Der Stein aus Kandramas
#11
Am nächsten Tag brachen die vier zu Fuß in Richtung Osten auf. Es war ein sonniger Tag, und nur der Wind brachte etwas Abkühlung. Mehrere Stunden überwanden sie Ebenen, welche karg und leblos wirkten.
Gegen Abend erreichten sie ihr Ziel. Sie standen vor einem mächtigen Berg, der mitten aus dieser kargen Landschaft emporragte. Auf Lara wirkte er wie der Eingang in eine andere Welt. Sie hatte das Gefühl schon einmal hiergewesen zu sein, doch irgendetwas blockierte sie... „Hier endet unsere gemeinsame Reise.“ Linea setzte sich auf einen großen Stein. Gregor stützte sich auf seinen Stab, während sein Blick in die Ferne schweifte. „Wir hatten nur den Auftrag euch hierherzubringen...“ Lineas Blick richtete sich auf den Berg. „Dargon wird euch jetzt führen.“
Lara und Alexander schauten sich verwundert an und blickten dann in die Richtung, in die auch Linea schaute. Auf einer kleinen Anhöhe erschien Dargon. Beide blieben sprachlos.
„Es wird Zeit für euch!“ Linea war wieder aufgestanden und stellte sich vor Lara und Alexander. Ihr Blick war wie immer sehr ernst. „Es ist sehr lange her, daß wir hier gemeinsam gestanden haben. Damals hast du, Lara, Dargon ein Versprechen gegeben.“ Lara erinnerte sich an diese Begenung: „Die Kiste.“ Linea nickte. Dann sprach sie zu Alexander: „Du warst derjenige, der dafür gesorgt hat, daß die Kiste nicht in falsche Hände gerät.“ Alexanders Blick senkte sich. Linea berührte mit ihrer alten und doch zarten Hand sein Kinn und sah ihm tief in die Augen. „Du hast dein Leben dafür gegeben. Du konntest Dargon noch die Kiste übergeben, ehe du unter Deinen Verletzungen zusammengebrochen bist.“ Linea trat wieder einen Schritt zurück und sprach wieder zu beiden. „Diese Kiste enthielt zwei Steine.“ Lara und Alexander berührten ihre Steine, die sie um den Hals trugen. Linea nickte wieder. Gregor trat nun neben Linea. „Diese Steine sind ein Schlüssel zu einem alten Tempel. Vor langer Zeit haben wir alle dort gelebt. Ein Herrscher namens Thes vertrat mit seinen Anhängern eine andere Philosophie als wir. Macht und Herrschsucht waren seine Götter. Sein Machtgebiet dehnte sich aus, bis es auch uns erreichte. Er verlangte unser Wissen und wollte den Thron unseres Tempels besteigen. Nachdem wir uns weigerten, stürmte er mit seinen Männern den Tempel. Um unser Wissen zu schützen, verbargen wir alles in einer geheimen Kammer und schlossen die inneren Mauern des Tempels.“ Gregor blickte über die weiten Ebenen. „Es wird Zeit, daß sich in dieser Welt endlich wieder etwas ändert. Sie waren zu lange an der Macht! Die Pforten des alten Tempels müssen sich wieder öffnen!“ Nun sprach wieder Linea: „Ihr seid euch in vielen Leben begegnet, um diese Aufgabe zu erfüllen... Viel Glück.“ Linea drückte hoffnungsvoll Laras und Alexanders Hände und trat dann mit Gregor zurück, um sie gehen zu lassen.
Sie stiegen nun den Berg hinauf. Als sie Dargon auf der Anhöhe erreichten, verschwand Dargon im Eingang einer Höhle. Sie folgten ihm. Nach einiger Zeit erweiterte sich der Höhlengang. Es sah aus als sei etwas eingestürzt, denn der weitere Weg ging fast zwei Meter oben weiter. Alexander hob Lara hinauf. Lara richtete sich auf und schlug sich den Staub von ihrer Hose. Sie erstarrte, als sie das Entriegeln einer Waffe hörte. Mit zitternden Knien drehte sie sich um. Den Mann, der die Waffe hielt, erkannte sie sofort. Es war der Mann aus dem Wagen, der gerade Alexander die Waffe an den Kopf hielt. „Ich glaube jetzt werden sie mich mitnehmen müssen, Frau Kruger.“ Mit einem fiesen Lächeln drückte er die Waffe stärker gegen Alexanders Schläfe, während zwei andere Männer ihn festhielten. „Oder ihr Freund gesellt sich zu den anderen beiden Leichen!“ Lara war völlig schockiert. „Alexander!“ flüstere sie. Tränen füllten ihre Augen. „Nicht noch einmal!“... kam ihr leise über die Lippen. Lara sah Alexander verzweifelt in die Augen. Plötzlich konnte sie seine Stimme in ihrem Kopf hören: „Wirst du auf mich warten, Lara?“ Lara bergriff, was er vorhatte. Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. „Nicht noch einmal!“ sagte sie wieder leise und mit bebender Stimme. „Lara!“ hörte sie wieder seine Stimme in ihrem Kopf. Sie blickte Alexander wieder in die Augen. Die Zeit schien auf einmal stillzustehen. „Du weißt, es ist es wert, Lara! ... Wirst Du auf mich warten?“ Lara schloß kurz die Augen und ballte ihre Fäuste. Sie erinnerte sich an die Worte von Gregor und Linea.

„So lange, wie sie euch mit dem Tod des anderen erpressen können...“


Lara öffnete ihre Augen wieder und versuchte zu lächeln. „Es ist es immer wert.“ Alexander lächelte zurück und nickte. Alexander löste sich aus den Griffen der Männer, riß seinen Stein von der Kette und warf ihn Lara zu. Sie fing ihn... Der Schuß war dröhnend laut... Alexander sank zu Boden...
Lara holte noch einmal kurz Luft um den inneren Schmerz zu überwinden, und dann lief sie so schnell sie konnte. Sie hörte die Männer hinter sich das Hinderniss überwinden. Sie blickte zurück und sah, daß sie es überwunden hatten. Als sie sich wieder umdrehte, prallte sie gegen eine Wand. Sie fiel schmerzhaft zu Boden. Sie richtete sich jedoch so schnell wie möglich wieder auf. Verzweifelt suchte sie nach einem Eingang. Auf einmal stand Dargon neben ihr und deutete auf ein Symbol. Es war eine aufgerichtete Schlange. Sie bemerkte einen eigenartigen Druck des Steines, den sie in der Hand hielt. Sie blickte auf den Stein und dann wieder auf die Schlange. Ein Auge der Schlange fehlte. Sie begriff sofort. Sie nahm den Stein und setzte ihn an diese Stelle. Rechts von ihr tat sich eine Öffnung auf. Lara hörte die Männer hinter sich. Sie löste den Stein wieder und schlüpfte durch die Öffnung ehe sie sich wieder schloß. Außer Atem ließ sie sich gegen die Wand fallen. Sie hörte die Männer hinter der Wand toben. Lara sank auf ihre Knie. Hatte sie das Richtige getan? Ihre innere Stimme sagte ja, doch der Schmerz in ihrem Herzen brannte.
Sie wußte nicht mehr wie lange sie dort gesessen hatte. Waren es Sekunden oder Minuten? Sie holte tief Luft, richtete sich auf und wischte sich die Tränen von den Wangen. Etwas hatte sich geändert. Sie war sich nun sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie blickte sich um und entdeckte am Ende des Ganges ein helles Licht. Sie bewegte sich darauf zu. Als sie das Ende des Ganges erreichte, blieb ihr Mund vor Staunen geöffnet. Sie stand in einer großen Halle. Riesige Säulen ragten bis zur Decke.

Musik klang in ihrem Ohr. Viele Menschen weilten vor dem Tempel und trieben Handel. Sie sah sich die Treppen hinaufsteigen.


„Das war es doch wert, oder nicht?“ Lara erkannte die Stimme, doch traute sie sich nicht zur Seite zu schauen. Ein tiefer Seufzer erklang aus ihrem Mund, ehe sie es doch wagte. Er stand vor ihr wie damals in der Ausstellung. Sie berührte ihn ... und verstand. Alexander lächelte. Als sie auf die Eingangstreppen des Tempels blickte, sah sie Gregor und Linea an ihrem Ende stehen.

Sie gingen gemeinsam in das Innere des Tempels. „Warum war ich so blind in all diesen Leben. Zu blind dies zu erkennen?“ Lara schaute sich um und ließ ihren Erinnerungen freien Lauf. Alexander lächelte. „Wir sind alle sehr oft Irrwegen gefolgt, oder die andere Seite hat uns aufgehalten“ Lara blickte zu Alexander und dann zu Boden. „Aber wichtig ist, was jetzt ist.“ sagte Gregor, der mit Linea vor ihnen lief.
In der Mitte der dritten Halle war ein Kreis eingearbeitet. Er war mit verschiedenen Symbolen verziert. Im Zentrum des Kreises blieben sie stehen. Als Lara auf die Mitte blickte, erkann sie, daß genau zwei Stücke in einem Symbol in der Mitte fehlten. Sie blickte zu den anderen. Diese nickten. Sie setzte beide Steine an die richtige Stelle...
Die Erde begann zu beben... Ein gleißendes Licht drang aus dem Symbol in der Mitte und umhüllte alle vier. Auch Lara löste sich aus der Schwere, die sie so lange hielt...
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