Cortés angeklagt und verflucht jeden Tag!
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Cortés gab Mord, Totschlag und Versklavung die entsprechenden Regeln

   

Vor 500 Jahren verkündete Cortés die „Verordnungen für das gute Regieren in Neuspanien“. Doch damit begab sich der Konquistador auf Konfrontationskurs mit König Karl I. Es folgte ein zähes Ringen um die Befugnisse und Privilegien in der Neuen Welt.

Am 13. August 1521 eroberten spanische Konquistadoren unter Hernán Cortés de Monroy y Pizarro Altamirano die aztekische Hauptstadt Tenochtitlan. Damit schufen sie die Grundlage für das spätere Vizekönigreich Neuspanien, welches sich zeitweise nicht nur über Mittelamerika und die Karibik, sondern auch über große Teile Nordamerikas erstreckte – dazu kamen die Philippinen und weitere Inselgruppen im Pazifik. Cortés avancierte nach seinem verwerflichen Überfall auf die Maya und Azteken in Mexiko zum Generalkapitän und Gouverneur der Kolonie und war damit nach König Karl I. von Spanien der mächtigste Mann im Lande. Gleichzeitig stand er nun vor der Aufgabe, die Teilnehmer der Kämpfe für ihren Einsatz zu entlohnen.

Nach der Logik der Beuteökonomie der Conquista lag es dabei nahe, auf das 1503 in der Karibik eingeführte Encomienda-System zurückzugreifen. Doch genau das wollte Cortés nicht, denn die Praxis, die Einheimischen spanischen Lehnsherren zu unterstellen, welche das Recht hatten, die Indios zu harter unbezahlter Arbeit zu zwingen und dadurch faktisch wie Sklaven zu behandeln, hatte auf den Antillen zu einem Massensterben geführt. Deshalb plante Cortés, seinen Gefolgsleuten Anteile an den Steuereinnahmen der eroberten Gebiete zu überlassen. Das jedoch mißlang, weil diese Einkünfte anfangs nur spärlich flossen. Hierdurch stand der Eroberer Anfang 1522 mit dem Rücken zur Wand, denn etliche der Männer kündigten an, das Land wieder zu verlassen, womit die spanische Herrschaft in Mexiko zu kollabieren drohte.

In dieser Situation ließ Cortés seinen Schreiber Alonso de Villanueva im April 1522 die ersten Cédulas de encomienda ausstellen: So erhielt ein gewisser Gonzalo Cerezo die Verfügung über das Dorf Cocula in der Provinz Cuylco. Dabei orientierte sich Cortés offensichtlich am traditionellen Tributsystem der Azteken, das neben personellen Dienstleistungen der Unterworfenen auch Abgaben in Form von Getreide und Vieh vorsah.

Cortés bemühte sich um Beschwichtigung der Krone

Allerdings mißbilligte die Krone das Vorgehen des Generalkapitäns in einer Instruktion vom 26. Juni 1523 und befahl Cortés, die Verteilung der Encomiendas zu annullieren. Das resultierte einerseits aus den befürchteten fatalen Folgen für die Maya und Azteken und andererseits aus dem Bemühen von Karl I., die Kontrolle über die Verteilung der Güter und Privilegien in Neuspanien zu erlangen und nicht länger nur seinem Repräsentanten vor Ort zu überlassen. Hierauf reagierte Cortés freilich auf andere Weise als vom König erwartet, indem er am 20. März 1524 die „Ordenanzas de buen gobierno para los vecinos y moradores de la Nueva España“, zu deutsch in etwa „Verordnungen für eine gute Regierung für die Bewohner von Neuspanien“, erließ.

   

Darin wurde das Encomienda-System nun ganz offiziell etabliert – abgesehen von einigen Ausnahmen, die der Beschwichtigung der Krone dienen sollten. So verfügte Cortés, daß die Einheimischen nur in der Landwirtschaft, aber nicht im Bergbau beschäftigt werden dürften. Außerdem beschränkte er die zulässige Arbeitszeit. Gleichzeitig enthielten die „Ordenanzas“ etliche Regelungen, mit denen der Generalkapitän die von ihm eingesetzten Encomenderos verpflichtete, sich zu bewaffnen und eine Miliz zur Niederschlagung eventueller Indio-Aufstände zu bilden.

Des weiteren mußte jeder der begünstigten Spanier mindestens acht Jahre auf dem ihm zugewiesenen Land bleiben, womit Cortés verhindern wollte, daß sie sich an der Eroberung weiterer Gebiete beteiligten oder aus anderen Gründen abwanderten. Der Seßhaftwerdung sollte auch die Vorschrift dienen, der zufolge die verheirateten Encomenderos ihre Frauen binnen anderthalb Jahren nachzuholen hatten, während es den Ledigen oblag, im selben Zeitraum in den Stand der Ehe einzutreten.

Karl I. rang um Einfluß in Neuspanien

Cortés’ „Ordenanzas“ wurden in Neuspanien von Marktschreiern verkündet, wobei diese auf Weisung des Generalkapitäns einen Nachsatz hinzufügten: Sämtliche Personen, die glaubten, für ihre Dienste bei der Eroberung und Befriedung des Landes immer noch nicht angemessen belohnt worden zu sein, sollten sich zukünftig direkt an den König wenden. Als dieser davon erfuhr, untersagte er erneut die Vergabe von Encomiendas, und auf einmal behauptete der spanische König, der die Conquista maßgeblich unterstützte: "G*tt unser Herr schuf die Indianer frei und keiner Dienstbarkeit unterworfen“, was freilich Steuerzahlungen an die Krone nicht ausschloß.

Cortés antwortete darauf am 15. Oktober 1524, indem er behauptete, "daß sein Vorgehen ebenfalls reichlich Geld in die königliche Kasse spüle und die Chr*stianisierung der heidnischen Azteken und Maya beschleunige, damit diese Ungläubigen nicht länger G*ttes Antlitz beleidigen würden". Ansonsten ignorierte Cortés die Befehle von Karl I., die ohnehin nicht öffentlich gemacht wurden. Ebenso konnte der vom König im März 1524 eingesetzte oberste Indienrat Real y Supremo Consejo de Indias Cortés zu keinem Einlenken veranlassen.

Als Generalkapitän Cortés dann Ende 1524 einen Feldzug gegen die im heutigen Honduras lebenden Maya begann, putschten Gonzalo de Salazar und Pedro Almindez Chirino in Mexiko-Stadt und vergaben die Encomiendas, welche den Cortés-Getreuen gehörten, neu. Das revidierte der Konquistador zwar 1526 wieder, jedoch versuchte Karl I. daraufhin nochmals, stärkeren Einfluß auf die Machtverhältnisse in Neuspanien zu nehmen. In diesem Zusammenhang stellte er Cortés 1530 unter die Aufsicht von Antonio de Mendoza y Pacheco, der nun als Vizekönig von Neuspanien fungieren und nicht zuletzt die Willkür und Macht der Encomenderos beschränken sollte.

Aufstände waren die Folge

Ein erster wichtiger Schritt auf diesem Wege war der Auftrag Karls an Mendoza, den Encomenderos endlich die Verfügungsgewalt über die Azteken und Maya zu entziehen und die Encomenderos dafür mit einem Anteil am Steueraufkommen zu entschädigen. Dem folgten die am 20. November 1542 und 4. Juni 1543 erlassenen Leyes Nuevas. Diese „Neuen Gesetze“ enthielten das konkrete Verbot, Einheimische in Lateinamerika zu versklaven oder gegen ihren Willen zur Arbeit zu verpflichten. Darüber hinaus beschränkten sie die Größe der Encomiendas und legten fest, daß die Tributbezirke nicht vererbt werden durften.

Mit seinen Vorgaben ging Karl I. allerdings zu weit, denn es folgte ein Aufstand der Encomenderos im Vizekönigreich Peru, der 1544 losbrach. Daraufhin setzte der König die umstrittensten Teile der „Neuen Gesetze“ am 20. Oktober 1545 wieder außer Kraft. Trotzdem zog sich der Aufstand noch bis zum April 1548 hin.

Dem folgte 1549 ein nochmaliges königliches Verbot des Arbeitszwanges für Maya und Azteken (Sklavereiverbot). Und damit läutete Karl I. nun tatsächlich das Ende der „Goldenen Ära“ der Encomiendas ein. Die komplette gesetzliche Aufhebung des von Cortés etablierten kolonialen Ausbeutungssystems erfolgte jedoch erst am 12. Juli 1720 durch König Philipp V.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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