(24.05.12012, 23:20)Cat schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-41954.html#pid41954Man bekommt doch Kinder immer nur aus eigenem Interesse, weil man seine Gene weitergeben will.
Ich schreibe mal ein paar Gedanken auf, warum das zwar sicherlich oft zutrifft beim Homo sapiens, aber meiner Meinung nach nicht der eigentliche Ursprung ist.
Wenn es um die Weitergabe der Gene ginge, müßte das für denjenigen, der sie weitergibt, einen Nutzen haben. Man könnte sagen, die Altersversorgung, was aber bei Tieren ja nicht der Fall ist, und beim Homo sapiens nur künstlich geschaffen ist, durch Gesetze, familiäre und gesellschaftliche Sitten, um nicht zu sagen, Druck, es müßte also einen anderen Nutzen geben. Die Eltern selbst können ja nicht im Körper des Kindes weiterleben, denn sie leben ja bei dessen Geburt selber noch in einem Körper, das kann es also auch nicht sein. Das Zeugen, Aufziehen, es kostet lediglich, Kraft, Energie, einen Nutzen erkenne ich auch hier nicht. Der Nutzen kann also nur für das Kind selber gegeben sein, der Sinn ist, einem Lebewesen das bestmögliche Leben zu verschaffen. Und genauso verhalten sich auch Tiere, und der Homo sapiens hat das aber ziemlich umgekehrt.
Ich führe das mal ein wenig weiter aus. Tiere tun alles, um ihre Jungen gut zu versorgen, dabei riskieren sie auch Kopf und Kragen, sie beanspruchen ihre gesamten Kräfte, sie verteidigen sie mit allem, was sie haben usw. Ihr Leben wird dadurch keineswegs besser, sondern nur anstrengender, auszehrender, und die Gefährdung für ihr eigenes Leben steigt.
Der Homo sapiens verhält sich dagegen, als seien ihm seine Kinder großenteils gleichgültig geworden, bzw. er setzt sie tatsächlich, wie Ihr sagt, aus eigenen Motiven heraus in die Welt und behandelt sie auch entsprechend. Er will sich nicht aufopfern, nicht für seine Kinder auszehren, nicht einmal ein wenig zurückstecken. Er muß das zwar manchmal, beklagt sich dann aber darüber. Sein Leben soll am liebsten so weitergehen wie bisher, das Kind soll lediglich eine Bereicherung seines Lebens sein, sicherlich oft auch sein Ego befriedigen, seine Gene weitergegeben zu haben, wobei er sich dann gerne vormacht, damit ein Stückchen unsterblich geworden zu sein (was meiner Meinung nach ein Trugschluß ist).
Das Kind soll vor allem funktionieren, wobei seine hauptsächliche Funktion sein soll, den Eltern Freude zu machen, indem es sie bedingungslos liebt, und wenn es mal groß ist, durch irgendwelche guten Leistungen einen Abglanz auf die Eltern wirft, auf den sie dann aus der zweiten Reihe immens stolz sein können, sowie daß es sie im Alter versorgt. Letzteres ist auch heute noch so, wenn auch in unserer Gesellschaft es dann nicht mehr immer die eigenen Kinder sein müssen.
In der Tierwelt gibt es all das nicht, weder die Freude über die (und schon gar nicht das Ausnutzen der) bedingungslose(n) Liebe der Nachkommen, die nämlich eigentlich lediglich dazu da ist, ein biologisches Überleben in der ersten versorgungsabhängigen Zeit zu sichern, und nicht etwa dazu, daß sich Eltern daran ihr Ego aufbauen. Es gibt auch keinen Stolz auf die Nachkommen, im Gegenteil, einmal groß und erwachsen, werden sie verscheucht aus dem eigenen Revier. Folgerichtig versorgen die ehemaligen, jetzt erwachsenen, Jungen auch die Eltern im Alter nicht, sondern behandeln sie wie jeden anderen Fremden auch.
Ich weiß zwar nicht, warum Tiere manchmal ihre eigenen Nachkommen vernachlässigen oder sogar aktiv töten. Aber sie tun es ja z.B. besonders häufig, wenn sie in Gefangenschaft leben. Also vermute ich, der Grund liegt darin, daß sie meinen, den Nachkommen kein bestmögliches Leben verschaffen zu können. Wenn man jetzt diesem Gedanken folgt, so wäre das auch ein Indiz dafür, daß es um das Leben (das Interesse) der Nachkommen geht, und nicht um das der Eltern, wenn sie Junge bekommen.
Ein weiterer Schluß für den Menschen wäre dann tatsächlich, daß man erst gar keine Kinder in die Welt setzen sollte, wenn man davon ausgeht, daß das Bereiten eines bestmöglichen Lebens für sie nicht möglich ist, denn vernachlässigen oder gar töten nachdem sie einmal da sind, das kommt für den Menschen natürlich nicht in Frage (das betone ich ausdrücklich, um einem Mißverständnis von irgendwelchen forenfremden Mitlesern vorzubeugen)!. Ein Tier in Gefangenschaft würde vielleicht auch auf Vermehrung von Vornherein verzichten, wenn es wählen könnte. Homo sapiens aber kann wählen und selber entscheiden von Vornherein.
Es gibt andererseits kein Tier, das seine Jungen verlassen würde, weil ohne diese ein besseres Leben für das Elterntier selber lockt. Der Homo sapiens ist dazu fähig, weil er eben nicht immer rein im Interesse seiner Kinder handelt.
Der Homo sapiens hat alles recht weitreichend einmal genau umgekehrt, aus egoistischem Eigeninteresse, da stimme ich zu. Daß es schwer bis vielleicht unmöglich ist, das in der Breite zurechtzurücken, dem muß ich wohl auch zustimmen. Ich entlasse dennoch niemanden aus der Verantwortung, nicht zumindest alles ihm mögliche daranzusetzen, seinen Kindern das bestmögliche Leben zu ermöglichen, wenn er denn schon mal welche hat.