Hexenverfolgung
#2
Die spätmittelalterliche kosmologische Weltordnung

Zauberei, Wahrsagerei, Teufelspakt und der nächtliche Flug von Frauen stellen die Hauptdelikte im inquisitorischen Hexenprozess dar.

Seit frühchr*stlicher Zeit in der abendländischen Tradition als Götzendienst aufgefasst, wurden sie schließlich im späten Mittelalter zu den schlimmsten Vergehen am ersten Gebot `Du sollst keine anderen....` gerechnet und als Reste von Heidentum durch die Kirche bekämpft und geahndet.
Von Anbeginn in Verbindung mit Frauen und deren Verführbarkeit durch den Teufel gebracht, bezugnehmend auf Eva und den b*blischen Sündenfall, wurde der Begriff der `Hexe` im Spätmittelalter ausgeformt. Die Kriminalisierung von Frauen erfolgte im kirchlich-kanonischen Recht gleichermaßen wie in der weltlich-profanen Rechtssprechung.

Der Glaube an die Wirksamkeit magisch-zauberischer Kräfte stand als `falsche` Glaubenshaltung mit Verlust der Heilserwartung neben dem `wahren Glauben` im Sinne der Verheißung und Erfüllung. Zauberische Wirkung war nach theologischer Auffassung erst durch eine gemeinsame Verständigung (`Sprache`) zwischen dem Menschen und den Dämonen aufgrund eines Bündnisses mit dem Teufel möglich.

Auch das Beobachten, Beachten und Befolgen bestimmter Zeichen und Zeiten, unerlässlich bei zauberischen Handlungen, war verboten. Ausnahmen wurden gewährt bei der Einhaltung der durch das Kirchenjahr festgelegten Zeiten, bei den jahreszeitlich bedingten landwirtschaftlichen Verrichtungen und bei der Berücksichtigung bestimmter Termine für den Aderlaß in der Medizin.


Schutz und Abwehr im magischen Weltbild

Der gesamte Lebensraum des Menschen, sein Fühlen, Denken und Handeln, wurde jahrhundertelang vom Glauben an das Übersinnliche, an gute, aber auch an unheilvolle und schadenbringende Mächte mitgeprägt. Für das Verständnis des Phänomens `Hexenverfolgung`, des Glaubens an die Effektivität von Zauberei und Hexerei, ist das Vorhandensein einer magischen Weltsicht Grundvoraussetzung. Danach stehen der Kosmos, ähnliche Dinge, Kräfte, Verhältnisse und Personen in sympathetischem Zusammenhang, auf den unter Zuhilfenahme bestimmter zauberischer Kräfte, Praktiken und Handlungen im positiven wie im negativen Sinne Einfluß ausgeübt werden kann.

Die Macht, die man Dämonen, Geistern und Hexen zuschrieb, war grenzenlos. Alles, was menschliches Fassungsvermögen überstieg, konnte durch deren gefährliches Wirken geschehen. Sie bedrohten Feld und Flur, Haus und Hof, Mensch und Vieh; hexten Gewitter, Hagel und Ungeziefer herbei, stahlen bzw. verdarben auf magischem Wege Milch und Butter und verursachten Seuchen, Krankheiten und Unglücksfälle.

Vor dem geistig-religiösen Hintergrund und Wissensstand jener Zeit erscheint es folgerichtig, daß zum Schutz des Lebensraumes die unterschiedlichsten abergläubischen Mittel und Maßnahmen Verwendung fanden.

Schutz- und Abwehrzeichen wie Drudenfüße, Hexagramme, Teufelsknoten oder Siebensterne verwehrten dem `Bösen` den Zutritt. Solche Zeichen wurden an den unterschiedlichsten Stellen, z.B. an Balken, Türen, Gefachen, Möbeln oder auf Schutzzetteln angebracht. Gleiches erhoffte man sich von Tierschädeln und den mumifizierten Körpern bestimmter Tiere, die, unter der Türschwelle vergraben, Dämonen und Hexen bannen sollten. In denselben Vorstellungskreis gehörten Schutzfiguren, Neid-, Schreckköpfe und die sogenannten Kleiekotzer.

Ihre drohenden und abweisenden Fratzen konnten zum einen Schutz- und Zierelement sein, aber auch apotropäische Funktionen besitzen.

Auch Objekte des täglichen Gebrauchs wie Sichel, Sense, Besen, Messer oder Schere wurden zur Abwehr von Hexen- und Teufelswerk benutzt. Unauffällig in Haus und Hof platziert, blieb dem Unwissenden ihr apotropäischer Gebrauch verschlossen.

Zum Schutz vor Hexerei sowie als Heilmittel setzte man Amulette und Talismane ein. Die Kräfte, die ihnen zugeschrieben wurden, konnten für den jeweiligen Besitzer aktiviert und auf ihn übertragen werden, vor allem dadurch, daß er den kraftgeladenen Gegenstand bei sich trug oder ihn an einer vermeintlich dämonengefährdeten Stelle in Haus und Hof deponierte. Teile von Mensch und Tier, Münzen, Versteinerungen, Edelsteine, gedruckte und handgeschriebene Gebete, Zaubersprüche und vieles mehr fanden als Amulett Verwendung. Als besonders wirksam galten Komposit- oder Universalamulette. Nach dem Motto `je mehr desto besser` wurden durch Kombinationen und Häufung diverser Amulettelemente, Segen und Reliquien die größtmögliche `magische` Wirkung erzielt. Beispiele hierfür sind die sogenannten Fraisketten und Breverln. An ihnen befanden sich zumeist neben profanen auch chr*stliche Amulette. Nach populärer religiöser Auffassung wohnten geweihten und gesegneten Gegenständen unheilabwehrende und schützende Kräfte inne.

Als Schutz- und Abwehrmittel spielten auch Pflanzen eine wichtige Rolle. Aufgrund ihres penetranten Geruchs, ihres Aussehens, ihrer giftiger wie auch heilsamen Substanzen kamen sie in den Ruf, besonders zauberwirksam zu sein. Zu den Pflanzen mit Zauberkraft zählten beispielsweise Knoblauch, Alant, Stechapfel, Tollkirsche oder Mandragora.

Das Wissen um Schutz- und Abwehrmaßnahmen, Zauber- und magische Heilpraktiken stammte aus mündlicher Überlieferung und handschriftlichen Aufzeichnungen, aber auch zu einem guten Teil aus sogenannten Zauber- und Rezeptbüchern. Die bekanntesten Druckwerke sind das `Romanusbüchlein`, die `Egyptischen und sympathetischen Geheimnisse des Albertus Magnus`, `Der wahre geistliche Schild` und das `Sechste und Siebente Buch Mosis` (Als ich in diesem absonderlichen Werk gelesen habe, wußte ich nicht, ob ich lachen oder heulen soll Häh? . Also das ist jedenfalls der echte Brüller!).

Aufgrund historischer Untersuchungen läßt sich belegen, daß zur Zeit der Hexenverfolgungen eine `magische Volkskultur` existierte. Zaubereivorwürfe waren seinerzeit nicht nur Fiktion, sondern es wurde in der Tat `gezaubert` und an die Wirkung von Zauberei geglaubt.
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Hexenverfolgung - von Abnoba - 27.04.12005, 21:39
RE: Hexenverfolgung - von Paganlord - 08.03.12012, 14:38
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