Wozu Graphologie fähig ist!
#11
(19.11.12022, 18:33)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-77248.html#pid77248Ich schaue inzwischen schon manchmal aufmerksamer auf Schriften überhaupt. Jedoch ohne verwertbares Ergebnis, das heißt, meine "Ergebnisse" passen nie so recht zu der Person dann. Oder ich komme sowieso zu keinem "Ergebnis". Ich halte mich für einen relativ guten Beobachter, und trotzdem ist das so. Abseits davon, daß ich Deine Beiträge dazu gelesen habe, beschäftige ich mich aber auch nicht damit.

Graphologie ist nur eine Facette von vielen, um sein Umfeld besser einschätzen zu können.
Dazu gehören Dinge wie Körpersprache, Etikette, empathische Wahrnehmung usw.

Und nicht jeden interessiert das Schriftthema, zumal auch immer weniger mit der Hand geschrieben wird, die Kinder in den Schulen irgendwas lernen, nur keine individuelle Handschrift, was eine Persönlichkeit unterbinden soll etc.

Mich hat das Thema schon immer angesprochen, weil ich schöne Handschriften immer gerne angeschaut habe, sie wie ein Bild betrachtet habe.


Zitat:Das liegt vielleicht einfach daran, daß sonst kaum jemand was inhaltlich beitragen kann. Meine Beiträge jetzt sind ja inhaltlich auch eher schwach. Mir hat das jetzt jedenfalls schon (ein wenig) mehr Verständnis gebracht, einfach weil man mit Antworten auf Fragen oder Bemerkungen etwas mehr, mit mehr Blickwinkeln, ins Thema kommt. Und es so nach und nach einfach besser verstehen kann.

Ich finde es prima, daß dank Dir zu diesem Thema mal ein Austausch stattfindet.
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#12
Nachfolgend ein weiteres Beispiel, welches belegt, daß das Geschriebene Einfluß auf die Handschrift nimmt. Ein Brief einer Mutter an ihre jugendliche Tochter, ein Aufgabenzettel sozusagen.

   

Ein sehr schönes harmonisches Schriftbild, wie ich finde. Beim ersten Betrachten fallen mir drei Dinge ins Auge.
Zum einen der immer wieder unter der Zeile startende Anstrich (beim zweiten Wort "mein"), zum zweiten die teils zu großen Abstände zwischen den Wörtern und zum dritten das eigentlich interessante, das erste Wort der letzten Zeile, das W i r.

Die komplette Schrift ist sehr verbunden, nur selten einzeln stehende Buchstaben. Und genau bei dem Wort, wo es um die Familie geht, das WIR, steht jeder Buchstabe für sich.
Mit einem etwas geübten Blick fällt einem das ins Auge, und es spricht Bände. Man muß kein Graphologe sein, um zu verstehen, daß es gar kein WIR gibt, sondern daß die Familienverhältnisse angespannt bis desaströs sind. Jeder macht sein eigenes Ding. Vater, Mutter und Kind.

Es ist einfach faszinierend, daß man anhand eines Wortes, welches sich auf die Familie bezieht, erkennen kann, daß das Bild der heilen Familie, welches oftmals nach außen getragen wird, nur Schauspiel ist.

Auch das letzte Wort bzw. der Anfangsbuchstabe vom "Dich" ist anders geschrieben, als die anderen Ds im Text, viel größer. Das heißt, man mißt der Tochter, um die es ja in diesem Schreiben geht, besondere Aufmerksamkeit bei.

Meine Nachfrage bestätigte diesen Sachverhalt. Und auch das Thema allgemein. Der Mann pendelt zwischen Arbeit und Kneipe, die Frau in ständiger Ablenkung mit irgendwelchen Sachen, um nur nicht nachdenken zu müssen, das Kind in einer vollpubertären Phase mit Alkohol, Drogen und emotionalen Ausbrüchen.
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#13
Ja, das ist wirklich faszinierend. Spannend finde ich auch vor allem, wenn man dann einiges noch nachprüfen kann, ob es zur Schriftanalyse auch paßt.

Wenn man jetzt aber gar nichts von der Familie wüßte. Könnte es auch möglich sein, daß das Wort "wir" aus anderen Gründen so geschrieben wurde?

Also beispielsweise, weil die Mutter nicht allein, sondern für beide Eltern geschrieben hat, betont sie das Wort "wir". Dann stünde es nicht mehr für Zerrissenheit der Familie, sondern sogar für Gemeinsamkeit, und zwar der Eltern.

Ich finde Deine Analyse schon schlüssig, insbesondere mit den weiteren Informationen zur Familie. Wenn ich den Text ohne Deine Analyse angesehen hätte, hätte ich dieses Wort "wir" allerdings ganz anders aufgefaßt (wenn mir das denn aufgefallen wäre). Und zwar als betont die beiden gemeinsam, die Mutter, und der Vater auch. Entweder um gemeinsames Vertrauen in die Tochter rüberzubringen, oder aber, um autoritär zu unterstreichen.
Es scheint ja ein älterer Text zu sein, und früher war das ja schon häufiger so, daß der Vater als Autorität "genutzt" wurde.

Was mir auch auffällt, das Wort "Dummheiten". Erst wird es verbessert von Einzahl auf Mehrzahl, und dann sogar nochmal in Druckbuchstaben druntergeschrieben. Das wird damit schon ordentlich betont.

Es stützt aber möglicherweise auch die These oben, daß "wir" so betont geschrieben wird, um Autorität (Mutter und Vater) auszudrücken.

Was mir auch auffällt, daß die Klammer um das Wort Dummheiten in Druckbuchstaben dann wiederum ein Wort in der Zeile darunter durchstreicht. Und das ist ja schon ein bedeutendes Wort in einem bedeutenden Satz, das da durchgestrichen wird. Das wiederum könnte auch ein Hinweis sein, daß es da Probleme gibt in der Beziehung zur Tochter.
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#14
(02.12.12022, 00:42)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-77500.html#pid77500Ja, das ist wirklich faszinierend. Spannend finde ich auch vor allem, wenn man dann einiges noch nachprüfen kann, ob es zur Schriftanalyse auch paßt.

Wenn man jetzt aber gar nichts von der Familie wüßte. Könnte es auch möglich sein, daß das Wort "wir" aus anderen Gründen so geschrieben wurde?

Ja, es ist spannend und für unsere Logik irgendwie unabdingbar zu erfahren, ob das Analysierte zutrifft oder nicht! Ich habe gelernt, meiner Analyse zu vertrauen, denn mit der Vielzahl der durchgearbeiteten Schriftproben bestätigt sich alles ausnahmslos. Da kann der betroffene Schreiber (auch ohne Bestätigung durch ihn) noch so viel herumlamentieren, daß das nicht sein könnte usw.
Es paßt, wobei man natürlich auch nicht nur ein Merkmal herausnehmen sollte. Denn andere Eigentschaften sind durchaus in der Lage, diese oder jene "Schwäche" etwas aufzuheben. Man muß das also im Kontext betrachten.

Das widerspricht sich scheinbar mit dem Fallbeispiel, wo einzig auf ein Merkmal geschaut wird.
Aber bei so deutlich herausstechenden und sich unterscheidenden Schreibweisen, kann man das Geschriebene mit dem Inhalt abgleichen. Das zusammen ergibt dann plötzlich einen sehr viel tieferen Einblick. Das ist ja das Interessante dabei.


Zitat:Also beispielsweise, weil die Mutter nicht allein, sondern für beide Eltern geschrieben hat, betont sie das Wort "wir". Dann stünde es nicht mehr für Zerrissenheit der Familie, sondern sogar für Gemeinsamkeit, und zwar der Eltern.

Das W i r ist getrennt geschrieben, der Rest der Handschrift aber sehr verbunden. Das läßt nur einen Schluß zu.
Um Deinen Gedanken zu bestätigen, müßte es genau umgekehrt sein, also eine unverbundene Schrift und ein zusammengeschriebenes Wir.


Zitat:Ich finde Deine Analyse schon schlüssig, insbesondere mit den weiteren Informationen zur Familie. Wenn ich den Text ohne Deine Analyse angesehen hätte, hätte ich dieses Wort "wir" allerdings ganz anders aufgefaßt (wenn mir das denn aufgefallen wäre). Und zwar als betont die beiden gemeinsam, die Mutter, und der Vater auch. Entweder um gemeinsames Vertrauen in die Tochter rüberzubringen, oder aber, um autoritär zu unterstreichen.

Man kann Worte auch anders betonen, dazu muß man sie nicht auseinanderschreiben! Es geht um die Psychologie dahinter. Die Mutter schreibt das Wir auseinander, jeder Buchstabe (jedes Familienmitglied) steht für sich.

Wenn sie es hätte hervorheben wollen, hätte sie es unterstreichen können oder noch mal nachzeichnen. Sie hat es aber auseinandergerissen! Der einzige Schluß, den diese Schreibweise zuläßt, ist also: es gibt kein WIR.


Zitat:Es scheint ja ein älterer Text zu sein, und früher war das ja schon häufiger so, daß der Vater als Autorität "genutzt" wurde.

Es ist ein aktueller Text. Vielleicht deutest Du in einen einfachen Sachverhalt auch nur zu viel hinein, weil Dir hier noch der rote Faden fehlt?!


Zitat:Was mir auch auffällt, das Wort "Dummheiten". Erst wird es verbessert von Einzahl auf Mehrzahl, und dann sogar nochmal in Druckbuchstaben druntergeschrieben. Das wird damit schon ordentlich betont.

Definitiv. Scheint also ein Sorgenkind zu sein!


Zitat:Es stützt aber möglicherweise auch die These oben, daß "wir" so betont geschrieben wird, um Autorität (Mutter und Vater) auszudrücken.

Siehe meinen weiter oben ausgeführten Absatz.


Zitat:Was mir auch auffällt, daß die Klammer um das Wort Dummheiten in Druckbuchstaben dann wiederum ein Wort in der Zeile darunter durchstreicht. Und das ist ja schon ein bedeutendes Wort in einem bedeutenden Satz, das da durchgestrichen wird. Das wiederum könnte auch ein Hinweis sein, daß es da Probleme gibt in der Beziehung zur Tochter.

Ich hab die Stelle, die Du meinst, grün eingerahmt (siehe Bild unten).
Das ist in diesem Brief ein weiteres sehr schönes Beispiel, daß das Geschriebene mit dem Inhalt zusammenhängt. Das "Dich" ist durchgestrichen bzw. deutet dieser Strich den Versuch an, Einfluß auf das Kind zu nehmen. Notfalls auch mit drastischen Maßnahmen.
Eigentlich deuten sich überschneidende Ober- und Unterlängen (wobei die Klammer weder das eine noch das andere ausweist) auf mangelndes Organisationstalent hin. Übersetzt man das nun, zeigt es die Hilflosigkeit der Mutter mit dieser Situation. Sie kann das nicht lenken, hat keinen Zugriff, deswegen die Ergreifung von drastischen Maßnahmen.
Für diese Annahme muß man aber davon ausgehen, daß sie das Wort "Dummheiten" als letztes geschrieben hat bzw. nach dem die Zeile darunter schon geschrieben war.

Den Sachverhalt als solches kann ich Dir anhand meiner Nachfrage bestätigen. Ob sie das Wort DUMMHEITEN nachträglich hervorgehoben hat, nicht!

Die Eltern hatten bereits alles in die Wege geleitet, daß das Kind in ein Heim kommt, weil die Zustände zu Hause, durch das nicht mehr nur selbstzerstörerische Verhalten des Kindes, Ausmaße angenommen hatten, die mit einem Zusammenleben nicht mehr vereinbar waren. Schlußendlich lagen die Papiere vom Jugendamt auf dem Tisch, es scheiterte jedoch an der Unterschrift des Vaters. Er gibt sich lieber dem übermäßigen Alkoholkonsum hin und versucht sich dadurch der Situation zu entziehen.


   
Rot eingekreist sind die zu tiefen Anstriche, die im Erstbeitrag angesprochen wurden. Die weißen Linien zeigen die zu großen Wortabstände an.
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#15
Danke Hælvard, das ist so interessant!

Zu diesem Punkt habe ich noch eine Anmerkung oder vielleicht einfach ein Verständnisproblem:

Zitat:Wenn sie es hätte hervorheben wollen, hätte sie es unterstreichen können oder noch mal nachzeichnen. Sie hat es aber auseinandergerissen! Der einzige Schluß, den diese Schreibweise zuläßt, ist also: es gibt kein WIR.

Das sieht man aber, finde ich, schon mal, wenn ein bestimmtes Wort betont werden soll, dann schreiben viele es auseinander. Häufiger, als daß es unterstrichen wird, hätte ich jetzt gesagt.

Kann das denn gar nicht sein, unabhängig von diesem Text? Oder beziehst Du es nur auf diesen Text?


Zitat:Es ist ein aktueller Text. Vielleicht deutest Du in einen einfachen Sachverhalt auch nur zu viel hinein, weil Dir hier noch der rote Faden fehlt?!

Ach, das ist ein aktueller Text, hätte ich nicht vermutet. Und mit Sicherheit fehlt mir da der rote Faden. Noch, vielleicht ändert sich das ja irgendwann, das kann ich noch nicht überschauen. Man muß ja nicht auf jedem Gebiet ein Fachmann werden. Aber ein wenig dazulernen kann man immer. Erstmal bin ich mehr "laienhaft interessiert", einfach weil es schon spannend ist.
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#16
Zitat:Das sieht man aber, finde ich, schon mal, wenn ein bestimmtes Wort betont werden soll, dann schreiben viele es auseinander. Häufiger, als daß es unterstrichen wird, hätte ich jetzt gesagt.

Ja korrekt, aber es würde anders aussehen. Zum Beispiel gleichzeitig noch etwas größer oder unterstrichen oder in einzelnen Großbuchstaben, vom Platz her herausgestellt etc.
Beim ersten Überfliegen ist mir das "Wir" nicht einmal sonderlich aufgefallen (also die Hervorhebung wird gar nicht transportiert, auch nicht empathisch zwischen den Zeilen, wenn es eine Betonung hätte sein sollen), nur die einzeln geschriebenen Buchstaben verraten die Psychologie dahinter, deswegen ist das auch ein perfektes Beispiel, wie ich finde.

So von Laie zu Laie.


@Haelvard: Das letzte "Dich" finde ich fast noch verstörender! Das D hat so einen Befehls/Zeigefingercharakter, und das D hüllt das i fast ein, das ist irgendwie aggressiv drängend. Oder wie kann man das deuten?
Erst wissen, dann denken. Erst denken, dann reden.
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#17
Zitat:Beim ersten Überfliegen ist mir das "Wir" nicht einmal sonderlich aufgefallen (also die Hervorhebung wird gar nicht transportiert, auch nicht empathisch zwischen den Zeilen, wenn es eine Betonung hätte sein sollen), nur die einzeln geschriebenen Buchstaben verraten die Psychologie dahinter, deswegen ist das auch ein perfektes Beispiel, wie ich finde.

Stimmt! Idee Mir wäre es (ziemlich wahrscheinlich) nicht aufgefallen. Denn ich dachte noch, als Hælvard darauf hinwies, ja stimmt, die sind auseinandergeschrieben, die Buchstaben.
Und was gar nicht hervortritt, ist wohl kaum als Betonung gemeint. Das ist so völlig logisch.


Zitat:So von Laie zu Laie.

Danke für die "laienhafte Erklärung", die finde ich sehr eingängig. Aber das sagte ich ja auch gleich, daß ich mir da noch nie einen Reim machen konnte auf eine Schrift.

Aber jetzt denke ich gleich, ist es vielleicht "nur" logisch? Vielleicht ging es nicht darum, es für andere zu betonen, damit sie es gleich sehen. Sondern für sich selbst hat sie es betont, daß sie den Mann "im Rücken fühlt" während sie an die Tochter schreibt sozusagen. Denn, also ich fühle tatsächlich eher diese gemeinsame Front gegen die Tochter, bestehend aus Mutter und Vater, zumindest möchte das die Mutter gerne. Aus dem Text "herausgefühlt", und mit den Hintergrundinformationen erst recht.


Zitat:Schlußendlich lagen die Papiere vom Jugendamt auf dem Tisch, es scheiterte jedoch an der Unterschrift des Vaters. Er gibt sich lieber dem übermäßigen Alkoholkonsum hin und versucht sich dadurch der Situation zu entziehen.

Diese Stelle. Die Familie hat miteinander Probleme, und auch jeder für sich hat welche. Die Mutter sieht offenbar die Lösung für die Tochter in einer Heimeinweisung, und leidet vermutlich an der Vereitelung dessen durch den Vater. Sie wünscht sich aber seine Unterstützung. Daher "ein betontes wir", nur für sie selbst betont, weil sie sich der Situation allein nicht gewachsen fühlt bzw. allein nicht umsetzen kann, was sie für hilfreich erachtet. Sie hätte gerne "eine gemeinsame Front".

Ha, und das heißt, es gibt keine Gemeinsamkeit, jeder steht für sich. Und damit bin tatsächlich auch ich bei Hælvards Analyse angelangt.
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#18
(05.12.12022, 00:08)THT schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-77544.html#pid77544@Haelvard: Das letzte "Dich" finde ich fast noch verstörender! Das D hat so einen Befehls/Zeigefingercharakter, und das D hüllt das i fast ein, das ist irgendwie aggressiv drängend. Oder wie kann man das deuten?

Das kann man so sehen.
Der Anfangsbuchstabe ist bei diesem Wort etwas geschwollener als bei den anderen. Das fällt natürlich auf. Es ist prinzipiell ein Hinweis auf Selbstüberschätzung, aber auch für Anmaßung. In diesem Fall dann gegenüber der Tochter. Wer weiß, was sich in diesem Haushalt noch so alles abspielt?

Der geschwollene Anfangsbuchstabe besitzt zudem eine kleine Schleife/Öse. Das zeigt die eigentliche Unsicherheit des Schreibers, ob man sich tatsächlich auf die Tochter verlassen kann, wird angezweifelt.

Es ist nur ein einzelnes Merkmal und wird deshalb normalerweise nicht gedeutet. Im Kontext zum Geschriebenen ergibt diese Herausstellung und andere Schreibweise dann aber wieder einen Sinn und verrät so viel mehr.

Man muß hier ähnlich intuitiv vorgehen wie bei der Körpersprache, bei der man auch nicht nur das Merkmal allein bewerten darf, sondern man muß die äußeren Umstände mit in Betracht ziehen.

Ein weiteres interessantes Merkmal ist wiederum, daß der Endstrich vom h in diesem Wort (Dich) nach oben deutet. Die Schreiberin versucht hier also positiv und motiviert zu bleiben.

   

Der Endstrich in der Verlängerung des Endbuchstabens gibt Auskunft über die eigene Motivation, die Prioritäten, die Art und Weise wie man selbst mit anderen Menschen umgeht.

Jedes Wort hat eine Anatomie, ähnlich wie ein Brief. Also Einführung, Hauptbeschreibung und Problemlösung. Unter diesem Gesichtspunkt wird es vielleicht einfacher zu verstehen, warum ein Schreiber ein Wort mit Bezug auf eine Situation oder Person plötzlich anders schreibt, als er es in der Regel tut.

Bei dem in grün eingerahmten letzten Buchstaben (h) deutet der Endstrich nach unten. Das ist insofern interessant, da viele Wortendungen bzw. der Endstrich des letzten Buchstabens oft betont nach oben deuten.

   

Im Zusammenhang mit dem geschriebenen Wort/Satz (hab Dich lieb), deutet das auf Traurigkeit/Depression bis Resignation hin. Hier ist der Schreiberin die Motivation verlorengegangen durch wahrscheinlich zu viele Enttäuschungen etc., was nicht heißt, daß das Kind nicht geliebt wird. 

Also ein Wechselbad der Gefühle, was die Tochter betrifft.
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#19
Sieht man eigentlich Aggressionen in der Schrift? Obwohl, Depressive sind auch oft egoman und sehen überhaupt niemanden mehr außer sich selbst (und ihr Leiden).

Der Text nämlich hat schon was leicht aggressives, finde ich. Eine liebende Mutter, der das Wohlergehen ihres Kindes am Herzen liegt, lese ich da jedenfalls nicht raus. Eher eine Hausherrin, die dem Personal nicht so recht traut.


Zitat:was nicht heißt, daß das Kind nicht geliebt wird.

Wenn dieses "Ding" denn wieder funktionieren würde. Denn sie reduziert ihre Tochter schon auf eine "Funktion". Kein nettes aufmunterndes Wort wie "mach's Dir gemütlich und bleibe tapfer, wir sind bald wieder da", und wohin sie sich wenden könnte, wenn was ist. Nicht mal ein "ich" bei "hab Dich lieb" ist sie ihr wert (und das "Dich" noch durchgestrichen oder vielleicht sogar "erdolcht").
Nur Aufgaben, und die auch noch mit Nachdruck. Und es klingt ja grob wie: "Sieh' zu, wie Du klarkommst, und mache es bloß richtig, sonst ist die Mutti enttäuscht und der Papi nämlich auch." Darüber schwebt ja noch die Heimeinweisung.

Und dieses Getue mit dem Hund (Obelyx scheint ja ein Hund zu sein). Der wird "ins Bett gebracht", mit "Betthupferl". Da sollte aber stehen: "Ich habe Dir ein Betthupferl aufs Kissen gelegt, laß' es Dir schmecken, Deine Mami". Oder so.

Der Zettel wurde aber nicht zerknüllt. Statt dessen nimmt die Tochter Drogen. Ja, in diesem kleinen Zettel steht wirklich eine ganze (dramatische) Familiengeschichte.
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Es bedanken sich:
#20
(05.12.12022, 01:41)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-77546.html#pid77546Vielleicht ging es nicht darum, es für andere zu betonen, damit sie es gleich sehen. Sondern für sich selbst hat sie es betont, daß sie den Mann "im Rücken fühlt" während sie an die Tochter schreibt sozusagen. Denn, also ich fühle tatsächlich eher diese gemeinsame Front gegen die Tochter, bestehend aus Mutter und Vater, zumindest möchte das die Mutter gerne. Aus dem Text "herausgefühlt", und mit den Hintergrundinformationen erst recht.

Die Lösung für Deine Gedankenakrobatik ist, sie hat es unbewußt auseinandergeschrieben!
Sie hat tatsächlich überlegt, ob sie in der Ich-Form schreibt und hat sich dann aber für das WIR entschieden, um zumindest den Anschein einer zusammenstehenden Familie zu erwecken. Aber schlußendlich geht es nicht um die bewußte Kenntlichmachung des WIR, sondern darum, daß ihr Innerstes längst weiß, daß es kein Wir gibt, ihre Logik und Emotion das aber möchte (deswegen hat sie überhaupt erst ein Wir geschrieben).
Also noch mal: Sie hat es unbewußt auseinandergeschrieben! Das ist ja das Interessante an der Graphologie, ähnlich der Körpersprache. Die eigene innere Haltung kann nur schwer verborgen werden. In der Körpersprache sagt man, man kann nicht nicht kommunizieren!


Zitat:Diese Stelle. Die Familie hat miteinander Probleme, und auch jeder für sich hat welche. Die Mutter sieht offenbar die Lösung für die Tochter in einer Heimeinweisung, und leidet vermutlich an der Vereitelung dessen durch den Vater. Sie wünscht sich aber seine Unterstützung. Daher "ein betontes wir", nur für sie selbst betont, weil sie sich der Situation allein nicht gewachsen fühlt bzw. allein nicht umsetzen kann, was sie für hilfreich erachtet. Sie hätte gerne "eine gemeinsame Front".

Siehe den Absatz zuvor.


Zitat:Ha, und das heißt, es gibt keine Gemeinsamkeit, jeder steht für sich. Und damit bin tatsächlich auch ich bei Hælvards Analyse angelangt.

Na endlich  Wow


Zitat:Sieht man eigentlich Aggressionen in der Schrift? Obwohl, Depressive sind auch oft egoman und sehen überhaupt niemanden mehr außer sich selbst (und ihr Leiden).

Ja, das kann man sehen. Es gibt dafür mehrere Anhaltspunkte und Schriftmerkmale. Ich denke aber, daß das ein eigenes Thema ist und hier den Rahmen sprengen würde.


Zitat:Der Text nämlich hat schon was leicht aggressives, finde ich. Eine liebende Mutter, der das Wohlergehen ihres Kindes am Herzen liegt, lese ich da jedenfalls nicht raus. Eher eine Hausherrin, die dem Personal nicht so recht traut.

Das ist wohl so, da die Mutter vorwiegend Hausfrau ist, soweit ich weiß. Sie organisiert also alles, wobei das nicht ihre Stärke ist, wie man an den sich teils überschneidenden Ober- und Unterlängen im Brief erkennen kann.

   
Ober- und Unterlängen überschneiden sich


Zitat:Wenn dieses "Ding" denn wieder funktionieren würde. Denn sie reduziert ihre Tochter schon auf eine "Funktion". Kein nettes aufmunterndes Wort wie "mach's Dir gemütlich und bleibe tapfer, wir sind bald wieder da", und wohin sie sich wenden könnte, wenn was ist. Nicht mal ein "ich" bei "hab Dich lieb" ist sie ihr wert (und das "Dich" noch durchgestrichen oder vielleicht sogar "erdolcht").
Nur Aufgaben, und die auch noch mit Nachdruck. Und es klingt ja grob wie: "Sieh' zu, wie Du klarkommst, und mache es bloß richtig, sonst ist die Mutti enttäuscht und der Papi nämlich auch." Darüber schwebt ja noch die Heimeinweisung.

Und dieses Getue mit dem Hund (Obelyx scheint ja ein Hund zu sein). Der wird "ins Bett gebracht", mit "Betthupferl". Da sollte aber stehen: "Ich habe Dir ein Betthupferl aufs Kissen gelegt, laß' es Dir schmecken, Deine Mami". Oder so.

Der Zettel wurde aber nicht zerknüllt. Statt dessen nimmt die Tochter Drogen. Ja, in diesem kleinen Zettel steht wirklich eine ganze (dramatische) Familiengeschichte.

Man muß hier beim Thema bleiben. Es geht um Graphologie, also um die Deutung der Schrift, nicht um die Interpretation eines Briefes, auch wenn der Inhalt mit der Schrift natürlich zusammenhängt.

Man darf trotz der ganzen Probleme, die diese Familie hat, nicht übersehen, daß die Handschrift auch sehr viel Potential anzeigt, auf welches die Schreiberin zurückgreifen kann.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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