Wozu Graphologie fähig ist!
#20
(05.12.12022, 01:41)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-77546.html#pid77546Vielleicht ging es nicht darum, es für andere zu betonen, damit sie es gleich sehen. Sondern für sich selbst hat sie es betont, daß sie den Mann "im Rücken fühlt" während sie an die Tochter schreibt sozusagen. Denn, also ich fühle tatsächlich eher diese gemeinsame Front gegen die Tochter, bestehend aus Mutter und Vater, zumindest möchte das die Mutter gerne. Aus dem Text "herausgefühlt", und mit den Hintergrundinformationen erst recht.

Die Lösung für Deine Gedankenakrobatik ist, sie hat es unbewußt auseinandergeschrieben!
Sie hat tatsächlich überlegt, ob sie in der Ich-Form schreibt und hat sich dann aber für das WIR entschieden, um zumindest den Anschein einer zusammenstehenden Familie zu erwecken. Aber schlußendlich geht es nicht um die bewußte Kenntlichmachung des WIR, sondern darum, daß ihr Innerstes längst weiß, daß es kein Wir gibt, ihre Logik und Emotion das aber möchte (deswegen hat sie überhaupt erst ein Wir geschrieben).
Also noch mal: Sie hat es unbewußt auseinandergeschrieben! Das ist ja das Interessante an der Graphologie, ähnlich der Körpersprache. Die eigene innere Haltung kann nur schwer verborgen werden. In der Körpersprache sagt man, man kann nicht nicht kommunizieren!


Zitat:Diese Stelle. Die Familie hat miteinander Probleme, und auch jeder für sich hat welche. Die Mutter sieht offenbar die Lösung für die Tochter in einer Heimeinweisung, und leidet vermutlich an der Vereitelung dessen durch den Vater. Sie wünscht sich aber seine Unterstützung. Daher "ein betontes wir", nur für sie selbst betont, weil sie sich der Situation allein nicht gewachsen fühlt bzw. allein nicht umsetzen kann, was sie für hilfreich erachtet. Sie hätte gerne "eine gemeinsame Front".

Siehe den Absatz zuvor.


Zitat:Ha, und das heißt, es gibt keine Gemeinsamkeit, jeder steht für sich. Und damit bin tatsächlich auch ich bei Hælvards Analyse angelangt.

Na endlich  Wow


Zitat:Sieht man eigentlich Aggressionen in der Schrift? Obwohl, Depressive sind auch oft egoman und sehen überhaupt niemanden mehr außer sich selbst (und ihr Leiden).

Ja, das kann man sehen. Es gibt dafür mehrere Anhaltspunkte und Schriftmerkmale. Ich denke aber, daß das ein eigenes Thema ist und hier den Rahmen sprengen würde.


Zitat:Der Text nämlich hat schon was leicht aggressives, finde ich. Eine liebende Mutter, der das Wohlergehen ihres Kindes am Herzen liegt, lese ich da jedenfalls nicht raus. Eher eine Hausherrin, die dem Personal nicht so recht traut.

Das ist wohl so, da die Mutter vorwiegend Hausfrau ist, soweit ich weiß. Sie organisiert also alles, wobei das nicht ihre Stärke ist, wie man an den sich teils überschneidenden Ober- und Unterlängen im Brief erkennen kann.

   
Ober- und Unterlängen überschneiden sich


Zitat:Wenn dieses "Ding" denn wieder funktionieren würde. Denn sie reduziert ihre Tochter schon auf eine "Funktion". Kein nettes aufmunterndes Wort wie "mach's Dir gemütlich und bleibe tapfer, wir sind bald wieder da", und wohin sie sich wenden könnte, wenn was ist. Nicht mal ein "ich" bei "hab Dich lieb" ist sie ihr wert (und das "Dich" noch durchgestrichen oder vielleicht sogar "erdolcht").
Nur Aufgaben, und die auch noch mit Nachdruck. Und es klingt ja grob wie: "Sieh' zu, wie Du klarkommst, und mache es bloß richtig, sonst ist die Mutti enttäuscht und der Papi nämlich auch." Darüber schwebt ja noch die Heimeinweisung.

Und dieses Getue mit dem Hund (Obelyx scheint ja ein Hund zu sein). Der wird "ins Bett gebracht", mit "Betthupferl". Da sollte aber stehen: "Ich habe Dir ein Betthupferl aufs Kissen gelegt, laß' es Dir schmecken, Deine Mami". Oder so.

Der Zettel wurde aber nicht zerknüllt. Statt dessen nimmt die Tochter Drogen. Ja, in diesem kleinen Zettel steht wirklich eine ganze (dramatische) Familiengeschichte.

Man muß hier beim Thema bleiben. Es geht um Graphologie, also um die Deutung der Schrift, nicht um die Interpretation eines Briefes, auch wenn der Inhalt mit der Schrift natürlich zusammenhängt.

Man darf trotz der ganzen Probleme, die diese Familie hat, nicht übersehen, daß die Handschrift auch sehr viel Potential anzeigt, auf welches die Schreiberin zurückgreifen kann.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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