30.08.12004, 18:58
Spitzwegerich
Plantago lanceolata
Die uralte germanische Heilpflanze trägt schon in ihrem Namen die Anzeichen, daß sie die Wege beherrschte: die letzte Silbe des althochdeutschen wegarî - rîh dem gothischen reiks entsprechend, ist urverwandt mit dem lateinischen rex/König. So war der Wegerich der Beherrscher des Weges.
Das Kraut war in seinen verschiedenen Arten schon in früher Zeit bekannt, und Dioskurides empfahl es gegen Blutergüsse, eine Heilanwendung, die sich bis auf den heutigen Tage im Volke erhalten hat.
Außerdem diente es noch bei vielen anderen Gebrechen, selbst gegen Gift, Ansteckung und Übel >die über das Land dahinfahren<, scheint es gebraucht worden zu sein. Ein angelsächsischer Heilsegen, der neun Pflanzen anruft und sich in einer Handschrift - vermutlich aus dem 11. Jahrhundert - befindet, wendet sich auch an den Wegerich und lautet an dieser Stelle in deutscher Übersetzung:
>Und du, Wegerich, Mutter der Pflanzen,
Offen nach Osten, mächtig im Innern:
Über dich knarren Wagen, über dich ritten Frauen,
Über dich schrien Bräute, über dich schnaubten Farren;
Allen widerstandest und setztest dich entgegen:
So widerstehe du auch dem Gift und der Ansteckung
Und dem Übel, das über das Land dahinfährt!<
Auch von allerlei geheimnisvollem Zauber, den man mit dem Kraut trieb, wird berichtet, und in den Büchern der spätmittelalterlichen Kräuterweisen werden die Rezepte wiederholt. Sehr viel Lob hat auch Paracelsus für die Pflanze: >Es gibt keine Pflanze, die mehr austrocknet und zugleich festigt (consolidet) als Plantago<.
Spitzwegerichsaft galt schon in alten Zeiten als Mittel gegen die Auszehrung. Wen das Fieber plagte, dem war das Kräutlein eine schnelle Hilfe.
Um nun auch die Ansicht des Arztes über das Heilkraut zu hören, so sagt H. Schulz, daß der Wegerich vom Standpunkt der Volksarznei bemerkenswert wäre. >Abkochung der getrockneten Wurzeln und Blätter werden bei allen möglichen chronischen Katarrhen der Schleimhäute, auch des Auges, selbst bei Lungentuberkulose innerlich und äußerlich gebraucht. Sie sollen auch bei Asthma helfen... usw.<
Die über ganz Europa verbreitete Pflanze wandert nördlich bis nach Island und ist auch in einem großen Teil Asiens zu finden.
Der nebst seinen Verwandten, dem Breitwegerich (Plantago major) und dem mittleren Wegerich (Plantago media), an Wegrändern, auf trockenen Wiesen, Triften und Brachäckern anzutreffende Spitzwegerich gehört zur Familie der Wegerichgewächse. Volkstümlich wird die Pflanze unter vielen anderen Namen als Bullenköpp, Roßrippe, Wegebladen, Schlangenzunge, Wegara, Hasenohra, Lämmerzunge bezeichnet.
Der 20 bis 40 cm hohe Stengel (Schaft) trägt am Grunde eine Rosette lanzettlicher, von drei bis fünf hervortretenden Rippen durchzogener Blätter, die einen rinnenartig vertieften Stiel besitzen. Die zahlreichen unscheinbaren Blüten sitzen in einer ei- bis kurz walzenförmigen Ähre an der Spitze des Stengels. Unter jeder Blüte befindet sich ein eiförmiges, zugespitztes Deckblatt. Der Kelch und der Saum der trockenhäutigen Blumenkrone sind vierteilig. Zur Blütezeit (April bis September) ragen aus der Blumenkrone die vier weißlichgelben Staubbeutel hervor, die, an einem dünnen Faden sitzend, leicht vom Wind bewegt werden. Die Frucht ist eine zweisamige Kapsel.
Die blühende Pflanze und die Blätter enthalten Bitterstoff, Gerbstoff, ein Glykosid, Schleim und einen auffallend hohen Gehalt an Vitamin C (der beim Trocknen zerstört wird). Die blühende Pflanze und die Blätter werden im Mai und Juni vor dem Samentragen gesammelt.
Auf Grund der dem Spitzwegerich zugeschriebenen blutreinigenden, blutstillenden, schleim- und krampflösenden, fieberstillenden, magenstärkenden und wundheilenden Eigenschaften macht die Volksheilkunde von dem frisch ausgepreßten Saft zu Blutreinigungskuren, von der getrockneten ganzen blühenden Pflanze oder nur von den Blättern Gebrauch bei Asthma, Blasenschwäche, Bronchialkatarrh, Erkrankungen der Harnwege, Leberleiden, Gelbsucht, Fieber, Magenleiden, Hämorrhoidalblutungen, übermäßigen Menstruationsblutungen, leichten Verdauungsstörungen, Wassersucht, Geschwüren, Drüsenanschwellung, Geschwülsten, Erkrankungen des Mundes, Zahn- und Ohrenschmerzen, Verletzungen, Brandwunden und schlecht heilenden Wunden.
Zur Teezubereitung (Aufguß) nimmt man 10 Gramm der getrockneten blühenden Pflanze oder Blätter allen auf 1/4 Liter Wasser und trinkt davon täglich ein bis zwei Tassen heiß und schluckweise. Vom Frischsaft täglich dteimal einen Eßlöffel in Wasser oder Tee. Ein vielgepriesenes Hausmittel ist der wässerige Spitzwegerichabsud, der mit Honig zu einem Sirup eingekocht wird, besonders bei Erkrankungen der Luftwege, Husten, Katarrh und Verschleimung.
Zubereitung: Man sammelt reichlich Spitzwegerichblätter, wäscht und trocknet sie mit einem Tuch und preßt den Saft aus. Gleiche Gewichtsmenge Saft und Bienenhonig gibt man zusammen in einen Kochtopf und läßt das ganze unter ständigem Umrühren etwa eine halbe Stunde kochen. Noch warm fült man den Sirup in Gläser, die man gut verschließt. Er hält das ganze Jahr.
Zum Sammeln ist es nun leider schon zu spät, wer die Zeit verpasst hat, ist eben auf Apotheken angewiesen. Im Falle von Erkältungskrankheiten ist die Anwendung von Spitzwegerich allerdings meiner Erfahrung nach wirklich empfehlenswert - Aufwand oder Kosten lohnen sich also in jeden Fall.
Plantago lanceolata
Die uralte germanische Heilpflanze trägt schon in ihrem Namen die Anzeichen, daß sie die Wege beherrschte: die letzte Silbe des althochdeutschen wegarî - rîh dem gothischen reiks entsprechend, ist urverwandt mit dem lateinischen rex/König. So war der Wegerich der Beherrscher des Weges.
Das Kraut war in seinen verschiedenen Arten schon in früher Zeit bekannt, und Dioskurides empfahl es gegen Blutergüsse, eine Heilanwendung, die sich bis auf den heutigen Tage im Volke erhalten hat.
Außerdem diente es noch bei vielen anderen Gebrechen, selbst gegen Gift, Ansteckung und Übel >die über das Land dahinfahren<, scheint es gebraucht worden zu sein. Ein angelsächsischer Heilsegen, der neun Pflanzen anruft und sich in einer Handschrift - vermutlich aus dem 11. Jahrhundert - befindet, wendet sich auch an den Wegerich und lautet an dieser Stelle in deutscher Übersetzung:
>Und du, Wegerich, Mutter der Pflanzen,
Offen nach Osten, mächtig im Innern:
Über dich knarren Wagen, über dich ritten Frauen,
Über dich schrien Bräute, über dich schnaubten Farren;
Allen widerstandest und setztest dich entgegen:
So widerstehe du auch dem Gift und der Ansteckung
Und dem Übel, das über das Land dahinfährt!<
Auch von allerlei geheimnisvollem Zauber, den man mit dem Kraut trieb, wird berichtet, und in den Büchern der spätmittelalterlichen Kräuterweisen werden die Rezepte wiederholt. Sehr viel Lob hat auch Paracelsus für die Pflanze: >Es gibt keine Pflanze, die mehr austrocknet und zugleich festigt (consolidet) als Plantago<.
Spitzwegerichsaft galt schon in alten Zeiten als Mittel gegen die Auszehrung. Wen das Fieber plagte, dem war das Kräutlein eine schnelle Hilfe.
Um nun auch die Ansicht des Arztes über das Heilkraut zu hören, so sagt H. Schulz, daß der Wegerich vom Standpunkt der Volksarznei bemerkenswert wäre. >Abkochung der getrockneten Wurzeln und Blätter werden bei allen möglichen chronischen Katarrhen der Schleimhäute, auch des Auges, selbst bei Lungentuberkulose innerlich und äußerlich gebraucht. Sie sollen auch bei Asthma helfen... usw.<
Die über ganz Europa verbreitete Pflanze wandert nördlich bis nach Island und ist auch in einem großen Teil Asiens zu finden.
Der nebst seinen Verwandten, dem Breitwegerich (Plantago major) und dem mittleren Wegerich (Plantago media), an Wegrändern, auf trockenen Wiesen, Triften und Brachäckern anzutreffende Spitzwegerich gehört zur Familie der Wegerichgewächse. Volkstümlich wird die Pflanze unter vielen anderen Namen als Bullenköpp, Roßrippe, Wegebladen, Schlangenzunge, Wegara, Hasenohra, Lämmerzunge bezeichnet.
Der 20 bis 40 cm hohe Stengel (Schaft) trägt am Grunde eine Rosette lanzettlicher, von drei bis fünf hervortretenden Rippen durchzogener Blätter, die einen rinnenartig vertieften Stiel besitzen. Die zahlreichen unscheinbaren Blüten sitzen in einer ei- bis kurz walzenförmigen Ähre an der Spitze des Stengels. Unter jeder Blüte befindet sich ein eiförmiges, zugespitztes Deckblatt. Der Kelch und der Saum der trockenhäutigen Blumenkrone sind vierteilig. Zur Blütezeit (April bis September) ragen aus der Blumenkrone die vier weißlichgelben Staubbeutel hervor, die, an einem dünnen Faden sitzend, leicht vom Wind bewegt werden. Die Frucht ist eine zweisamige Kapsel.
Die blühende Pflanze und die Blätter enthalten Bitterstoff, Gerbstoff, ein Glykosid, Schleim und einen auffallend hohen Gehalt an Vitamin C (der beim Trocknen zerstört wird). Die blühende Pflanze und die Blätter werden im Mai und Juni vor dem Samentragen gesammelt.
Auf Grund der dem Spitzwegerich zugeschriebenen blutreinigenden, blutstillenden, schleim- und krampflösenden, fieberstillenden, magenstärkenden und wundheilenden Eigenschaften macht die Volksheilkunde von dem frisch ausgepreßten Saft zu Blutreinigungskuren, von der getrockneten ganzen blühenden Pflanze oder nur von den Blättern Gebrauch bei Asthma, Blasenschwäche, Bronchialkatarrh, Erkrankungen der Harnwege, Leberleiden, Gelbsucht, Fieber, Magenleiden, Hämorrhoidalblutungen, übermäßigen Menstruationsblutungen, leichten Verdauungsstörungen, Wassersucht, Geschwüren, Drüsenanschwellung, Geschwülsten, Erkrankungen des Mundes, Zahn- und Ohrenschmerzen, Verletzungen, Brandwunden und schlecht heilenden Wunden.
Zur Teezubereitung (Aufguß) nimmt man 10 Gramm der getrockneten blühenden Pflanze oder Blätter allen auf 1/4 Liter Wasser und trinkt davon täglich ein bis zwei Tassen heiß und schluckweise. Vom Frischsaft täglich dteimal einen Eßlöffel in Wasser oder Tee. Ein vielgepriesenes Hausmittel ist der wässerige Spitzwegerichabsud, der mit Honig zu einem Sirup eingekocht wird, besonders bei Erkrankungen der Luftwege, Husten, Katarrh und Verschleimung.
Zubereitung: Man sammelt reichlich Spitzwegerichblätter, wäscht und trocknet sie mit einem Tuch und preßt den Saft aus. Gleiche Gewichtsmenge Saft und Bienenhonig gibt man zusammen in einen Kochtopf und läßt das ganze unter ständigem Umrühren etwa eine halbe Stunde kochen. Noch warm fült man den Sirup in Gläser, die man gut verschließt. Er hält das ganze Jahr.
Zum Sammeln ist es nun leider schon zu spät, wer die Zeit verpasst hat, ist eben auf Apotheken angewiesen. Im Falle von Erkältungskrankheiten ist die Anwendung von Spitzwegerich allerdings meiner Erfahrung nach wirklich empfehlenswert - Aufwand oder Kosten lohnen sich also in jeden Fall.