anicca
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Blutegel, nicht mehr Lebewesen der Natur, sondern "Fertigarzneimittel".
Ich wunderte mich (leicht schockiert) über den immensen Preisanstieg der Tierchen (von ca 2.80 € vor zwei Jahren auf derzeit 4.40 €). Daher suchte ich gestern im Internet mal wieder die Seite der Blutegelfarm, um zu sehen, was sie ohne den Apotheken-Umweg kosten. Der Unterschied war nicht bedeutsam.
Doch was ich da zu lesen bekam, ließ mich schwer schlucken. Ab Anfang 2008 gilt nun auch diese Kreation der Natur als "Fertigarzneimittel" und unterliegt somit dem Zwang, in entsprechenden Studien Risiken und Wirkung usw nach zu weisen. Ursprünglich war die deutsche Blutegelfarm öffentlich-rechtliche Einrichtung. Jedoch scheute man die Kosten jener Studien und sonstigen gesetzlichen Regelungen und verkaufte das ganze. Damit fielen die (für den Betreiber nahezu kostenlosen) ABM-Arbeitskräfte auch noch weg. Jene entsprechenden Mehrkosten wurden natürlich auf den Kunden umgelegt.
Es kommt noch besser: um den Bedingungen gerecht zu werden, welche dieser Staat an 'Fertigarzneimittel' stellt, baut der neue Betreiber eine 'kontrollierte Retortenzucht' auf.
Zitat (http://blutegelfarm.de/default.asp?action=start&lan=de):
Grundlage der Produktion sind Reinstwasseranlagen die es der BioRepro GmbH gestatten Wasserqualitäten für fast alle wassergebundenen Lebewesen zu kreieren. Mit dieser Infrastruktur kann die BioRepro GmbH ihr Leistungsspektrum und den Focus, auf neu interessante biologische Ressourcen mit möglichen neuen Wirkstoffen zum Nutzen aller, erweitern.
Schwerpunkt unserer Tätigkeit ist es Verfahren zu entwickeln, die die Natur schonen und trotzdem die Nutzung von bedrohten Arten als Fertigarzneimittel und biologischer Ressource ermöglichen. Die Einsatzmöglichkeiten von Blutegeln sind vielfältiger Natur neben dem zukünftigen Einsatz als Fertigarzneimittel spielen sie als pharmazeutische und kosmetische Droge weltweit eine immer größere Rolle, der Wettlauf um die Nutzung der biologischen Ressourcen gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Wie könnte es auch anders sein, als dass wieder jeder versucht, an der Natur zu verdienen. Denn Naturheilkunde ist dem Staat doch eh ein Dorn im Auge, weil sich die Menschen hier nahezu selbst 'bedienen' und somit die Pharmaindustrie und das Gesundheitssystem umgehen können. Da schafft man einfach Gesetze, welche Tiere zum Arzneimittelchen degradieren und züchtet sie im Glas.
Anbei noch ein paar weitergehende Infomationen
http://www.bfarm.de/nn_1109152/SharedDocs/Publikationen/DE/Pharmakovigilanz/am-sicher-akt/mittl__blutegel-pdf,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/mittl_blutegel-pdf.pdf
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anicca schrieb:Blutegel, nicht mehr Lebewesen der Natur, sondern "Fertigarzneimittel".
Wie könnte es auch anders sein, als dass wieder jeder versucht, an der Natur zu verdienen. Denn Naturheilkunde ist dem Staat doch eh ein Dorn im Auge, weil sich die Menschen hier nahezu selbst 'bedienen' und somit die Pharmaindustrie und das Gesundheitssystem umgehen können. Da schafft man einfach Gesetze, welche Tiere zum Arzneimittelchen degradieren und züchtet sie im Glas.
Anbei noch ein paar weitergehende Infomationen
http://www.bfarm.de/nn_1109152/SharedDocs/Publikationen/DE/Pharmakovigilanz/am-sicher-akt/mittl__blutegel-pdf,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/mittl_blutegel-pdf.pdf
Es ist ein perverser und voellig ueberheblicher Geist, der diese Welt beherrscht. Aber dieser Geist hat die Erde einst erschaffen. Wen wundert es also, was nun dabei herausgekommen ist?
EigenSinnige Frauen
Inte
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Die Seite dieser Blutegelfarm ist mir äußerst unsympathisch, wirkt auf mich einfach nur kalt, und je mehr man darüber liest, desto unsympathischer wird sie. Da hilft auch das lieblos oben hingepatschte Minibildchen eines Reihers nicht, darüber hinwegzutäuschen.
Zitat:Die jungen Würmer wachsen unter den gleichmäßigen Bedingungen des Labors rasch heran. Statt nach zwei bis drei Jahren wie in der Natur und in der Freilandzucht, entwickeln sie sich in Menzels Kellerfarm schon nach einem halben Jahr so weit, dass sie die Haut eines Menschen problemlos durchbeißen und Blut daraus saugen können. Damit sind die dann vier bis fünf Zentimeter langen Tiere reif für den medizinischen Einsatz. http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2005/1110/wissenschaft/0202/index.html
Da gefällt mir diese Egelfarm (Bibertaler Blutegelzucht) immer noch besser, die wenigstens weiß, daß Leben nicht reine Funktionalität ist.
Zitat:Das vielgestaltige Biotop dient natürlich nicht in erster Linie ästhetischen Zwecken: der Hauptgrund hierfür ist, daß Egel dann am vitalsten und gesündesten und damit am heilsamsten sind, wenn sie sich "wie zu Hause" also: wohl fühlen. Dem versuchen wir Tag für Tag einen Schritt näher zu kommen. Ein gesundes ökologisches Gleichgewicht verhindert das Wachstum von Parasiten. http://www.blutegel.de/start.php?lngurl=de&IDString=8:1&thema=2
Dort wurden übrigens auch die ersten Egel dieser "Futura-biorepro-Regal-Glasbehälterzucht" erworben.
Ich würde Egel lieber dort kaufen, wenn sie auch nochmal ein wenig teurer sind. Dort gibt es auch importierte türkische, die sind dann sogar billiger als die Egel aus dee Regalglaszucht.
Der "Biorepro-Heinzi" aber ist für mich ein anschauliches Beispiel des vernachlässigten "weiblichen Prinzips". Hier "herrscht" das rein männliche Prinzip, ungeachtet aller tieferen Zusammenhänge, unter Auslassung jeden Gespürs für Gesamtheit, rein rational.
Noch was zum Egel:
Zitat:Seitdem Menschen einander heilen, spielen Blutegel (Hirudo medicinalis) eine fast immer bedeutende Rolle. Es ist sogar anzunehmen, daß auch Tiere von den heilenden Wirkungen der Egel profitieren. Das Wort "Egel" stammt übrigens von dem griechischen Wort echis = kleine Schlange. Manche vermuten sogar, daß die Schlange des Aeskulapstabes einen Egel darstellt.. Er ist jedenfalls schon lange für seine Heilkräfte berühmt. Bei den Germanen wurde das Wort "Blutegel" z.B. nahezu synonym mit dem Wort "Heiler" verwendet. Dhanvantari, der indische G*tt des Ayurveda, trägt einen Blutegel in einer seiner vier Hände, und im englischen wurden die Heiler des Mittelalters als "leecher" (leech (engl.) = Blutegel) bezeichnet. http://www.blutegel.de/start.php?lngurl=de&IDString=8:1&thema=2
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Nun ist ca. ein halbes Jahr vergangen, und ich möchte noch einmal Resonanz aus der Behandlung ziehen.
1. Ich kann diese Art der Therapie nur weiterempfehlen.
2. Hat bei mir die Schmerzlinderung über ein halbes Jahr angehalten. In der Medizin spricht man von ca. 4 Wochen.
3. Werden Blutegel in der Apotheke immer teurer (über 4 Euro pro Helfer).
Liebe Grüße
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Versorgung und Unterbringung der blutsaugenden Freunde
Grundsätzlich sind die Tiere an einem ruhigen, kühlen und dunklen Ort, möglichst frei von Erschütterung unterzubringen.
Die Tiere dürfen nicht dem direkten Sonnenlicht ausgeliefert sein. Licht und höhere Temperaturen versetzen die Tiere in Unruhe; sie schwimmen und kriechen dauernd umher und verlieren dadurch an Kraft und Sauglust.
Einweckgläser oder ähnliche Behälter, die eine leichte Kontrolle des Wassers und der Tiere erlauben, eignen sich gut als Unterbringungsort. Man rechnet auf einen Blutegel ca. 100 ml Wasser. Ausreichend Luft muß ebenfalls gegeben sein (ca. 5 cm über dem Wasser). Bei ausreichendem Luftvorrat muß der Deckel nicht durchlöchert sein.
Sofern nicht sichergestellt ist, daß das Leitungswasser ungechlort ist und frei von Kupferionen, empfiehlt sich stilles Wasser z. B. Volvic.
Das Wasser sollte nicht zu häufig gewechselt werden, da das die Tiere beunruhigt. Eine leichte Grünfärbung stammt vom Kot der Tiere und ist ein gutes Zeichen. Eine Rotfärbung rührt von ausgespucktem Blut her und ist ein Hinweis, daß sich die Tiere nicht wohlfühlen. Tote Tiere sind sofort zu entfernen.
Die Tiere benötigen keine Nahrung und können monatelang ohne diese auskommen.
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Im Oktober letztes Jahr habe ich mir mal wieder Blutegel angesetzt, und ich muß sagen, ich hätte es früher machen sollen. Die Beschwerden im Knie sind spürbar vermindert, und auch die Entzündung ist raus. Das ist jetzt schon wieder einige Monate her, und noch immer wirkt die Blutegeltherapie mit nur drei Egeln.
Es ist eine ganz schöne Aktion, die man nicht unterschätzen sollte, denn durch die blutgerinnungshemmenden Enzyme im Speichel der Blutegel, bluten die Bißstellen bis zu acht Stunden.
Die Egel selbst sitzen im Schnitt eine halbe Stunde dran, dann fallen sie ab. Ich habe das Glas ab einer Saugzeit von ca. 20 min. darunter gehalten, so daß die Egel ins selbige fallen, anstatt 50 cm tief in die Schüssel. Das würden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überleben.
Diese drei Egel habe ich bereits das zweite Mal angesetzt. Sie waren ziemlich ausgehungert nach acht Monaten. Nach sechs Monaten haben sie noch nicht angebissen. Zwei Monate später habe ich einfach das Wasser aus dem Glas gekippt und es mit der Öffnung übers Knie gestülpt. Die Egel haben innerhalb von 2 Minuten angebissen.
Nach ihrer Mahlzeit habe ich die Wunden zwei ganze Stunden lang frei bluten lassen, so daß der ganze Dreck raus kann. Man sieht, die Schüssel ist gut gefüllt. Danach habe ich die Schüssel das erste mal entleert und die Wunden unter der Dusche mit Wasser abgewaschen und das verkrustete Blut entfernt. Man kann das Blut aus der Schüssel nicht einfach in den Abfluß kippen, da es doch zu dickflüssig wird in der Schüssel und alles verstopfen würde.
Danach läuft das Blut nicht nur in einem Tropfen aus der Wunde, sondern durch das Wasser am Bein über den ganzen Unterschenkel. Sieht kraß aus, und man würde nicht denken, daß das nur drei Blutegel waren. Die helle Farbe des Blutes weist auf einen guten Sauerstoffgehalt im Blut hin. Bei Rauchern z. B. ist das Blut grundsätzlich dunkler, da weniger Sauerstoff enthalten ist.
Schon ziemlich vollgefressen
Vor dem Abduschen
Fazit: eine gute natürliche Hilfe, die die Egel leisten, aber man muß es wollen und ca. drei Stunden einplanen + Druckverband (das alles steht sicher schon in den vorherigen Beiträgen).
Einer der drei Egel hat sich danach im Glas übergeben und ist auf Normalgröße runtergeschrumpft. Die anderen beiden verdauen fleißig.
Alle 2 Tage spätestens gibt es neues Mineralwasser. Ist das Wasser grün, fühlen sich die Egel wohl, ist es rot, haben sie sich übergeben.
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