Wozu Graphologie fähig ist!
#14
(02.12.12022, 00:42)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-77500.html#pid77500Ja, das ist wirklich faszinierend. Spannend finde ich auch vor allem, wenn man dann einiges noch nachprüfen kann, ob es zur Schriftanalyse auch paßt.

Wenn man jetzt aber gar nichts von der Familie wüßte. Könnte es auch möglich sein, daß das Wort "wir" aus anderen Gründen so geschrieben wurde?

Ja, es ist spannend und für unsere Logik irgendwie unabdingbar zu erfahren, ob das Analysierte zutrifft oder nicht! Ich habe gelernt, meiner Analyse zu vertrauen, denn mit der Vielzahl der durchgearbeiteten Schriftproben bestätigt sich alles ausnahmslos. Da kann der betroffene Schreiber (auch ohne Bestätigung durch ihn) noch so viel herumlamentieren, daß das nicht sein könnte usw.
Es paßt, wobei man natürlich auch nicht nur ein Merkmal herausnehmen sollte. Denn andere Eigentschaften sind durchaus in der Lage, diese oder jene "Schwäche" etwas aufzuheben. Man muß das also im Kontext betrachten.

Das widerspricht sich scheinbar mit dem Fallbeispiel, wo einzig auf ein Merkmal geschaut wird.
Aber bei so deutlich herausstechenden und sich unterscheidenden Schreibweisen, kann man das Geschriebene mit dem Inhalt abgleichen. Das zusammen ergibt dann plötzlich einen sehr viel tieferen Einblick. Das ist ja das Interessante dabei.


Zitat:Also beispielsweise, weil die Mutter nicht allein, sondern für beide Eltern geschrieben hat, betont sie das Wort "wir". Dann stünde es nicht mehr für Zerrissenheit der Familie, sondern sogar für Gemeinsamkeit, und zwar der Eltern.

Das W i r ist getrennt geschrieben, der Rest der Handschrift aber sehr verbunden. Das läßt nur einen Schluß zu.
Um Deinen Gedanken zu bestätigen, müßte es genau umgekehrt sein, also eine unverbundene Schrift und ein zusammengeschriebenes Wir.


Zitat:Ich finde Deine Analyse schon schlüssig, insbesondere mit den weiteren Informationen zur Familie. Wenn ich den Text ohne Deine Analyse angesehen hätte, hätte ich dieses Wort "wir" allerdings ganz anders aufgefaßt (wenn mir das denn aufgefallen wäre). Und zwar als betont die beiden gemeinsam, die Mutter, und der Vater auch. Entweder um gemeinsames Vertrauen in die Tochter rüberzubringen, oder aber, um autoritär zu unterstreichen.

Man kann Worte auch anders betonen, dazu muß man sie nicht auseinanderschreiben! Es geht um die Psychologie dahinter. Die Mutter schreibt das Wir auseinander, jeder Buchstabe (jedes Familienmitglied) steht für sich.

Wenn sie es hätte hervorheben wollen, hätte sie es unterstreichen können oder noch mal nachzeichnen. Sie hat es aber auseinandergerissen! Der einzige Schluß, den diese Schreibweise zuläßt, ist also: es gibt kein WIR.


Zitat:Es scheint ja ein älterer Text zu sein, und früher war das ja schon häufiger so, daß der Vater als Autorität "genutzt" wurde.

Es ist ein aktueller Text. Vielleicht deutest Du in einen einfachen Sachverhalt auch nur zu viel hinein, weil Dir hier noch der rote Faden fehlt?!


Zitat:Was mir auch auffällt, das Wort "Dummheiten". Erst wird es verbessert von Einzahl auf Mehrzahl, und dann sogar nochmal in Druckbuchstaben druntergeschrieben. Das wird damit schon ordentlich betont.

Definitiv. Scheint also ein Sorgenkind zu sein!


Zitat:Es stützt aber möglicherweise auch die These oben, daß "wir" so betont geschrieben wird, um Autorität (Mutter und Vater) auszudrücken.

Siehe meinen weiter oben ausgeführten Absatz.


Zitat:Was mir auch auffällt, daß die Klammer um das Wort Dummheiten in Druckbuchstaben dann wiederum ein Wort in der Zeile darunter durchstreicht. Und das ist ja schon ein bedeutendes Wort in einem bedeutenden Satz, das da durchgestrichen wird. Das wiederum könnte auch ein Hinweis sein, daß es da Probleme gibt in der Beziehung zur Tochter.

Ich hab die Stelle, die Du meinst, grün eingerahmt (siehe Bild unten).
Das ist in diesem Brief ein weiteres sehr schönes Beispiel, daß das Geschriebene mit dem Inhalt zusammenhängt. Das "Dich" ist durchgestrichen bzw. deutet dieser Strich den Versuch an, Einfluß auf das Kind zu nehmen. Notfalls auch mit drastischen Maßnahmen.
Eigentlich deuten sich überschneidende Ober- und Unterlängen (wobei die Klammer weder das eine noch das andere ausweist) auf mangelndes Organisationstalent hin. Übersetzt man das nun, zeigt es die Hilflosigkeit der Mutter mit dieser Situation. Sie kann das nicht lenken, hat keinen Zugriff, deswegen die Ergreifung von drastischen Maßnahmen.
Für diese Annahme muß man aber davon ausgehen, daß sie das Wort "Dummheiten" als letztes geschrieben hat bzw. nach dem die Zeile darunter schon geschrieben war.

Den Sachverhalt als solches kann ich Dir anhand meiner Nachfrage bestätigen. Ob sie das Wort DUMMHEITEN nachträglich hervorgehoben hat, nicht!

Die Eltern hatten bereits alles in die Wege geleitet, daß das Kind in ein Heim kommt, weil die Zustände zu Hause, durch das nicht mehr nur selbstzerstörerische Verhalten des Kindes, Ausmaße angenommen hatten, die mit einem Zusammenleben nicht mehr vereinbar waren. Schlußendlich lagen die Papiere vom Jugendamt auf dem Tisch, es scheiterte jedoch an der Unterschrift des Vaters. Er gibt sich lieber dem übermäßigen Alkoholkonsum hin und versucht sich dadurch der Situation zu entziehen.


   
Rot eingekreist sind die zu tiefen Anstriche, die im Erstbeitrag angesprochen wurden. Die weißen Linien zeigen die zu großen Wortabstände an.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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