Der Bürgerkrieg wird im Fußballstadion geprobt
#24
Zum Thema Fußball und gewollte Gewalt & Provokation (auch durch Seiten der Polizei) hatte ich vor ein paar Wochen geschrieben:

Zitat:Beide Seiten spulen sich gegenseitig hoch. Das ist so üblich und so gewollt. Man benötigt einige gewaltbereite Rädelsführer (die zumeist in Diensten der Behörden stehen), um irgendwann auf Knopfdruck das Fanal zu zünden. Das was man selbst machen sollte ist: Beobachten und seine Schlüsse rechtzeitig ziehen, um dann zur gegebenen Zeit das Weite zu suchen.

Nachfolgend ein Betroffenen-Bericht, der stellvertretend für viele ähnliche Vorfälle an jedem Fußballwochenende steht. Wer einmal die Sportschau einstellen möchte und die Anhänger-Transparente begutachtet, der wird feststellen, daß es thematisch auf diesen Transparenten immer häufiger um das Thema: "Grundlose Polizeigewalt gegen Besucher von Fußballspielen" geht. Das Thema ist inzwischen in allen Fußballstadien präsent. Hier ein paar Beispiele aus: Berlin, Bremen, Mönchengladbach, Hannover, München, München, Osnabrück, Stuttgart, Stuttgart und Trier.

   
   
   
   
   
   
   
   
   
   

Inzwischen unterstützen selbst Fußballspieler solche Faninitiativen durch finanzielle Mittel, entsprechende Äußerungen in den Medien und durch persönliches Engagement in diesen "Pro-Fan-Vereinen". Da muß also inzwischen sehr viel passiert sein, wenn sich bornierte Fußballprofis für Zuschauerinteressen einsetzen.

Das geschieht sicherlich nicht, weil es sich nur um einzelnen Vorfälle handelt, sondern meiner Meinung nach um ein flächendeckendes Einsatzkonzept der Polizeibehörde. Hier wie angekündigt ein Bericht von einem ganz normalen Fußballspiel im November 07 in Deutschland.

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Stellungnahme zu den Vorkommnissen beim Auswärtsspiel des SV Babelsberg 03 in Ahlen (Westfalen)

Die Ereignisse rund um das Spiel unseres SV Babelsberg 03 bei Rot-Weiß Ahlen lösen immer noch Ohnmacht und Wut aus. Als Fußballfans sind wir immer wieder mit willkürlichen und brutalen Polizeieinsätzen konfrontiert. Als Reaktion darauf initiierten wir die Initiative „Fußballfans beobachten die Polizei“. Die Erlebnisse vom 24. November hatten allerdings eine neue Qualität und wir müssen deshalb die Gelegenheit nutzen, die Öffentlichkeit über unsere Eindrücke vom Auswärtsspiel des SV Babelsberg 03 in Ahlen zu informieren.

Eine Gruppe von etwa 20 jungen Fußballfans trat die Reise zum Auswärtsspiel mit der Bahn an. Begleitet wurden sie von etwa 30 Beamten der Bundespolizei. Während der Fahrt kam es zu einem Schaden an einer Deckenverkleidung des Zuges, sodass alle Anwesenden die Personalien abgeben mussten, diese videographisch erfasst wurden und sich alle Personen einer Durchsuchung unterziehen mussten. Anschließend durften sie die Reise zum Spiel fortsetzen. Trotz der 3:0 Niederlage unserer Mannschaft war die Stimmung unter den insgesamt ca. 100 Babelsberger Fans gut und keineswegs aggressiv. Vor dem Stadion standen alle 03-Fans, unabhängig davon, ob sie mit dem Zug, dem Fanbus oder dem PKW kamen, zusammen. Fans der Heimmannschaft von Rot-Weiß Ahlen waren nicht zugegen, so dass keinerlei Konfliktpotential vorhanden war.

Als der Teil der Fans, die mit dem Zug gekommen waren, sich auf den Weg zum Bahnhof machen wollten, eskalierte die bis dato friedliche Situation. Ursache war offensichtlich das unabgestimmte Vorgehen der eingesetzten Polizeibeamten. Nachdem die Gruppe zunächst einen kürzeren Weg zum Bahnhof eingeschlagen hatte, baten Teile der Beamten, einen anderen Weg zu nehmen. Dieser Bitte kamen die 03-Fans nach. Auf der von der Polizei vorgegeben Strecke standen weitere Beamte, die ohne erkennbaren Grund und unvermittelt Pfefferspray versprühten und dadurch einige Fans verletzten. In dem sich entwickelnden Tumult, wurden zu Hilfe eilende Fans wahllos geschubst, geschlagen und beschimpft. Nun griff sich die Polizei zwei Personen, darunter einen 49 jährigen Mann heraus und warfen sie brutal zu Boden, um sie fest zu nehmen. Der ältere Mann wollte lediglich am Boden liegenden Menschen aufhelfen, ohne zu wissen, dass es sich bei einem um einen Zivilbeamten handelte. Bereits hilflos am Boden liegend, benommen vom Pfefferspray, bekam der Mann erneut Pfefferspray direkt in die Augen gesprüht. Die beiden Personen hatten sowohl Schwellungen als auch Blut im Gesicht und lagen mehrere Minuten im Dreck, ehe ihnen Handschellen angelegt wurden und sie zur Wache gefahren wurden. Bei diesem Einsatz zogen sie sich Verletzungen wie schwere Rippenprellungen, Augenreizungen, Überdehnung der Bänder etc. zu. Mittlerweile kamen Vertreter des SV Babelsberg 03, um sich einen Überblick über die Lage zu machen und die Situation zu beruhigen. In einiger Entfernung sammelten sich Fans der Heimmannschaft, um mit „Fußballfans sind keine Verbrecher“ – Sprechchören ihre Solidarität zu bekunden. Auf dem Rückweg der Zugfahrer zum Bahnhof kam es zu weiteren Verhaftungen, bei der aus einem fahrenden Polizeiwagen Pfefferspray versprüht wurde. Ein Fan, der durch den Pfeffersprayeinsatz benommen zu Boden ging, bekam erneut Pfefferspray direkt in die Augen gesprüht. Allen 03- Fans, die gefesselt und mit schweren Augenreizungen im Polizeiwagen saßen, wurde eine ärztliche Versorgung (Augenspülung), teilweise unter hämischen Kommentaren, verwehrt. Einige durch Pfefferspray verletzte Babelsberger wurden von dazukommenden Ahlen- Fans versorgt. Bei dem älteren 03- Fan, der als erster aus der Polizeigewahrsam entlassen wurde, entschuldigten sich die Beamten, was als Einsicht ob des Fehlverhaltens der Polizei gewertet werden kann.

Abschließend ist zu konstatieren, dass es bei diesem konzeptlosen Polizeieinsatz zu schweren Misshandlungen, vor allem durch Pfefferspray, kam und wir 03- Fans menschenverachtend behandelt wurden.

Zu erwarten sind Strafprozesse und ein – von der Polizei gefordertes – langjähriges Stadionverbot. Rechtliche Schritte gegen die Polizeibeamten werden unsererseits eingeleitet.

Ein weiterer, nicht nur in diesem Zusammenhang wichtiger, Aspekt betrifft die (szenekundigen) Zivilpolizisten.

Bestimmte Zivilbeamte, die seit Jahren unsere Spiele begleiten, versuchen gezielt junge Menschen einzuschüchtern. Bei jeder Gelegenheit versuchen sie gewisse junge Leute namentlich bloß zu stellen und zu demütigen. Das Gefühl des ausgeliefert sein erzeugt psychologischen Druck, der weitere Wut produziert und sich schwer verarbeiten lässt.

Schlichtendes Eingreifen dieser szenekundigen Beamten, etwa in Situationen wie in Ahlen, erfolgt nicht. Stattdessen schauen sie unbeteiligt zu, wie ihre Kollegen eine Prügelorgie vollziehen.

Die Polizei hat eine völlig friedfertige Situation eskalieren lassen und ist mit einer außerordentlichen Brutalität gegen Fans vorgegangen. Ausnahmslos alle Anwesenden waren geschockt von dem erlebten, staatlich legitimierten Gewaltexzess. Einige Polizeibeamte machten den Eindruck, dass die Gewaltanwendung zur Befriedigung ihres Lustempfindens beiträgt. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie mit einem genüsslichen Lächeln den Arm eines am Boden liegenden Menschen verdrehen oder bereits hilflos am Boden liegende Personen erneut Pfefferspray in die Augen gesprüht bekommen. Von einem maßvollen, der Situation angemessenen Auftreten der Polizei war zu keiner Zeit etwas zu spüren. Besonders tragisch sind die mentalen Folgeerscheinungen, die immer wiederkehrende Gewalterfahrungen mit sich bringen.

Wir wollen abschließend noch mal klar stellen, dass wir kein undifferenziertes Opfer-Täter-Schema verfolgen. Uns ist bewusst, dass Fußballfans generell nicht immer einfach und mitunter alkoholisiert sind. Doch Fußballspiele sind emotionale Erlebnisse, deren sich professionelle Polizeibeamte bewusst sein müssten. Demnach müssen sie in friedlichen Situationen besonnen handeln und nicht maßgeblich zur Eskalation beitragen.

Hiermit kündigen wir eine Kampagne an, die mithilfe verschiedener Aktionen versucht unsere Situation darzustellen und was derzeit am wichtigsten ist, uns helfen soll, derartige Erlebnisse zu verarbeiten. Wir haben das Gefühl, dass sich die kontinuierlich produzierte Wut auf ein unerträgliches Maß gesteigert hat.

Die Auswärtsreisenden des SV Babelsberg 03

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Anmerkung Paganlord: Der Grund für solche Polizeimaßnahmen ist die gewollte Wuterzeugung beim Bürger. Zunächst wählt man besonders leicht zu provozierende Gruppen, wie beispielsweise Besucher von Fußballspielen, aus, um diese später als gewalterprobte Vorreiter, Rädelsfüher und natürlich als Begründung für neue Überwachungsmaßnahmen und Gesetze zu benutzen.

Vielleicht fragen jetzt einige, was man dagegen tun kann? Natürlich gar nichts – außer sich selbst da unbedingt herauszuhalten! Hier zahlt sich gelebte Emotionskontrolle und Neutralität (Nichteinmischung) aus. Selbst dann, wenn man sich selbst ungerecht von einer Behörde behandelt fühlt. Wo möglich einen großen Bogen um solche Ereignisse ziehen und ansonsten mit geistigen Mitteln für den eigenen Schutz vor solchen Zwischenfällen sorgen. Wer sich mal juristisch wehren muß, der sollte das durchaus tun, aber dabei immer überlegen: "Ob man sich jetzt gerade emotional verrennt". Falls das der Fall ist, dann die Notbremse ziehen und lieber zur Ruhe kommen und geistig vorsorgen, daß einem das nicht noch einmal passiert.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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[Kein Betreff] - von Paganlord - 30.10.12006, 13:56
RE: Der Bürgerkrieg wird im Fußballstadion geprobt - von Coco die Eule - 03.11.12016, 14:40
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[Kein Betreff] - von Paganlord - 29.10.12007, 16:54
[Kein Betreff] - von Wishmaster - 11.11.12007, 22:45
[Kein Betreff] - von Paganlord - 14.11.12007, 10:21
RE: Der Bürgerkrieg wird im Fußballstadion geprobt - von Paganlord - 14.12.12007, 12:10
[Kein Betreff] - von Paganlord - 14.12.12007, 12:16
Re: - von Fulvia - 19.05.12008, 11:42
In Österreich kam alles anders :) - von artus - 12.06.12008, 13:09

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