Antike Symboliken
#3
Antike Symboliken (III)

Die Götterstadt Dion

Falls man eine Reise nach Griechenland unternimmt, besitzt man vielleicht die nötige Zeit, um auch in Dion, der alten makedonischen Götterstadt, vorbeizusehen. Ein Besuch dort lohnt in jedem Fall, besonders dann, wenn man sich für vorch**stliche Götterkulte interessiert oder das einzige bisher bekannte Heiligtum der Isis auf griechischem Boden besuchen möchte.

Der Olymp war in der griechischen Mythologie der Sitz der Götter, und daher war es naheliegend, auch dort ein Heiligtum zu vermuten. So begannen 1928 die Ausgrabungen, die sich sodann als eine der reichsten und vielfältigsten Fundstätten Griechenlands entpuppten. Entdeckt wurden Zeugnisse aus fast allen Epochen. Selbst Gräber aus der Eisenzeit, die vielzähligen Grabschmuck enthielten. Insbesondere wurden jedoch Tempelanlagen der Demeter (Göttin des Ackerbaus), des Asklepios (G*tt der Heilkunde), des Dionysos (G*tt des Festes und des Theaters), der Jagdgöttin Artemis, der Leda, des Gottes Zeus und sogar eine Tempelanlage der eigentlich ägyptischen Göttin Isis gefunden.


[Bild: ip_makedon_202k.jpg]
Der Ort Dion liegt direkt am Fuße des Olymps.


[Bild: ip_makedon_222k.jpg]
An der Bauweise dieses Isis-Tempels (Isis-Tyche) kann man erahnen, wo auch spätere chr**tliche Baumeister ihre architektonischen Ideen (Apsis/Wölbung) anlehnten, um z. B. Heiligenfiguren oder Tabernakel in besonderen Lichtverhältnissen oder exponierten Positionen darzustellen.

Dieser Isis-Tempel ist der einzige, bisher entdeckte in Griechenland. Isis ist zwar eine ägyptische Göttin, sie wurde aber von den makedonischen Königen verehrt. Insbesondere wurde Isis durch den bekannten makedonischen König Alexander den Großen verehrt, der der Isis wahrscheinlich diesen Tempel in Dion errichten ließ. (Vielleicht aber auch von einem späteren römischen Bauherrn (eventuell nach Alexanders Vorlagen) errichtet.)

Der Bauherr beauftragte den Bau der Isis-Tempelanlage direkt an der Stelle, wo sich vorher der Tempel der Artemis befunden hatte, welcher zu jener Zeit durch ein Erdbeben zerstört worden war.

Das ganz besondere dieses Isis-Tempels ist sicherlich die Quelle, die direkt vor der Isis-Statue entspringt und deren Rinnsale das gesamte Heiligtum durchziehen. Die Quelle ist mit Marmor ummauert und bildet mit der dahinterstehenden Isis-Statue einen einmaligen, märchenhaft-mythischen Anblick.

Die sprudelnde Isis-Quelle von Dion kann man auch kurz bei:

http://www.youtube.com/watch?v=Q3zfWeToRRQ

betrachten.


Diese Quelle besitzt auch eine Verbindung zur mythologischen griechischen Gestalt des Orpheus. Bekannterweise entsagte Orpheus nach dem Tod seiner Gattin Eurydike allen Frauen und wurde deshalb während eines Fruchtbarkeits-Festes (weil er sich dort dem Brauch verweigerte, mit anderen Frauen zu schlafen) von Anhängerinnen des PAN/Dionysos-Kultes ermordet. Als die Mörderinnen sich nach geschehener Tat ihre Hände in einem Fluß waschen wollten, weigerte sich der Fluß, sich derart verunreinigen zu lassen und verschwand in der Erde – und kam erst wieder in der Nähe von Dion zum Vorschein.

Die Isis-Tempelanlage in Dion besitzt jedoch einen deutlichen Bezug zur dreifältigen Muttergöttin, den wir nachfolgend näher beleuchten wollen.

Das Heiligtum ist in seiner Gesamtheit nämlich den drei Göttinnen gewidmet und entsprechend aufgebaut:

[Bild: ip_makedon_810k.jpg]
Der Tempel im Zentrum ist der Isis Lochia geweiht, der Göttin, die die Wöchnerinnen beschützt. In der rechten Hand hält Isis Lochia eine Ährengarbe, und in ihrer linken Hand hält sie das Zepter.

Auf den Marmortreppen, die zu ihrem Heiligtum führen, sind Deckplatten angebracht, die die Fußabdrücke der Pilgerväter darstellen sollen. Also von Männern, die für die Gesundheit ihrer gebärenden Frauen und ihrer Kinder Opfergaben zum Isis-Tempel überbrachten.

Links vom Tempel der Isis Lochia befindet sich der kleine Tempel der Isis Tyche, der bereits weiter oben im Text abgebildet ist. Hier steht eine Isis-Statue, die ursprünglich mit einem Füllhorn ausgestattet war. Vor dieser Statue ist ein Bassin eingetieft und sorgfältig mit Steinplatten ausgelegt. Innerhalb dieses Bassins sprudelt die heilige Quelle seit Urzeiten und übergießt noch immer ihre Wasser über den Tempelbezirk.

Die prominente Lage der Quelle wird nicht nur durch den engen Bezug zum Kultbild der Göttin, sondern auch durch die Podien zu den beiden Längsseiten hervorgehoben, auf der einst weitere Statuen standen.

Beim Tempel der Aphrodite Hypolympidia (Isis Aphrodite), der sich rechts neben dem Tempel der Isis Lochia befindet, wurde Wasser in die tempeleigene Zisterne geleitet und unter der Kultstatue der Aphrodite hindurchgeführt, die sich dort im Wasser spiegelte und durch diesen Effekt einen jungfräulich unberührten Anblick bot. Der Boden war zudem als stufengerahmtes Wasserbecken gestaltet, was die Jungfräulichkeit und Reinheit der Göttin noch einmal betonte. (Der Boden konnte durch das Wasser nicht betreten werden bzw. die Statue der Göttin konnte (und durfte) nicht berührt/erreicht werden und war durch den Wasserboden entsprechend geschützt.)

Der längliche Pfad, der durch das Heiligtum führt, war ursprünglich von kleinen Mauern umsäumt. Hier wird der Nil symbolisiert, der heilige Fluß Ägyptens. Die beiden Marmor-Stiere auf den Stufen des zentralen Altars symbolisieren nicht nur den ägyptischen G*tt Apis, sondern auch die Kuh als Symbol der Göttin.

Im Nordflügel des Heiligtums steht eine weitere große Frauenfigur, die auf einem Podest aufgestellt ist. Diese Statue ist jedoch keine vierte Göttin, sondern wurde erst im 2. Jh. n. d. Z. von der Stadt Dion dort plaziert, um die Stifterin Julia Frougiana Alexandra zu ehren.

Per Computersimulation ist es heute möglich, das wahrscheinliche frühere Aussehen der Isis-Tempelanlage von Dion graphisch darzustellen. Wir sehen bei dem nebenstehenden Bild (genau unten in der Mitte) den langen Pfad, der den Nil symbolisiert und direkt zu den Stufen des zentral gelegenen Heiligtums der Isis Lochia führt.

[Bild: ip_makedon_811k.jpg]
Links und rechts sind die kleineren Heiligtümer der Isis Tyche und der Isis Aphrodite abgebildet. Allerdings muß bezweifelt werden, daß die Tempelanlage mit einem spitzen Dach ausgestattet gewesen ist. Für ein Heiligtum, das einer weiblichen Gottheit gewidmet war, wirkt die heutige Computer-Rekonstruktion ausgesprochen männlich. Vorstellbar ist eine runde Kuppel als Dach – sowohl des Hauptgebäudes, als auch der beiden Nebengebäude. Dazu natürlich runde Eingangswölbungen und keine rechteckigen Zutrittstüren, wie in diesem Bild hier dargestellt.


[Bild: ip_makedon_802k.jpg]
Statue zu Ehren der Stifterin Julia Frougiana Alexandra
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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Antike Symboliken - von Paganlord - 01.10.12008, 19:13
Re: Antike Symboliken - von Paganlord - 02.10.12008, 07:05
Re: Antike Symboliken - von Paganlord - 05.10.12008, 15:23
Re: Antike Symboliken - von Paganlord - 03.12.12008, 17:24

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