Der Schlangenkönig
#1
Der Schlangenkönig aus dem Spreewald

Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#2
   

Viele kennen von uns den Schlangenkönig aus den ostgermanischen Siedlungsgebieten der Lausitz. Wir wissen, daß der Schlangenkönig oder die Schlange sich gern in den Häusern der Menschen einnistet, für Wohlstand sorgt und das Haus beschützt, solange man sein Essen mit ihm teilt (Hirsebrei). Ein "freundlicher Schutzgeist" sozusagen.
Man erkennt in diesen Geschichten die letzten Überlieferungen einer naturreligiösen Zeit, als man den Naturgöttern opferte. Man teilte seine eigenen Speisen mit den Göttern und erhielt somit ihren Schutz und seinen persönlichen Wohlstand.

Bei historischen Recherchen ist mir aufgefallen, daß nicht immer dasselbe mit der Bezeichnung "Schlangenkönig" gemeint ist. Im Allgemeinen kann man den eindeutigen Bezug zur Naturreligion und zum Naturgott Pan feststellen.

1. Die Schlange als natürliche Schutzfrequenz.
2. Die Schlange als Totem.
3. Der Priester/die Priesterin als Schlangenkönig.
4. Der Schlangenkönig als Bezeichnung der vorherrschenden Religion.


1. Die Schlange als natürliche Schutzfrequenz.

Zitat:Der Glücksdrache – Plon

Wer den Plon als Mitbewohner hat, kann sich glücklich schätzen. Der Glücksdrache wohnt auf dem Dachboden eines Hauses und möchte gern mit Hirsebrei und Keksen gefüttert werden. Wer sich gut um seinen Plon kümmert, dem ist Reichtum und Glück garantiert.

In Agypten nannte man ihn Agathodaemon und in Griechenland Agathos Daimon

   

Zitat:Der Drache von Drachhausen brachte einst einem Bauern regelmäßig Gold, bis dessen Frau den Hirsebrei für den Drachen verbrannte.

Verbrannter Hirsebrei ist kein würdiges Opfer. Weiterhin könnte man den verbrannten Hirsebrei auch als Fehlverhalten einer Person gegenüber den alten Göttern deuten. Die Schutzfrequenz der Götter zieht sich somit zurück.


2. Die Schlange als Totem.

Der Schlangenkönig/Wužowy kral
Ein Porträt von Oskar Ehrlich und Hannes Schulze:

Zitat:In jedem Haus im Spreewald sollen zwei Hausschlangen wohnen. Sie
bringen den Hausbewohnern Glück. Die Schlangen heißen Góspoda und
Góspoza. Das sind wendische Namen. Góspoda bedeutet »Hausherr«,
Góspoza bedeutet »Hausherrin«. Wenn der Hausherr stirbt, stirbt auch
die Hausschlange Góspoda. Wenn die Hausfrau stirbt, stirbt auch die
Hausschlange Góspoza.


3. Der Priester/die Priesterin als Schlangenkönig.

Zitat:Nicht weit vom Schlossberg stand in Burg früher eine alte hohle Wei-
de, die sogenannte Malks-Weide. In der Weide hat lange eine Schlan-
genkönigin gewohnt und jedes Jahr am 18. oder 21. März eine große
Versammlung von Schlangen abgehalten. Zu den Versammlungen ist
jedes Mal eine ungeheure Menge von Schlangen aus allen Gegenden
herbeigekommen. Der ganze Weg von der Mühle bis zum Schlossberg
war dann mit Schlangen wie besät. Die Versammlungen fanden ge-
wöhnlich bei Nacht statt

Die Schlangenkönigin ist die Priesterin des dort ehemaligen Tempels. 18. oder 21. März gibt den Hinweis auf das Frühlingsequinox, zu dem heidnische Rituale durchgeführt werden.


4. Der Schlangenkönig als Bezeichnung der vorherrschenden Religion.

Zitat:Der Schlangenkönig von Lübbenau

Das ehrwürdige alte Schloss von Lübbenau gehört den Grafen Lynar, welche
aus der Toskana in Italien stammen. Die gräfliche Familie führt im Schilde
eine gekrönte Schlange mit einer Mauer, und das kam so.
Als der erste Ritter Lynar in die Niederlausitz kam, da hörte er, was die
Menschen im Spreewald über die Schlangen und ihren König erzählen. Und
weil er ein kühner und schlauer Mann war, beschloss er, sich der Krone
des Schlangenkönigs zu bemächtigen. Er wusste, dass der Schlangenkönig,
wenn er mit seinen Genossen im Sonnenscheine spielen wollte, die Krone
ablegte, und zwar gern auf reinliche und weiße Sachen. Daher breitete
der Ritter an einem schönen Maientage auf einem grünen Platze, wo jetzt
das Schloss steht, ein feines, weißes, großes Tuch aus und versteckte sich
nicht weit davon hinter einem Erlengebüsche, aber wohlweislich zu Pferde.
Und da kam der Schlangenkönig und mit ihm ein großes Gefolge von
Schlangen. Der Schlangenkönig legte seine Krone auf das weiße Tuch,
schlängelte sich hinauf auf den Berg und alle seine Gesellen mit ihm
und begannen zu züngeln und zu spielen im Sonnenscheine, dass es gar
lustig anzusehen war.
Der Ritter aber reitet sachte herbei, fasst das Tuch mit der Krone an allen
vier Zipfeln zusammen und gibt dem Rosse die Sporen. Augenblicklich
hört er ein helles Pfeifen, und da schießen die Schlangen vom Berge he-
rab und rechts und links aus dem Wasser in unzähliger Menge und alle
hinter ihm her wie feurige Blitze und kommen ganz dicht an ihn heran.
Da kommt der Ritter an eine große Mauer quer vor ihm und kann nicht
weiter, und die Schlangen immer auf seinen Fersen. Aber da macht das
treue Tier einen verzweifelten Sprung und der Ritter kommt glücklich
hinüber und ins Freie.
Es sind aber unermessliche Schätze gewesen, die er mit der Krone davon-
getragen hat, und davon hat er die Herrschaft Lübbenau gekauft und nicht
weit von der Stelle, wo er den Schatz erobert hat, das Schloss erbaut. Den
Schlangenkönig aber und jene Mauer nahm er in sein Wappen auf.
(Nach Karl Haupt 1862–63/1991: 75–76)

Obwohl man davon ausgehen muß daß hier eine ältere Geschichte überschrieben und mit jüngeren historischen Figuren ersetzt wurde, wird sehr wahrscheinlich ein tatsächliches historisches Ergeinis vermittelt.
Durch eine List/einen Überfall bemächtigt sich der italienische Graf Lynar der Herrschaft über die Region. Der Raub der Krone steht symbolisch für den erzwungen Herrschaftswechsel. Das Geschlecht Lynar hat einen calvinistischen, also k*irchlichen Hintergrund. In dieser Sage ist also wieder einmal die Verdrängung durch die k*rchliche Religion beschrieben. Die herbeieilenden Schlangen sind die heidnischen Völker, die zur Unterstützung kamen.


Interessant ist eine Darstellung von Agathosdaimon in den Katakomben von Kom El Shoqafa (Alexandria) aus dem 2. Jahrhundert. Die archäologische Stätte wurde im Mutterfelsen erschlossen und beinhaltet mehrer Gräber.

   

Eine Schlange mit einer Krone (Pschent). Zur Linken ist ein Thyrsos-Stab und zur Rechten der Hermessab abgebildet. Es gibt den Hinweis zu griechischen Verbindungen. Der Thyrsos-Stab wird auch als Bachusstab bezeichnet. Er ist also ein Symbol für Pan. Der Hermesstab zeigt die Verbindung zu Wissen und Weissheit und dem G*tt Hermes, der wiederum auch mit Pan in Verbindung steht.
Alle naturreligiösen Symbole sind in diesem Bild vereint und deuten auf die heidnische Kultur, die durch Alexander den Großen in Ägypten noch einmal aufblühte.
Finde Dich selbst!
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#3
Ergänzung:

Zitat:In Ägypten nannte man ihn Agathodaemon und in Griechenland Agathos Daimon

Diese Bezeichnung wird als "Guter Geist" übersetzt. Was wiederum zeigt, daß "Daimon/Dämon" eine chr*stianisierte Verunglimpfung ist. Agatho bedeutet übersetzt "gut".

Dieser G*tt oder Geist wird als wohlwollen beschrieben, der den Menschen zugetan ist. In Alexandria opferten die Menschen eine Mischung aus Gerste und Wein am Ende der Mahlzeit für die Schlangen. Und so teilten auch sie ihre Speisen nach altem Brauch.

Zitat:Aelian bezeichnet die weiblichen Hausschlangen als Thermoutheis, was üblicherweise ein Beiname der Isis ist.
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#4
Der griechische Schlangenkönig Sibilus, ein Basilisk oder Serpentum et draconum, ist aus der ägyptischen Königskrone Pschent hervorgegangen, und er ist identisch mit allen späteren sagenhaften Schlangenkönigen heidnischer Völker.

   
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#5
Basilea, Medusa, die Schlangenkönigin und Namensgeberin der Stadt Basel.

   
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