Eine Sonnenwendgeschichte für das ganze Jahr
#1
Ich wünsche allen die das Sonnwendfest begehen ein tolles Fest und eine erfolgreiche Zeit.

Schöne Grüße vom

Ritter
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#2
Eine Sonnenwendgeschichte für das ganze Jahr

Als die Wölfe Fenrir und Gram die Sonne und den Tag gefressen hatten, verschwand auch alle Helligkeit im Schlund der Untiere. Und alles ringsherum fiel in eine tiefe Dunkelheit. Das Licht erlosch in Midgard, der Menschenwelt, und alles Göttliche und Erleuchtende schien so undenkbar fern. Und auch die Seelen der Menschen wurde von der Finsternis heimgesucht, von Zweifeln geplagt und von Ängsten und Hoffnungslosigkeit gequält.

Und die Menschen warteten auf die Wiederkehr der Sonne. Einigen fiel dabei gar nicht auf, daß sie ihre Augen verschlossen hatten, da ringsherum nur Finsternis herrschte. Doch wer genau hinsah erkannte, daß oben am Firmament ein besonderer Stern erstrahlte. Es war die Zeit der Sonnenwende, dem heutigen Weihnachtsfest, und am nächtlich dunklen Himmel erstrahlte ein leuchtend heller Stern. Und der Nordstern begleitete die Menschen zu einer Zeit, als die Tage am dunkelsten und die Nächte am kältesten waren.

Und als nun alles verloren erschien, die wilde Jagd der dämonischen Seelen durch die Nacht tobte, und die Dunkelheit damit drohte, den Planeten für immer zu verschlingen und mit ihm alle Menschen, leuchtete der Nordstern über allem und strahlte Hoffnung und Zuversicht in die Herzen der letzten Getreuen. Derjenigen, die noch nicht der Finsternis verfallen waren.

Sie hatten noch offene Augen, und sie waren Brüder im Geiste. Sie alle. Sie waren Söhne der Isis und Töchter Odins. Sie erblickten das Leuchten und erbaten von den alten Göttern des Nordens einen Funken und entzündeten daraus ein kaltes Feuer. Und jeder von Ihnen ergriff eine Fackel, die dort im kalten Feuer des Nordsterns loderte.

Und diese Männer und Frauen wurden zu Lichtträgern, zu Überbringern der Weisheit und zu Hoffnungsträgern für alles Leben, denn Sie brachten das Licht zurück. Zurück in die Herzen der Menschen.

Zuerst waren Sie nur in den Träumen derer, die ihre Augen verschlossen hatten. Aber die Träumenden erwachten und öffneten ihre Augen. Und da sahen sie das Licht.

Aber es war ein graues und dämmriges Licht, ein Licht, das hinter Nebelschleiern verborgen erschien. Doch keimte neue Hoffnung auf. Und als die Menschen ihre Augen wieder öffneten, kehrte auch die Sonne zurück und mit ihr die Farben. Kaum merklich und zögerlich nur, aber jeden Tag etwas deutlicher. Und einer von ihnen, er hieß Widar, er packte das Ungetüm bei seinen Kiefern und riß den Wolf mitten entzwei. Und er befreite so den Tag aus dem finsteren Schlund des Wolfes. Und da erwachten der Tatendrang in ihnen.

Mit ihren kalten Fackeln und eisig erstarrten Gesichtern zogen die Getreuen in den Kampf. Und sie kannten keine Gnade und kannten kein Erbarmen.

Sie verbrannten die Heimstätten der Dunkelheit, und der lodernde Schein der brennenden Dämonenkinder erleuchtete die Seele des geschundenen Planeten.

Und siehe da, das Licht ward warm. Und mit seiner Hitze schmolz der Stachel des Eises, den der kalte Atem des Wolfes in die Herzen und Gesichter der Menschen gebohrt hatte. Das Eis jedoch taute, und seine Tropfen benetzten die Erde. Und die Tropfen der vielen Menschen vereinten sich zu reißenden Bächen und tobenden Fluten.

Und siehe da, die Tropfen wurden zu Samen, und die Erde ward fruchtbar. Und aus den tobenden Fluten erstiegen die Kinder des Lichtes, die Früchte des Tages und die Gefährten der Sonne. Sie wuchsen heran und verrichteten ihr gutes Werk. Und um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche, die man Alban Eiler nennt, waren sie gleichstark den Mächten der Dunkelheit, und ihre Kräfte wuchsen täglich. Ihre Früchte sah man auf den Feldern und den sonnendurchfluteten Bäumen. Alles erblühte und erwachte zu neuem Leben.

Aus der Hoffnung ward nun Zuversicht geworden, und aus der Zuversicht erstieg die Gewissheit, daß man die Mächte des Bösen bald besiegt haben würde. Mit jedem Tag nahm die Wärme und die Helligkeit des Lichtsternes zu, und die Stunden in denen die Diener der Finsternis ihr dunkles Gewand über die Welt verbreiteten, wurden bei jeder Nacht weniger. Die Dunkelheit hatte ihren Schrecken verloren.

Und da nahte der Tag, der heutige Tag, an dem die Dunkelheit für immer besiegt erschien und die Nacht nicht wiederkam. Denn das große Licht am Himmel leuchtete nun auch zu den Stunden, die früher der Nacht und ihren schrecklichen Herren gehörte.

Und die Menschen feierten das Fest des Sommers und erinnerten sich daran, wie aus den Lichtfunken des Weihnachtsbaumes die Kraft für den ewigen Tag erwuchs. Wie der flackernde und schwächlich anmutende Lichtschein der Kerzen unterstützt von den guten Wünschen der Menschen erstarkte und schließlich heute in einem solchen Glanz erstrahlte, daß nur noch die Schatten, die die Dinge warfen, daran erinnerten, daß es einmal Dunkelheit gegeben hat.

Da sahen sich die Weisen der Menschen an und sprachen, laßt uns daran denken, wenn wieder schlechte Zeiten kommen, daß wir niemals mehr die Hoffnung aufgeben, da doch aus einem unscheinbaren Funken der ewige Tag erwachsen kann. Wir haben es selbst gesehen — alles ist möglich, wenn wir nur die Hoffnung nicht verlieren!

Die Mehrheit der Menschen wurde jedoch übermütig, sorglos und meinte, daß der Tag für immer da sein werde und man ihn nicht mehr besonders verehren müßte.

Und in ihrem Übermut waren sie ganz ausgelassen und veranstalteten prahlerische Spiele. Sie schossen mit Pfeilen und Steinen auf den Sonnengótt, da sie dachten, nichts könne dem Sonnengótt etwas anhaben.

Als der blinde Höd, der, der niemals die Augen auftat und für den alle Zeit nur ewige Nacht herrschte, mit einem Mistelzweig auf den Sonnengótt schoß, da geschah das Unglück.

Vom Mistelzweig getroffen fing der Glanz der Sonne zu verblassen an.

Am Anfang fiel es kaum jemandem auf, und man ignorierte die Tatsache, daß die Kraft der Sonne am Nachlassen war. Man trieb fröhlich weiter die überheblichen Spiele, lachte und sagte: „Ach, das wird schon wieder — was soll schon passieren!?“

Doch allmählich machte sich Angst unter den Menschen breit, denn die Kräfte der Finsternis kehrten nun zurück und ergriffen langsam und ganz allmählich wieder Besitz von der Welt. Der Sonnengótt würde nicht wieder genesen, und deshalb herrschte große Bestürzung in Midgard, wie die Menschenwelt hierzulande genannt wird.

Die Tage wurden kürzer, die Nächte wurden länger. Und bereits um Alban Eluen, dem Equinox des Herbstes, war eine Nacht ebensolang wie ein Tag. Und auch die Natur ringsherum starb. Die Früchte fielen von den Bäumen, die Blätter vergilbten — es war ein großes Sterben ringsherum.

Und als im Monat Nibelung die grauen Nebelschleier damit begannen, die Welt auch am Tage zu verhüllen, da setzte ein großes Wehklagen unter den Menschen ein, und sie verfluchten die Tat ihres Übermutes. Sie verfluchten den Tag, als sie die Einheit teilten und die Dunkelheit neu erfanden.

Aber es half kein Jammern und kein Klagen, keine Opfergaben und keine guten Hoffnungen. Unbarmherzig und gnadenlos wüteten die Mächte der Finsternis, und die Dämonen des kommenden Winters ließen die letzten Zeichen des Lebens erfrieren.

Und auch uns steht dieser Jahreszeiten-Wechsel bevor, doch wir begehen ihn frohen Mutes. Erstens liegt die schönste Zeit des Sommers noch vor uns, und zweitens wissen wir, daß nach dem Tod ein neues Leben beginnt! Ein neuer Frühling, ein neuer Sommer und ein neues Sterben.

© Paganlord
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#3
Am 24.06. wird von der ch**stlichen Kirche ja der Johannistag begangen. Der Hintergrund ist der Geburtstag Johannes des Täufers. Man nennt dieses Fest auch Sommerweihnacht, der Name ist heute leider nicht mehr gebräuchlich. Ich schreibe deswegen "leider", weil der Begriff "Weihnacht", also geweihte Nacht auch für das Wintersonnenwendfest benutzt wird bzw. was die Ch**isten dann daraus gemacht haben. Schon an der Verwendung des identischen Begriffes wird nämlich klar, daß es sich um das identische Fest, nämlich das Sonnenwendfest handelt.
Sei!
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#4
Die "Brüdergeschichte" halt.

Der gute Baldur vs. den dunklen Höd,
der sonnige Osiris vs. den bösen Seth,
der gute Johannes vs. den düsteren Elvis

usw. Interessant, dass hier auch die ch**stliche Mythe passt.
Tue was immer ich will!
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#5
Wishmaster schrieb:Der gute Baldur vs. den dunklen Höd

Dann dient die Variante mit dem Mistelzweig nur der Verschleierung des wahren Schuldigen?
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#6
Zitat:Dann dient die Variante mit dem Mistelzweig nur der Verschleierung des wahren Schuldigen?

Das glaube ich nicht. Es sind, wie immer, Symbolismen, um die es hier geht. Diese Symbolismen werden eben auch personifiziert. Es geht um Tag und Nacht, Sommer und Winter. Zu Zeiten der Inquisition war solches einfache Wissen verboten, die Menschen sollten sich darueber keine Gedanken machen. Also mussten die Wissenden alles etwas verschluesseln, und dann kamen eben auch solche Bruedergeschichten in Verwendung.

Das Rezept ist also folgendes: Man nehme eine tatsaechliche Begebenheit und dichte sie so um, dass verschiedene Mythen nun verschluesselt enthalten sind. Jetzt hat man die Garantie, dass man diese Geschichten inklusive den darin verpackten Botschaften ueber die Jahrunderte ueberliefern kann. Und die Kirche bekommt nichts mit, sondern schreibt diese Geschichten sogar teilweise noch selber auf und ueberliefert sie somit. Zunge raus

Alexis
EigenSinnige Frauen
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Es bedanken sich: Alva


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