion, gibt es das wirklich ? Nein, es gibt nur schlechte Marketingstrategien und ein schlafendes Produktbewußtsein auf Verbraucherebene. Aber das läßt sich ja wecken... ;-)) (zur Sicherheit: das war ein Scherz !!)
In Lohnabhängigkeit wirst Du immer sein, solange Dein Vermögen nicht ausreichend groß ist, um damit sämtliche Lebenshaltungskosten bis zum Lebensende bestreiten zu können. Der Arbeitnehmer ist abhängig vom Arbeitgeber, der Selbständige von der Auftragslage, der Schuldner von der Bank, der Schüler vom Lehrer. Wie willst Du das Abhängigkeitsgefüge aufheben - zeige mir eine alternative Struktur, die auch funktionsfähig ist.
Das Thema Überbevölkerung müßte sicherlich auch angegangen werden, aber da haben wir dann ein Problem mit der Ethik: willst Du anderen Menschen vorschreiben, wer keine Kinder zu bekommen hat und wer doch ? Wer soll das entscheiden, welche Kriterien sollen zugrunde gelegt werden, wonach soll sich die Bevölkerungszahl eines Landes richten ?
Bei 300 Menschen auf der Erde gäbe es sicherlich keine Firmen, keine Konzerne...all das nicht - aber auch keine Universitäten, keinen Fortschritt, keine Entwicklung. Nein danke, sage ich da nur.
Geburtenverbot ? Dieselbe Frage wie oben: wer will nach welchen Kriterien entscheiden ? Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, ob ich keines oder ob ich ein, zwei, oder gar drei Kinder großziehen möchte - das mache ich abhängig a) von meiner Partnerin und b) von meinem Einkommen. Aber ganz bestimmt nicht von einer willkürlichen Regelung. Das Prinzip der Natur ist die Reproduktion, das Überleben der eigenen Gene in der nächsten Generation. Und die Natur irrt ja bekanntlich nur äußerst selten...
Zu Daphnee:
Auf dem Planeten Erde, von der Sonne kommend rechts am Mars vorbei und links die Venus streifend :-)
Und wenn die Weideflächen nicht ausreichen, genügend Büffel zu züchten, um die vielen hungrigen Menschen zu ernähren, dann muß ich auf die Weiden halt verzichten und auf Ställe ausweichen. Oder ich betreibe beides, so erhalte ich - Deinem Bild folgend - sowohl die Arbeitsplätze der Cowboys als auch die Arbeitsplätze in der Chemie.
Sicherlich habe ich mir über Menschenwürde und Tierwürde Gedanken gemacht. Ich werde jetzt auch keine umfassende Erklärung niederschreiben, das würde wohl zu weit führen. Aber ich mache einen deutlichen Unterschied zwischen Menschenwürde und Tierwürde.
Ein Tier heißt auch Nutztier - und das hat einen bestimmten Grund. Menschenwürde ist in jedem Fall höher anzusetzen als Tierwürde. Unnötige Qual muß nicht sein, soweit sehe ich das auch - wenn aber bei dem Hühnerbeispiel der Bedarf an Eiern nicht durch ausschließlich freilaufende Hühner gedeckt werden kann, dann müssen halt ein paar Hühner in die Legebatterie - Mensch vor Tier.
Mag sein, daß Du lieber auf Dein Ei verzichtest, um ein Huhn weniger in der Legebatterie zu haben, ich esse aber nunmal lieber mein Ei. ;-) Da dürfte jeder Mensch für sich seine eigene Meinung haben, denke ich.
Wobei Black Elk ja sogar Recht hat: es ist Resourcenverschwendung, mehr Büffel zu nehmen, als wirklich benötigt werden - und unwirtschaftlich dazu. Auch wenn Du das in völlig anderem Sinne meintest. ;-)
Was die Menschenwürde angeht - zumindest auf den Teilaspekt bezogen, den wir in unserer Diskussion hier beleuchten. Jeder Mensch hat ein Recht auf menschenwürdige Behandlung und menschenwürdige Lebensbedingungen. Das steht außer Frage. Aber: der Staat - oder die Gesellschaft - ist nicht dazu da, jedem Menschen die gebratenen Tauben auf den Teller zu legen. Der Staat schafft die Rahmenbedingung, definiert das Mindestmaß, um diese Menschenwürde zu garantieren. An dieser Stelle hört die Verpflichtung des Staates auch auf und die Eigenverantwortung beginnt. Und gerade in Deutschland dürfte das weltweit bestausgeprägte Rahmensystem zu finden sein.
In diesem Sinne,
Riddle
In den 70ern mußten auch nicht soviele Staatsausgaben bestritten werden, da war das Abgabenniveau deutlich niedriger (geringere Arbeitslosenzahl, geringere Rentnerzahl, geringere Staatsverschuldung, keine nachlaufenden Kosten der Wiedervereinigung mit Strukturinvestitionen, keine finanzielle Beteiligung an den nach den 70ern stattgefundenen Kriegen - die Liste ließe sich fortsetzen).
Ich sehe das eigentlich nicht so negativ: deutsche Arbeitnehmer sind weltweit in der Gruppe mit den meisten Urlaubstagen pro Jahr, es gibt Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld - wenn das auch aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten in letzter Zeit oftmals gestrichen wurde, was allerdings bei dieser konjunkturellen Wirtschaftslage nicht wirklich verwunderlich ist.
Und nach wie vor scheint es den deutschen Arbeitnehmern noch gut zu gehen, ich nehme da gerne zwei Indices: einmal die Tourismusbranche, es ist kaum möglich, eine Flugreise zu bekommen - alles ausgebucht, zum anderen die Autobranche: wieviele alte Autos siehst Du auf deutschen Straßen ? Scheinbar können doch sehr viele Menschen in Deutschland relativ neue Autos fahren.
Karl Marx, bzw. seine Theorien stellen sicherlich eine Gesellschaftsstruktur dar, die ein ausgewogenes, harmonisches Miteinander garantieren würde. Aber: das setzt voraus, jeder Mensch hat Zugriff auf alle Resourcen, jeder Mensch fühlt sich den anderen gleich, jeder Mensch ist kollektivistischer Einstellung und wir schaffen es dennoch, nicht in Stillstand zu verfallen. Ich glaube nicht, daß der Mensch auf absehbare Zeit in der Lage sein wird, solch gravierende Änderungen an seinem Verhalten und in seiner Einstellung vorzunehmen.
Gegenleistung für die Zahlung von Steuern ist doch vorhanden: der Staat garantiert Deine Sicherheit, in Deutschland in einer freien Demokratie vor einem rechtsstaatlichen Hintergrund zu leben, er stellt Einrichtungen zur Ausbildung kostenlos zur Verfügung, unterhält die Infrastruktur, hält ein ausgeprägtes Sozialsystem aufrecht - auch diese Liste läßt sich lang fortführen.
Von Justizindustrie zu reden, ist übertrieben - der Gang vor Gericht steht jedem Menschen offen, es ist nicht zwingend erforderlich, sich von einem Anwalt vertreten zu lassen, man kann auch selbst eine Klageschrift aufsetzen. Des weiteren gibt es Verbraucherverbände, die mit eigenen Anwälten jederzeit für geringes Geld aushelfen und zuletzt besteht noch die Möglichkeit der PKH.
Bei der Ost-West-Ungleichheit hast Du Recht, ein gleiches Lohnniveau ist mehr als überfällig.
Stimmt, Du definierst das anders: Im Mittelpunkt aller Wirtschaft steht der Gewinn !
Sinn und Zweck eines Unternehmens ist es, Gewinn zu erwirtschaften, mit möglichst wenig Einsatz einen möglichst großen Gewinn zu erzielen. Das nennt man Marktwirtschaft und Gewinnoptimierung.
Deine Definition ist zwar die menschlichere, aber, wie oben zum Thema Karl Marx bereits erwähnt, die Menschheit scheint größtenteils derzeit nicht in der Lage, ihre Einstellung soweit zu ändern, daß ein alternatives System in Frage kommen kann.
Im Scherz gesprochen: Überproduktion, gibt es das wirklich ? Nein, es gibt nur schlechte Marketingstrategien und ein schlafendes Produktbewußtsein auf Verbraucherebene. Aber das läßt sich ja wecken... ;-)) (zur Sicherheit: das war ein Scherz !!)
In Lohnabhängigkeit wirst Du immer sein, solange Dein Vermögen nicht ausreichend groß ist, um damit sämtliche Lebenshaltungskosten bis zum Lebensende bestreiten zu können. Der Arbeitnehmer ist abhängig vom Arbeitgeber, der Selbständige von der Auftragslage, der Schuldner von der Bank, der Schüler vom Lehrer. Wie willst Du das Abhängigkeitsgefüge aufheben - zeige mir eine alternative Struktur, die auch funktionsfähig ist.
Das Thema Überbevölkerung müßte sicherlich auch angegangen werden, aber da haben wir dann ein Problem mit der Ethik: willst Du anderen Menschen vorschreiben, wer keine Kinder zu bekommen hat und wer doch ? Wer soll das entscheiden, welche Kriterien sollen zugrunde gelegt werden, wonach soll sich die Bevölkerungszahl eines Landes richten ?
Bei 300 Menschen auf der Erde gäbe es sicherlich keine Firmen, keine Konzerne...all das nicht - aber auch keine Universitäten, keinen Fortschritt, keine Entwicklung. Nein danke, sage ich da nur.
Geburtenverbot ? Dieselbe Frage wie oben: wer will nach welchen Kriterien entscheiden ? Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, ob ich keines oder ob ich ein, zwei, oder gar drei Kinder großziehen möchte - das mache ich abhängig a) von meiner Partnerin und b) von meinem Einkommen. Aber ganz bestimmt nicht von einer willkürlichen Regelung. Das Prinzip der Natur ist die Reproduktion, das Überleben der eigenen Gene in der nächsten Generation. Und die Natur irrt ja bekanntlich nur äußerst selten...
Zu Daphnee:
Auf dem Planeten Erde, von der Sonne kommend rechts am Mars vorbei und links die Venus streifend :-)
Und wenn die Weideflächen nicht ausreichen, genügend Büffel zu züchten, um die vielen hungrigen Menschen zu ernähren, dann muß ich auf die Weiden halt verzichten und auf Ställe ausweichen. Oder ich betreibe beides, so erhalte ich - Deinem Bild folgend - sowohl die Arbeitsplätze der Cowboys als auch die Arbeitsplätze in der Chemie.
Sicherlich habe ich mir über Menschenwürde und Tierwürde Gedanken gemacht. Ich werde jetzt auch keine umfassende Erklärung niederschreiben, das würde wohl zu weit führen. Aber ich mache einen deutlichen Unterschied zwischen Menschenwürde und Tierwürde.
Ein Tier heißt auch Nutztier - und das hat einen bestimmten Grund. Menschenwürde ist in jedem Fall höher anzusetzen als Tierwürde. Unnötige Qual muß nicht sein, soweit sehe ich das auch - wenn aber bei dem Hühnerbeispiel der Bedarf an Eiern nicht durch ausschließlich freilaufende Hühner gedeckt werden kann, dann müssen halt ein paar Hühner in die Legebatterie - Mensch vor Tier.
Mag sein, daß Du lieber auf Dein Ei verzichtest, um ein Huhn weniger in der Legebatterie zu haben, ich esse aber nunmal lieber mein Ei. ;-) Da dürfte jeder Mensch für sich seine eigene Meinung haben, denke ich.
Wobei Black Elk ja sogar Recht hat: es ist Resourcenverschwendung, mehr Büffel zu nehmen, als wirklich benötigt werden - und unwirtschaftlich dazu. Auch wenn Du das in völlig anderem Sinne meintest. ;-)
Was die Menschenwürde angeht - zumindest auf den Teilaspekt bezogen, den wir in unserer Diskussion hier beleuchten. Jeder Mensch hat ein Recht auf menschenwürdige Behandlung und menschenwürdige Lebensbedingungen. Das steht außer Frage. Aber: der Staat - oder die Gesellschaft - ist nicht dazu da, jedem Menschen die gebratenen Tauben auf den Teller zu legen. Der Staat schafft die Rahmenbedingung, definiert das Mindestmaß, um diese Menschenwürde zu garantieren. An dieser Stelle hört die Verpflichtung des Staates auch auf und die Eigenverantwortung beginnt. Und gerade in Deutschland dürfte das weltweit bestausgeprägte Rahmensystem zu finden sein.
In diesem Sinne,
Riddle