Skirnirs Fahrt nach Jotunheim
#1
Skirnirs Fahrt nach Jötunheim


(Wie Frey Gerda, die Riesenjungfrau gewonnen hat, und wie er sein Zauberschwert verlor)

Frey, Häuptling der Vanir, sehnte sich danach, seine Schwester zu sehen. Sie war zu dieser Zeit auf der Suche nach ihrem Ehemann, dem verlorenen Odur, der durch die Welt wanderte. Niemand wußte, wo Freya gerade verweilte.
 Nun gab es in Asgard einen Ort, von dem aus man die Welt überblicken und einen Blick auf alle werfen konnte, die dort umherwanderten. Dieser Ort war Hlidskjalf, Odins Thron und sogleich sein Wachturm.
Hoch hinauf in das Blau der Luft ging dieser Turm. Frey kam zu diesem Turm als Odin nicht da war.

Nur die beiden Wölfe Geri und Freki, die beim Bankett neben Odins Sitz kauerten, waren da, und sie standen Freys Eingang zum Turm im Weg. Aber Frey sprach mit Geri und Freki in der Sprache der Götter, und Odins Wölfe mußten ihn passieren lassen.
Aber als er die Stufen im Turm hinaufstieg, wußte Frey, daß er etwas Verhängnisvolles tat. Denn keiner der hohen Götter, nicht einmal Thor, der Verteidiger Asgards, noch Baldur, der Meistgeliebte aller Götter, war jemals auf die Spitze dieses Turms gegangen und hatte sich auf den Sitz des Allvaters gesetzt. „Aber wenn ich meine Schwester einmal sehen könnte, wäre ich zufrieden,“ sagte sich Frey, und mir kann nichts schaden, wenn ich auf die Welt hinausschaue.“

Er erreichte die Spitze des Hlidskjalf und setzte sich auf Odins hohen Sitz. Er blickte hinaus auf die Welt. Er sah Midgard, die Welt der Menschen, mit ihren Häusern und Städten, ihren Höfen und ihrem Treiben. Jenseits von Midgard sah er Jötunheim, das Reich der Riesen, schrecklich mit seinen finster wirkenden Bergen und seinen Schnee- und Eismassen. Er sah Freya, als sie ihre Wanderung fortsetzte, und er bemerkte, daß ihr Gesicht Asgard zugewandt war und daß ihre Schritte zur Stadt der Götter führten. "Ich habe mich damit begnügt, von Hlidskjalf aus zu schauen", sagte Frey zu sich selbst, "und mir ist kein Schaden widerfahren."

Doch noch während er sprach, wurde sein Blick von einer Behausung angezogen, die inmitten von Jötunheim, umgeben von Eis und Schnee stand. Lange starrte er auf diese Behausung, ohne zu wissen, warum er sie ansah. Dann öffnete sich die Tür des Hauses, und ein riesiges Mädchen trat heraus. Frey starrte und starrte sie an. So groß war die Schönheit von 
ihrem Gesicht, daß es wie Sternenlicht in diesem dunklen Land war. Sie schaute von der Haustür aus, drehte sich dann um, ging hinein und schloß die Tür...

Wer wissen möchte, wie die Geschichte weitergeht, kann sich hier die vollständige Version anhören:

https://c.web.de/@322272353079794331/sF0UBUwJRPyQgrzkEYx0ww

Passwort: Skirnir
Glück ist unsichtbare Planung.
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#2
Die Geschichte von Skirnir, dem Frühlings- und Liebesboten, der von Freyr zu Gerda gesandt wird, ist in den Edden als das Skírnismál bekannt. Von der Form her ist diese Geschichte ursprünglich in Versen verfasst worden, die Geschichte liest sich dann folgenderweise:

   

Freyr, der Sohn Njörds, hatte sich einst auf Hlidskialf gesetzt und überschaute die Welten alle. Da sah er nach Jötunheim und sah eine schöne Jungfrau aus ihres Vaters Haus in ihre Frauenkammer gehen. Daraus erwuchs ihm große Gemütskrankheit. Skirnir hieß Freyrs Diener. Njordr bat ihn, Freyr zum Reden zu bringen. Da sprach:

1. Skadi
Steh nun auf, Skirnir und bring unseren Sohn endlich zum Reden, um zu erfahren, auf wen der sonst so kluge Junge so bitterböse ist.

2. Skirnir:
Ich ahne, daß er mir wieder barsch über den Mund fährt, wenn ich ihn zur Rede stelle. Wenn ich das Wort an ihn richte, um das zu erkunden, wem der Sohn so bitterböse sei.

3. Sage mir, Freyr, volksnaher G*tt, was ich zu wissen wünsche:
Was verweilst du allein im weiten Saal den ganzen Tag?

4. Freyr:
Wie soll ich Dir nur meines Herzens Kummer erklären, mein Freund?
Die Sonne leuchtet alle Tage, doch nicht zu meiner Liebeslust.

5. Skirnir:
Dein Gram mag so groß nicht sein,
Daß du ihn mir nicht sagen solltest.
Teilten wir doch die Tage der Jugend:
So mögen wir zwei uns vertrauen.

6. Freyr:
Die mir liebe Maid, sah ich in Ihres Vaters Garten gehen.
Ihr Antlitz leuchtete
und Luft und Meer schimmerten von dem Scheine.

7.
Mehr lieb ich die Maid als jedes Wort auszudrücken vermag.
Von Asen und Alfen will es nicht einer,
daß wir beisammen sind.

8. Skirnir:
Gib mir dein schnelles Roß, das mich sicher
über die flammende Grenze nach Jötunheim führt;
und gib mir Dein Schwert, das von selbst sich schwingt
gegen die mächtigen Reifriesen.

9. Freyr:
Nimm denn mein rasches Roß, das dich sicher
durch die flackernde Flamme führt.
Nimm mein Schwert, das von selbst sich schwingt
in des Beherzten Hand.

10. Skirnir (sprach zu dem Rosse):
Dunkel ist es draußen, die Zeit drängt.
Über eisige Berge zu fahren.
Wir müssen vorbei, am kraftreichen Riesen.

Skirnir fuhr gen Jötunheim zu Gymirs Wohnung.
Da waren wütige Hunde an die Türe des hölzernen
Zaunes gebunden, der Gerds Saal umschloß.

   


Der Mythochat hat sich dieser älteren Form angenommen und als Hörbuch vertont. Das Ergebnis (in voller Länge) findet ihr hier:

https://c.web.de/@322272353079794331/rZU3dY2RQ2O2--t7zve_gw

PW: Skirnir
Das hast Du Dir so gedacht!
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#3
(06.05.12024, 22:22)Wilder Mann schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-83964.html#pid83964Die Geschichte von Skirnir, dem Frühlings- und Liebesboten, der von Freyr zu Gerda gesandt wird, ist in den Edden als das Skírnismál bekannt. Von der Form her ist diese Geschichte ursprünglich in Versen verfasst worden, die Geschichte liest sich dann folgenderweise:

Gut gemeint ist oft schlecht gemacht.
Und doch muß man aktiv werden. Wir vom Mythochat haben lange hin und her überlegt. Schlußendlich geht es uns darum, die alten Geschichten und das Wissen zu bewahren, aber was nutzt es, wenn es den wenigsten zugänglich ist? In diesem Fall durch die Erzählform, die Wortwahl, den Wortgebrauch.

Niemand hört ein Gedicht, bei dem er gedanklich in jeder Strophe hängen bleibt, die Erzählung aber auditiv weitergeht. Da stellt man nach einer Minute aus.  O_O

Also haben wir die Prosaform aus dem Skírnismál für das Hörspiel an den heutigen Sprachgebrauch angepaßt, so daß man beim Hören gut mitkommt, den Faden behält und im Thema bleibt, anstatt gedanklich abzuschweifen.

ABER den Inhalt der Prosaversion haben wir so belassen und bewußt darauf geachtet, keine neuen Interpretationen einzubringen.
Man könnte also sagen, wir haben die Gedichtform in die heutige Sprache übersetzt.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#4
Tolle Sache, ideal für die lange Anfahrt demnächst.
Erst wissen, dann denken. Erst denken, dann reden.
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Es bedanken sich: Violetta , Pamina , Anuscha , Rahanas


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