25.02.12012, 13:08
Vor Fukushima wird der Meeresgrund zubetoniert
Vor dem Atomkraftwerk Fukushima Daiichi soll der Meeresboden mit dicken Betonschicht abgedichtet werden, um eine weitere radioaktive Kontaminierung des Ozeans zu verhindern.
Von Carsten Germis, Tokio
Vor dem Atomkraftwerk Fukushima Daiichi soll der Meeresgrund mit einer 60 Zentimeter dicken Betonschicht abgedichtet werden. Wie die Betreibergesellschaft der nach dem Erdbeben vom 11. März im vergangenen Jahr schwer beschädigten japanischen Atomreaktoren, die Tokyo Electric Power (Tepco), am Mittwoch in Tokio mitteilte, soll die Betondecke mehr als 73.000 Quadratmeter groß sein. Das entspricht der Größe von zehn Fußballfeldern.
Damit solle eine weitere radioaktive Kontaminierung des Ozeans verhindert werden, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Bei Messungen in der Bucht seien „relativ hohe Konzentrationen radioaktiver Stoffe im Meeresboden“ festgestellt worden, hieß es.
Die hohe radioaktive Verseuchung des Meeresbodens ist darauf zurückzuführen, dass in den Wochen und Monaten nach der Atomkatastrophe radioaktiv belastetes Kühlwasser in den Pazifik eingeleitet worden ist. Meeresströmungen, Wellen und der starke Bootsverkehr am Atomkraftwerk verteilen den belasteten Meeresboden immer weiter im Ozean. Das will Tepco durch die gigantische Betonplatte verhindern.
Mit den Arbeiten sollte noch am gleichen Tag begonnen werden, teilte Tepco mit. Drei bis vier Monate werde es dauern, bis die Platte fertig sei. Tepco geht davon aus, dass sie in den kommenden 50 Jahren verhindert, dass der stark belastete Meeresboden weiter verteilt wird. Die Belastung des Pazifiks durch die Atomkatastrophe wird dadurch aber nicht gestoppt. Noch immer gibt es das Risiko, dass die großen Mengen radioaktiv belasteten Kühlwassers, die in den Gewölben der Atomreaktoren lagern, ins Meer geraten. Weil die Temperaturen in einem der Reaktoren in diesem Monat wieder gestiegen waren, hat das Unternehmen abermals deutlich mehr Wasser zur Kühlung verwenden müssen – die Wiederaufarbeitungsanlage zur Dekontaminierung des Wassers stieß damit an ihre Grenzen.
Tepco ist zu einer PR-Offensive übergegangen
Die Auswirkungen des radioaktiv belasteten Wassers lassen sich weit über den engen Bereich um das Atomkraftwerk hinaus nachweisen. Seetang oder Fische aus den küstennahen Gewässern um Fukushima und die Nachbarbezirke zeigen erhöhte Belastungen durch Radioaktivität.
Der Plan, den Pazifik vor den Atomreaktoren zuzubetonieren, fügt sich nahtlos in eine PR-Offensive Tepcos vor dem Jahrestag der Katastrophe am 11. März. Erstmals seit die Regierung Ende vergangenen Jahres offiziell eine Kaltabschaltung der zerstörten Reaktoren verkündet hatte, durfte in dieser Woche eine Gruppe von Journalisten per Bus Teile der Anlage besichtigen. Die Journalisten durften auf einem Hügel auf der Südseite des Reaktors 4 aussteigen und sich das Gehäuse anschauen, das durch eine Wasserstoffexplosion zerstört worden war.
Dort habe die Strahlung 50 Mikrosievert pro Stunde betragen. In 24 Stunden würde ein Mensch dort bereits ein Millisievert abbekommen – die Strahlung, die ein Mensch in normaler Umgebung in einem ganzen Jahr ausgesetzt sein darf. Ausländischen Journalisten gegenüber ist die Bereitschaft Tepcos und der japanischen Regierung, Besuche in Fukushima zuzulassen, aber auch ein Jahr nach der Katastrophe immer noch sehr restriktiv.
Beton,
die graue Masse...
Hart, leblos, formlos.
Wenn die Welt vergiftet ist, betoniert man sie einfach zu.
Vor dem Atomkraftwerk Fukushima Daiichi soll der Meeresboden mit dicken Betonschicht abgedichtet werden, um eine weitere radioaktive Kontaminierung des Ozeans zu verhindern.
Von Carsten Germis, Tokio
Vor dem Atomkraftwerk Fukushima Daiichi soll der Meeresgrund mit einer 60 Zentimeter dicken Betonschicht abgedichtet werden. Wie die Betreibergesellschaft der nach dem Erdbeben vom 11. März im vergangenen Jahr schwer beschädigten japanischen Atomreaktoren, die Tokyo Electric Power (Tepco), am Mittwoch in Tokio mitteilte, soll die Betondecke mehr als 73.000 Quadratmeter groß sein. Das entspricht der Größe von zehn Fußballfeldern.
Damit solle eine weitere radioaktive Kontaminierung des Ozeans verhindert werden, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Bei Messungen in der Bucht seien „relativ hohe Konzentrationen radioaktiver Stoffe im Meeresboden“ festgestellt worden, hieß es.
Die hohe radioaktive Verseuchung des Meeresbodens ist darauf zurückzuführen, dass in den Wochen und Monaten nach der Atomkatastrophe radioaktiv belastetes Kühlwasser in den Pazifik eingeleitet worden ist. Meeresströmungen, Wellen und der starke Bootsverkehr am Atomkraftwerk verteilen den belasteten Meeresboden immer weiter im Ozean. Das will Tepco durch die gigantische Betonplatte verhindern.
Mit den Arbeiten sollte noch am gleichen Tag begonnen werden, teilte Tepco mit. Drei bis vier Monate werde es dauern, bis die Platte fertig sei. Tepco geht davon aus, dass sie in den kommenden 50 Jahren verhindert, dass der stark belastete Meeresboden weiter verteilt wird. Die Belastung des Pazifiks durch die Atomkatastrophe wird dadurch aber nicht gestoppt. Noch immer gibt es das Risiko, dass die großen Mengen radioaktiv belasteten Kühlwassers, die in den Gewölben der Atomreaktoren lagern, ins Meer geraten. Weil die Temperaturen in einem der Reaktoren in diesem Monat wieder gestiegen waren, hat das Unternehmen abermals deutlich mehr Wasser zur Kühlung verwenden müssen – die Wiederaufarbeitungsanlage zur Dekontaminierung des Wassers stieß damit an ihre Grenzen.
Tepco ist zu einer PR-Offensive übergegangen
Die Auswirkungen des radioaktiv belasteten Wassers lassen sich weit über den engen Bereich um das Atomkraftwerk hinaus nachweisen. Seetang oder Fische aus den küstennahen Gewässern um Fukushima und die Nachbarbezirke zeigen erhöhte Belastungen durch Radioaktivität.
Der Plan, den Pazifik vor den Atomreaktoren zuzubetonieren, fügt sich nahtlos in eine PR-Offensive Tepcos vor dem Jahrestag der Katastrophe am 11. März. Erstmals seit die Regierung Ende vergangenen Jahres offiziell eine Kaltabschaltung der zerstörten Reaktoren verkündet hatte, durfte in dieser Woche eine Gruppe von Journalisten per Bus Teile der Anlage besichtigen. Die Journalisten durften auf einem Hügel auf der Südseite des Reaktors 4 aussteigen und sich das Gehäuse anschauen, das durch eine Wasserstoffexplosion zerstört worden war.
Dort habe die Strahlung 50 Mikrosievert pro Stunde betragen. In 24 Stunden würde ein Mensch dort bereits ein Millisievert abbekommen – die Strahlung, die ein Mensch in normaler Umgebung in einem ganzen Jahr ausgesetzt sein darf. Ausländischen Journalisten gegenüber ist die Bereitschaft Tepcos und der japanischen Regierung, Besuche in Fukushima zuzulassen, aber auch ein Jahr nach der Katastrophe immer noch sehr restriktiv.
Beton,
die graue Masse...
Hart, leblos, formlos.
Wenn die Welt vergiftet ist, betoniert man sie einfach zu.